Hallo zusammen,
meine Theorie, dass der Transit über Land via Rumänien und Bulgarien (plus evtl. Serbien und Griechenland) bis zum Eintritt Bulgariens in den 1. Weltkrieg zwar möglich, aber ohne praktische Bedeutung war, gerät so langsam ins Wanken.
Ich zeige heute ein Postkarte aus Odessa vom 17.7.1915, die in die Schweiz gerichtet war. Auf der Karte ist handschriftlich (gleiche Tinte, gleicher Schreibstil) der Leitvermerk "Via Brindisi Italie" angebracht. Ich bin mir natürlich bewusst, das handschriftliche Leitvermerke, die nicht durch Transitstempel bestätigt sind, nur Schall und Rauch sind. Diese Stempel fehlen leider.
Nachdem die Route bis Sofia dank der Informationen, die northstar beigesteuert hat,geklärt sein dürfte, stellt sich noch die Frage nach dem Weitertransport zum Mittelmeer.
Die Eisenbahnverbindung von Sofia über Kulata nach Saloniki bestand damals wohl noch nicht (ich habe im Internet detaillierte Karten zu den Balkankriegen 1912/13 gefunden). Bleibt zum einen die Route über den damals bulgarischen Mittelmeerhafen Dedeagatsch (heute griechisch Alexandrupolis), die Bahnverbindung verlief aufgrund der Grenzziehung nach den Balkankriegen aber über das türkische Adrianopel (heute Edirne). Ob die Türken bulgarische Transitzüge ohne Kontrolle zuliessen weiss ich noch nicht.
Die zweite Möglichkeit wäre die Bahnverbindung Sofia - Nisch - Skopje - Saloniki gewesen. Die Serben hatten zwar Belgrad aufgeben müssen, wurden aber mit den österreich-ungarischen Angriffen bis zum Kriegseintritt Bulgariens ganz gut fertig. Ob die serbischen Strecken und Eisenbahnverbindungen im Hinterland für den Posttransit offen waren, kann ich aber auch noch nicht sicher beurteilen. Vielleicht komme ich am Samstag in die Münchner Philabibliothek und finde irgendeinen Aufsatz in den Veröffentlichungen der verschiedenen ARGEN.
Hier nun die Ganzsachenkarte: Der Zensurstempel Nr. 257 (Ra2-Stempel) ist die sehr häufige Type 4A nach Speeckaert 1. Auflage.
Viele Grüße
DKKW