St. Petersburg Stempel-Typen

Hallo zusammen,

nach langer Pause melde ich mich mit einem Beitrag zur Stadtpostabteilung Nr. 8 zurück.
Die Adresse der Stadtpostabteilung lautete lt. Dobin/Ratner P. S. Bolshoy pr. 41.
Der Nummernstempelübersicht von Ratner (im Beitrag von northstar) zeigt 5 Stempeltypen, der Dobin/Rathner 2 Haupttypen (mit schmaler und breiter 8). Ich kann beide Haupttypen zeigen.
Die schmale 8 auf einem mit zwei Kopeken frankierten Streifband nach Kopenhagen/Dänemark. Rückseitig ein undeutlicher Datumstempel von St. Petersburg 4.II.1893 (jul. Kalender) und der dänische Ankunftstempel vom 19.2.93 (greg. Kalender)
Die breite 8 auf zwei Briefen nach Wien (1895) und nach Greiz (1903)

Viele Grüße
DKKW

Hallo DKKW, welcome back!

Liebe Gemeinde,
in Ergänzung zeige ich noch eine Ganzsachen-Postkarte von St. Petersburg, 8. Otdel nach München.

Ein gewisser Carl Boeckel bescheinigt seinem Schuster den „Empfang der Stiefel“, die zu seiner „großen Zufriedenheit ausgefallen sind“.

Der Nummernstempel ist die schlankere Variante nach Dobin/Ratner 2004, Type 54 nach Ratner 1993. Die Karte weist nur einen Nummernstempel, aber keinen Petersburger Tagesstempel, z.B. der 5. Expedition des Postamtes auf.

Die „80“ im einfachen Kreis links neben dem Nummernstempel weiß ich leider derzeit nicht zu deuten. Evtl. ist es ein Bearbeitungsvermerk des Petersburger Postamtes, ähnlich den Stempeln, die von Übersetzern und mit Nachforschungen befassten Mitarbeitern verwendet wurden (vgl. Dobin/Ratner 2004, S. 315 und 321).

Die Karte wurde am 9. (julianisch)/21. (gregorianisch) August geschrieben und traf bereits am 24. August 1895 in München ein (Ankunftstempel MUENCHEN B.U.); ich wäre sehr dankbar, falls KollegInnen südlich der Mainlinie oder sonstige Kenner des bayrischen Postwesens die Abkürzung „B.U.“ dechiffrieren könnten!

Die 8. Stadtpostabteilung ist anscheinend einmal umgezogen (Adressangabe bei Ratner 1993: Bolshoy pr. 54). Bleibt noch anzumerken, dass es den Bolshoy Prospekt zweimal gibt: jeweils auf den beiden Insel-Stadtbezirken Vasilij-Insel und Petrograder Seite. Die 8. Stadtpostabteilung befand sich auf der Petrograder Seite ("P.S." vor der Straßenangabe).

Hallo Kartenhai,

vielen Dank für die Einführung in die Münchner Bahnhofsgeschichte.
.Auch beim nochmaligen Hinsehen meine ich jedoch immer noch ein B.U. zu erkennen.

jetzt hab ich´s: es muss B.Ü. heißen. Nur daß die Punkte des Umlauts durch den Doppelabschlag nicht erkennbar sind. B.Ü. bedeutete "Briefpost-Übernahme" und zwar von Sendungen aus dem Ausland (also war es so etwas wie die 5. Expedition des Postamtes in St. Petersburg).

Moin Kartenhai,

Bei Google hatte ich es natürlich versucht, jedoch erschienen da nur einige wenige Angebote von Belegen, bei denen die Anbieter den Umlaut auch nicht erkannt hatten. Bei der Stempeldatenbank habe ich gestern dann einfach „München“ eingegeben und bin die Liste aller Münchener Stempel durchgegangen, nachdem verschiedene Eingaben mit „MUENCHEN“ und „B.U.“ nichts erbracht hatten. Die Verbindung zwischen U und Ü ist ja doch zu weit hergeholt, als daß diese in die Fuzzy logic eingebaut werden müsste . Oder ich war zu tüffelig beim Suchen!?

Hallo zusammen,

heute stelle ich ein paar Belege und eine Marke mit dem Nummernstempel der 9. Stadtpostabteilung vor. Laut Dobin/Ratner lautete die Adresse der 9. Stadtpostabteilung V.O. Akamichesky per. 8.

Dobin/Ratner bilden drei Stempeltypen ab, die ich auch belegen kann, den Stempel 9. allerdings nur auf Marke.

Zunächst die schlanke 9 (ohne Punkt) auf einer (Orts?-)Postkarte vom 24.Juni 1886. Der Datumsstempel (in rot) ist soweit wie ich das sehe ein so genannter "Abendstempel" Die Sendung wurde erst am Folgetag ausgeliefert.
Dann eine Postkarte (Ansichtskarte von Eydtkuhnen) nach Stettin vom 13.6.1901 mit einem Nummernstempel 9, den ich nicht exakt zuordnen kann und schließlich eine 5 Kopeken-Marke mit Nummernstempel mit einem eindeutigen Punkt hinter der 9.

Viele Grüße
DKKW

Moin, moin,

Bei der ersten von DKKW gezeigten Karte handelt es sich um eine Ortssendung, wie richtig vermutet. Das Wort in der ersten Zeile der Anschrift „gorodskoe“ bedeutet „Stadt[-Brief]“. Häufig findet man auf Ortssendungen das schon früher erwähnte „zdes´“ (hier), anstelle des Bestimmungsortes. Manchmal wurde auch das Wort „mestnoe“ (Orts[-Brief]) verwendet. Die Postkarte erhielt in Russland die Bezeichnung „otkrytoe pis´mo“ (wörtlich „offener Brief“). Der Brief ist in der russischen Sprache ein Neutrum, entsprechend wird die neutrale Form des Adjektivs verwendet, auch wenn man das Wort „Brief“ weglässt.In Ergänzung zum vorherstehenden Beitrag zeige ich noch eine Ansichtskarte nach Liegnitz (Schlesien), gestempelt mit einer 9 mit Punkt. Die Karte ist um 1 Kopeke unterfrankiert und erhielt deswegen in der 5. Expedition des Postamtes einen Taxstempel („T.“ im Kreis). Jedoch sind auf der Karte keine weiteren Vermerke zu einer vom Empfänger einzuziehenden Nachgebühr zu entdecken. Anscheinend haben die deutschen Postanstalten den Stempel übersehen oder wussten ihn nicht zu deuten.Die 9. Stadtpostabteilung ist wohl einmal umgezogen, Ratner (1993) gibt als Adresse 6. Linie, 28 an, im gemeinsamen Werk mit Dobin (2004) die von DKKW erwähnte Akademicheskij pereulok, 8 (eine Querstraße der 6. Linie). Die 9. Stadtpostabteilung war der heute noch bestehenden 4. Postabteilung auf der Vasilij-Insel zugeordnet, die sich seinerzeit in der 6. Linie, 28 befand.

northstar
3 Kopeken - Unterfrankaturen mit oder ohne Nachgebührerhebung sind eine relativ häufige Erscheinung bei russischen Auslandspostkarten.
Offensichtlich haben sich viele Ausländer und Postbeamte im Ausland durch die rote Farbe der 3 Kopeken - Marke in die Irre führen lassen.
UPU - Farbe rot = Auslandspostkarte
Das tatsächliche Porto war 4 Kopeken, wobei die Markenfarbe ebenfalls rot war.

MVG Z.

Hallo zusammen,

wie wir bereits dank northstar wissen, war die Stadtpostabteilung 10 in Novaya Derevnya in der Naberezhnaya ul(ica) 37 gelegen und nur während der Sommersaison geöffnet. Ein Nummernstempel 10 ist nicht registriert, hat vermutlich auch nicht existiert.
Mit der Stadtpostabteilung Nr. 11 betreten wir Neuland. Wie die Stadtpostabt. Nr. 10 erfolgte die Eröffnung im Jahr 1890 aber hier wurde die Nummer im Gegensatz zu den bisherigen Nummernstempeln in römischen und nicht in arabischen Ziffern geschrieben, also "XI." anstelle einer "11"
Die Stadtpostabteilung Nr. 11 war in der Sadovaya ul(ica) 37 gelegen.
Dobin /Ratner zeigt eine Haupttype. Der Stempel Nr. 11 ist häufig zu finden.
Ich zeige aus meiner Sammlung einen 7 Kop. Kartenbrief mit 3 Kop. Zusatzfrankatur nach Lyon vom 7.11.1895 (jul. Kalender), der rückseitige Datumsstempel stammt natürlich von der 5. Expedition. Außerdem eine Ansichtskarte mit dem Alexandratheater und dem Denkmal Katharina II vom 19.10.1902 (jul. Kalender) nach Königsberg, Ankunftstempel ebenfalls 19.10.02, hier aber nach dem greg. Kalender.

Viele Grüße
DKKW

Hallo DKKW, liebe Petersburg-Interessierte,

in Ergänzung präsentiere ich ein schönes Dokument des „deutschen Petersburgs“ sowie der Hamburg-Petersburger Beziehungen (auch wenn Altona erst seit 1937 zu Hamburg gehört, ordne ich das mal hier ein)Der Nummernstempel ist m.E. die fettere Variante (Nr. 62) nach Ratner (1993).

Die Karte trägt einen Stempel der 5. Expedition des Petersburger Postamtes vom 8.12.1900 (julianisch) und einen Ankunftstempel Altona (Elbe) 1 vom 23.12.1900 (gregorianisch). Laufzeit mithin nur 2 Tage!

Zum Regionalgeschichtlichen

Der Absender schreibt: „Liebe Altonaer, hier seht Ihr unsere allernächste Heimat. Hier gehen wir täglich, wo Ihr das x Kreuz seht. Also jetzt wißt Ihr, wie es bei uns aussieht. Herzl. Gr. Und Küsse von Euren Petersburger Kindern“

Anstelle des auf der Karte abgebildeten Eckhauses (Nevskij pr. 28) steht nunmehr das 1905 im Jugendstill errichtete Singer-Gebäude, das seit 91 Jahren die bekannte Buchhandlung „Dom Knigi“ (Haus des Buches) beherbergt. Wo der Schreiber der Karte sein Kreuz eingezeichnet hat, befindet sich heute der Eingang zur Metrostation „Nevskij Prospekt“. Die auf der Karte erwähnte, aber nicht sichtbare, Petri-Kirche (Nr. 22/24) ist heute wieder evangelisch-lutherisches Gotteshaus, nachdem sie während der sowjetischen Zeit als Schwimmbad zweckentfremdet wurde. Die beiden der Kirche vorgelagerten Gebäude gehörten der evangelischen Gemeinde, wurden nach der Revolution enteignet, aber nicht wieder zurückgegeben. Nach ähnlichem Prinzip wie die Petri-Kirche sind übrigens die ebenfalls am Nevskij prospekt befindliche katholische Katherinen-Kirche (Nr. 32/34) und die armenisch-orthodoxe Kirche (Nr. 40/42) angelegt. Im rechten vorgelagerten Gebäude der armenischen Kirche befand sich nach einigen Umzügen von der ursprünglichen Adresse Sadovaja ulica 9 bis zu ihrer Schließung vor einigen Jahren die 11. Postabteilung, der die 11. Stadtpostabteilung seinerzeit zugeordnet war.

Hallo zusammen,

heute sind wir bei der St. Petersburger Stadtpostabt. Nr. 12 angelangt. Laut Dobin/Ratner im Jahr 1890 im Haus Voskresenesky prospekt 37 eingerichtet.
Der Stempel der Stadtpostabt. Nr. 12 ist ein Mysterium. In der Simon Wiesenthal Sammlung ist kein Exemplar vorhanden gewesen. Dobin/Ratner erwähnen zwar einen Stempel 12 (1893 - 1895) aber ohne Abbildung und ohne Hinweis ob mit lateinischen oder arabischen Ziffern.
Ob dieser Stempel existierte und wenn ja, ob er auch wirklich verwendet wurde entzieht sich meinen bescheidenen Kenntnissen.

Viele Grüße
DKKW

Hallo DKKW,

Ratner (1993) schreibt: „Die 10. und die 12. [Stadt-]Postabteilung waren nicht mit der Leerung der Briefkästen in ihren Bezirken befasst. … Durch diese Tatsache erklärt sich, daß Nummernstempel der 10. und 12. Abteilung fehlen.“Der bei Dobin/Ratner in der Stempelübersicht auf Seite 178 erwähnte Stempel der 12. Stadtpostabteilung ist ein Einkreis-Datumsstempel mit der ausgeschriebenen Angabe der Postanstalt. Er ist auf der Seite 172 sogar als exemplarischer Stempeltyp (g) abgebildet, s. Auszug der Seite im Anhang. Was mich allerdings verwundert, ist die Angabe der Verwendungszeit 1893-1895 in der Übersicht und die Abbildung eines Stempels aus dem Jahre 1900! Noch eine kleine Ungereimtheit: Ratner (1993) gibt als Anschrift Voznesenskij Prospekt 37, im gemeinsamen Werk mit Dobin hingegen Voskresenskij Prospekt (heute pr. Tchernishevskogo) 37 an. Voznesenskij Prospekt sollte richtig sein, da die 12. Postabteilung, der die 12. Stadtpostabteilung zugeordnet war, sich in der Spasskij pereulok befand (also in der Nähe) und die Gegend um den Voznesenkij pr., für den die 1. Stadtpostabteilung die Briefkastenleerung zu besorgen hatte, sich geographisch an den Bereich der 1. Stadtpostabteilung anschließt.

Hallo zusammen,

zunächst einmal vielen Dank an northstar für die vertiefenden Informationen zur Stadtpostabteilung 12.
Ich zeige heute meine einzige Postsendung mit dem Nummernstempel 13.
Die Stadtpostabteilung 13 lag lt. Dobin/Ratner in der Ruzowskaya ulica 13 und wurde 1896 mit dem Nummernstempel mit arabischer Ziffer ausgestattet.
Wie weiter oben geschrieben habe ich in all den Jahren in denen ich auf Messen nach Belegen mit den Nummernstempeln St. Petersburgs Ausschau halte, nur diese Ansichtskarte mit der Fontäne Samson im Park von Petershof gefunden. Sie ist nach Wien gerichtet.

Viele Grüße
DKKW

Moin, liebe Petersburg-Fans,

Obwohl Dobin/Ratner die Stempel der 13. Stadtpostabteilung mit 1 auf der 10-teiligen Seltenheitsskala einstufen, scheinen diese Stempel nicht so häufig zu sein. Auch mir ist bisher bewusst noch kein Beleg mit einem Nummernstempel der 13. Stadtpostabteilung untergekommen, so daß ich leider nichts Ergänzendes zeigen kann. Das Einzugsgebiet zwischen Moskovskij pr., Obvodnyj kanal, Zagorodnyj pr. und Eisenbahngleisen des Vitebsker Bahnhofs war vielleicht seinerzeit auch nicht so ergiebig bzgl. des Postaufkommens (?).

Hallo zusammen,
na, da kann ich ja auch mal wieder einen Beleg zeigen.
Die 3 Kopeken-Ganzsache mit zugeklebter 1 Kopeken-Marke erhält durch den violetten Stadtpoststempel eine komplementäre Farbgebung.

MVG! Z.

Hallo zusammen,

hier kommt mein vorerst letzter Beitrag zu diesem thread, denn weiter als bis zur Nr. 14 bin ich bei meiner Suche noch nicht gekommen. Die Nummernstempel 15-17 (mit lateinischen Ziffern) fehlen in meiner kleinen Sammlung.
Die Stadtpostabteilung 14 lag laut Dobin/Ratner in der M. Italianskaya ulica 18. Dobin/Ratner bilden zwei Typen ab, mit breiter bzw. schmaler 4 in der 14.
Ich denke, dass meine beiden Belege aus dem Jahr 1900 die schmale 14 zeigen, einmal auf Kartenbrief nach Wilna(bzw. einem Ort nahe Wilna?) und einmal auf Inlandspostkarte mit 1 Kop. Zusatzfrankatur nach Mannheim.

Viele Grüße
DKKW

Zwar nicht zu den Nummern-Stempel gehörend, aber dennoch interessant:
Brief mit Nr. 5 vom 11. November 1858. Dabei ist beim Rahmenstempel die Tageszahl kopfstehend! - (Ein Los der letzten Philagenta Auktion).

Material mit Nummernstempel der 14. Stadtpostabteilung ist etwas häufiger, sicherlich durch ihre zentrale Lage in einer Parallelstraße zum Nevskij Prospekt, die für ein entsprechendes Postaufkommen sorgte. Die 14. Stadtpostabteilung war der unter gleicher Adresse gelegenen und heute noch bestehenden, aber nunmehr jenseits der Fontanka angesiedelten, 14. Postabteilung zugeordnet.

Drei Belege mit dem Nummernstempel 14 kann ich heute zeigen: - Ansichtskarte mit Blick auf die Fontanka, als Ortssendung von 1902, Typ 68 nach Ratner 1993 bzw. die schlankere Variante nach Dobin/Ratner 2004 - Ansichtskarte mit Stadtduma mit optischem Telegraphen (der Turm hat sich im Laufe des vergangenen Jahrhunderts nicht geändert, der Korpus links ist mittlerweile um eine Etage aufgestockt, die Kapelle links von der Duma fiel der Spitzhacke zum Opfer), als Auslandssendung nach Berlin von 1899, Typ 67 bzw. die fettere Variante - Auslandbrief nach Bern von 1900, Typ . Zwar ist der Abschlag des Nummernstempels etwas schwach, aber dieser Umschlag stammt vermutlich aus einer regen Korrespondenz zwischen dem alt-katholischen Berner Professor Eugène Michaud und dem russisch-orthodoxen Laientheologen Aleksandr Kireev (der leider seinen Absender nicht vermerkt hat), Transit- und Ankunftstempel sind einigermaßen brauchbar und er hat mich nur ganze 30 Rbl. gekostet :).Typ 67 oder 69 Unter folgendem Link kann man derzeit einen Einschreibbrief der 14. Stadtpostabteilung besichtigen: