Frankreich Mi 59 - Uralt-Bündel auflösen

Da sind Sie nun, die langen Winterabende. Zeit, sich der Dinge anzunehmen, die man extra für solche Tage aufbewahrt hat.

In einem Uraltposten, welchen ich vor einiger Zeit bei einem Internetauktionshaus erstand, befanden sich auch ein ganzer Schwung Bündel mit Frankreich-Marken.

Seit ein paar Tagen löse ich die Bündel nun nach und nach auf, um ... tja, weshalb eigentlich?
Teure Marken finden sich in Bündeln eher selten, aber dennoch bin ich jedes Mal aufs Neue aufgeregt wie ein kleines Kind beim Geschenke auspacken, wenn ich eines dieser Bündel auflöse. Stempel, Typen, Abarten, irgendwas schönes ist eigentlich meistens dabei. Und selbst wenn nur Schrott dabei herauskommt, so hatte man doch zumindest eine Zeit lang seinen Spaß.
Ein besonders zerknautschtes, 100er-Bündel der Mi 59, oder sollte man besser ein Klumpen schreiben, habe ich mir für heute Abend vorgenommen.

Um unserem Dänemark-Freund hier im Europa-Forum etwas Unterstützung
teilwerden zu lassen, und vielleicht dem ein oder anderen (Frankreich-)Sammler eine kleine Freude zu bereiten, habt Ihr hier nun also die Möglichkeit, quasi live,
an dieser, fast schon Operation teilzuhaben...

Das Bündel liess sich ohne Gewalt in genau 5 Teile trennen, welche seit einigen Minuten im lauwarmen Wasser treiben...

Die 5 Klümpchen lösen sich so langsam auf. Dabei taucht schon eine erste Überraschung auf...

Juuuuuhuuuu!!!! Ein sogenannter Neujahrsstempel, hier Nummer 28 im Kreis.
Sehr beliebt bei Altfrankreichsammlern, und bei mir sowieso. Grossartig!
Jetzt muss nur noch die Qualität der Marke einigermaßen stimmen, und ich bin schon mehr als zufrieden. Das Wasser wird langsam kalt...

Die Marke mit dem Neujahrsstempel ist hundsmiserabel erhalten, wie schade!
Naja, dass die Ausfallquote hoch sein dürfte, war dem Bündel anzusehen.

Jedenfalls entpuppt sich die bemalte Deckmarke als Teil eines Paares - aaarghh.
Ein gut erhaltenes Paar der Mi 84 (wird oft mit Mi 59 verwechselt) hat das Wasserbad ebenfalls bereits verlassen. Zwischendurch tauchte noch eine weitere Mi 31 der Niederlande auf, und gleich wieder ab...

Hier nun das Ergebnis:
Das Bündel hat 102 Marken enthalten, von denen sich immerhin 42 in sammelwürdiger Erhaltung befinden. Ganze 22 Marken gehörten eigentlich nicht in dieses Bündel. Ganz schön schwach, wenn man bedenkt, dass der "Bündler" nicht eine Mi 59 der besseren Type I übersehen hat...

Im einzelnen:

80 mal Mi 59 II, davon 31 Stück in ordentlicher Erhaltung.

19 mal Mi 84, davon 4 Stück Mi 84 I und 5 Stück Mi 84 II in ordentlicher Erhaltung.

1 mal Mi 73 a, mangelhaft

sowie
2 mal Niederlande Mi 31 b .

Das Paar der Mi 59 II mit Bahnpoststempel ORCHIES Á DOUAI wird jedenfalls in die Sammlung überführt.

Schönen Abend noch,
Frankreichsammler

Danke erstmal für die positive Kritik.
Steppenwolf hat nicht ganz unrecht mit der Bezeichnung "Briefträgerstempel".
Ursprünglich waren die gezeigten tatsächlich einst sogenannte "Briefträgerstempel".
Dennoch liegt hier eine Verwendung als "Neujahrsstempel" vor.
Die zweite Marke in der zweiten Reihe zeigt zusätzlich noch einen Datumsstempel. Wenn ich es richtig sehe vom 2. JANV.
Im folgenden ist das Ganze recht gut erklärt:
aus
Horst Hille, "Philatelistische Schriftenreihe", Heft 9 - Frankreich,
1961, Leipzig

Die linke Marke, Mi 59 II mit als Neujahrsstempel nachverwendetem grossen Nummernstempel. Völlig korrekt.
Die beiden anderen gehören nicht zur Sage-Reihe aus Frankreich, sondern zu den allgemeinen Ausgaben für die französichen Kolonien. Dort dann jeweils die nicht häufige Mi 51.
Die einzelnen Kolonien führten länger als das Mutterland Rautenpunktstempel, teils mit, teils ohne Buchstaben.
Es gibt da nur wenige Formen ohne Buchstaben, die sich an der Stellung der Punkte relativ leicht unterscheiden und der jeweiligen Kolonie zuordnen lassen. Genau da hört es bei mir aber auch auf, wobei ich zaghaft auf Reunion tippen würde. Die beiden letzteren also keine Marken mit Neujahrsstempel, dafür um einiges seltener als ein solcher!
Gruß,
Frankreichsammler