Hallo Corona!
Aus aktuellem Anlass (die Auktion ist mittlerweile gelöscht) möchte ich folgende kurze Ausführungen hier posten: Für die unten abgebildeten Marken hat kürzlich bei eBay.de ein Käufer 76 Euro geboten bzw. aus dem Fenster geworfen. Wie so oft: Gier frisst Hirn. Losbeschreibung: SPANIEN, 4 Pesetas 1872 rötlichbraun, Michel Nr. 119, vollzähniges, offensichtlich fehlerfreies Stück!.
Tatsächlich handelt es sich um eine Marke mit „verfüllter” runder Telegrafenlochung, die mit einem Falschstempel kaschiert wurde, was auf dem Scan der Rückseite trotz schlechter Auflösung noch gut zu erkennen ist.
Der Hintergrund: Von 1870 bis 1900 wurden in Spanien Postfreimarken auch als Telegrafenmarken benutzt. Dies betrifft alle Dauerserien, die als Inschrift das Wort Comunicaciones tragen. Die hohen Nominalen dieser Ausgaben, namentlich die Werte zu 4 und 10 Pesetas, sind (mit Ausnahme der Ausgabe 1889) postalisch gebraucht sehr selten bis unbekannt und dementsprechend teuer. Telegrafisch gebraucht mit Lochentwertung hingegen sind massenhaft am Markt vorhanden, also einfach und billig zu bekommen. Seit mehr als hundert Jahren nutzen Fälscher dies aus, um mit mehr oder minder geschickt reparierten Lochungen bei unbedarften Käufern einen Gewinn zu erzielen. Auch auf eBay tauchen solche Stücke regelmäßig auf und sind gottseidank mit einem geschulten Auge oft leicht zu erkennen. Anfänger fallen jedoch immer wieder darauf herein.
Häufig findet man auch hohe Nominalen der Serie 1889 (Pelón, Mi.-Nr. 189-204) mit Durchlochungen von T.1 bis T.6 als Firmenlochung (Perfins) angeboten. Auch hierbei handelt es sich um telegrafische Entwertungen aus Madrid. Diese Marken sind mit maximal. 10% des Katalogwertes anzusetzen; meist bekommt man sie deutlich billiger.
Caveat emptor!