Russland Postzensur 1914 - 1917

    Hallo DKKW,

    ich finde es ungewöhnlich, wie viele doch sehr deutlich lesbare Stempel auf der Rückseite zu finden sind. Nun bin ich (bei DK + SH) nicht der große Belegesammler, aber bei den wenigen, die ich habe, ist das für mich doch immer ein großes Rätseln (wegen des Lesbarkeit). Erst zuletzt konnte ich mit der hilfe von Nordlicht ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

    So gesehen für mich aus der Sicht des "Schöner-Stempel-Liebhabers" ein ganz toller Beleg, wo man wirklich auch jeden Teilschritt Deiner Erklärung "nachlesen" kann.

    Ein sehr schönes Stück, finde ich.

    Hallo zusammen,

    ich habe mal auf einer Karte versucht, den wahrscheinlichen Laufweg des Briefes aufzuzeichnen. Die Karte ist einem derart alten Atlas (ca. 1880) entnommen, dass da kein Copyright mehr drauf sein kann. Der Verlag existiert auch schon lange nicht mehr.
    Ich habe dabei unterstellt, dass nach Möglichkeit Bahnposten benutzt wurden (sonst wäre beispielsweise die Route Tiflis-Batum (Bahnpost)-Sewastopol (Schiffspost)-Moskau (Bahnpost) denkbar. Stempelmässig nicht dokumentiert ist der Einschiffshafen an der Pazifikküste also Wladiwostok oder Dalian (ehemals Port Artur). Da Dalian nach dem russisch-japanischen Krieg von Russland an Japan abgetreten werden musste, halte ich Wladiwostok für wahrscheinlicher.

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo zusammen,

    sieht fast so aus, als hätte ich tatsächlich in Silkeborg einen bislang unbekannten Zensurstempel entdeckt.

    Normalerweise sammel ich ja keine Kriegsgefangenenpost aber diese Postkarte fiel mir auf, da ich so einen Stempel bislang noch nicht gesehen hatte (was aber nichts bedeuten soll, da ich normalerweise auf Routen und Destinationen achte und nicht so sehr auf die Zensurstempel).

    Wie zu Hause habe ich den Speeckaert gezückt und .... bin nicht fündig geworden. Die Karte für am 12.11.14 in Pskov aufgegeben und war an einen russischen Kriegsgefangenen im Feldlazarett Soldau/Ostpreussen gerichtet. Den mir bislang unbekannten R1-Zensurstempel würde ich mit "Pskov'ker Militär Zensur No. 6" übersetzen. Der Speeckaert kennt einige Zensurstempel, aber alle erst ab 1915 registriert.

    Wie seht ihr das, eine Neuentdeckung oder hatte ich Tomaten auf den Augen?

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo DKKW,

    Glückwunsch. Den Stempel habe ich im Skipton & Michalove auch nicht gefunden.
    Eine Frage dennoch: Ist das Jahr wirklich 1914? Ich lese da '12.11.1917.'. Geht da aus dem Text etwas hervor?

    Suche Kaiserreich Russland - insbesondere Punkt-Nummernstempel und Postzensuren 1. Weltkrieg.

    Einmal editiert, zuletzt von 241264hsv-fan (5. Oktober 2015 um 15:16)

    Hallo 241264hsv-fan,

    ich habe auch lange rumgerätselt, 1914 oder 1917. Nach einem Blick durch einen Fadenzähler habe ich mich dafür entschieden, dass die letzte Ziffer einer 4 ähnlicher sieht als einer 7.

    Ich glaube nicht, dass der "kreuz und quer" geschriebene Kartentext weitere Informationen bereit hält, nichtsdestotrotz hier ein scan der Textseite.

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo zusammen,

    Zensurpost von und nach Finnland sammel ich nur eingeschränkt. Soll heissen, ich habe einige durchaus interessante Stücke, die mir aber als "Beifang" ins Netz gegangen sind.

    Bei der heutigen Karte ist das ein wenig anders, denn diese Postkarte aus Kapstadt wurde am 10. Juli 1915 nach Joensuu in Finnland geschickt. Zensiert wurde diese Karte aber nicht im damals zu Russland gehörenden Finnland, sondern in Petrograd.

    Auf der Adressseite wurde der Ovalstempel Typ 74 der 6. Petrograder EExpedition abgeschlagen (der Punkit rechts fehlt oder ist genau auf dem unteren Balken des Maschinenstempels von Cape Town gelandet). Der Stempeltyp 74 wird von Speeckaert als selten eingestuft. Die Destination Südafrika auf incoming post dürfte ebenfalls nicht häufig sein.

    Die Bildseite zeigt ein bunte Szene aus der Adderley Street in Kapstadt mit Blumenverkäuferinnen, Straßenbahn und Kutschen.

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo zusammen,

    in meinem Beitrag vom 2. April 2015 hatte ich geschrieben "Transitpost via Russland nach Persien habe ich bislang nicht zu Gesicht bekommen, müsste aber eigentlich auch existieren."

    Nun, ein holländischer Händler hat mein Flehen erhört und drei Belege nach Persien eingestellt: Ein Beleg aus Dänemark via Russland nach Persien aus dem Jahr 1885 (einzig bekannter Brief auf dieser Route bis 1905) und zwei Zensurbriefe aus dem 1. Weltkrieg nach Persien aus Großbritannien und Norwegen. Den Dänemark und den Norwegen-Beleg konnte ich erwerben.

    Der Norwegen-Beleg passt gut in diesen thread, deshalb werde ich ihn hier präsentieren:

    Abgestempelt am 23.August 1916 in Kristiania (seit 1924 Oslo) an das norwegische Konsulat in Teheran gerichtet. Rückseitig der Transitstempel von Petrograd vom 18.8.1926 (Jul. Kalender) und der Ankunftstempel von Teheran vom 11. XI.16.

    Russische Zensurbanderole und R3-Stempel der Postzensur Petrograd (Speeckaert Type 15, 1. Ekspeditatia, sehr häufig)

    Viele Grüße
    DKKW

    @ DKKW

    Ich möchte einfach mal loswerden, dass ich die vielen interessanten Belege und Ansichtskarten aus früheren Zeiten, die Du hier einstellst, für überaus interessant finde, auch wenn sie fast nie meinen Sammelgebieten entsprechen. Jedenfalls sind sie immer lehrreich und erweitern den Horizont. Dafür meinen herzlichen Dank.

    Gerade die letzte Ak aus Südafrika und deren Weg hat mich besonders angesprochen. Unabhängig von allen Stempeln und postalischen Laufwegen, ist doch die Karte des Straßenlebens in Kapstadt ein lebendiges Beispiel wie damals das Leben und die Moden waren, sozusagen eine historische Karte.

    Gruß von
    valgrande

    Hallo zusammen,

    heute ist mir eine hübsche Karte aus dem damals noch neutralen Rumänien nach Russland aus dem Dezember 1914 zugeflogen.

    Auch wenn der Stempel nur sehr unklar abgeschlagen ist, ich bin mir sehr sicher dass diese Karte in Iasi am 18.12.14 nach St. Petersburg in Russland abgeschickt wurde. Die Umbenennung in Petrograd im August 1914 hatte sich offenbar noch nicht bis Rumänien herumgesprochen.

    Die Karte wurde in Petrograd zensiert, auf dem Beleg ist der Zweikreisstempel der Postzensurstelle der 1. Ekspeditiatia Type 6 nach Speeckaert abgeschlagen ( 3 = weniger häufig).

    Es handelt sich um den ersten Beleg aus Rumänien nach Russland in meiner Sammlung!

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo zusammen,

    die Länder der iberischen Halbinsel fehlten mir bislang als Destination. Heute kann ich erstmals eine Postkarte nach Sevilla/Spanien aus dem Jahr 1917 präsentieren.

    Für mich sieht das wie eine Tauschsendung von Ansichtskartensammlern aus. Trotzdem finden sich drei Zensurstempel auf der Karte. Vermutlich machten die wenigen Worte die Karte besonders verdächtig.

    Neben dem Doppelkreisstempel Nr. 53 (Speeckaert Type 8, sehr häufig) finden wir den Ra-Stpl. "4" (Speeckaert Type 17, selten) der Moskauer Postzensur sowie der Ra2-Stempel Nr. 780 (Speeckaert Type 24, sehr häufig) der Postzensurstelle der 1. Ekspeditiatia Petrograd.

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo zusammen,

    ich habe schon so oft und in verschiedenen threads meine Verblüffung darüber geäußert, dass nach jahrelanger erfolgloser Suche plötzlich (von unterschiedlichen Anbietern) ein ganzes Grüppchen an Belegen auftaucht.

    So auch hier: In meinem letzten Beitrag hatte ich meinen ersten Zensurbeleg aus Russland nach Spanien vorgestellt. Kaum hatte ich den Beitrag geschrieben, tauchte, von einem anderen mir bislang unbekannten Anbieter, eine Postkarte aus Spanien nach Russland aus dem Jahr 1917 auf. Ich war aufs Neue sehr verblüfft.

    Die Karte dürfte in Barcelona geschrieben worden sein, der Stempel ist sehr undeutlich, ich meine aber "...ARCELON..." erkennen zu können. Zudem ist das Bildmotiv die "Plaza de la Universidad" in Barcelona.
    Die Karte ist offensichtlich am 16.5.17 in Petrograd eingegangen, unten ist ein weiterer Petrograd-Stempel abgeschlagen, diesmal vom 26.5.17. Zudem sind die Zensurstempel Nr. 78 (Speeckaert Type 27, 1 = sehr häufig) und Nr. 156 (Speeckaert Type 24, 1 = sehr häufig) der 1. Ekspeditatia abgeschlagen.

    Die Karte war aufgeklebt, ist also nicht perfekt erhalten. Trotzdem, nach jahrelanger Suche die erste "incoming mail" aus Spanien nach Russland aus der zeit des 1. Weltkrieges.

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo zusammen,

    in einem früheren Beitrag hat 241264hsv-fan die Frage aufgeworfen, wann Stempel und Aufkleber (hier ein Einschreibezettel) nach der Umbennung St. Peterburgs in Petrograd getauscht wurden.

    Zitat

    Original von 241264hsv-fan
    Hier habe ich mal wieder einen Zensurbrief sehr günstig bekommen. Dieser R-Brief lief von Petrograd nach Neuilly sur Seine. Freigemacht wurde der Brief mit 30 Kopeken, in Petrograd geöffnet und mit Lacksiegel (Type 46 nach Speeckaert) wieder geschlossen und zusätzlich mit dem Zensurstempel Nr. 17 (Skipton und Michalowe Figur 11) versehen.
    Interessanterweise wurden die Marken mit einem Stempel der neuen Bezeichnung "PETROGRAD" entwertet, auf dem R-Zettel befindet sich aber noch die alte Bezeichnung "St.-Petersbourg" (in französisch).

    Ich kann heute als Neuerwerbung einen eingeschriebenen Brief aus Petrograd vom 23.12.14 zeigen, der nach Kopenhagen/Dänemark gelaufen ist.

    Der Firmenzudruck zeigt bereits den neuen Namen Petrograd, aber sowohl Stempel als auch Einschreibezettel noch die alte Schreibweise St. Petersburg. Auch dieser Einschreibezettel zeigt die französische Schreibweise St. Pétersbourg.

    Rückseitig sehen wir ein wunderschön erhaltenes Lacksiegel (wohl Type 42) als auch den Zensurstempel No. 21 (Type 7) der 1. Ekspeditatia. Beides ist häufig nach Speeckaert

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo zusammen,

    neulich konnte ich eine 2c Postkarte aus San Francisco nach Russland erwerben. Aufgrund der 1. Zeile des Anschriftentextes (lateinische Schrift) nahm ich an, dass diese Karte via Japna und Sibirien verschicjt wurde. Der vorderseitig abgeschlagene Zensurstempel ist aber Type 24 der Postzensur der 1. Petrograder Ekspeditiatia (nach Speeckaert sehr häufig).

    Die in kyrillischer Schreibschrift abgefasste Adresse kann ich leider nicht entziffern, ich bitte hier wieder einmal um die Hilfe der russischsprachigen Forumsfreunde.

    Die Rückseite war zu meiner Überraschung auf deutsch geschrieben. Es handelt sich offenbar um Familienangehörige eines Kriegsgefangenen, die vor dem 1. Weltkrieg in die USA ausgewandert waren.

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo DKKW,

    ich versuche das mal mit meinem eingerosteten Schulrussisch ein wenig zu entziffern. Alles konnte ich nicht lesen aber hier meine Deutung:
    Adressiert ist der Brief an ein Kriegsgefangenenlager in Barnaul (Sibirien) in der Tomsker Straße (bei Tomsker Straße bin ich mir nicht ganz sicher). Der Empfänger ist wohl ein gewisser Mendel Schneider.

    Gruß phoenix

    Hallo phoenix,

    vielen Dank für die Hilfe. Mendel passt, so lautet ja auch die Anrede im Kartentext. Ein Lager in Barnaul erklärt natürlich den Versand via Japan (abgesehen davon, das San Franciso am Pazifik liegt). Barnaul liegt am Ob südlich von Novosibirsk (bis 1926 Novonikolajevsk). Eventuell musste eingehende Post an Kriegsgefangene in Petrograd zensiert werden, das wäre zumindest eine Erklärung für den Petrograder Zensurstempel und den riesigen Umweg den die Karte bei einem Versand via Japan nahm.

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo zusammen,

    heute zeige ich wieder einmal einen Brief nach Norwegen und zwar einen eingeschriebenen Geschäftsbrief aus Moskau nach Christiania (ab 1924 Oslo) aus dem Jahr 1916.

    Der mit einer 20 Kop. Marke frankierte Brief wurde am 28.6.16 in Moskau 65 abgestempelt und durchlief die Moskauer Postzensur. Auf der Vorderseite sehen wir den K2-Zensurstempel mit den Initialen H.M. (Speeckaert Type 4, häufig. Lt. Speeckaert sind 32 verschiedene Initialen bekannt).
    Rückseitig sind die norwegischen Stempel Kongsvinger 21. VII 16 (Grenzbahnhof zu Schweden) sowie Kristiania S und Kristiania vom 21.VII 16 abgeschlagen

    Interessant auch der französischsprachige R-Zettel der zusätzlich zur eingedruckten Einschreibenummer "702" die Postamtsnummer 65 sowie ein mir nicht erklärliches "E" aufgestempelt zeigt.

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo zusammen,

    heute kann ich wieder einmal einen Transitbrief der Transsibirien-Route präsentieren. Es handelt sich um einen Geschäftsbrief der Firma Tamura & Co aus Kobe in Japan an die Firma Van der Falk & Co in Rotterdam/Holland aus dem Jahr 1916.

    Das Stempeldatum von Kobe ist zu undeutlich um entziffert zu werden. Eigentlich sollte die erste Ziffer des internationalen Stempels von Kobe eine 7 sein. Bei den internationalen Stempeln war das Datum in europäischer Schreibweise angeordnet (Tag/Monat/Jahr), sonst schrieb man in Japan das Datum (Jahr/Monat/Tag). Da die rückseitigen Stempel aus dem Jahr 1916 stammen: Petrograd 11.4.16 (jul. Kalender) und Rotterdam 26.5.16 (greg. Kalender) sollte die japanische Jahreszahl 5 (Taisho = 1916) lauten.

    Der Brief wurde von der Postzensurstelle der 1. Ekspeditatia in Petrograd zensiert. Neben der Zensurbanderole ist der Ra3-Stempel Nr. 52 (Speeckaert Type 15, die häufigste Stempeltype der Petrograder Postzensur) abgeschlagen.

    Ich bin übrigens gerade an einem sehr ungewöhnlichen Beleg dran, drückt mir die Daumen.

    Viele Grüße
    DKKW

    Es ist ein Auslandsstempel in Lateinschrift, was man an KOBE JAPAN erkennen kann.
    Das Datum ist daher 7.?.16.

    Inlandsdatierung in Auslandsstempel gibt es nicht.

    "Schlitzaugenbelege"

    Hallo ligneN,

    stimmt :ups: hätte bloß meine anderen Japan-Belege angucken müssen. Die internationalen (bzw. Auslandsstempel) haben Jahreszahlen nach westlichem Muster und nicht nach dem dynastischen japanischen Kalender.

    Vielen Dank für den Hinweis.
    DKKW