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1930 - 1945

  • mx5schmidt
  • 8. März 2010 um 22:04
  • valgrande
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    3.203
    • 11. März 2014 um 10:12
    • #161
    Zitat

    Original von northstar
    Hallo valgrande, ganz herzlichen Dank für Deine anerkennenden Worte. Es freut mich, dass das Thema weiterhin auf Interesse stößt und mein Ansatz zur Beschreibung und Interpretation möglichst vieler/aller Elemente eines Belegs - besonders wenn der Mitteilungstext erhalten geblieben ist - Zustimmung findet.
    Blockadebelege sind für mich Momentaufnahmen des dramatischsten Abschnitts der Geschichte der Stadt und (be)greifbare Zeitzeugen. Im Internet gibt es auf der Website blokade.net das Projekt „Volksbuch der Erinnerung“, im Rahmen dessen Menschen über ihre eigenen oder die ihnen überlieferten Erinnerungen berichten können. Briefe werden von dem Historiker Nikita Lomagin in seinem umfangreichen Werk „Neizvestnaja blokada“ (SPb, 2002) über die Stimmung in der belagerten Stadt hinsichtlich der Objektivität als den Tagebüchern nahe Quellen genannt. Lomagin weist jedoch auch auf die erhöhte Selbstzensur der Schreiber bezüglich negativer Aspekte in Anbetracht der offiziellen Militärzensur der Korrespondenz hin. Eine gewisse Zurückhaltung ist m.E. in den Formulierungen der Mitteilungen durchaus spürbar, dies mindert aber nicht ihren Wert, einen Eindruck vom Geschehen aus erster Hand zu erhalten.
    valgrande, gern geschehen und viele Grüße nst

    Hallo northstar,

    sehr gerne. Danke auch für die Zusatzinformation bezüglich Nikita Lomagin und den link blokade.net , da werde ich mal reinschauen.
    Es ist und bleibt sehr wichtig, NIEMALS VERGESSEN, und Gottlob gibt es neben Dir und mir noch einige Andere, die das auch bewegt.

    Wünsche eine angenehme Zeit zum beginnenden Frühling (mittsags 19 °),
    valgrande

  • northstar
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    • 16. März 2014 um 14:31
    • #162

    Hallo miteinander,

    auch wenn (oder gerade weil) ggf. neue Eiszeiten drohen, fahre ich mit Beiträgen zur Blockadepost fort.

    Heute komme ich zum Zensurstempel des Typs 2 und somit zum Zeitraum Anfang 1942-Mitte 1943.

    Die Zensurstempel vom Typ 2 folgten in ihrem Aufbau einer weiteren Vereinheitlichung, sind 4-zeilig und weisen im oberen Teil das Staatswappen der UdSSR auf. Darunter stehen in zwei Zeilen die Worte Prosmotreno Voennoj cenzuroj = Geprüft durch die Militärzensur. Unterhalb dieser Zeilen stehen die Angabe des Ortes der Zensurstelle in Klarschrift (z.B „Leningrad“), in Ziffern für den Militärpostsortierpunkt (z.B. „2“ für den WPSP Nr. 2 in Leningrad) oder eine Buchstabenkombination für die entsprechende Militärpoststation (z.B. AC für die 42. Armee an der Leningrader Front). Aus der Zeit gegen Ende der Verwendungsperiode sind Stempel mit aptierter Ortsangabe bekannt. Unterhalb der Angabe der Zensurstelle folgt ein Querstrich. Darunter steht die ein- bis dreistellige Nummer des Zensors, die höchste bekannte Nr. für den WPSP Nr. 2 ist lt. Dave Skipton (The 1942-43 Censormarks of the Red Army`s Military Sorting Offices, Rossica No. 127, 1996) 213. Zensurstempel vom Typ 2 waren von Februar 1942 bis Mitte 1943 in Gebrauch.

    Im Anhang zeige ich eine Übersicht über die vier Versionen sowie einen Beleg mit der Ortsangabe „Leningrad“.

    Neben der Briefpost wurde auch die telegraphische Korrespondenz von der Zensur überwacht. Ich zeige heute mein einziges Telegramm aus der Blockadezeit, ein Transit-Telegramm vom 14.07.(1942), empfangen aus Aksakowo (es gab mehrere Orte mit diesem Namen in der Aksakowo UdSSR) mit einem etwas kryptischen Text an Vladimir Alexandrowitsch Uspenskij bei der Akademie der Künste:

    „Machen uns um Sie Sorgen, nutzen Sie den Inhalt des grünen Köfferchens. Die Wohnungsmiete habe ich als Schmakow überwiesen“.

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    Libertatem quam peperere maiores digne studeat servare posteritas.

    Einmal editiert, zuletzt von northstar (16. März 2014 um 15:21)

  • northstar
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    • 22. März 2014 um 20:37
    • #163

    Mit den heute vorgestellten Dokumenten streife ich die Themen Evakuierung und Blockadepostkarten - diese Karten zeigen überwiegend zeitgenössische Illustrationen der Situation in der Stadt sowie patriotische Motive (ich komme noch einmal darauf zurück).

    Auch während der Blockade arbeiteten trotz aller Beschwerlichkeiten bildende Künstler in der belagerten Stadt. So auch der Architekt, Maler und Graphiker Alexander Viktorowitsch Wasiljew (1913-1976). Das Motiv eines Soldaten mit Sturmgewehr am Ufer der Neva trägt den Titel „Stadt Lenins – Festungsstadt“. Die Auflage der vom Verlag Iskusstwo verlegten Karte betrug 25.000 Stück, gedruckt wurde sie in der heute noch existierenden Iwan-Fjodorow-Druckerei. Erstaunlich ist, dass unterhalb der russischen Bezeichnung für Postkarte auch die Bezeichnung in Esperanto „POSTA KARTO“ eingedruckt ist, denn Esperanto wurde während der „Großen Säuberung“ 1937 als „Sprache der Spione“ bezeichnet, Bezeichnungen in Esperanto auf den von der Post herausgegebenen Ganzsachen wurden durch Bezeichnungen in französischer Sprache ersetzt. Evtl. wurde hier auf eine alte Vorlage zurückgegriffen.

    Ein Vater schreibt auf dieser Karte an seinen schulpflichtigen Sohn in der Siedlung Okoneschnikowo im Gebiet Omsk. Zwar gibt es keinen direkten Hinweis, dass der Sohn mit Mutter und Großmutter in diesen etwas abgelegenen Ort evakuiert wurde, aber es ist gut möglich, da aus Leningrad dorthin u.a. auch ein ganzes Waisenhaus umgesiedelt wurde ().

    Der etwas unleserliche Aufgabestempel stammt von der Abteilung für Postbeförderung des Moskauer Bahnhofs. Hier wurde wohl auch der Nachgebührenstempel ohne Ortsangabe mit den handschriftlichen „40“ [Kopeken] beim leeren „Platz für die Marke“ wg. der fehlenden Frankatur aufgebracht. Der Zensurstempel zeigt den Ort der Zensur (Leningrad) in Klarschrift. Leider gibt es keinen Ankunftstempel. Es scheint aber, dass der Absender eine gewisse Erfahrung mit den Postlaufzeiten hatte, denn er gratuliert bereits am 15.10. zum „Fest der Großen Oktoberrevolution“, das am 7. November begangen wurde. Passend zum Feiertag schreibt er „Lerne gut in der Schule, um ein Musterschüler beim Aufbau unseres Staates zu sein.“ Aber neben diesen politischen, wohl auch ernst gemeinten Worten spricht ansonsten aus dem Text väterliche Liebe und Sorge.

    Neben der Karte zeige ich noch ein nichtpostalisches Dokument: eine Bescheinigung der Verwaltung der Kirow-Eisenbahn in Petrosawodsk, ausgestellt am 17.08.1941 an eine Mitarbeiterin. „BESCHEINIGUNG. Ausgestellt durch den Leiter der Erfassung der Kadergruppe bei der Kirow-Eisenbahn an Gen. LAUZIS, Al-[exan]dra Petrowna darüber, dass sie sich für 4 Tage in die Stadt Leningrad für die Evakuierung ihrer Familie begibt.“

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    Libertatem quam peperere maiores digne studeat servare posteritas.

    Einmal editiert, zuletzt von northstar (22. März 2014 um 20:38)

  • northstar
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    • 16. April 2014 um 23:11
    • #164

    Der Absender der heute vorgestellten Sendung diente in einer Einheit der Leningrader Front. Die Postkarte wurde Ende Mai 1942 versandt und trägt einen entsprechenden Stempel des Zensors Nr. 9 der Militärpostbasis der 42. Armee der Leningrader Front mit den Buchstaben „AZ“ in der dritten Zeile. Die Karte war an einen Empfänger im Kirowskij Bezirk, einem Frontbezirk im Südwesten der Stadt, gerichtet.

    Die Karte mit dem Motiv des Bildes von G.N. Gorelow „Pugatschow hält Gericht in Kasan“ (gedruckt wahrscheinlich bereits in den 1930er Jahren) trägt leider keine Absenderangabe. Die Karte ist unten etwas verkürzt; es scheint aber, daß der fehlende Streifen bereits vor der Verwendung abgeschnitten wurde, denn der Mitteilungstext hört mit Unterschrift und Datum auf. Zudem ist die Nummer im Feldpoststempel nur unvollständig abgeschlagen, so daß beim Rückschluss auf die Einheit, der der Absender angehörte, nur gerätselt werden kann. Evtl. könnte die Nummer der Feldpoststation "145" (zur 85. Schützendivision) sein, obwohl eher eine Zahl mit rechtsseitiger Rundung, wie 3, 8, 9 zu vermuten wäre, aber die Einheiten mit diesen Nummern befanden sich zu jener Zeit weit von Leningrad entfernt. Die 85. SD dagegen gehörte zur Leningrader Front. Im Artikel von Jurij Pawlow „Potschta blokadnogo Leningrada“ in der Zeitschrift Filatelija Nr. 11/2011 ist eine Karte mit einem Stempel der Feldpoststation 145 abgebildet, der gewisse Ähnlichkeitsmerkmale aufweist.

    Die Karte war nur ganze zwei Tage unterwegs, was dafür spricht, daß sich die Einheit des Absenders innerhalb des Verteidigungsrings der Stadt befunden haben sollte: Aufgabe am 25.05.42 bei der Feldpoststation Nr. 145(?), Transitstempel vom 27.05.42 11 Uhr Leningrad Kirovskij, der Ankunftsstempel vom selben Tag wurde gleich zweimal abgeschlagen, wodurch allerding die Nummer der für die Zustellung zuständigen Postabteilung (wohl 74) nicht deutlicher wurde.

    Der Text ist kurz und einfach:

    Guten Tag, Freund Sascha
    Grüße alle Mädchen. Sitze auf Bereitschaft und schreibe einen Brief …
    die nächsten Zeilen sind etwas unleserlich, es geht aber irgenwie um ein Mädchen.

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    Libertatem quam peperere maiores digne studeat servare posteritas.

    Einmal editiert, zuletzt von northstar (16. April 2014 um 23:13)

  • northstar
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    • 4. Mai 2014 um 13:54
    • #165

    Weiter geht es nach Oranienbaum.
    Das Gebiet zwischen dem Südwesten der Stadt Leningrad und der Stadt Oranienbaum (seit 1948 Lomonossow) war von Truppen der deutschen Wehrmacht besetzt, während das Gebiet um Oranienbaum Richtung Westen von sowjetischen Einheiten gehalten wurde und den „Brückenkopf Oranienbaum“ bildete (zum Frontverlauf s. Karte auf wikipedia.org:

    Der Brief wurde bei der Feldpoststation 245 des Stabes der Operativen Gruppe Primorskaja am 28.05.1942 von einem Angehörigen der Selbstständigen Granatwerferdivision aufgegeben und erreichte den Bestimmungsort Lebedjan (damals zum Gebiet Rjasan gehörig) vermutlich am 02.07. (Tages- und Monatsangabe sind etwas verkleckst).


    Der Brief wurde auf einem A5-Doppelbogen geschrieben und umfasst fast dreieinhalb Seiten. Der Verfasser hätte auch noch mehr geschrieben, aber „ich werde gerufen, und der Postbote geht.“ Auf der ersten Seite ist ein Rotarmist im Profil mit Budjonowka eingedruckt. Die markante Budjonnyj-Mütze wurde allerdings Mitte 1940 durch andere Kopfbedeckungen ersetzt und gehörte nicht mehr zur Ausrüstung der sowjetischen Soldaten. Auf Seite 4 erhielt der Briefbogen unterhalb des Mitteilungstextes ebenfalls einen Abdruck des Stempels des Zensors Nr.14 bei der Militärpostbasis der 42. Armee (Unterscheidungsbuchstaben „AZ“).

    Der Absender schreibt an seine Familie, die sich, wie aus dem Text hervorgeht, auch nicht in der ursprünglichen Heimatstadt der Familie befindet. Da Ortsangaben von der Zensur nicht erlaubt waren, erfahren wir leider nicht, um welche Stadt es sich handelt

    Aus dem Text erfahren wir weiter

    - etwas über Postlaufzeiten
    "Gestern erhielt ich zwei Briefe von Euch: einen von Euch vom 8.5.und einen von Papa vom 6.5.Wahrlich, die Briefe gehen jetzt bedeutend schneller. Das ist sehr gut. Dennoch kommen sie zu uns langsamer. Vieles hängt von der Arbeit der Post ab und wir sehen, in der letzten Zeit wurden sie stark angestoßen."

    - über den Dienst und die Lebensumstände
    "Wir handeln jetzt nicht aktiv, d.h. erfüllen eine bestimmte Aufgabe. Bezüglich der Gefahr, der ich ausgesetzt bin, mache Dir weniger Sorgen. Ich bin noch außer Gefahr. Ich wohne in einem Dorf in einem großen Haus aus zwei Zimmern. Die Räume sind gut und groß. An der vorderen Linie bin ich ebenfalls nicht häufig.
    …
    Jetzt habe ich ihm viele Postkarten gekauft und werde sie abschicken. Heute bin ich extra für sie 30 km auf dem Fahrrad in die Stadt* gefahren."

    *wahrscheinlich Oranienbaum

    - über Erinnerungen und Sehnsüchte
    "Der Frühling ist in voller Entfaltung, die Bäume schlagen aus.

    ...ich erinnere mich oft an unsere Stadt im Frühling …
    Schade, sehr schade um unser früheres friedliches Leben.
    Es kommt die Zeit und es wird wieder gut.


    Noch ein Wort zu den Vorstädten und ihren Kulturdenkmälern:

    Oranienbaum ist eine der Vorstädte mit ehemaligen Sommerresidenzen der Zaren. Weitere – und wahrscheinlich bekanntere – Vorstädte mit ebenfalls sehr eindrucksvollen Schlossanlagen sind Zarskoje Selo (1918 umbenannt in Detskoje Selo, 1937 in Puschkin), Pawlowsk (1918-1944 Sluzk) und Peterhof (1944-1997 Petrodworez). Während sich die ersten beiden Städte südlich von Petersburg befinden, liegt Peterhof zwischen der südwestlichen Stadtgrenze (Kirowskij rayon) und Oranienbaum. Die Schlösser in den von der deutschen Wehrmacht besetzten Städten wurden bis auf die Grundmauern (im wahrsten Sinne des Wortes) ruiniert. Bereits kurz nach Ende der Blockade, noch während des Krieges, setzten Wiederaufbau- und Restaurierungsarbeiten ein, die sich über die folgenden Jahrzehnte hinzogen. Heute erstrahlen diese Schlossanlagen wieder in alter Pracht.
    Das von Kriegszerstörungen verschonte Schloss in Oranienbaum wurde dagegen lange Zeit vernachlässigt, vermutlich weil es außerhalb des touristischen Standardprogramms liegt, und erst im 21. Jahrhundert grundlegend restauriert.dte mit ehemaligen Sommerresidenzen der Zaren. Weitere

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    Libertatem quam peperere maiores digne studeat servare posteritas.

    Einmal editiert, zuletzt von northstar (4. Mai 2014 um 13:56)

  • northstar
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    • 26. Februar 2016 um 16:41
    • #166

    Vor fast genau einem Monat, am 27. Januar 2016, wurde wie in den Jahren zuvor der vollständigen Befreiung der Stadt von der Blockade gedacht. Das Gedenken an das Ende der Blockade findet neben zahlreichen Gedenkveranstaltungen in der Öffentlichkeit z.B. auch durch sog. „soziale Reklame“ (z.B. an Rolltreppen in Metrostationen und Banner über dem Newskij Prospekt) visuellen Ausdruck.

    Anlass genug, nach zwei Sommer- und anderthalb Winterpausen dieses Thema endlich fortzusetzen.

    Vergangenen Herbst fand im Petersburger Zentralen Post- und Fernmeldemuseum aus Anlass des 70. Jahrestages des Endes des II. WK das VI. Wissenschaftspraktische Seminar zu Postgeschichte und Philatelie mit dem Titel „Wenn die Feldpost kommt …“ statt (an dem ich bedauerlicherweise aus Zeitgründen nicht teilnehmen konnte), in dem der Post der Blockadezeit ein Abschnitt gewidmet war. Innerhalb dieses Abschnitts war auch Raum für die inhaltliche Untersuchung von Blockade-Korrespondenz. Die Beiträge des Seminars sind in einem Sammelband erschienen.

    Bereits 2010 erschien das Buch „Post und Fernmeldewesen in Leningrad in den Jahren des Großen Vaterländischen [Krieges]“, in dem Dokumente jener Zeit aus den Beständen des Museums veröffentlicht wurden.

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    Libertatem quam peperere maiores digne studeat servare posteritas.

  • DKKW
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    • 27. Februar 2016 um 08:12
    • #167

    Hallo northstar,

    herzlichen Willkommen zurück in unserem Forum. Ich habe Deine Beiträge vermisst und hoffe, wir müssen nicht wieder zwei Sommer und anderthalb Winter auf deinen nächsten Beitrag warten.

    Viele Grüße
    DKKW

  • northstar
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    • 27. Februar 2016 um 15:45
    • #168

    Hallo DKKW, liebe Forumsgemeinde,
    der nächste Beitrag lässt nicht so lange auf sich warten :)


    Feldpostsortierpunkt Nr.2

    Für Sortierung, Umschlag und Austausch von Sendungen zwischen der zivilen Post und den Feldpoststationen wurden während des Krieges in größeren Verwaltungszentren der Sowjetunion stationäre Feldpostsortierpunkte (transkribierte russische Abkürzung: WPSP) eingerichtet. Des Weiteren gab es sog. Front-WPSP, die ihren Standort entsprechend dem Kriegsgeschehen änderten. Eine noch unvollständige Liste von WPSP konnte im Laufe der Zeit anhand von Objekten in Sammlerhand und einigen veröffentlichten Dokumenten rekonstruiert werden.

    Der Haupt-WPSP und der WPSP Nr. 1 befanden sich in Moskau, der WPSP Nr. 2 befand sich in Leningrad in der Nähe des Moskauer Bahnhofs (vgl. u.a. Nolte 2008). Allerdings habe ich bisher keine konkrete Adresse/Lagebezeichnung in Erfahrung bringen können.

    Die WPSP waren auch für die Postkontrolle zuständig. In den Zensurstempeln des Typs 2 war unterhalb des Schriftzugs „Prosmotrenno voennoj cenzuroj“ die Nummer des WPSP (in diesem Fall die „2“) angegeben. Zensurstempel der WPSP finden sich üblicherweise auf Sendungen an die Front und selten auf Sendungen innerhalb des Landes.

    Die WPSP verfügten auch über eigene Tagesstempel, die als Transitstempel abgeschlagen wurden, was aber nicht auf allen sortierten Sendungen erfolgte. In Ermangelung eines Abschlags aus der Blockadezeit zeige ich eine farbgefilterte Abbildung eines Abschlags aus dem November 1944.


    Posttransportabteilung am Moskauer Bahnhof

    An den Leningrader Bahnhöfen gab es vor dem Krieg Bahnpostabteilungen. Infolge der Blockade gab es keinen Fernverkehr mehr und die Bahnpostabteilungen wurden dadurch funktionslos. Um die unter den Blockadebedingungen noch verfügbaren Transportkapazitäten (Flugzeuge, Kfz, Handschlitten) für den Austausch der Post mit dem Kernland über die entsprechenden Umschlagpunkte, sowie mit Kronstadt und Oranienbaum besser nutzen und koordinieren zu können, wurde am Ende des Winters 1941/1942 eine zentrale Posttransportabteilung beim Moskauer Bahnhof eingerichtet.

    Als Beleg mit einem Zensurstempel des WPSP 2 zeige ich einen Dreiecksbrief von Leningrad nach Ujar (Gebiet Krasnojarsk), gestempelt am 20.02.1943 von der Posttransportabteilung beim Moskauer Bahnhof Abgang. Der Brief erreichte Ujar am 07.03.1943 (Ankunftstempel) und war somit nur 15 Tage unterwegs; eventuell wurde er aus der blockierten Stadt heraus mit dem Flugzeug zum Umschlagpunkt transportiert.

    Dieser Brief ist Teil einer umfangreicheren Korrespondenz zwischen einer Kinderärztin in Leningrad und ihrer Tochter, die sich in Ujar vermutlich in der Evakuation befand. Die weiteren mir vorliegenden bzw. bekannten Briefe und Karten aus diesem Zeitraum sind mit einem Zensurstempel mit Ortsangabe (LENINGRAD) versehen (wie z.B. auch die bereits zuvor gezeigte Karte „Frontstadt“, die ebenfalls von der Posttransportabteilung am Moskauer Bahnhofs beim Abgang gestempelt wurde).
    Aus dieser Korrespondenz hatte ich schon einmal einen Brief gezeigt, der einen Monat später abgeschickt wurde, Laufzeit damals 32 Tage:

    An diesem Brief sieht man sehr schön, wie der beschreibbare Platz ausgenutzt wurde. Der Text wurde an zwei Tagen hintereinander verfasst und dreht sich hauptsächlich um das Leben der Tochter: Gesundheit, schulische Prüfungen und die Region ihres Aufenthalts.

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  • northstar
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    • 8. März 2016 um 08:07
    • #169

    Zensurstempel mit aptierter Ortsbezeichnung werden ab Mai 1943, kurz vor Einführung neuer Stempel mit fünfstelliger Zensornummer ohne Ortsbezeichnung beobachtet.
    Die Entfernung der Ortsbezeichnung und die nachfolgende Einführung von Stempeln des Typs 3 mit fünf Ziffern erfolgte, um eine Lokalisierung der Einheit zu erschweren, sollte der Brief in feindliche Hände fallen. Die Aptierung und die nachfolgende Einführung neuer Zensurstempel, steht vermutlich im Zusammenhang mit der Einrichtung aufgrund des Erlasses des Präsidiums des Oberstes Sowjets der UdSSR vom 14.04.1943 des Volkskommissariats für Staatssicherheit (Abk.: NKGB, spätere Bezeichnung KGB, heute FSB), deren 6. Verwaltung die Aufgaben der Postkontrolle und Militärzensur zugeordnet wurde.

    Zuvor (ab 01.04.1943) veranlasste das Volkskommissariat für Verteidigung bereits die Einführung neuer, besser verschlüsselter Nummern der Feldpoststationen und der von ihnen versorgten Einheiten. Entsprechend enthält auch der Tagesstempel keine Nummer mehr.

    Als Beispiel für einen Beleg mit Zensurstempel, aus dem die Ortsbezeichnung entfernt wurde, zeige ich einen Brief, der von einem Angehörigen eines Truppenteils innerhalb des Belagerungsringes an eine Empfängerin in der Stadtmitte versandt wurde. Zudem Absender beinhaltet die Nummer der Einheit nach neuem Schema (fünf Ziffern + Buchstabe).

    Verfasst am 25.05.1943 ging der Brief am 28.05. per Feldpost ab und war bereits drei Tage später beim Dzerschinskij-Bezirksknotenamt und traf noch am selben Tag bei der Postabteilung Leningrad 40 ein.

    Der Absender schreibt scheinbar an die Dame seines Herzens und berichtet, dass er fast einen Monat im Lazarett verbrachte und nun wieder auf dem Schiff sei. Leider lässt sich für die Feldpoststation 22801 keine Information zum Truppenteil finden.

    Der Zensurstempel wurde sowohl auf der Rückseite des Umschlages, als auch auf der Vorderseite des Briefbogens angebracht. Die Ortsbezeichnung im Zensurstempel über dem Querstrich wurde entfernt. Ob es sich dabei um eine Ortsbezeichnung in Klarschrift, eine „2“ für den WPSP oder eine Buchstabenkombination gehandelt hat, muss offenbleiben, bis sich eine Möglichkeit zum Vergleich mit vollständigen Abschlägen des Stempels des Zensors 51 ergibt.

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  • northstar
    erfahrenes Mitglied
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    • 2. April 2016 um 10:27
    • #170

    Für die Korrespondenz während des Krieges waren aufgrund der Zensurbestimmungen (Verordnung des Staatlichen Verteidigungskomitees Nr. GKO-37ss) zur Annahme und Beförderung durch die Post nicht zugelassen: Ansichtskarten und Karten mit aufgeklebten Photographien, Briefe in Blindenschrift, Kreuzworträtsel, Schachaufgaben, gefütterte Umschläge.

    Ansonsten nutzten die Schreiber für ihre Mitteilungen während der Kriegszeit alles, was zur Hand war – aus Schulheften herausgetrennte Blätter, die zu einem Dreiecksbrief gefaltet wurden, Postkarten, die vor Jahren oder gar Jahrzehnten gedruckt, aber noch nicht für Mitteilungen verwendet wurden, selbstgebastelte Umschläge, aber auch gewöhnliche amtliche Ganzsachen und speziell herausgegebene Formulare mit patriotischen Losungen für Feldpostbriefe.

    Bei der Leningrader Post wurden von Postmitarbeitern in Handarbeit 600.000 Umschläge aus Papierabschnitten hergestellt. Konkrete Beispiele hierfür zu zeigen, ist schwer, da keine Identifizierungsmerkmale bekannt sind. Sicherlich gab es aufgrund der Umstände kein einheitliches „Produktionsverfahren“, sondern es wurde einfach das Material verarbeitet, wie es kam und möglich war.

    Dreiecksbriefe und vorrevolutionäre Postkarten sowie eine in Leningrad während der Blockade gedruckte Postkarte hatte ich schon in früheren Posts gezeigt. Auf die letztere Art von Postkarten werde ich noch einmal zurückkommen. Als Beispiel für einen selbst angefertigten (oder evtl. von der Post hergestellten) Umschlag zeige ich einen „etwas mitgenommenen“ Einschreibebrief von Leningrad nach Ujar aus der Korrespondenz einer Kinderärztin mit ihrer Tochter, aus der ich bereits in früheren Posts etwas gezeigt habe.
    Der Brief wurde am 3. August 1943 bei der 28. Postabteilung aufgegeben und traf am 21. August in Ujar ein.

    Bemerkenswert ist die späte Verwendung des Zensurstempels Typ 2 mit Ortsangabe LENINGRAD des Zensors mit der Nummer 222.

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  • ADRI
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    • 3. April 2016 um 14:02
    • #171

    Hallo Northstar
    es sind sehr lesenswerte Beiträge...

    Eine Frage zur Dreiecksbriefen: dürfen wir da von ausgehen das diese Faltung Art nicht nur als Grund an Mangel von Papierwaren aber auch eine Ermöglichung die Inhalte durch Zensur Kontrollen vereinfachen könnte?

    Da du mehrere Beläge aus eine Korrespondenz hast und ein Vergleich möglich ist, würde mir deine Meinung interessieren.
    Danke A.

    Ein frei denkender Mensch bleibt nicht da stehen, wo der Zufall ihn hinstößt.

  • northstar
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    • 3. April 2016 um 17:07
    • #172

    Hallo Adri,
    vielen Dank für die virtuellen Blumen...

    Dreiecksbriefe waren in erster Linie eine Erscheinung aufgrund eines akuten Mangels an Briefpapier und Umschlägen, z.B. bei Soldaten im Feld.

    Dass Dreieckbriefe einfacher von der Zensur kontrolliert werden konnten und sich dadurch die Beförderung weniger verzögerte, war ein positiver Nebeneffekt. Dies mag manchmal auch ein Grund gewesen sein, diese Briefform zu verwenden.

    Dreiecksbriefe sind bis in die 1950er Jahre hinein bekannt, als es offiziell keine Zensur mehr gab. Hier war eindeutig die einfachere und preisgünstigere Verfügbarkeit für diese Form ausschlaggebend. Ich zeige mal ein Beispiel aus dem November 1953, einen Brief aus dem kleinen Ort Polynovka im Gebiet Nowgorod.

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  • ADRI
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    • 3. April 2016 um 17:39
    • #173

    Vielen dank für dein klaren Antwort. Genau bei Feldpostbriefe kommt es vor das man auf Beschreibungen stoßt, als ob es zwei Hauptgrunde gebe.

    Nicht so lange her hab ich mir ein Brief angeschaut aus Vormarkenzeit/Anfang 19 Jhundert, welches in dieses Form gefaltet würde und Historisch der Gebiet Russischen Kaiserreich gehörig war. Das hat natürlich nicht viel zum sagen, ungewöhnliche Faltungen welche nicht üblich bei Private, Kaufmanns oder Behörden.. Korrespondenzen kommen in jeder Gebiet vor..

    Es ist schon Seltenheit deines Sammelgebietes.
    LG A

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  • northstar
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    • 4. April 2016 um 08:43
    • #174

    Interessant, dass Du von einen Brief in Dreiecksform vom Anfang des 19. Jahrhunderts schreibst. Ich kannte diese Form bislang nur als Erscheinung der 1940-50er Jahre, wobei ich aber noch nie einen Hinweis auf den/die "Erfinder" gefunden habe.

    In der UdSSR gab es auch vor dem Krieg Mangelerscheinungen, aber anscheinend kam da noch niemand auf die Idee, Dreiecksbriefe zu falten (jedenfalls habe ich noch keinen gesehen). Dies mag aber auch damit zusammenhängen, dass die Post dieses Format nicht zur Beförderung angenommen hätte und in den Kriegsjahren aufgrund der Umstände toleranter war. Wäre mal zu untersuchen.

    Ich habe einige selbstgemachte Umschläge und viereckig gefaltete Briefbögen aus der Vorkriegszeit - und die Reaktion des Leningrader Postamts auf eine Beschwerde wg. Mangels an Umschlägen:

    UdSSR – Narkomsvyazi
    Leningrader
    POSTAMT
    Abt.________
    Plan. Fin.
    5. März 1938
    Nr. _7_
    LENINGRAD 1
    Ul. Soyuza Svyazi, 9
    Tel. __________

    An die Redaktion “Leningradskaya Pravda”
    Sotsialisticheskaya ul., 14
    Abteilung für Briefe von Arbeitern und Kolchosbauern
    Bzgl. Ihres Vorgangs Nr. 7395 vom 4/III-38
    ————————————————————-
    Kopie: Leningrad “8” ul. [Straße] des 3. Juli Nr. 125 Whg. 47
    NEMENOV A.M.

    Bezüglich Ihrer Beschwerde über das Fehlen von Briefumschlägen bei der „8“. Stadtpostabteilung teilt das Leningrader Postamt mit, daß sich die Frage der Versorgung mit Briefumschlägen beim Volkskommissariat für Post und Telegraphen und Lengorvnutorg [Leningrader städtischer Binnenhandel] mehrfach gestellt hat, jedoch der Bedarf angesichts der begrenzten Papierreserven nicht vollständig befriedigt werden kann.
    Stellv. Direktor des Postamtes [Unterschrift] /Mit’ko/

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  • ADRI
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    • 4. April 2016 um 20:53
    • #175

    Guten Abend,
    das ist eine Volltreffer wenn ein Sammler welchem Postgeschichte interessiert so eine Beschwerde Schreiben in seine Sammlung zur Thema anschließen kann!

    Wieso genau hier und sonst nirgendwo diese Faltung so verbreitet war, bleib vermutlich ein Rätsel...

    Ich dachte das diese Faltung Art üblich erst bei Militär war und von Zivilisten übernommen, das scheint nicht ganz richtig zu sein.
    Das Zweck ein Blatt fest zusammen gefaltet ohne kleben - könnten auch andere Arten bieten, sogar einfachere. (Wie das Brief welchen du in letzten Beitrag zeigst) Vermutlich hat man dieses Muster gewählt, weil er stabiler wahr? Wirklich schwer zum sagen..

    Persönlich denke ich das ein Vergleich in Vergangenheit nicht ganz passend ist, außer das diese Faltung schon früher vorgekommen ist.
    Vor es üblich war einen Umschlag zum benutzen kannte Post auch Kuvert, natürlich in andere Zusammenhang. Wie ein Brief gefaltet war, mit oder Kuvert war Absender Sache. Ausnahme welche wir kennen, kamen erst mit Post Vorschriften für beschwerte Briefen, siegeln usw...aber natürlich man hielt sich auf das übliche wie soll ein Brief für ein Freund, ein Trauerbrief, ein Kaufmannsbrief usw. abgeschickt werden..

    Also dann, danke für schöne Beiträge zum so interessanten Belägen..
    LG A

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  • northstar
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    • 26. Januar 2017 um 21:03
    • #176

    Wieder einmal jährt sich die vollständige Befreiung von der Blockade am 27. Januar 1944. Dies ist der Anlass am Vorabend dieses Jahrestages langsam zum Endspurt in diesem Thread zu diesem Thema anzusetzen.

    Unter den für die Korrespondenz verwendeten Materialien fallen die von Leningrader Künstlern entworfenen und in der belagerten Stadt gedruckten Karten auf. Diese zeigen Darstellungen der Stadt in der aktuellen Situation (1. Karte, ungelaufen: Leningrad in den Tagen des Vaterländischen Krieges / Urizkij-Platz (Name des Palastplatzes von 1918 bis 1944, benannt nach dem Revolutionär Moisej Urizkij, 1873-1918)) sowie patriotische Motive, z.B. Porträts historischer und zeitgenössischer Helden (2. Karte: des Fürsten und Heerführers Alexander Newskij (um 1220-1262); 3. Karte: Klarissa Tschernjawskaja, Laborantin einer Sanitätseinheit und Heldin der Leningrader Front, gefallen 1942).

    Charakteristisch für viele dieser Karten sind Darstellungen oberhalb von Mitteilungs- und Adressfeld: etwas martialisch - Truppenfahnen und Panzer links und rechts der Einfahrt zum Smolnyj (eines der Symbole für die frühe Sowjetmacht) beim Verlag Isskustvo, eher lokalpatriotisch beim Leningrader Verband sowjetischer Künstler (LSSCh) - Panoramablick auf einige Wahrzeichen der Stadt (Admiralität, Spitze der Wassilij-Insel mit Rostral-Säulen etc.).

    Die gelaufenen Karten weisen den Typ 3 des Zensurstempels auf, in dem anstelle von offener oder kodierter Ortsangabe und Zensornummer nur noch eine fünfstellige Nummer angegeben ist, die beides verschlüsselt enthält.

    Die erste gelaufene Karte war nur drei Tage (22.11.-25.11.1943) von der Leningrader Front (213. Schützenregiment) nach Leningrad 49 auf der Petrograder Seite unterwegs.

    Die zweite Karte hatte dieselbe Empfängerin und wurde zwei Wochen nach Ende der Blockade versandt (09.02.1944). Die Einheit des Absenders (das 1973. Panzerjäger-Artillerieregiment) war an der Krasnoje Selo-Ropscha-Offensive und damit direkt an der Befreiung Leningrads von der Blockade beteiligt. Die Karte benötigte aus der Region östlich des Peipussees bis zur Bestimmungspostabteilung 6 Tage, Textausschnitt: „bin an der Front, wohlauf“.

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  • northstar
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    • 25. Januar 2019 um 23:10
    • #177

    Seit meinem letzten Beitrag zum Thema Blockade sind es zwei Jahre her:(.

    Morgen wird der 75. Jahrestag des vollständigen Aufbruchs der Blockade gefeiert, mit Feuerwerk an der Peter-Paul-Festung und einer nicht von allen als passend empfundenen Militärparade auf dem Schlossplatz.

    Einen nicht unwichtigen Beitrag zur Verteidigung Leningrads und zum Durchbruch der Blockade Anfang 1943 leistete das 351. Flugabwehrregiment, das in der Nähe von Obuchowo, einem Stadtteil im Südosten Leningrads, basierte.

    Die Postkarte mit der Dachziegelfrankatur aus der Stadt Gorki (bis 1932 und ab 1990 wieder Nischni Nowgorod) an die Feldpoststation 22222 war nur 6 Tage unterwegs und wurde in Gorki zensiert (späte Verwendung des Zensurstempels vom Typ 2 mit der kodierten Ortsangabe „3“). An der Oberkante ist das Fragment eines Tagesstempels einer Feldpoststation vom 09.10.1943 erkennbar.

    Rätsel gibt der Vermerk „И2а“ in der linken oberen Ecke auf – evtl. ist dies ein Sortiervermerk.

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  • northstar
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    • 27. Januar 2019 um 06:57
    • #178

    Am heutigen Gedenktag komme ich nun vorerst zum Abschluss des Themas "Blockade Leningrads".

    Zu Beginn des Themas hatte ich bereits eine Karte vom Oktober 1941 aus der Korrespondenz zweier Schwestern gezeigt. Damals schrieb die in Leningrad zurückgebliebene Dame an ihre Schwester in Swerdlowsk (jetzt wieder Jekaterinburg): Irgendwann sehen wir uns, ich hoffe doch.

    Am 8. Januar 1944 - knapp drei Wochen später wird die Blockade vollständig durchbrochen - schreibt Anna verspätete Neujahrsgrüße an ihre Schwester nach Swerdlowsk (die Karte wurde abgestempelt am 10.01.1944 vom
    Knotenamt Leningrad Moskowskij, das Datum des Ankunftstempels von Swerdlowsk Zentrum ist leider unleserlich): " … und wünsche, dass wir in diesem Jahr zusammenkommen können."

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  • northstar
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    • 2. Februar 2019 um 22:05
    • #179

    Mit einem zeitgenössischen Postkartenmotiv und einem aktuellen Photo möchte ich den Zyklus zur Blockade Leningrads in diesem Thread beschließen.

    Aus Anlass des endgültigen Durchbruchs der Blockade am 27. Januar 1944 gab es in Leningrad Salutschüsse und Feuerwerk. Der Künstler A.F. Pachomow hielt dieses Ereignis im Rahmen seiner Serie "Leningrad in den Tagen der Blockade" unter dem Titel "Salut des 27. Januar 1944" zeichnerisch fest. Im Vordergrund stehen Menschen an der Kirow- (Troizkij-)Brücke hinter einer durch Beschuss beschädigten steinernen Brüstung. Im Hintergrund fällt der Blick auf die zugefrorene Neva und die Peter-Paul-Festung.

    Der Künstler schrieb dazu: "Indem ich begann, am Thema "Salut des 27. Januar 1944" zu arbeiten, wollte ich dieses nicht durch eine dekorative Schau von Lichteffekten zeigen, sondern durch die Darstellung der Freude der Menschen, die gerade eben die Blockade überlebt haben".

    Vor einer Woche, am 27. Januar 2019 fand aus Anlass des 75. Jahrestages an der Peter-Paul-Festung ein Feuerwerk statt. An den Uferstraßen standen die Menschen trotz der Kälte dicht gedrängt. Die Aufnahme entstand am Schlossufer/Einmündung Moschkow pereulok, ca. 300 m westlich von der Troizkij-Brücke. Die Peter-Paul-Festung liegt im Pulverdampf.

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