Gerne hätte das Neanderthal Museum die im August erscheinende Marke präsentiert. Stattdessen wird sie am Ausgabetag im Rheinischen Landesmuseum gezeigt.
Kreis Mettmann. Enttäuschung im Neandertal über eine Entscheidung des Bundesfinanzministeriums: Die Briefmarke "150 Jahre Entdeckung des Neandertalers", die im Rahmen der Reihe "Archäologie in Deutschland" am 10. August dieses Jahres erscheint, wird nicht im Neanderthal Museum präsentiert. Stattdessen fiel die Wahl auf das Rheinische Landesmuseum in Bonn.
"Wir waren mit beiden Museen im Gespräch", sagte gestern eine Mitarbeiterin des Bundesfinanzministerium, das für die Herausgabe von Briefmarken zuständig ist. "Dass die Knochen und Relikte im Original alle im Bonner Museum liegen, gab für uns den Ausschlag", nannte sie als Begründung für die in Berlin getroffene Entscheidung. 220 Cent wird die Jubiläumsmarke wert sein, deren Entwurf noch geheim ist.
"Der Neandertaler soll mit unserer Region in Verbindung gebracht werden, nicht mit Bonn wenn schon die Knochen dorthin verschleppt worden sind", kommentierte Erkraths Bürgermeister Arno Werner den Entschluss des Ministeriums.
In der Ratssitzung am Mittwochabend hatte die Erkrather SPD Politik und Verwaltung informiert und eine Resolution angeregt, die sich für die Präsentation der Marke im Neanderthal Museum ausspricht. Werner wurde einstimmig beauftragt, mit dem Kreis Mettmann, der Museumsleitung, der Stiftung Neanderthal und allen beteiligten Körperschaften Kontakt aufzunehmen, damit dieses Ziel erreicht wird.
Auch Mettmanns Bürgermeister Bodo Nowodworski findet den Beschluss aus Berlin alles andere als gut. "Wo doch schon Knochen in Bonn liegen, die da nicht hingehören", sagte er und hat bereits einen Brief an Bundesfinanzminister Peer Steinbrück auf den Weg gebracht. "Ich bitte ihn, diese Entscheidung noch einmal zu überdenken", sagt Nowodworski, "schließlich haben wir uns im vergangenen Jahr persönlich kennen gelernt."
Auch die Briefmarkenfreunde in Erkrath und Mettmann sind alles andere als glücklich, hatten doch auch sie mit der Präsentation der Briefmarke im Neanderthal Museum gerechnet. Doch es wird eine kleine Entschädigung für die Freunde und Fans der Postwertzeichen geben. Peter Feuser, Vorsitzender des Briefmarken- und Münzsammlervereins "Zackige Neanderthaler 2000" stellte für den 10. August ein Sonderpostamt vor oder im Museum in Aussicht.
"Das ist ein fahrendes Postamt, das am Ausgabetag die neue Briefmarke inklusive Sonderstempel verkauft", erläutert Feuser und versichert: "Das wollen wir auf jeden Fall machen." Darüber hinaus will der Erkrather Verein in einer Ausstellung den "Neandertaler im Spiegel der Philatelie" sowie 100 Jahre Neandertal auf Ansichtskarten präsentieren.
"Wir sind schon ein bisschen beleidigt, dass das jetzt alles an uns vorbei geht", gibt auch Dietmar Nachroth, Vorsitzender der Briefmarkenfreunde Mettmann zu. "Wenn das so beschlossen ist, können wir wohl nicht mehr viel machen." Aber Nachroth weiß auch: "Beleidigt zu sein, bringt uns nicht viel." Stattdessen wollen die Mettmanner Philatelisten auf den Ausgabetag der Briefmarke aufmerksam machen und für sie werben. Nachroth: "Im Rahmen unserer Möglichkeiten."
Ganz gelassen auf die Nachricht aus Berlin reagierte Museumsdirektor Gerd-C. Weniger: "Das war von uns ganz anders geplant", sagt er und fügt hoffnungsvoll hinzu: "Da arbeiten wir noch dran. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen."
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