In Sammlerkreisen gibt es leider sehr viele Gerüchte die – mehr oder weniger gut dokumentiert – besagen, dass einige Auktionshäuser mit eigenen schriftlichen Geboten ein wenig nachhelfen. Das ist natürlich eine ganz schwierige Sache, und der Käufer steht sehr schwach da, denn es ist außerordentlich schwierig zu beweisen, dass der Auktionsablauf nicht mit rechten Dingen durchgeführt ist. Die schriftlichen Gebote die ein Auktionshaus entgegennimmt sind natürlich geheim, und nur dass Auktionshaus kennt den genauen stand der eingegangenen schriftlichen Gebote.
Wird ein Los mit EUR 100 als Startpreis angeboten, und nur ein schriftliches Gebot von EUR 500 auf diesem Los eingeht, da kann man sich leicht vorstellen wie verlockend es für ein Auktionshaus seien muss, mit einem künstlichen Gebot von z.B. EUR 390 ein wenig nachzuhelfen um den Schlusspreis bei EUR 400 zu beenden. Ganz einfach, keiner sieht was und keiner merkt was - alle sind froh!!
Der Käufer wollte bis EUR 500 gehen, und ist bei EUR 400 immer noch zufrieden. Der Verkäufer ist zufrieden, denn er hat EUR 300 mehr für seine Einlieferung bekommen, und dass Auktionshaus ist zufrieden, denn EUR 300 mehr auf dem Schlusspreis ergibt mindestens EUR 100 extra als Verdienst in der Kasse zu verbuchen.
Egal wie froh alle in diesem gedachten Beispiel sind – das ist Betrug.
Der geschädigte ist der Käufer. Er kann es aber nicht beweisen – er kann nur einen Verdacht haben. Das Leben geht weiter, und der Käufer muss damit leben, dass der Zufall ihm eine Extrarechnung von EUR 300 beschert hat.
Ab und zu ist der Zufall jedoch so unwahrscheinlich, dass eine Wahrscheinlichkeitsberechnung einen Zufall fast ausschließen kann.
Beim Auktionshaus Pumpenmeier OHG habe ich für die Auktion Nr. 144 (Auktionsende am 18/10-2010) insgesamt 7 schriftliche Gebote abgegeben. 6 Gebote waren auf vorphilatelische Belege in der Gruppe Altdeutschland, Schleswig-Holstein abgegeben. In dieser gruppe waren insgesamt 41 Belege angeboten, nur 7 Belege wurden verkauft, und somit waren 34 Belege ohne Gebote.
Alle meine 6 Gebote wurden gewonnen – und ich war so froh!
Plötzlich entdeckte ich, dass ich nicht der alleinige Bieter war. Das ist mir natürlich sehr oft passiert, aber der andere Kunde war genau an den gleichen Belegen interessiert wie ich. Nicht an einer der anderen 34 Belegen – nein – nur an den Belegen an denen ich auch interessiert war. War für ein Zufall.
Bei 2 Belegen ist dem anderen Käufer bei EUR 20 unter meinem Höchstgebot die Luft ausgegangen, und bei anderen 2 Belegen habe ich genau mit meinem Höchstgebot den Zuschlag bekommen. Was für ein Zufall.
Bei den letzten 2 Belegen habe ich nur den Startpreis bzw. ein wenig über dem Startpreis geboten, und da hatte der andere Bieter offensichtlich keine Lust mitzubieten. Was für ein Glück.
Mein letztes Gebot war für einen Beleg von T&T. Hier waren 127 Altbriefe zum Verkauf, 19 wurden verkauft und ganz erstaunlich hat wieder ein anderer Bieter bis unter meinem Höchstgebot mitgemacht. Ich hab’s grade noch geschafft – mein Glückstag, ohne Zweifel.
Insgesamt hat mich dieser andere Bieter EUR 155 + Aufgeld und MWST, rund EUR 200, gekostet. Eine Berechnung ergibt eine Wahrscheinlichkeit von unter 1/100000, dass so viel Zufall auf einem mal vorkommen kann.
Der Zufall wollte es Leider auch, dass kein Geld mehr auf meinem Briefmarken-Konto zur Verfügung war, und somit musste ich meine Gebote zurückziehen – ärgerlich. Ich bin jetzt von der Kundenliste gestrichen worden.
Nun, ich werde es überleben, denn mit so viel Glück werde ich demnächst beim Lotto „6 aus 45“ mitspielen. Der große Gewinn ist gesichert und in der Zukunft werde ich meine Belege bei einem Auktionshaus ersteigern wo der Zufall nicht so tüchtig mitspielt.
Mit freundlichen grüssen
pieper-dk