Hallo,
nachdem sich das Sammeln von Brustschilden (DR 1872 - 1874 (1875)) immer noch großer Beliebtheit erfreut.
Möchte ich mal ein paar "Besonderheiten" herzeigen, die man auch heute noch unter der Massenware finden kann...
Hallo,
nachdem sich das Sammeln von Brustschilden (DR 1872 - 1874 (1875)) immer noch großer Beliebtheit erfreut.
Möchte ich mal ein paar "Besonderheiten" herzeigen, die man auch heute noch unter der Massenware finden kann...
Die Zähnung von zwei oder mehreren Bögen gleichzeitig, hatte eine rauhe Zähnung der Marken zur Folge. Rauhe Zähnungen findet man hin und wieder bei der kleinen Brustschildausgabe. Bei großen Brustschilden kommt diese so gut wie nie vor.
Die Druckplatten der Brustschildmarken wurden mit Schrauben auf einer Grundplatte befestigt. Dabei wurden die Senkkopfschrauben in der Vertiefung des später druck-frei bleibenden runden Prägefeldes eingebracht. Im Verlauf der Massenproduktion lockerten sich manche dieser Schrauben, ragten in das Niveau der Druckplatte, wurden eingefärbt und hinterließen Druckspuren im Bereich des Prägefeldes.
Der letzte Tag der Groschenwährung war der 31.12.1874.
Dieser Tag war auch der letzte Gültigkeitstag aller Kreuzer Werte sowie der kleinen Groschen Werten (1/4 und 1/3 Groschen).
1/2 Groschen 1,2 2 1/2 und 5 Groschen Marken konnten noch bist zum 31.12.1875 aufgebraucht werden.
Frankaturen vom 31.12.1874 mit z.B. 1 Groschen sind zwar keine echten Letzttage, werden jedoch oft auch hoch gehandelt.
Der Ersttag der Brustschildmarken ist der 1.1.1872.
(Obwohl dies nicht der erste Tag des dt. Riches war.)
[Blockierte Grafik: http://woermi.enformio.at/1872/PICS/MUEHLHEIM/MUELHEIM_06.jpg]
1 Gr.karmin, Luxusstück mit klarem Hufeisenstempel MÜLHEIM A.D. RUHR 1.JAN.72 vom Ersttag entwertet und der Stempel wunderschön nochmals daneben abgeschlagen auf gut erhaltenem Brief nach Boppard, als Zugabe befindet sich schon am ersten Tag der Plattenfehler "Gebrochenes N" auf der Marke.
52. Kruschel Auktion: Ausruf €800, Zuschlag €1900
Nach der Rechsgründung gab es 2 Währungen (Gulden/Kreuzer bzw. Thaler/Groschen.)
Daher waren jeweils 2 Marken mit dem gleichen Wert nötig (1 Groschen ~ 3 Kreuzer, usw....). So konnte es vorkommen, dass Groschenmarken im Kreuzergebiet entwertet wurden und umgekehrt...
[Blockierte Grafik: http://woermi.enformio.at/1872/PICS/METZ/METZ_007.jpg]
Fremdverwendung der 3 Kr. im Groschenbereich; 52. Kruschel Auktion: Ausruf: €100; Zuschlag: €200
Baden - Baden lag natürlich im Kreuzergebiet.
Hin und wieder kam es vor das der Kammschlag der Zähnungsmaschinen im Unbedruckten Breich begann. Dadurch entstehen am Rand (meist unten) weisse Flächen.
besonders Reitzvoll ist es natürlich auf einem Beleg mit mehreren Wertstufengleichen Marken. (Bild)
So kann u.a. auch belegt werden das die Groschenmarken aus verschiedenen Bögen stammen.
Wie schon angesprochen konnten Brustschilde (Groschenwerte) 1875 noch verwednet (aufgebraucht werden).
Besonders selten natürlich auch der Aufbrauch kleiner Brustschildmarken im Jahr 1875.
In Frankfurt (eigendlich Kreuzergebiet) wurden 1875 auch Groschenmarken aufgebraucht.
Kann mich da nur anschließen, sehr interessant und sehr schöne Belege!
Grüße
Hallo,
ein feiner Thread, da schließe ich mit Gert gerne an.
Was halten die Experten denn von diesem Poststück vom Sept. 1872?
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Hallo bayern klassisch
Obwohl ich nicht zu der Experten zählen, wage ich mich zu aüssern. Ein wunderschöner Beleg mit Fremdentwertung von bayerischen Floss. Dazu mit Zierstempel.
Aber warum ist ein Regierungssache von Gösen ausserhalb Floss überhaupt frankiert?
Mit andere Wörter eine wunderschöne Verfälschung
Danke fürs Zeigen
Und DANKE woermi für den schönen Start.
Nils
Hallo Nils,
dann bin ich ja nicht der einzige, der Zweifel an der Echtheit des Stückes hegt, welches für ein paar hundert Dollar bei eBay die Sammler des Deutschen Reiches und Bayern gleichermaßen ansprechen soll.
Eine sehr gute Darstellung der Fakten, präzise analysiert - da merkt man eben, wer über den philatelistischen Tellerrand seines Sammelgebietes hinaussachauen kann.
Trotzdem würde mich das Urteil der Brustschildexperten sehr interessieren, ist es doch eher ein Objekt deren Begierde, als eines für Bayernsammler.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Hallo,
Auch mein Dank an woermi für das Brustschild 1 x 1.
Eine weitere Besonderheit bei Brustschild-Marken ist das Vorkommen formatverkleinerter und -vergrößerter Marken. Während in der Senkrechten normalerweise 16 Zahnlöcher vorliegen, enstanden durch ungleichmäßigen Vorschub bei der Kammzähnung verschieden hohe oder niedrige Marken (je nach Richtung des Kammvorschubs am Bogenober- oder -unterrand). Es werden unterschieden
- ganz kleine Marken (14 Zahnlöcher senkrecht),
- kleine Marken (15 Zahnlöcher) und
- größere Marken (16 Zahnlöcher, wobei entweder der oberste oder der unterste [Ausgleichs-]Zahn überbreit ist).
Da formatverkleinerte Marken natürlich auch durch Nachzähnung entstehen können, anbei als Beispiel eine kleine Marke der MiNr. 17 auf Beleg (zum besseren Erkennen der Markengröße Kontrast verstärkt) und zum Vergleich links daneben eine normal große Marke derselben MiNr.
Beste Sammlergrüße
philnum
@bayern klassisch,
ersteinmal vielen Dank für Deine stets lehrreichen und obendrein immer sehr unterhaltsamen Beiträge! Es gibt nur ganz Wenige, die über ein derartiges Fachwissen verfügen und Dieses der interessierten , allgemeinen Sammlerschaft gerne zur Verfügung stellen - besten Dank nochmals dafür.
Nun zu dem o.g. Brief : ... meine Zweifel:
1.) ... habe soetwas noch nicht gesehen
2.) ... 1/4 Groschen (wohl Mi.-Nr. 16) im Kreuzergebiet ???
3.) ... zudem eine frankierte Regierungssache von Gösen über Floss !!! (hier mit Sicherheit wohl innerorts) nach Weiden
Meine Überlegungen zum Stück :
1.) ... sieht bedarfsmäßig gebraucht aus mit üblicher Faltung
2.) ... der wohl recht seltene Zierstempel, hier vermutlich innendienstmäßig gebraucht/verwendet erscheint mir zeitgerecht
3.) ... ich glaube mich zu erinnern, dass in NdP-Zeiten Regierungssachen zwar portofrei gestellt waren, jedoch Ortsbestellgebühren von 1/4 Groschen franco zu entrichten waren,
womit sich evtl. und womöglich Alles erklären ließe
4.) ... zumal der Zusatz " E-Nr.58 " auf eine Mengenauflieferung hindeuten könnte
Obwohl ich mich hier wohl deutlichst zu weit aus dem Fenster lehne,
hoffe ich auf ehrliche Kritiken , insofern ich diesen Beleg eher für echt halte.
Womöglich waren auch Bayern irgendwie Schotten und besorgten sich die 1/4 Groschen-Marken , da ein Gebrauch der !-Kreuzer-Werte reine "Steuergeldverschwendung" gewesen wäre .
Erwarte mit Spannung Eure Antworten und verbleibe höflichst! H.Klatt
Hallo krauseklatt
Dein Beitrag hier gefällt mich
Zu deiner zweite Punkt will ich nennen, dass der Floss Stempel nicht so selten ist. Aber hier ist etwas bei dem Stempel "Vergessen" - die Rauten. Auch ist der Stempel nicht etwas unterschiedlich auf den Brief und auf die Marke.
Viele Grüsse
Nils
Hallo krauseklatt,
vielen Dank für deine netten Worte.
Mir ist lieber, es hängt sich einer aus dem Fenster, auch wenn es vielleicht etwas zu weit sein mag, als dass gar nichts passiert, wenn solche Sachen gezeigt werden und sie am Ende noch einer kauft (für 280 Dollar plus 10 Dollar Frachtkosten aus Spanien, wo diese "Rosine" bei eBay derzeit angeboten wird).
Es war ursprünglich ein Faltbrief aus Gösen, einer kleinen Gemeinde bei Floß in Bayern, welches auch nicht gerade riesig ist. Diese Gemeinde wurde postalisch versorgt vom Landbriefträger aus Floß und somit täglich von diesem angelaufen, um Poststücke der Brief- und Fahrpost von Nebenorten nach Floß und vice versa zu tansportieren.
Der Absender war die Gemeindeverwaltung in Gösen, die ein Schreiben unter R.S. = Regierungssache an das Rentamt (= heute würde man Finanzamt dazu sagen) aufgab.
Regierungssachen waren immer als reine Dienstbriefe portofrei zu befördern. In diesem Forum habe ich mal in Abständen 2 mit R.S. versehene Dienstbriefe zeigen können, die frankiert und portopflichtig abspediert wurden, wobei beides auf Fehlern bei der Manipulation beruhte.
Der kleine Einkreiser von Floss, den es in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts gab, sieht anders aus, vor allem hatte er keinen Außenkreis, der dem eines Breitreifens entsprach. Die Zierstücke fehlen ebenso, wie Bayernkenner Nils richtig bemerkt hatte.
Eine 1/4 Groschen - Marke hat man in Gösen höchstens mal gesehen, wenn ein Brief mit Mehrfachfrankatur dort aus dem Reichspostgebiet aufschlug.
Wäre der Brief portopflichtig gewesen, dann hätte man ihn mit einer 3 Kr. Marke für bis 15g schwere oder mit einer 7 Kr. Marke für über 15g schwere Briefe frankiert. Da der Brief über keine Taxierung verfügt, müssen wir uns über unfreie aber portopflichtige Briefe keine Gedanken machen, zumal ein Rentamt keinen Brief mit Porto belastet von einer kleinen Behörde auf dem flachen Land angenommen hätte.
Der Einwand mit der E - Nr., die eine Mengeneinlieferung möglich erscheinen lassen soll, dürfte genau auf den Punkt zielen: Dies hat unser Fälscher auch so gesehen, weil er detailierte Kenntnisse eben von dieser Versendungsart besaß.
Tatsächlich war in Bayern die E - Nr., ausgeschrieben Expeditions - Nummer, aber eben nicht wie im Reichspostgebiet vielleicht, ein Indiz einer Mengenauflieferung von Poststücken, sondern das Aktenzeichen, unter dem der Vorgang bei der Absenderbehörde geführt wurde. Diese E - Nr. war im Postausgangsbuch der Behörde, auf dem Brief selbst und im Arbeitsbuch des bearbeitenden Beamten aufgeführt und im Brief selbst im Betreff zu nennen.
Nur so konnte bei den zahlreichen Vorgängen eine Zuordnung getroffen werden, wenn das Schreiben wieder zurück kam und weiter bearbeitet werden wollte.
Brief echt, Marke echt, Stempel falsch, also gehört die Marke nicht zum Brief.
Die Verwendung einer Reichsmarke in Bayern war nicht gestattet.
Unter oder neben fremden Marken, die auf in Bayern eingelieferten Briefen klebten, war mit Blaustift der Satz "ungiltige Marke" anzubringen.
Wäre dieser Brief so, wie er jetzt scheint, tatsächlich echt (mit anderem Hintergrund natürlich), wären die 280 Dollar ein Schnäppchen und dieses Sofortkaufangebot unseres Spaniers nur noch unter den beendeten Angeboten bei eBay zu finden. Da mir dergleichen noch in der Sammlung fehlt, kannst du dir sicher vorstellen, wer der Käufer gewesen wäre ...
Liebe Grüsse von bayern klassisch
@ bayern klassisch,
besten Dank für Deine hevorragenden Ausführungen!
Es ist für mich immer wieder bemerkenswert, wie schnell man doch dazulernen kann, insofern man den Mut hat seine eigene (wennauch nicht richtige !!!), ehrliche Meinung zum Sachverhalt öffentlich zu stellen.
Ebenso danke gesagt an @ Bayern-Nils !
Vielleicht wird es mir zukünftig auch Hier und Da möglich sein, etwaigen Fragestellungen derartige kompetente Antworten liefern zu können.
Mein "alter Herr Vater" hat immer gesagt:
DU mußt nicht Alles wissen - aber Du solltest wissen wo es geschrieben steht! Andernfalls:
... Experten gibts für Dies und Jenes. Frage exakt diese Leute und bezahle, wenn nötig ordentlich - falls Du Denen vertrauen willst/kannst !
... nochmals dankend ! H.Klatt
Naja eigendlich hätte sich der ganze Beitrag doch eher den Briefmarken widmen sollen, aber sobald unser Klassischer Bayer mit von der Partie ist, dann kommst du halt einfach um die Postgeschichte nicht rum.
(Nix für ungut, hat aber jetzt sein müssen...)
Immer wieder kommt die Frage auf:
Wie unterscheiden sich die Farben der Nummer 3 und die der Nummer 14.
(bzw. 8 und 15.)
Anbei ein Bilder welches die Frage beantworten soll:
Oben 3 unten 14.
Auch nett - 3 und 14 auf einem Brief(-stück)