Hallo zusammen,
da offenbar das Thema Plattenfehler vielen unter den Nägeln brennt habe ich mich entschlossen einen grundlegenden Beitrag zu diesem Thema zu schreiben. Da sich mein Wissen eher auf die "alten" Druckverfahren also Buchdruck und Stichtiefdruck bezieht können vielleicht andere wie thomasschrage@arcor.de etwas zu den moderneren Druckverfahren wie Offsetdruck oder Rastertiefdruck sagen.
Im Michel Spezial 2016 steht im Vorwort folgendes zum Thema Plattenfehler:
Plattenfehler sind Fehler im Markenbild die entweder schon bei der Herstellung der Druckformen oder durch Abnutzung oder Beschädigung derselben entstanden sind. Sie ziehen sich über ganze Auflagen oder größere Teilauflagen unverändert hin. ...
Bei den älteren Druckverfahren entstanden die Druckformen, hier in der Regel Druckplatten, zumeist in folgender Art und Weise:
Am Anfang steht eine Entwurfszeichnung eines Briefmarkenkünstlers. Diese wird dann auf Markengröße verkleinert, im Stichtiefdruckverfahren wird dies durch einen Stecher ausgeführt, sehr bekannt beispielsweise Czeslaw Slania.
So entsteht dann der Ur- bzw. Mutterstempel. Dieser wird, z. B. durch Galvanisierung vervielfältigt. Manchmal werden so Druckstöcke (ich bevorzuge den Begriff Druckklischée) für den kompletten Druckbogen, manchmal auch nur größere Einheiten (z. B. 10er Blöcke oder 25er Blöcke) hergestellt die ihrerseits so oft vervielfältigt werden bis ein kompletter Druckbogen erstellt ist. Jede Vervielfältigung kann natürlich zu (meist geringfügigen) Abweichungen vom Original führen. Ich bevorzuge deshalb die Begriffe Druckabweichung bzw. Feldmerkmal. Plattenfehler klingt gleich so imposant.
Außerdem können Druckabweichungen während des Druckprozesses durch Beschädigungen der Platte entstehen. Manchmal bleiben diese Beschädigungen konstant. Manchmal entwicklen sie sich mit fortschreitendem Druckprozess weiter. Sie "wachsen" sozusagen.
Wie entstehen Plattenfehlerverzeichnisse:
In den seltensten Fällen hat man Zugriff auf Probedruckbogen der Druckerei die die Marken produziert hat. Manche dieser Probedruckbogen sind in irgendwelchen Archiven versteckt, andere wie zum Beipiel die Probedruckbögen der American Bank Note Company New York (ABN) werden irgendwann über ein Auktionshaus versteigert und anschließend sehr häufig aufgeteilt.
Also benötigt man größere Bogenbestände um das nötige Vergleichsmaterial zu erhalten. Fragt mal nugman das ist nicht immer einfach. Man braucht also eine umfangreiche Bogensammlung die man entweder selbst angelegt hat oder man hat Gleichgesinnte die einem solche Bögen zu Forschungszwecken leihweise zur Verfügung stellen. Dann wird jeder Bogen Position für Position (in Deutschland in der Regel 50er oder 100er Bögen) untersucht. Jede Abweichung wird notiert oder heuzutage per Scan festgehalten.
Taucht die Abweichung in jedem Bogen oder auf sehr vielen Bogen auf der untersuchten Bogenposition auf, dann hat man ein Feldmerkmal entdeckt. Taucht die Abweichung nur einmal oder nur in wenigen Fällen auf, dann handelt es sich in aller Regel um einen Druckzufälligkeit.
Ist ein Feldmerkmal sehr markant dann wird häufig von Händlern oder auch Prüfern eine Katalogisierung in den gängigen Spezialkatalogen angeregt.
Als Beipiele zeige ich zwei in dänischen Katalogen aufgeführte Plattenfehler auf der 4RBS Marke (Mi. und AFA Nr.1.)
Der erste, der sogenannte Pemberton-Fehler (nach dem englischen Sammler benannt der ihn als erster beschrieben hat): Man sieht links, rechts und unten schräge Farbstriche über den Markenrand hinaus.
Der zweite Plattenfehler, "sprukken plade" also gebrochene Platte fing erst relativ unscheinbar an und wuchs sich über die fortschreitende Markenproduktion immer weiter aus. Evtl. hat Wolffi ein Exemplar aus späterer (Thiele II) Auflage. Hier auf der linken Marke des Paarstückes. Die "Sonne" in der Krone wurde übrigens durch ein im Papier eingeschlossenen Sandkorn hervorgerufen, eine Druckzufälligkeit.
Ich werde in der nächsten Zeit noch ein paar Scans mit Plattenfehlern vorstellen. Über konstruktive Beiträge und Kritik würde ich mich freuen.
Viele Grüße
DKKW