Liebe Forumsmitglieder!
Seit etwas über 2 Jahren beschäftigte ich mich mit der Plattierung der Platten 1 und 2 und möchte euch auszugsweise neben den Forschungsergebnissen vorangegangener Sammler der österr. klassischen Philatelie auch ein wenig meinen derzeitigen Kenntnisstand näher bringen.
Hinsichtlich dieser Platten hat schon P.F. de Frank (1) richtig vermutet, dass die Typen der 15 Centesimi in zwei verschiedenen Platten vorkommen. Durch jahrelanger Zusammenarbeit vieler Sammler insbesondere den Herren F. de Hoffmann und C. J. Robertson ist es P. F. v. Stritzl (1898 - 1990) (2) gelungen wichtige Erkenntnisse zur Plattenforschung zu gewinnen, welche er in den 1970er und 1980er Jahren vereinzelt in diversen Fachartikeln veröffentlich hat.
Bekannt ist, dass es in den ersten Jahren eine Druckplatte 1 mit Stöckeln der Type I, dann eine Mischplatte 2 mit Stöckeln der Typen I und IIa, und schließlich eine Platte 3 mit Stöckeln der Typen IIa und IIb gegeben hat.
Die erste Platte enthielt 240 Stöckel, alle von der Type I. In etwa die Hälfte von diesen ist durch ihre Plattenfehler identifiziert, während dies bei den übrigen infolge der noch zu wenig entwickelten Fehler noch nicht recht gelungen ist. Die Zahl der Drucke von dieser ersten Platte war so gering, dass es wohl kaum gelingen wird, genug Einheiten zu finden. um größere Teile des Bogens rekonstruieren zu können.
Einzelauswechslungen sind in der Platte 1 nicht bekannt, jedoch wurde nach kurzer Druckzeit die ganze Platte zerlegt und eine bestimmte Anzahl schadhafter Stöckel (zB A 4, A 94, A 101 etc.) ausgeschieden.
Hier eine grafische Abbildung zweier schadhafter Stöckel:
Dann, immer noch vor dem 1. Juni 1850, wurden die noch brauchbaren Stöckel aus dem Reservevorrat wieder auf 240 ergänzt und zu einer zweiten Platte zusammengesetzt, die wiederrum nur Stöckel der Type I enthielt. Etwa November 1850 nach einer nicht unbedeutenden Zahl von Drucken als wieder mehrere Stöckel schadhaft wurden, hat man die Platte nicht wieder zerlegt, sondern einzelne Stöckel ausgewechselt. Da bald der Reservevorrat an Stöckeln der Type I erschöpft war, wurden allmählich solche der Type IIa eingesetzt.
Der im ehemaligen Wiener Postmuseum befindliche, nicht ganz vollständige Druckbogen enthält bereits etwa ein dutzend der Type IIa. Diese geändete Zusammensetzung ist als Platte 2 bekannt.
Hier eine Darstellung nach Stritzl:
Die Stöckel der Type IIa sind hier rot eingerahmt.
Anmerkung: Stritzl hatte anfangs alle Plattenfehler mit C-Nummern bezeichnet, wie oberhalb zu sehen ist. Später erfolgte eine Unterscheidung in A- und B-Nummern. Die A-Nummern beziehen sich auf die Platte 1 und die B-Nummern auf jene der Platte 2.
Die von dieser Platte gedrucken Bilder, nahezu 4 Millionen, standen bis in das Jahr 1852 in Verwendung. Nach und nach wurden etwa 80 Stöckel ausgetauscht, und die vielen noch erhaltenen Einheiten gestatten eine recht vollkommene Rekonstruktion dieser Platte in den verschiedenen Phasen (vermutlich sogar 4 Phasen) der Entwicklung.
Schließlich wurde dann, gegen Ende 1851, die gesamte Platte zerlegt und durch eine völlig neue Platte 3 abgelöst, die aus Stöckeln der beiden Untertypen IIa und IIb zusammengestellt war. Ob unter den ersteren auch solche waren, die bereits in der Platte 2 gedient haben, ließ sich bisher nicht feststellen. Der meist undeutliche Druck der Platte 3 erschwert hier die Forschung.
Zum Unterschied zur Type IIa Platte 2 (satte Farben) erkennt man die Platte 3 an den sehr blassen Farben.
Auch Ferchenbauer schreibt, dass die Type IIa/Platte 3 nicht leicht von der Type IIb/Platte 3 zu unterscheiden ist, da diese sehr häufig vorkommt.
Anmerkung:
Type IIa/Platte 2 - satten Farben, unklarer Druck, Rippung kommt vor, zinnoberrot u. karminrote Töne
Type IIa/Platte 3 - blasse Farben, eher rosa Töne
Möchte euch hier zum Vergleich ein Beispiel aus meiner Sammlung zeigen:
Beginn der Plattenforschung:
Der Ausgangspunkt jeder Plattenforschung bilden die 19 Marken in Wasserzeichenstellung. Gelingt es diese Briefmarken mit ihren charakteristischen Plattenfehlern samt Wasserzeichenteilen zu identifizieren, so ist die Existenz der betreffenden Platte einwandfrei bewiesen. Zu beachten ist dabei , dass die Wasserzeichen bekanntlich in 4 verschiedenen Lagen vorkommen.
C-Nummern in Wasserzeichenstellung
Anmerkung: Die Bogenstellungs-Nrn sind an jene von Magistris/Voetter (Die 9 Kreuzer Type I) angelehnt.
Fortsetzung folgt!
Quelle:
P.F. de Frank, The Frist Issue of Austria and Lombardy-Venetia, Paris 1933 (1)
P.F. v. Stritzl, Die ersten Platten der 15 Centes-Marken von 1850, Filatelia Heft 164, Padua 1978 (dreisprachig) (2)
P.F. v. Stritzl, Die Plattenfehler der 15 Centes Typen I und IIa, Zeitschrift "Die Briefmarke" in den Heften, Nr. 272, Nr. 273, S. 131-133 und Nr. 274, S. 162f, 1982