Nun habe ich in der letzten Zeit einige Threads darüber gelesen und bin zu dem Schluss gelangt, dass ich hier den Sprung im Korbdeckel und seine Kollegen mal etwas näher erläutern möchte.
Zunächst einmal kommen diese Art von Fehlern nur in der Version des Plattendruckes vor. Daher betrifft es alle Werte der Rosettenausgabe mit der Ausnahme der Mi.Nrn. 315 (2 Mio) ; 320 (30 Mio) ; 332 (5 Mrd auf 2 Mio).
Um nun den Begriff Parallelerscheinungen zu erläutern, muss man erstmal den Druckvorgang, respektive die Herstellung der Druckplatten verstehen. Die Marken dieser Ausgabe wurden in zwei Druckstufen gedruckt. Zuerst das Markenbild und dann der Werteindruck, bei den Überdruckwerten wurde zusätzlich ein dritter Druckgang vorgenommen um eben diesen Überdruck auf die Marke zu bringen.
Da die Fehler im Markenbild sind schauen wir uns auch nur diesen Teil des Druckes mal an. Wie entstand eine Druckplatte für das Markenbild? Hier wurde ein sogenanntes Ur-Klischee gefertigt und aus diesem dann vier Matritzen. Das Ur-Klischee hatte die Abmessungen 5 x 5 Marken, was einem viertel Bogen entspricht. Hieraus lässt sich nun auch recht einfach folgern, dass wenn auf Feld 1 des Ur-Klischees ein Fehler vorhanden ist, so erscheint dieser Fehler dann auch im Feld 6, 51 und - richtig - im Feld 56. Das ganze nennt man dann auch Parallelerscheinung.
Also hat die Parallelerscheinung erstmal gar nichts, wie so oft angenommen, mit dem Sprung zu tun. Der Sprung selbst, ist nichts anderes wie eine von mehreren Parallelerscheinungen dieser Ausgabe!!!
Dieser Begriff, der aus dem Sprachgebrauch der Drucker kam, hat in der Vergangenheit zu viel zu vielen Missverständnissen geführt. Der Verein der Deutschland Sammler, Infla Berlin, hat auch aus anderen Gründen die Parallelerscheinung umbenannt in Primärmerkmal. Dieses Primärmerkmal ist der Ur Fehler und spiegelt sich auf dem restlichen Bogen in den dementsprechenden Feldern wieder.
Nun welche Primärmerkmale gibt es und wo sind diese zu finden???
PM 3: der Schallbecher des rechten oberen Posthorns ist ungleichmässig und nicht rund ausgeformt. Feld 3 im Urklischee.
PM 4: die untere Randlinie ist links angeschrägt. Feld 4 im Urklischee
PM 5 - PE 11: eine Schraffur ist zum Mundstück des rechten oberen Posthorns gebogen. Feld 5 im Urklischee.
PM 6A & 6B - PE 7 & 8: Unterbrechung der 3. Rosettenlinie rechts, im linken oberen Posthorn fehlt eine Schraffe. Feld 6 im Urklischee.
PM 8: Sprung im Korbdeckel, Unterbrechung der 1. Rosettenlinie links. Feld 8 im Urklischee.
PM 10 - PE 5: Verbindung von 1. und 2. Rosettenlinie auf 7 Uhr. Feld 10 im Urklischee.
PM 11 - PE 4: Ausgefüllte Spitzen im unteren Rosettenzentrum. Feld 11 im Urklischee.
PM 12: Untere linke Ecke läuft spitz aus. Feld 12 im Urklischee.
PM 17 - PE 10: Mundstück des unteren linken Posthorns winklig mit danebenliegender Schraffe verbunden. Feld 17 im Urklischee.
PM 18 - PE 13: Drei statt vier Schraffurstriche im rechten unteren Posthorn. Feld 18 im Urklischee.
PM 19 - PE 3: Verbindung der 2. und 3. Rosettenlinie durch Verdickung, kurz vor 6 Uhr. Feld 19 im Urklischee.
PM 20 - PE 6: Unterbrechung der inneren Rosettenlinie auf 9 Uhr. Feld 20 im Urklischee.
PM 21: Warzenförmige Verdickung an der 4. Rosettenlinie, 12 Uhr. Feld 21 im Urklischee.
PM 23 - PE 1: Korrektur an der Schraffur am linken unteren Posthorn. Feld 23 im Urklischee.
PM 24 - PE 2: Punkt in der Schleife des rechten oberen Posthorns. Feld 24 im Urklischee.
PM I - bisher PE 9: verschobenes Markenbild, kann nur bei senkrecht zusammenhängenden Marken festgestellt werden. Feld 19/24 im Urklischee.
Noch ein paar Worte zu den Korrekturtypen, die im Michel aufgeführt sind. Der Sprung ist schon während der Produktion aufgefallen, daher hat man versucht diesen zu korrigieren. Da dies aber auf den fertigen Matrizen geschah, war dies nicht von Dauer. Daher entstanden unterschiedliche Formen, der Korrekturen. Es sind eigentlich nicht die Korrekturen an sich, sondern eher die Folgen die aus der Abnutzung resultieren. Daher ergeben sich dünnere oder verdickte Linien. Verbogene und anders als der Sprung gebrochene Linien. Summasummarum sind dies also alles verschiedene Stadien des Ausbruchs der Korrekturen.
Ich hoffe dass hat denjenigen die sich mit der Rosettenausgabe beschäftigen ein wenig geholfen. Ich werde auch versuchen, demnächst einige Bilder einzustellen. Wer es aber nicht erwarten kann oder unbedingt wissen möchte wie diese Primärfehler aussehen, der sollte schleunigst auf die Seite von Infla Berlin gehen. Dort unter der Rubrik Rosettenausgabe, findet ihr alle Details als PDF Dateien. Diese sind jedoch gegen ausdrucken etc geschützt.