Morbus BDPh ist eine Krankheit, nicht unheilbar, aber zäh, und ähnlich anderen Vereinsmeiereien nur durch Austritt aus dem Verein heilbar. Hinterher sammelt man Briefmarken so, wie es einem Spaß macht, ohne Ambitionen, sie im Wettbewerb ausstellen zu wollen, halt einfach genau so, wie man sich vorstellt, Briefmarken sammeln zu wollen, eben so, dass es Spaß macht.
Bleisulfidschäden bei klassischen Briefmarken
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Hallo Jamal,
schön, dass Du ab sofort auch in diesem Forum mitschreibst, herzlich Willkommen!
Diskussionen leben von ihren kontroversen Meinungen und ich finde es gut, dass Du beim Thema Bleisulfidschäden gleich mal kritisch nachfragst. Bevor ich jetzt aber in meiner Antwort aufschreibe, was in den letzten Monaten schon hunderte Male an anderer Stelle wiederholt wurde, will ich ein paar stichhaltige Argumente für Bleisulfidschäden möglichst kurz aufzählen:1. Bleisulfid ist ein schwerlösliches, schwarzes Kristallsalz. Es bildet sich aus Bleiionen und Schwefelionen, und zwar so: Pb(2+) + S(2-) --> PbS
2. Es handelt sich also um eine chemische Reaktion, bei der ein spezifisches METALLSALZ gebildet wird. Das hat NICHTS mit einer Oxydation oder anderen chemischen Reaktionsart zu tun.
3. 90% der Briefmarkensammler wissen über Chemie leider nur soviel wie Meerschweinchen über bedrohte Fischarten.
4.Deshalb sind auch viele Angaben im Michel und anderen Quellen über angeblich verschiedenste Verfärbungsursachen von Marken meistens Nonsens und sehr mit Vorsicht zu geniessen.
5.Bleisulfidschäden betreffen zumeist klassische Markenausgaben, weil für diese oftmals BLEIhaltige Druckfarben verwendet wurden (insbesondere bei Orange- und Rottönen).
6. Bleisulfidschäden treten qualitativ schon lange an klassischen Marken auf, allerdings wurden diese in der Vergangenheit von den chemisch ungebildeten Philatelisten mit den absurdesten Begriffen beschrieben.
7. Peter Feuser, der nicht nur hier, sondern auch in anderen Foren absolut glaubhaft über die Bleisulfidproblematik berichtet, beobachtet seit Jahren eine MASSIVE ZUNAHME von Bleisulfidschäden an klassischen Briefmarken
8. GANZ ZUFÄLLIG geht diese Zunahme zeitlich mit der Einführung und MASSENHAFTEN VERBREITUNG von HART-PVC-HÜLLEN einher, in denen Sammler seit etwa 30 Jahren ihre Markenschätze unterbringen
9. In den weichmacherfreien Hart-PVC-Hüllen der Firmen LIN****, S*** und Co. ist nachweislich ein SCHWEFELHALTIGER Zinkstabilisator enthalten, der u.a. zur Elastizität der Folien beitragen soll
10. Unter den meisten dieser Folien bildet sich ein MIKROKLIMA, in dem die Briefmarken nicht selten HERMETISCH von der Außenwelt abgeschlossen sind. Nach ein paar Jahren Aufbewahrung sehen dann viele der Marken typischerweise so aus, wie es insbesondere von postschild hier in diesem Thread gezeigt wird.
Nun muss man noch nicht einmal chemisch versiert sein, wenn man die Bleisulfidproblematik verstehen will. Warum es aber doch soviel Streit darum gibt, sei kurz genannt: Viele Hersteller, insbesondere die oben angedeuteten Firmen, haben kein Interessse daran, etwas zu verändern, da das Kunden verschrecken könnte. Stattdessen setzen sie darauf, dass die veränderungsscheuen Philatelisten - von ihnen gibt es offenbar eine ganze Menge - den Scheiss glauben, der in ihren wertlosen Produktgarantien pausenlos runtergebetet wird.
Dann gibt es auch noch andere Protagonisten, wie bspw. den BDPh, der sich offensichtlich in einem Interessenkonflikt befindet...
Und der Großteil der Händler? Kein Kommentar...
usw.usf....Jetzt habe ich doch wieder viel mehr aufgeschrieben, als ich eigentlich wollte. Dabei wurde alles schon so gut von Peter Feuser beschrieben, und zwar unter anderem hier:
Das ist einer der besten Grundlagentexte zu dem Thema, den ich jedem empfehlen möchte!
Achso, noch kurz was zu den Fachleuten aus den Archiven, die Du ansprichst, Jamal: Auch deren Meinung wurde schon zum größten Teil in die Diskussion mit einbezogen, schaue doch u.a. mal im BDPh-Forum unter dem Stichwort... Du weißt schon
Eine gute Nacht wünscht
Harald -
Bitte stelle Dich vor, bevor Du unreflektierte Beiträge vom Stapel lässt. Der BDPh ist nicht der Schuldige an den Briefmarkenschäden und die Meinung des Chefkurators der Briefmarkenabteilung der British Library hättest Du in der "philatelie" oder im "American Philatelist" oder bei Richard Frajola nachlesen können.
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Bist Du das Sprachrohr der Zubehörfirmen? Tut mir leid, kann mir den Eindruck nicht verwehren.
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denke mal du hast die nächsten Tage damit zu tun die dir genannten Seiten nachzulesen, dann kannst du ja noch einmal Fragen!
Und eines kann ich Dir versichern, bei Stücken wo ich mir nicht sicher bin hab ich kompetente Ansprechpartner, Aktive Arge Mitarbeiter, Verbandsprüfer verschiedener Gebiete und auch Händler-Auktionatoren, die mir weiter helfen mit Rat und Tat.
Gruß
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ein aktuelles ebay Angebot, Mehrfachfrankatur der Sachsen Nr.15 mit einem Bleisulfidschaden den selbst Kritiker erkennen sollten, mit der richtigen Brille kein Problem!
Vor allem bei der linken Marke ist der Schriftzug SACHSEN sowie die Wertangabe 1/2 auf der rechten Seite deutlich geschädigt.
Der Anbieter ist informiert, getan hat sich seitdem leider nichts, keine Ergänzung der Beschreibung
Gruß und schönen Feiertag
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Nicht jeder liest im BDPh Forum nach, daher bringe ich das Posting von Peter Feuser hier als Zitat ..........
ZitatAus dem Bericht des APHV zur Jahreshauptversammlung am 30.3.2008 in Hamburg:
"Die 'Folienfrage' von möglichen Farbreaktionen klassischer Briefmarken durch ungeeignete Unterbringung wurde verantwortungsbewusst und in gemeinschaftlicher Abstimmung mit den anderen philatelistischen Verbänden behandelt.
Als Antrag wurde die Kostenbeteiligung für ein Gutachten von 2002 im Zusammenhang mit der Foliendiskussion gewünscht, die Zusage wird überprüft."Aus dem Bericht des Präsidenten:
"Und damit nicht genug, es tauchte zeitgleich ein altes Problem wieder aus der Versenkung auf: das Folienproblem. Da unter Anträge dieses Thema noch einmal zur Sprache kommt, hier nur soviel: Zeitintensiv-nervenaufreibend- und wenig erfreulich für alle Beteiligten."
Aus dem Bericht der Verlage zum Geschäftsjahr 2007:
Leider hat ein elitäres Thema in den letzten Monaten großen Aufruhr verursacht: Die Folienproblematik. Keiner der Verlage will, dass Sammler Schaden mit ihren Briefmarken erleiden. Im Gegenteil: Sie wollen den Sammler davor schützen und stehen ihm mit Rat und Tat zur Seite. Vorschnelle und unüberlegte Aktivitäten helfen niemandem, weder dem Sammler, dem Handel noch den Verlagen selbst. Gerade im Hinblick auf eine hoffentlich noch viele Jahre erfolgreiche Philatelie und im Hinblick auf ein wunderbares und lehrreiches Hobby, das nicht zuletzt Menschen in aller Welt miteinander verbindet und Freude schafft, sollten alle Handelspartner dabei mithelfen, in den kommenden Jahren positive Akzente zu setzen.
Hans W. Hohenester, Verlegersprecher
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"Das Briefmarkensammeln wird es schon in ganz wenigen Jahren nicht mehr geben."
Aus einem Brief der beiden Geschäftsführer der Firma X vom 28.11.2002 an einen Briefmarkenhändler, der Bleisulfidschäden in fünfstelliger Größenordnung reklamierte.
Gruß
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Zitat
Leider hat ein elitäres Thema in den letzten Monaten großen Aufruhr verursacht: Die Folienproblematik. Keiner der Verlage will, dass Sammler Schaden mit ihren Briefmarken erleiden. Im Gegenteil: Sie wollen den Sammler davor schützen und stehen ihm mit Rat und Tat zur Seite. Vorschnelle und unüberlegte Aktivitäten helfen niemandem, weder dem Sammler, dem Handel noch den Verlagen selbst. Gerade im Hinblick auf eine hoffentlich noch viele Jahre erfolgreiche Philatelie und im Hinblick auf ein wunderbares und lehrreiches Hobby, das nicht zuletzt Menschen in aller Welt miteinander verbindet und Freude schafft, sollten alle Handelspartner dabei mithelfen, in den kommenden Jahren positive Akzente zu setzen.
Hans W. Hohenester, Verlegersprecher
Also ganz ehrlich, wenn ich so eine Scheisse lese, krieg' ich echt das Kotzen. Entschuldigt bitte die Wortwahl, aber dieser Herr H. scheint ja stur wie ein Holzklotz zu sein...
Auf jeden Fall ein Grund mehr, offensive Aufklärungsarbeit zu leisten: In ein paar Jahren wird dieser Hohenester seine Kommentare sicherlich bereuen.Danke an alle Aktiven, die zur Aufklärung in Sachen Bleisulfidschäden beitragen!
harald
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Entschuldigt
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schlimmer geht es nimmer .....................
Oldenburg Nr.16B mit einem Bleisulfidschaden der höchsten Stufe, auf dem scan der Rückseite ist die Schädigung ebenfalls schon zu sehen, sprich, die Auflösung der Marke ist im Gange.
Zum Vergleich auch ein Bild mit der geschädigten Marke und einer Nr.16 die völlig einwandfrei ist.
Gruß
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Bei der oben abgebildeten Oldenburg 16B handelt es sich um einen Bleisulfidschaden der Schadenskategorie 1b (vgl. BDPh-Forum, > Philatelieszene, > Folienproblematik, Markenauflistung). Die Schadenskategorie 1 wurde im Flyer "Bleisulfidschäden bei klassischen Briefmarken" noch nicht in 1a und 1b unterteilt.
Diese durchschlagende Dunkelfärbung ist offenbar drucktechnisch oder durch die Gummierung bedingt und findet sich neben der Oldenburg 16B u.a. bei der Lübeck 9 oder der Schleswig-Holstein Nr. 14 und 18. Nach meinen Beobachtungen sind diese Marken nach mehr oder weniger langer Aufbewahrungszeit unter Hart-PVC-Folien regelmäßig von Bleisulfidschäden betroffen.
Es fällt auf, dass alle Marken ein ovales Druckbild zeigen mit einem teils dunklen Innenteil, der sich ebenfalls nach einem Bleisulfidschaden rückseitig zeigt.
Bei drucktechnisch ähnlichen Markenausgaben mit achteckigem Motiv (wie bei Preußen Wappenausgaben) oder "gezacktem" Oval (wie bei Sachsen Wappenausgaben) konnte man diese Schadenskategorie bisher noch nicht ausmachen.
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Eventuell ist ja einer der Leser im Hintergrund "Lübeck Sammler" und hat solche Schäden in seiner Sammlung.
Ich kenne leider aus dem Bereich niemanden, daher auch keine Bilder, aber so schwer kann das ja nicht sein, oder?
Gruß
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Hallo
Mir fiel gerade eine Germania Nr. 99 in die Hände die mir sehr verdächtig nach BSS aussieht, allerdings steht diese Marke nicht auf der Liste der gefährdeten Marken im BDPh-Forum.
Die Marke hat zwar eine gefährdete Farbe, aber ob die 1914 immer noch bleihaltig war ?
Weiß jemand mehr darüber oder hat noch jemand eine Germania mit BSS, bei der Menge die vorhanden sind müßte es ja mehr mit Schaden geben (auch bei der Bayern Nr. 139 ? ) ?Hier habe ich die Marke noch fotografiert :
[Blockierte Grafik: http://www.toxc.de/pics/germania-99-BSS.jpg]
Ach ja, hat eigentlich bisher jemand von Bayern Luitpold / Ludwig III Marken mit BSS gehört, ich würde meine Stempel-Vergleichssammlung dieser Marken gerne in Folien stecken, sollte ja eigentlich ungefährlich sein, oder
Grüße
Michael -
Wenn die Folien nicht aus Hart-PVC bestehen, kannst Du das gerne machen. Zu der Germania-Marke - ich habe bestimmte "Kriegsfarben" im Verdacht, sich ebenfalls zu verfärben. Aber ein eindeutiger Nachweis fehlt mir bisher.
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ein Los eines Nahmhaften Auktionshauses in Deutschland das derzeit angeboten wird. Die Beschreibung, es kann ja jeder denken was er will, finde ich eine Frechheit.
Wäre das Los mit dieser Beschreibung bei ebay würde es heißen.....klar bei ebay geht das, im seriösen Handel passiert so etwas nicht....
Hier die original Los Beschreibung:
ZitatPREUSSEN 15 a (4) 6 Pfg orange im waagerechten Viererstreifen auf Brief aus ELBERFELD 13.1.(1865) nach Amsterdam, sehr ansprechendes Gesamtbild, Kabinett 210 €
Von der Ursprünglichen Farbe der Marken, orange, ist so gut wie nichts mehr vorhanden.
Auf meine Anfrage nach einem besseren scan des Beleges wurde mir eine Kopie angeboten, daraufhin habe ich noch einmal geschrieben und meinen Verdacht des Bleisulfidschadens geäußert, daraufhin erhielt ich einen scan und folgende Antwort
Zitatwie Frau XXXXX Ihnen bereits mitteilte, ist der Online-Scan absolut in Ordnung, ich hänge Ihnen jedoch gerne noch den voll auflösenden für unseren Print-Katalog an. Darüber hinaus bestätige ich die Oxydation der Marken, die möglicherweise Ihre Irritationen hervorgerufen hat.
Warum wird dieser offensichtliche Mangel in der Beschreibung nicht erwähnt? Ich kann das nicht verstehen
Gruß
Ergänzung:
da nicht jeder Preussen sammelt und weis wie die Farbe einmal war habe ich noch einen scan einer ursprünglichen Preussen Nr.15 angehängt. -
In der aktuellen Ausgabe der Philatelie finden alle Interessierten einige Artikel zur BSS Problematik.
Unter anderem werden die Aussagen eines Gutachtens, dass Hart-PVC-Folien als geeignet und kaum verantwortlich für solche Schäden erklärt, dort korrigiert.
Gruß
Phila_Tom -
Hallo,
ich denke, dass es sich hier auch um einen Bleisullfidschaden handelt. Von der ursprünglich gelben Farbe ist nur noch ein trübes ocker geblieben. Offensichtlich ist das aber noch nicht bis überallhin bekannt. Schließlich wird munter darauf geboten. Stempel ist ja auch schön.
Vom Anbieter wird lediglich eine kleine rückseitige Aufrauhung erwähnt.
Gruß carolinus
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Hallo @carolinus.
Ja, da liegst du richtig. Gerade diese Marke von Bayern ist sehr anfällig.
Wer darauf bietet, kennt wohl die Problematik noch nicht.Grüße von
dreikreuzer -
... oder ist als erster mit einem Geheimmittel am Markt, das aus solchen Stücken wieder Luxus werden lässt ...
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Zitat
Original von bayern klassisch
... oder ist als erster mit einem Geheimmittel am Markt, das aus solchen Stücken wieder Luxus werden lässt ...Interessante Geschäftsidee. Man sollte mal Merlin fragen, ob er was zusammenbrutzeln kann...
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