Bei Delcampe gelesen : Die belgische Post die schon länger nur noch Briefmarken ohne Nennwert ausgibt, erwägt alle Marken die noch ein Nominale in Euro (oder Franken) haben, für frankaturungültig zu erklären, weil der Nennwert nicht maschinenlesbar ist. Allerdings werden zuerst noch Konsultationen geführt. Delcampe ruft Philatelisten dazu auf, sich gegen das Vorhaben auszusprechen. Nicht nur würden viele postfrische Marken ungültig, sondern philatelistische Frankaturen würden vom Aussterben bedroht.
Schafft Belgien das Nominale ganz ab ?
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Jean Philippe
9. Mai 2021 um 17:54 Hat den Titel des Themas von „Schafft Belgien die Nominale ganz ab ?“ zu „Schafft Belgien das Nominale ganz ab ?“ geändert. -
Die Idee, nur noch Marken ohne explizite Wertangabe auszugeben, ist an sich gar nicht schlecht, das vereinfacht den Betrieb. Nur muss die Post dann für die noch im Umlauf befindlichen Marken mit Wertangaben eine angemessene Aufbrauchsfrist erlauben und Restbestände unbegrenzt zum "Tageskurs" umtauschen bzw. auszahlen. Also nicht einfach in Gutsherrenmanier ungültig erklären und auch nicht solche Halbheiten wie in Deutschland damals zur Euro-Umstellung und jetzt wieder mit den neuen Automaten, wo's keine "Flickwerte" gibt, was den Aufbrauch behindert. Philatelistische Frankaturen sind IMHO nicht so wichtig, die sind eh etwas Gekünsteltes. Aber mit den Briefmarken sind ja Leistungen vorausbezahlt worden, die müssen auch erbracht werden.
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Das hat doch sogar Vorteile - man kann weitere Preissteigerungen bei der Post vermeiden, wenn man sich einen ausreichenden Vorrat an Marken beiseite legt. Auch gibt es für ungebrauchte Marken in Sammlungen einen Inflationsausgleich, da die Marken im Nennwert steigen.
Ich verstehe auch nicht die immer wider aufkomemnde Kritik an der Deutschen Post. Man konnte damals alle DM Marken nach Euroeinführung über 1 Jahr umtauschen. Jeder hatte also lange genug die Möglichkeit seinen Markenbestand aufzubrauchen oder umzutauschen. Blos weil damals viele auf Wertsteigerungen nach Ablauf der Umtauschfrist spekuliert haben, die nicht eintrafen, muss man jetzt nicht andere dafür verantwortlich machen. Ich habe ausnahmslos jede mögliche DM Marke und Ganzsache umgetauscht und das auch allen anderen empfohlen. Ich wurde sogar von einem Vereinsvorsitzenden für blöd erklärt, da das alle machen würden, werden die Marken danach deutlich im Wert steigen. Er legte sich etliche komplette Sammlungen zur Seite. Eliche Jahre später als ich Ihn mal widergetroffen habe, hat er aufs übelste über die Post und den BDPh geschimpft, weil er betrogen worden wäre. Das war nur Selbstbetrug!
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saeckingen, aber was ist, wenn man nach Jahren noch vergessene ungebrauchte DM-Marken z. B. in Omas Schreibtisch findet? Geldscheine kann man noch umtauschen, Briefmarken nicht, obwohl die auch einen Geldeswert darstellten.
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Einmal muss natürlich schon Schluss sein. Man kann auch noch Reichsmark, Münzen, DDR-Geld usw. usw. finden. Vor 20 Jahren war Oma meist noch jung genug, um den Umtausch vorzunehmen.
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@jmh, versuche es mal so zu sehen: Eine Briefmarke ist praktisch gesehen nichts anderes als ein Gutschein für die Briefbeförderung. Gutscheine haben eine Mindestgültigkeit von 2 Jahren und dürfen danach ungültig werden. Die theoretisch unendliche Gültigkeit von Briefmarken ist schon ein großes Privileg.
saeckingen: 100% Zustimmung
Gruß
Uli
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uli, das kann man freilich so sehen, aber da bleiben noch etliche Fragen offen. Es gab ja mal eine Zeit, da war die Post eine Behörde. Wie sind oder waren da die Regeln für Gutscheine? Was ist der Unterschied zwischen Gutschein und "kleinem Inhaberpapier" (so wurden mal Briefmarken bezeichnet, mir ist der Zusammenhang entfallen)? Warum ist man 1969 von der begrenzten Gültigkeit von Briefmarken abgekommen? Wie wurde vorher der Umtausch von ungültig werdenden Marken gehandhabt?
Jean Philippe, bei RM und Mark der DDR sehe ich ein, dass damit irgendwann Schluss sein musste, die Staaten gibt's nicht mehr. Aber in Frankreich sind heute noch Marken in alten Francs gültig (nur nicht mehr viel wert), selbst solche aus dem Zweiten Kaiserreich und der Dritten Republik. Ganz zu schweigen von Ländern, die die Unverfrorenheit besaßen, alte Marken wieder in Kurs zu setzen ... Das ist alles ziemlich unlogisch und inkonsequent.
Ach ja: Gibt's eine Adresse, wo man sich bzgl. der genannten Konsultationen äußern kann?
-jmh
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Ich habe nochmal bei Delcampe geschaut. Die Konsultation wurde im März abgeschlossen und die alten Briefmarken sollen laut Plan der Post ab 1. Januar 2023 ungültig werden. Über einen eventuellen Umtausch steht da nichts. Seit 1998 gibt BPost keine Marken mit Nennwert mehr aus, so dass der Anteil an Briefen mit Marken in Euro oder BEF inzwischen verschwindend gering ist.
Jedes Land kann da machen wie es will und irgendwann werden auch die noch verbliebenen DM-Scheine demonetisiert werden, und wenn es noch so lange dauert.
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Zitat
Es gab ja mal eine Zeit, da war die Post eine Behörde. Wie sind oder waren da die Regeln für Gutscheine? Was ist der Unterschied zwischen Gutschein und "kleinem Inhaberpapier" (so wurden mal Briefmarken bezeichnet, mir ist der Zusammenhang entfallen)? Warum ist man 1969 von der begrenzten Gültigkeit von Briefmarken abgekommen? Wie wurde vorher der Umtausch von ungültig werdenden Marken gehandhabt?
Das war damals und jetzt ist jetzt und jetzt ist vieles anders als damals. Mit deiner "Argumentation" könnte man noch eine Menge anderer Dinge bemängeln (und sich zurück wünschen), die eigentlich niemand in Frage stellt.
Gruß
Uli
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saeckingen, aber was ist, wenn man nach Jahren noch vergessene ungebrauchte DM-Marken z. B. in Omas Schreibtisch findet? Geldscheine kann man noch umtauschen, Briefmarken nicht, obwohl die auch einen Geldeswert darstellten.
Das handhaben die Länder halt unterschiedlich. In Frankreich ist theoretisch die allererste Briefmarke noch zur Frankatur gültig (man beachte aber die Inflation, die Franzosen haben ja auch zwei Nullen gestrichen aka alte/neue Franc). Aber Geldscheine und Münzen kann man in Frankreich heute nicht mehr umtauschen. In Deutschland genau andersherum, Geldscheine und Münzen kannst du noch umtauschen, aber Briefmarken nicht mehr verwenden.
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Jean Philippe , danke für die Auskunft!
uli, die Fakten sind oft genug genannt worden, aber auf die Begründung kommt es an, und manches ist nur im historischen Kontext zu verstehen.
linos203, danke für den Hinweis auf die unterschiedlichen Regelungen - die machen dem Europäer, für den die Welt nicht an Oder, Rhein, Kattegat oder Pyrenäen zu Ende ist, das Leben freilich nicht leichter ...
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Höchste Zeit um Entwarnung zu geben : Inzwischen hat die belgische Regierung beschlossen, dass Briefmarken mit Wertangabe in Franken noch bis 2028 und solche in Euro sogar noch darüber hinaus gültig bleiben. Am 1.1.2023 passiert also nichts. Die Anzahl von Sendungen mit solchen Briefmarken ist inzwischen so gering dass sie eh nicht ins Gewicht fallen. Warum also Ärger schaffen ?
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"Was ist der Unterschied zwischen Gutschein und "kleinem Inhaberpapier" (so wurden mal Briefmarken bezeichnet, mir ist der Zusammenhang entfallen)? "
Ich finde den Begriff "kleines Inhaberpapier" für Briefmarken sehr spannend, daher hier eine kurze Erläuterung:
"1. Eine von der Deutschen Post AG herausgegebene Briefmarke erfüllt alle Voraussetzungen, die § 807 BGB an ein so genanntes kleines Inhaberpapier ellt.
2. Der Fall, dass die Briefmarke ihre Gültigkeit durch einen staatlichen Hoheitsakt verliert, so dass der in ihr verkörperte Anspruch auf eine Beförderungsleistung gemäß § 807 BGB nicht mehr durchgesetzt werden kann, ist im Gesetz nicht geregelt. Im Wege ergänzender Vertragsauslegung ergibt sich, dass verständige und redliche Vertragsparteien bei Kenntnis der Regelungslücke ein Umtauschrecht mit einer Gültigkeitsdauer von einem Jahr vereinbart hätten.
(BGH Urteil vom 11. 10. 2005 Az. XI ZR 395/04)"