Hallo Forumsfreunde,
ich möchte heute mal neben meiner Serie zur Posthistorie ein neues Kapitel aus meinen Unterlagen eröffnen:
Archive der Philatelie
Heute: Chalmers contra Hill
Seit dem Erscheinen des ersten Postwertzeichens im Jahre 1840 ist ein erbitterter Stret darüber ausgebrochen, wer denn als der eigentliche Erfinder der Briefmarke anzusehen ist. Besonders heftig ausgefochten wurde dabei der Streit zwischen dem späteren britischen Generalpostmeister Sir Rowland Hill und dem Schotten John Chalmers, der in seiner kleinen Druckerei in Dundee bereits im August 1834 die ersten Postmarken in der noch heute üblichen Form hergestellt und als Muster 1837 einem britischen Parlamentsmitglied vorgelegt haben will. Nach dem Tode der beiden Kontrahenten stritten sogar noch deren Söhne gerichtlich jahrzentelang um die Erfinderehre ihrer Väter ( noch nicht mal Barbara Salesch konnte sich in diesem Streit zu einem Urteil durchringen ). Dabei reicht die Geschichte des Postwertzeichens und seiner Vorläufer erwiesenermaßen noch viel weiter zurück, nämlich bis ins 17. Jahrhundert.
So erteilte Frankreichs legendärer Sonnenkönig Ludwig XIV bereits im Jahre 1653 dem damaligen Pächter der Pariser Stadtpost, Renouard de Villayer, die Erlaubnis, in den verschiedenen Stadtteilen von Paris Briefkästen aufzustellen ( entgegen anderslautenden Meinungen hat der Sonnenkönig wohl nicht nur die meiste Zeit seines Lebens mit seinen Mätressen im Bett verbracht ). Die in diese Briefkästen eingelegten Sendungen konnten mit Freimachungszeichen in Form von Papierstreifen versehen werden. De Villayers " billets de port paye " konnten sich jedoch nicht durchsetzen, sondern verschwanden sehr rasch von der Bildfläche.
Das nächste Freimachungszeichen führte 1680 William Dockwra, der Begründer der Londoner Stadtpost, ein. Den Briefen wurde ein dreieckiger Handstempel aufgedruckt, der die Unterschrift " Penny - Post -Paid " trug. In London konnte man damls auch schon mit Stempel versehene Briefbbogen erwerben. Fast hundert Jahre später tauchten in Wien sogenannte " coperte " auf, gestempelte Bogen mit Wertzeichen - Charakter. Ähnliche " Wertzeichen " gab ab 1819 das Königreich Sardinien aus. Die " Carta - postale - bellata " Stempel waren in verschiedenen Wertstufen auf Bogen gedruckt, die als Briefumschläge benutzt wurden.
Etwa zur gleichen Zeit, im März 1823, legte Leutnant Curry Gabriel Treffenberg dem schwedischen Reichstag eine Denkschrift vor, in der er vorschlug, ein gestempeltes Papier zu verschiedenen Wertstufen herzustellen und es als Briefumschlag zu verkaufen, der dann von der Post ohne weiteres zu befördern sei. Der Reichstag in Stockholm lehnte allerdings diesen Vorschlag ab, eine fatale Fehlentscheidung, wie sich später herausstellte.
Im Jahre 1835 will der Vize - Staatsbuchhalter Laurenz Koschir in Laibach die Einführung der Briefmarke vorgechlagen haben. Koschir kämpfte ebenso wie Chalmers vergeblich um die Anerkennung seiner Erfindung, obgleich die jugoslawische Postverwaltung eine umfangreiche Dokumentation zusammenstellen ließ, die ihren Landsmann als Schöpfer des Postwertzeichens feiert.
Doch die erste tatsächliche Briefmarke erschien 1840 in England auf Grund der Iniatiativen von Sir Rowland Hill, der damit als der eigentliche Vater der von Millionen Sammlern begehrten kleinen postalischen Wertzeichen gilt.
Ich würde mich über kurzes Feedback freuen, ob diese neue Serie fortgeführt werden soll oder ob dazu kein Interesse vorliegt. Wenn ja, würden in unregelmäßigen Abständen weitere Abhandlungen erfolgen.
Selbstverständlich würde ich mich darüber freuen, wenn auch andere Mitglieder interessante Artikel zu diesem Thema hier einstellen würden.
Einen schönen Tag noch wünscht allen
Kramix