Russland Postzensur 1914 - 1917

    In die Tiefe bin ich noch nicht gegangen. Aber Wladiwostock habe ich gleich nachkontrolliert. Mein Stempel Nr. 1 war bei Dir damals Nr. 2, dadurch kam die Sache mit den zwei Auflagen ja auf.

    Ich werde mal an den kommenden Abenden Vergleichsstudien anstellen und dann berichten.

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo zusammen,

    so, heute morgen habe ich mal meine Kopie von Speeckaerts 1. Auflage mit der kürzlich neu erworbenen 2. Auflage verglichen. Die Unterschiede sind immens. Etliche neue Orte sind hinzugekommen und bei den bekannten Zensurpostorten gibt es viele neue Stempel. Leider sind (wie wir ja schon in der Vergangenheit festgestellt haben) die Stempel in der 2. Auflage erneut nach chronologischer Reihenfolge katalogisiert, so das sich die vergebene Handbuchnummer je nach Auflage unterscheiden kann.
    Bei St. Peteresburg, einem Ort bei dem ich unterstellt hätte, dass die Postgeschichte gut erforscht ist, hat es massive Änderungen gegeben. Zum einen werden die Zensurstempel in der 2. Auflage den verschiedenen Postexpeditionen zugeordnet. Zum anderen sind unglaublich viele Stempel hinzugekommen:
    1. Auflage: 55 Stempeltypen
    2. Auflage: 55 Stempeltypen (1. Ekspeditsija) und 40 Stempeltypen (6. Ekspeditsija

    Es handelt sich auf jeden Fall um eine lohnende Anschaffung.

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo zusammen,

    zensierte Postsendungen sowohl aus Russland nach Persien als auch aus Persien nach Russland aus der Zeit des 1. Weltkriegs habe ich bereits gezeigt. Sie sind nicht häufig und auch nicht ganz billig zu bekommen.

    Seit Jahren jage ich aber Transitpost aus Persien via Russland nach anderen Destinationen hinterher. Bislang war ich hier bestenfalls dritter Sieger, solche Belege sind offenbar richtig selten und auch begehrt.

    Jetzt bin ich (bzw. mein Komissionär) bei einem großen Wiesbadener Auktionshaus erfolgreich aus der Bieterschlacht hervorgegangen. Heute kam der Brief bei mir an und ich zeige ihn gerne.

    Es handelt sich um einen eingeschriebenen Brief aus Recht (heute: Rasht) via Russland nach London. Der Brief ist rückseitig mit 19 Ch. frankiert, ich hoffe, dass dies portogerecht ist. Das Absendedatum von Recht ist nicht identifizierbar, die Stempel sind einfach zu unklar. Dafür ist der Londoner Ankunftstempel sehr deutlich: "Registered - London E.C. 5. NO. 15"
    Vorderseitig ist der R-Stempel von Rescht (interessant, die Datumstempel zeigen die Schreibweise "Recht") sowie der Ra2-Stempel der Postzensur Baku (Speeckaert Type 5, selten).

    Transitpost via Russland nach Persien habe ich bislang nicht zu Gesicht bekommen, müsste aber eigentlich auch existieren.

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo zusammen,

    hier nochmals Persien. Diesmal eine Postkarte (wohl eine Rotkreuz-Spenden-Karte) aus Moskau nach Täbris in Persien gelaufene Karte aus dem Jahr 1917.

    Die Karte wurde in Moskau der Zensur übergeben und mit dem K2-Stempel der Moskauer Postzensur (Speeckaert 2. Auflage, Type 4, häufig) gestempelt. Die 5 kop. Marke wurde mit einem Maschinenstempel Moskau 11.4.17 entwertet. Ein weiterer Zensurstempel sowie der Eingangsstempel von Täbris sind leider nur sehr unklar abgeschlagen.

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo zusammen,

    der Erwerb dieser Postkarte bescherte mir wieder mal Glücksgefühle, denn Transitpost durch Russland aus der Zeit des 1. Weltkrieges findet man selten und wenn dann in der Regel von der Transsibirien-Route von und nach Fernost.

    Hier handelt es sich um eine Postkarte aus Wheeling / West-Virginia nach Bukarest in Rumänien vom 19. April 1916. Obwohl Rumänien damals noch neutral war, lief die Karte über Russland und wurde von der Postzensurstelle in Petrograd zensiert. Auf der Textseite wurde der Ra2-Stempel der 1. Ekspeditatia (Speeckaert Nr. 12, häufig) abgeschlagen.

    Zudem finden wir zwei Poststempel von Petrograd, einmal vom 3.5.16 (jul. Kalender, vermutlich Eingang in Petrograd) und dann, kaum leserlich, vom 12.5.16 (jul. Kaledner, vermutlich Abgang nach erfolgter Zensur). Zudem ein Maschinenstempel von Bukarest vom 2. Juni 1916 als Ankunftstempel. Also 44 Tage Laufzeit!

    Viele Grüße
    DKKW

    Nach längerer Zeit kann ich mal wieder etwas präsentieren.
    Dieser Zensurbrief in die Schweiz wurde in Moskau aufgegeben und zensiert. Zensurstempel D.Z. im Rahmen = Speeckaert Typ 2. Diesen Stempel gibt es in verschiedenen Typen mit geringen Unterschieden. Der Brief lief dann über Petrograd und wurde ein zweites Mal zensiert. Rückseitig der häufige Zensurstempel Typ 2 sowie Typ 7 mit Faksimilie-Paraphe des Prüfers Nr. 59.

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    Einmal editiert, zuletzt von 241264hsv-fan (9. Juni 2018 um 11:29)

    Hallo zusammen,

    nachdem zur Zeit einfach kein Material auf den Markt kommt, das mich interessiert, zeige ich einen älteren Beleg, den ich, glaube ich, hier noch nicht präsentiert habe.

    Es handelt sich um ein Auslandseinschreiben der Kopenhagener Firma O. Oehlenschlagers Efterfølgende, der am 11.5.15 bei Kopenhagener Brevpostkontor an Herrn Scott Sørensen im Hotel Metropol in Moskau aufgegeben wurde. Auf dem Brief finden wir vorderseitig den kleinen Ovalstempel der Moskauer Postzensur (Speeckaert Type 5, häufig). Rückseitig sehen wir den Poststempel von Moskau vom 9.5.15 (jul. Kalender = 22.5. nach greg. Kal.). Herr Sørensen war bei Ankunft des Briefes bereits abgereist, denn die Moskauer Adresse ist gestrichen. Neue Anschrift Hotel de France in Kiew. Rückseitig finden wir den Stempel von Kiew vom 13.5.15 (jul. Kalender = 26.5. nach greg. Kal.). Zudem einen vermutlich postalischen Aufkleber vom 9. Mai (?). Jedenfalls war Herr Sørensen auch in Kiew nicht mehr anzutreffen, die Kiewer Adresse wurde ebenfalls gestrichen, statt dessen der handschriftliche Vermerk "retour non reclamé" hinzugefügt. Also zurück nach Kopenhagen, dort am 3.8.15 in die 1. Verteilung gegangen (der Stempel ist rückseitig abgeschlagen, aber weitgehend vom Aufkleber verdeckt. Zudem wurde vorderseitig der rote Ra2-Stempel "Tilbageleveres Afsenderen" abgeschlagen (frei übersetzt: Zurück an den Absender).
    Da ich des russischen nicht mächtig bin, kann ich die vielen handschriftlichen Vermerke auf der Rückseite nicht entziffern.

    Die Firma O. Ohlenschlagers Efterfølgende broderi (Stickwaren) existiert übrigens noch heute.

    Der Brief sieht nach seiner Odyssee natürlich etwas mitgenommen aus.

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo DKKW,
    folgendes kontte ich herausfiltern und entziffern (leider nicht alles):

    Linksseitig quer, mit schwarzer Tinte (Handschrift des französischen Textes ist mit der Handschrift auf des gleichen Textes auf der Vorderseite identisch):

    Nach Über [hier konnte sich der Schreiber wohl nicht für eine Präposition entscheiden oder hat den Schrägstrich vergessen] Petrograd nach
    Ablauf der Lagerfrist
    und Nichterscheinen des Adressaten
    zur Abholung
    non reclame
    ----------------
    retour

    runter dem obigen Text mit Bleistift (leider nicht vollständig entzifferbar):
    in Erfahrung bringen [?]...
    ... Portier
    …

    Unten, längs, mit Bleistift:
    Nach … [verdeckt durch die Spravka]
    Sorenson
    Postbote Namenszeichen

    Rechtsseitig, quer, mit schwarzer Tinte:
    Wiederholt … 21/V N III 985

    Spravka des Moskauer Postamtes:

    Abgereist Kiev
    Datiert: 9. Mai 1915
    Mehrere Namenszeichen

    Diese Spravki – in diesem Fall mit Auskunft zu übersetzen - wurden und werden (in modernerem Design) bei nicht zustellbaren Sendungen an- bzw. aufgeklebt. Der vorgedruckte Text sieht eine Auskufnt aus dem Hausbuch vor.

    Libertatem quam peperere maiores digne studeat servare posteritas.

    Hallo northstar,

    vielen Dank für die ausführlichen Auskünfte zu den rückseitigen handschriftlichen Notizen. Sie ergänzen die Informationen, die man aus der Poststempel-Abfolge ablesen kann.

    Viele Grüße
    DKKW

    P.S.: Demnächst kann ich wohl zwei neue Belege präsentieren, mal sehen, wann sie trotz Poststreik in meinem Briefkasten liegen.

    Hallo zusammen,

    eigentlich halte ich mich bei Briefen von und nach Dänemark zurück, da habe ich inzwischen genügend. Als dieser Einschreiber aus Riga vom 12.4.16 nach Svendborg in Dänemark angeboten wurde, habe ich mich dann doch sehr schnell zum Kauf entschieden, denn der Ra3- Zensurstempel der Zensurstelle Riga ist die Type 6 nach Speeckaert und wird von diesem als 5, also sehr selten eingestuft. Da fand ich den Preis, 100 dänische Kronen (ca. € 13,50), ganz akzeptabel.

    Viele Grüße
    DKKW

    Ich zeige heute einen Einschreibebrief aus Moskau nach Paris. Die Zensur wurde in Moskau durchgeführt, wo dann auch der Zensurstempel D.Z - MOSKWA angebracht wurde. Der Stempel Type 10 wird im Speeckaert mit '3' - weniger häufig bewertet.

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    2 Mal editiert, zuletzt von 241264hsv-fan (9. Juni 2018 um 11:29)

    Hallo zusammen,

    die Destination Japan fehlte mir bislang in meiner Zensurpostsammlung. Anders als die ebenfalls nicht so häufigen Transitbriefe scheinen Briefe zwschen Russland und Japan aus der Zeit des 1. Weltkriegs wirklich selten zu sein. Vermutlich Nachwirkungen des gerade ein paar Jahre zurückliegenden Russisch-Japanischen Krieges 1904/05.

    Hier ein Geschäftsbrief aus Wladiwostok nach Kobe in Japan aus dem Jahr 1916. Vorderseitig ist der Datumstempel vom 14.6.16 abgeschlagen (Tag der Einlieferung beim Postamt), rückseitig nochmals, aber vom 17.6.16 (wohl nach erfolgter Zensur). Zudem der japanische Ankunftstempel Kobe 3.7.16.

    Vorderseitig ist der Ra3-Stempel (Speeckaert Type 7, selten) der Postzensur Wladiwostok abgeschlagen.

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo zusammen,

    ich konnte wieder einmal eine Postkarte nach Norwegen erwerben. Sie wurde wohl am 25.1.15 in Charkow(?) aufgegeben und war nach Askim in Norwegen gerichtet.

    Als Zensurstempel wurde der Ra-Stempel "D.Z." (natürlich kyrillisch geschrieben) der Postzensurstelle Charkow (Speeckaert Type 1, 3 = weniger häufig) abgeschlagen.

    Der 3 Kop. Inlandspostkarte ist mit einer 2 Kop. Marken auffrankiert.

    Viele Grüße
    DKKW

    Zitat

    Sie wurde wohl am 25.1.15 in Charkow(?) aufgegeben


    Das kann ich bestätigen. CHARKOW VOKZAL = Charkow Bahnhof.

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    Hallo 241264hsv-fan,

    vielen Dank für die Bestätigung des Charkow-Stempels von einem, der sich immer mühsam durch das kyrillische Alphabet buchstabiert.

    Viele Grüße
    DKKW

    Wenn du nimmst, kannst du dort die Buschstaben eingeben. Eine Übersetzung ist dann auch nicht mehr so schwer.

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    Hallo zusammen,

    wieder mal ein "incoming mail" Beleg. Es handelt sich um eine Ansichtskarte aus Auffargis im Departement Seine et Oise (ein kleines Dorf am Wald von Rambouillet südwestlich von Paris).

    Die Karte wurde am 29.12.14 in Auffargis abgestempelt. Ein Ankunftstempel von Petrograd fehlt, es ist aber der Stempel "D.Z.U." der Postzensurstelle 1. Expedition des Postamts Petrograd abgeschlagen (Speeckaert Type 5, häufig)

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo zusammen,

    aus der gleiche Korrespondenz wie der neulich gezeigte Brief nach Kobe stammt dieser Brief aus dem Jahr 1917.

    Ebenfalls aus Wladiwostock abgeschickt und an die Firma Paul & Co in Kobe / Japan gerichtet. Am 8.11.1917 in Wladiwostock abgestempelt und mit dem D. Z. Stempel Nr. 18 (Speeckaert Type 7, selten) der Postzensurstelle Wladiwostock versehen. Der Kreisstempel mit dem japanischen Buchstaben ist vermutlich ein japanischer Postzensurstempel. Rückseitig der japanische Transitstempel Yokohama vom 8.12.17.

    Interessant noch die Mischfrankatur der 15 kop. Freimarke der Ausgabe 1909 gezähnt und der 5 Kop. Freimarke der Ausgabe 1917 geschnitten.

    Viele Grüße
    DKKW

    Hallo zusammen,

    der Brief den ich heute vorstellen möchte, wurde bei der letzten Köhler-Auktion angeboten. Obwohl der Brief einen geradezu irrwitzigen Postweg nahm, zeigte außer mir niemand Interesse und mein Kommissionär konnte ihn zum Untergebot erwerben.

    Der Brief wurde am 11.IV. 16 in Täbris an einen Empfänger in Bombay/Indien aufgegeben und über Russland geleitet. Zum ersten Mal wurde der Brief in Tiflis zensiert, denn rückseitig finden wir den L2-Stempel der Postzensurstelle Tiflis: "Geöffnet../Kwk. Militärzensor Nr. 10" (Speeckaert Nr. 7, selten). Ebenfalls rückseitig finden wir den Eingangsstempel von Petrograd vom 14.4.16 und den Abgangstempel vom 20.4.16. Dazwischen lag der Brief erneut bei der Postzensur, diesmal bei der Postzensurstelle der 1. Expedition. Vorderseitig finden wir den entsprechenden Ra2-Stempel "D.Z. Petrograd" (Speeckaert Type 13, häufig). Durch die rückseitigen Transitstempel erschliesst sich der weitere abenteuerliche Postlauf via Sibirien:
    Hong-Kong 29.5.16, Bombay 20.6.16 (zusätzlich vorderseitig ein indischer K2-Zensurstempel "Opened(?) Censor / Bombay / 84". Der Empfänger war inzwischen nach Lahore weitergereist, also rückseitig Ankunftstempel "Lahore 22.6.16"

    Dieser Brief erzählt wirklich eine Geschichte. Ich könnte mir gut vorstellen, diesen Brief zusammen mit Ansichtskarten der einzelen Stationen zu einem 1-Rahmen-Exponat zu kombinieren.

    Viele Grüße
    DKKW