Mit diesem Threat will ich die bereits in der Vergangenheit angesprochen Gelegenheitsmarken von dem Thema Vignetten loslösen und per Definition eigenständig behandeln.
Diskussion über die Definition von Gelegenheitsmarken sind bereits in einem anderen Threat geführt worden (siehe Link)
RE: Vignetten
Hier eine vorgedruckte „persönliche“ Reklamemarke mit der Bitte um die Zusendung von Gelegenheitsmarken.
Man kann erkennen, dass dieses interessante Stück aus einem Block herausgetrennt wurde.
Da man ja per Bestellkarte Zeitungen und ähnliches geordert hat, kann ich mir den häufigen Einsatz auf diese Art gut vorstellen.
trotzdem werde ich diese zum Verständnis nochmals hier wiederholen:.
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Die älteste niedergeschriebene Definition die ich zu Gelegenheitsmarken finden konnte stammt von Peter Mathes aus Stolberg (Rheinland) aus dem Jahr 1903.
Definition der Gelegenheitsmarken nach Mathes:
„Gelegenheitsmarke bezeichnet man jene Art „Merkzeichen“, welche ihr Entstehen irgend einer, das öffentliche Interesse mehr oder weniger in Anspruch nehmenden „Gelegenheit“ verdanken und deren bildliche Ausschmückung oder Inschrift in der Regel in engem Zusammenhang mit dem Ereignis steht, anlässlich dessen sie erschienen.
Solche Gelegenheiten sind:
- Ausstellungen und Kongresse;
- Jubiläen, Gedächtnisfeiern und Feste;
- Politische, patriotische oder lokale Ereignisse;
- Gemeinnützige-, Wohlthätigkeits- und dergleichen Veranstaltungen;
- historische Aufführungen.
In den meisten Fällen, besonders bei Ausstellungen und Jubiläen dienen die hierzu verausgabten Marken als Publikations- und Reklamemittel für das Unternehmen, dessen Namenträger sie sind. Vielfach sind sie zugleich, oder auch ausschliesslich, als Erinnerungsmerkzeichen gedacht, wohingegen wiederum andere agitatorischen oder demonstrativen Charakter aufweisen. In wenigen Fällen repräsentieren sie reine Briefverschlussmarken (z.B. die Siegelmarken der deutschen Ausstellungscommissionen).
Ausgeschlossen sind Gelegenheitsmarken postalischen Ursprungs, welche eine Sammelspezies für sich bilden.“
Mathes war Inhaber und Herausgeber von das „Blaue Blatt“, ein „Anzeiger für Philatelie und Ansichtskartenwesen“ und verstand sich als „Organ für Gelegenheitsmarken-, Briefmarken- und Ansichtskarten-Sammler“. Es erschien als Halbmonatsschrift zwischen 1899 und 1914. Der von ihm herausgegebene „Katalog aller Gelegenheitsmarken bis 1902“ wurde in seiner ersten Fassung 1903 veröffentlicht mit einem Nachtrag zu 1903 mit besonderem Fokus auf die Weltausstellung St. Louis 1903/04 ergänzt.
In der Sammler-Woche, Ausgabe Nr. 7 (1. Jahrgang, 1. Januar 1919) stellte sich „Der Gelegenheitsmarken-Sammler“ als Beilagenheft vor. Der Schriftleiter Alfons Friedmann aus München war nach eigenen Angaben einer der ältesten und größten Sammler von Gelegenheitsmarken. Ziel von Friedmann war es das „durch den Krieg beeinträchtigte Sammeltätigkeit und Freude auf unserem Sammelgebiet wieder neu zu beleben und der über ganz Deutschland und Österreich-Ungarn verstreuten Gemeinde wenn möglich wieder zu einem Fachblatt zu verhelfen“.
Definition der Gelegenheitsmarken nach Friedmann:
„Gelegenheitsmarken bezeichnet man jene Art „Merkzeichen“ meist in Markenform, welche ihr Entstehen irgend einer, das öffentliche Interesse mehr oder weniger in Anspruch nehmenden „Gelegenheit“ verdanken und deren bildliche Ausschmückung und Inschrift in der Regel in engem Zusammenhang mit dem Ereignis steht, anläßlich dessen sie erschienen. Solche Gelegenheiten sind:
- Ausstellungen,
- Messen (daher auch die Sonderbezeichnung Ausstellungsmarken),
- Kongresse,
- Jubiläen,
- Gedächtnisfeiern,
- Feste,
- Flug- und sonstige sportliche Wettbewerbe,
- politische,
- patriotische,
- gemeinnützige oder dergl. Veranstaltungen,
- historische Aufführungen oder Aufzüge,
- Festvorstellungen usw.
In den meisten Fällen dienen die hierzu verausgabten, meist mit Datum oder doch mit Jahreszahl versehenen Marken als Publikations- und Reklamemittel für das betreffende Unternehmen, dessen Namenträger sie sind. Vielfach sind sie zugleich oder auch ausschließlich als Erinnerungsmarken gedacht, weshalb sie auch von manchen Schriftstellern mit diesem Namen bezeichnet wurden.“
Auch nach dem 2. Weltkrieg werden die heute als pauschal als Vignette bezeichneten Marken als Gelegenheitsmarken gesammelt und katalogisiert. Willi Stracke veröffentlichte ein „Verzeichnis der Deutschen Gelegenheitsmarken ab 1945“ auf Basis der Vorarbeiten von Hugo-Heinz Welder. Mir vorliegende Veröffentlichungen umfassen die Jahre 1945-63, 1954-61, 1964. Es müssen auch Ausgaben bis mindestens 1978 erschienen sein. Die Veröffentlichung erfolgte jeweils in einer Auflagenhöhe von 100 Exemplaren und wurde kurz als „GM-Nachkriegskatalog“ bezeichnet. Anscheinend erhielten Mitglieder des Vereins der ERINNOPHILIE INTERNATIONAL die einzelnen Jahrgänge als Abdruck in der Vereinszeitung.
Die Lust zum Sammeln von Gelegenheitsmarken war scheinbar nicht durch einen kleinen Teil der Philatelisten vertreten, wie diese Marke mit der Bitte um Zusendung aktueller Gelegenheitsmarken belegt.