Als Klassiksammler gefällt mir ein Beitrag wie der von Saguarojo - "Adlermarken des Kaiserreich Mexiko" besonders gut.
Deshalb will ich heute mal wieder etwas vorbringen. Ich will hier aber nicht auf Auflagen- oder Verkaufszahlen eingehen. Ich will auch nicht auf kopfstehende Mittelstücke oder kopfstehende Unterdrucke eingehen, von denen teils weniger als eine Handvoll bekannt ist und die auf Auktionen zu hohen fünfstelligen Beträgen zugeschlagen werden. Plattenfehler werde ich hier ebenfalls nicht nennen, da diese oft mit Druckzufälligkeiten vertauscht werden, was mit der Beschaffenheit des Papieres zu tun hat. Zudem kann dieses alles in diversen Katalogen und Handbüchern nachgeschlagen werden.
Ich will auf das eingehen, was man dort nicht nachlesen kann. Es geht um die Wappenmarken der Ausgaben 1864 - 1875, genauer gesagt um die 1-, 3-, 5-Kopekenmarken sowie die 2-Kopekenmarke Michel-Nr. 24 vom 18.6.1875. Möglich macht diese Besonderheit der zweifarbige Druck. Dabei wurde zunächst ein farbiger Unterdruck aufgetragen. Anschließend wurde der Rahmen mit den Ziffern der Wertangabe in den vier Ecken sowie ein gekröntes Mitteloval mit doppelköpfigen Adler gedruckt. Diese Druckreihenfolge wurde teilweise vertauscht, da bei einigen Bögen der Unterdruck fehlte. Das Papier war nicht gerade billig. Daher wurde der Unterdruck dann auf den Rahmen gedruckt.
Dieses ist mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Ein Umstand, warum dieses in nur gerinhem Maße bekannt ist.
In den nächsten tagen werde ich hier mal einige Beispiele zeigen.
Russlands Wappenmarken: eine kaum bekannte Besonderheit
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Als erstes zeige ich zwei 1-Kopekenmarken Michel-Nr. 18 ungebraucht. Links die normale Marke, rechts mit vertauschter Druckreihenfolge. Dieses ist auf dem ersten Bild noch schwer zu erkennen. Deutlicher wird es auf dem zweiten Bild. Auf dem Ausschnitt ist klar die leicht nach rechts verschobene gelbe Farbe zu erkennen. Und da ist dann auch klar zu erkennen, das sich die gelbe Farbe auf der schwarzen befindet und nicht, wie es eigentlich sein sollte, darunter.
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Die vertauschte Druckreihenfolge zeigte ich bisher nur auf Nr. 18. Dieses Phänomen kommt auch auf vielen späteren Marken vor. Jedoch ist es besonders auf den einfarbigen Briefmarken dieses ohne dem bewaffneten Auge meist nur schwer zu erkennen.
Hier habe ich eine Nr. 32. Leider bekomme ich keinen besseren Scan hin. Ich denke aber, das man es durchaus erkennen kann.
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Hi,
Das ist ja mal interessant.
Danke fürs zeigen und erklären.
Da werde ich doch gleich heut abend nach Feierabend mal meine Marken untersuchen.
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Mal schauen, ob sich was findet!
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So wie es auf dem Scan aussieht, könnte das bei allen Marken der Fall sein.
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Dann sind ja bei mir die wenigsten "normal".
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Faltbrief vom 25. August 1871 von St. Petersburg nach Amsterdam mit korrekter 17-Kopeken-Frankatur aus Nr. 18 (2 Stück), 19 und 21. Alle Marken sind auf waagerecht gestreiftem Papier gedruckt. Hier ist ist die vertauschte Druckreihenfolge auf der Nr. 19 (5 Kop.). Auch hier ist es auf dem Scan nicht so gut sichtbar, am besten noch in der rechten unteren Ecke. Das es auf der 1-Kopeken-Marke besser zu erkennen ist, liegt alleine schon am Untergrund selber.
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Guten Tag und bevor ich es vergesse: Allen eine paar schöne Ostertage...
Bei meinen bisherigen "Betrachtungen" bin ich auf nichts Ungewöhnliches gestoßen, alles normale Marken...
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Das ist Pech. Das Heliklaus den größten Teil mit vertauschter Druckreihenfolge hat, ist zwar ungewöhnlich, aber überaus selten sind diese Marken nicht. Und mit dem Wert ist es so wie immer: der ist so hoch soviel jemand dafür gibt.
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Hintergründe zum Vertauschen von Druckfolgen
Ich komme erst jetzt dazu alle Beiträger zu diesem Thema zu lesen. Es sind ja nicht nur die Druckfolgen, sondern die Gesamtheit
der Herstellung von Briefmarken in Russland bis in die 1930-Jahre hinein gleicht stellenweise einem Disaster (sehr zur Freude der
Philatelisten). In der Petersburger Staatsdruckerei, welche ja bis zu Ende des 20.Jahrhunderts als eine der Modernsten in der da-
maligen Druckerwelt galt, lag vieles im Argen.Auch wenn der Dorparter Leiter viel Wissen und Können aus Deutschland mitbrachte
und die Kaiserliche Staatsdruckerei Wien Vorbild war, fehlte dem Unternehmen russischer Staatsdruckerei die Einbettung in das
wirtschaftliche Gesamtgefüge. Wohl konnte Petersburg mit hervorragenden, galvanisch hergestellten Künstlerduplikaten glänzen,
war aber vorwiegend von den Aufträgen des Militärs und autokratischer Behörden abhängig. Die Herstellung von Wertzeichen bzw.
Wertpapieren spielten dabei eine eher untergeordnete Rolle, deren Erträge allerdings willkommen zur Deckung des ewig unterfinazierten Staatshaushaltes war. Ein geordneter Herstellungsprozess von Frankaturen war zwar befohlen und wurde auch kontrolliert, war aber den Abläufen z.B. einer Preussischen Staatsdruckerei nicht gleichzusetzen. Schon die Planung einer Gesamtauflage,
welche zum Zeitpunkt der Essay-Vorlagen zu erfolgen hatte, war wegen der Unsicherheit von Materiallieferungen und Personalleistungen, nicht zu sichern. Je öfter Russland im Inland und Ausland in eine Katastrofe taumelte (z.B. Wirtschaftskrise zur Jahrhundertwende, Niederlage im Russisch-Japanische Krieg, die ständigen, weitgreifenden Aufstände wegen falsch durchgeführter Bauern-
befreihung,die blutige Revolution von 1905 und letztlich die entsetzlichen Verluste Russlands im 1.Weltkrieg schlugen auch auf die russische Staatsbank und auf das Postwesen durch.Die ständigen Rekrutierungen des Fachpersonals haben sich schnell in einer zerfallenden Arbeitsorganisation und-moral bemerkbar gemacht. Die vertauschten Druckfolgen sind also letztlich ein kleiner Mangel in einem grossen Mangel dieser Zeit.
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Russland Mi.Nr.78 A - 78 D x/y ( bei Fomin Nr.79,S.37 etc.) unter die Lupe genommen
Sowohl im Michel-Katalog Russland , als auch bei Fomin steht ergänzend zur Farbbeschreibung: Töne . Es existieren tatsächlich über die gesamte Auflage 78 A-D zwei Farbtöne, hellgrün und dunkleres Grün im Wappen-Oval. Fomin (S.38) belässt es bei einer Zähnung von 13 1/2, was natürlich unzureichend ist. Michel Katalog ist da besser, wenn auch die 78 D mit KS 13 1/2 x 13 1/4 nur schlecht vermessen ist. Erlassen sie mir bitte die Fominsche Lehrfeldkompination-Beurteilung (S.39). Immerhin verweist Fomin auf die allseits bekannten Zähnungsprobleme (S.50) bei den Werten 1 Rubel, 3,50 Rubel, 5 Rubel und 7 Rubel in der Zähnung 12 1/2 ( wieso nur diese Zähnung ?) und erklärt dies mit dem Versuch die Zähnungsprobleme durch Verzicht auf normal-breite Markenränder lösen zu können. Dies ist dermassen "unscharf" beschrieben, dass diese Umschreibung genauer zu definieren ist: Vorausschickend ist festzustellen, dass keine der Marken 78 A - D in ihrem ursprünglichen Format 25,0 mm Breite x 29,4 mm Höhe (+/- 0,04 mm) verändert wurde. Auch eine Neu-Klischierung (Lobatschewski) wurde nicht vorgenommen. Anderenorts wird auf eine
Neugravierung hingewiesen, Dies ist unrichtig: im Buchdruck wurden die Klischees geätzt (Hochdruck) und nicht in die nichtdruckenden, tiefer liegenden Klischee-Ebe-nen graviert.
Verändert wurde bei Mi.Nr. 78 Ax und 78 D y nur die senkrechten Stegbreiten zwischen den Marken und zwar von 3,16 mm auf 1,00 mm. Die oberen und unteren Stege ( 3,16 mm +/- 0,05 mm ) wurden nicht verändern. Bei den Mi.Nr. 78 Bx und 78 Cx habe ich keine Stegveränderung feststellen können. Unabhängig von der Be-wertung der Töhnungsunterschiede ergeben sich damit deutlich feststellbare 2 Bogentypen:
a. Bogen mit senkrechter Stegbreite 3,16 mm b. Bogen mit senkrechter Stegbreite 1,00 mm Die Einzelmarken sind sehr leicht voneinander zu unterscheiden: Typ a. hat bei ordnungsgemässer Zähnung rundherum einen weissen Randstreifen,
Typ b. hat keinen weissen Randsstreifen, oft ist in den Rahmendruck hineingezähnt.
Die rechnerisch erwünschte Papierersparnis ist nicht erreicht worden. Durch das senkrechte Zusammenrücken ist die Verkleinerung des Druckblockes erreicht, welches wegen der parallelen Druckart, Fundament auf Tiegel, eine verringernde Druckspannung zulässt. Dies wiederum kommt einem gleichmässigen Markendruck zugute.
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Die vertauschte Druckreihenfolge zeigte ich bisher nur auf Nr. 18. Dieses Phänomen kommt auch auf vielen späteren Marken vor. Jedoch ist es besonders auf den einfarbigen Briefmarken dieses ohne dem bewaffneten Auge meist nur schwer zu erkennen.
Hier habe ich eine Nr. 32. Leider bekomme ich keinen besseren Scan hin. Ich denke aber, das man es durchaus erkennen kann.