Bayern: Österr. Stempel "Passau Bahnhof"

    Hallo,

    wie im 6 Kr-blau-thread beschlossen, wollen wir das interessante Thema "Österreich-Stempel Passau Bahnhof" separat in einem eigenen thread besprechen.
    Ich stelle hier nochmals meinen Brief von Obernzell ins böhmische Krumau ein, der in Passau an die österreichische Post zur Weiterleitung übergeben wurde und in Passau den rückseitigen (österreichischen!) Stempel "Passau Bahnhof" erhielt.
    Unser Freund Bayern-Kreuzer hat die Verhältnisse und Bedeutung dieser österreichischen "Kolonie" im bayrischen Passau im MiNr 10- thread so gut beschrieben, dass er hiermit gebeten wird, sein posting inkl. Abbildung des Briefes hier nochmals einzustellen.
    Womit die Grundlage für weitere Beiträge geschaffen wäre...

    Hallo mikrokern,

    ja natürlich, mache ich gerne. Ich schrieb vor einigen Tagen:

    "Einen Brief aus meiner Sammlung möchte ich noch nachtragen:
    Es ist eine Farbfrankatur der Mi.Nr. 9b und 10, Platte 1, die im November 1864 von Nürnberg in den Postverein nach Schärding in Oberösterreich gelaufen ist.

    Als ich den Brief gekauft habe, kannte ich die Rückseite des Briefes noch nicht. Hier sitzt - neben dem Ankunftsstempel von "Scherding" -noch ein weiterer Stempel.
    Es ist ein Einkreisstempel "PASSAU BAHNHOF 25/11 2. F." Bei diesem Stempel handelt es sich, obwohl "Passau" darauf schließen läßt, nicht um einen bayerischen Stempel sondern um einen österreichischen Stempel, der im österreichischen Grenz-Postamt im Bahnhof Passau(in der Zeit von 1862 bis 1867 ?) nur im Innendienst verwendet wurde.
    Dieses Postamt hatte die Aufgabe, mit dem bayerischen Postamt Passau und dem Bahnpostamt Nürnberg - Passau aus Österreich kommende und für Östereich bestimmte Post auszutauschen. Zur Bestätigung dieser Kartenschlüsse führte das östereichische Postamt diesen Stempel, der in bestimmten Fällen auch als Transitstempel (wie bei meinem Brief) und als Entwertungsstempel auf Bayernmarken vorkommt.
    Häufig sieht man diesen Stempel jedoch nicht, weder als Transitstempel noch auf Marken oder gar als Entwerter auf bay. Briefen. (Auf Brief als Entwertungsstempel sind bisher erst 2 Briefe bekannt geworden.; beide bei Deider versteigert worden)"

    Es gibt zu diesem Stempel im übrigen einen interessanten Artikel im Rundbrief Nr. 48 der Arbeitsgemeinschaft Bayern (klassisch) von Herrn Zollner. Herr Zollner zitiert in seinem Artikel dann auch einen Artikel des österreichischen Philatelistenklubs Vindobona (Wien) zu diesem Stempel. Dieser Artikel ist im Ausstellungskatalog zur Batavia ´84 in Passau veröffentlicht worden.

    Bin mal gespannt, ob weitere Abschläge dieses Stempels im Forum auftauchten.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

    Hallo Bayern-Kreuzer,

    vielen Dank für die Einfügung des Textes und das Zeigen des schönsten Briefes mit diesem Stempel. Wunderbares Stück ... :P :)

    Hallo mikrokern,

    danke für die Eröffnung des Threads - vielleicht können sich andere Altdeutsche oder die hiesige Österreich - Fraktion auch an der hoch interessanten Thematik erfreuen und ein paar ihrer Rosinen hier einstellen.

    Ich habe 3 Briefe mit diesem Stempel, finde aber nur zwei davon ... :ups:

    Der 1. stammt von Passau selbst und lief nach Schärding. Das Jahr kann ich nicht belegen, aber im Rahmen weiterer Forschung könnte man noch darauf kommen.

    Er trägt den Passauer Halbkreisstempel vom 18.9.186? und hinten - allein das wäre schon ein Grund gewesen, ihn zu kaufen - den Stempel der D.D.S.G., also der Donau - Dampf - Schiffahrts - Gesellschaft Passau.

    Siegelseitig den Passauer Bahnhofsstempel vom 19.9.186?

    Rekapitulieren wir: Aufgabe bei der bayer. Post und Frankatur mit 3 Kr. am 18.9.186?, Absender wohl die DDSG in Passau, und siegelseitig der Bahnhofsstempel als Transitstempel vom 19.9.186? 2 Uhr Früh. Ein österreichischer Ankunftsstempel fehlt leider.

    Der 2. Brief stammt aus Frankfurt am Main und wurde am 12.1.1867 nach Salzburg gesandt. Er trägt den Passauer siegelseitig als Transitstempel vom 13.1.1867 um 6 Uhr Abends und den Ankunftsstempel von Salzburg vom 14.1.1867.

    Allein daraus lässt sich ableiten, dass der Passauer Bahnhof wohl rund um die Uhr geöffnet hatte und Post aus Bayern und Gebieten nördlich und westlich davon nach und über Österreich über ihn spediert wurden.

    Der Brief von Bayern-Kreuzer zeigt ja auch die Uhrzeit 2 Uhr Früh an, der von mikorkern scheinbar auch 6 Uhr Abends, auch wenn ich dafür nicht meine Hand ins Feuer legen würde.

    Ich habe etwa 15 - 20 Briefe mit diesem Stempel in seiner Eigenschaft als Transitstempel gesehen und 3 Briefe mit ihm als Aufgabestempel.

    Wer möchte, kann mal die Stücke von Köhler / Wiesbaden aus der Boker - Sammlung und von S. Deider zeigen, so dass man die Aufgabezeiten vergleichen könnte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Kurzer Nachtrag: Leider nicht mein Briefe, sondern bei Boker - Auktion von Köhler in Wiesbaden versteigert:

    Brief vom 18.9.1862 (?) wieder mit Datumsangabe 6 Uhr Abends.

    Danke lieber Luitpold für deine Aufmerksamkeit. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Sammlerfreunde,

    möchte dazu folgenden Brief zeigen:
    Brief, frankiert mit 3 Kreuzer
    im Bahnhof Passau am 18.9.1863
    aufgegeben.
    Von dort zu den
    Österreichern rübergetragen,
    die den Transitstempel "Passau Bahnhof"
    am selben Tag auf der Rückseite stempelten.
    Von dort ging es nach Linz
    (Ankunftsstempel vom 19.9.1863).

    Beste Grüße,
    VorphilaBayern

    Hallo mikrokern, Bayern-Kreuzer, bayern klassisch und VorphilaBayern

    Danke fürs Zeigen diese schöne und interessante Briefe.

    Viele Grüsse
    Nils

    NEH

    Hallo Sammlerfreunde,

    ich hatte noch einen Retourbrief mit 2 Stempeln im Scan - Archiv. Ein wundervoller Brief, den jeder Sammler gerne hätte - auch ohne den Passauer Bahnhofsstempel ... :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Original von bayern klassisch

    "Allein daraus lässt sich ableiten, dass der Passauer Bahnhof wohl rund um die Uhr geöffnet hatte und Post aus Bayern und Gebieten nördlich und westlich davon nach und über Österreich über ihn spediert wurden"
    Hallo,

    ich habe mal von den 13 mir bekannten Briefen mit insgsamt 14 Stempeln des Bahnhofs Passau die Uhrzeiten aufgelistet:
    - " 2. F. " = 4x
    - " 9. F. " = 1x
    - " 5. A. " = 4x
    - " 6. A. " = 3x
    - " 7. A. " = 2x

    Es sind also Uhrzeiten von 2 Uhr früh (und diese Uhrzeit gleich 4x) bis 7 Uhr abends belegt. Das sieht ganz so aus, als hätte man schon in der Nacht um 2 Uhr mit dem Postbetrieb angefangen und abends um 7 Uhr das Postamt für ein paar Stunden geschlossen (?). Aber vierlleicht tauchen noch weitere Stempel mit anderen Uhrzeiten auf?

    Das Postamt wurde wohl 1860 eröffnet. Der österreichische BriefmarkenclubVindobona schreibt dazu in einem Beitrag von 1984: "1860 eröffnete die bay. Ostbahn-Gesellschaft die Teilstrecke Straubing - Passau, und ab dem 1. Dezember 1861 nahm die bay. Bahnpost auf den Linien München - Geiselhöring - Nürnberg und Passau - Geiselhöring - Nürnberg ihren Betrieb auf. Ungefähr zur gleichen Zeit eröffenten die K.K. Österreichischen Staatsbahnen die Teilstrecke Passau - Schärding und die österreichische Postverwaltung das Postamt Passau Bahnhof."

    Nach Winkler wurde das Postamt 1867 aufgelöst.

    Vielleicht findet bayern-klassisch auch noch seinen 3. Brief mit diesem Stempel? (Uhrzeit ?)

    viele Grüße
    bayern-kreuzer

    3 Mal editiert, zuletzt von Bayern-Kreuzer (7. März 2009 um 16:45)

    Hallo Freunde

    Hier zeige ich mein Weihnachtsgeschänk.
    Es ist ein innenösterreichischer Brief der von Neuern in Böhmen 27.1.1865 nach Feldkirch in Voralberg geschickt ist. Auf den Weg nach Feldkirch ist der Brief erst nach Rags oder Bags (kann es nicht deuten). Danach ist der Brief Passau angekommen und hat der Passau Bahnhof (30.1. 5 A) bei Umkartierung bekommen.
    Von Passau ist der Brief weiter nach Innsbruck gelaufen vor er in Feldkirch 2. Februar ankommt.

    Bis jetzt haben wir nur Briefe die von oder durch Bayern lief gesehen. Hier also ein Österreicher. Die Häufigkeit hier kenne ich nicht.

    Höre gern Kommentare :)

    Viele Grüsse
    Nils

    NEH

    Hallo Nils,

    wenn sie so häufig wären, hätte ich außer deinem schon mal einen gesehen ... :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch, der den Brief toll findet ...

    Hallo Bayern-Nils,

    da der Brief von Neuern (heute Nyrsko) bis nach Passau Bahnhof 3 Tage gebraucht hat, nehme ich an, er ist über Neuhaus (heute: Jindrichuv Hradec) gelaufen. Der Ort, den Du mit Rags oder Bags bezeichnet hast, könnte gut (NEU)HAUS heissen, der Stempel ist vielleicht nur teilweise abgedruckt.

    Von Neuern gleich über die Grenze nach Bayern wäre wohl kürzer gewesen, aber das liessen die Vorschriften damals vielleicht nicht zu. Oder war die Grenze damals anders? Ich weiß es nicht.

    Gruß kartenhai

    Hallo bayern klassisch und kartenhai

    Besten Dank für ihre Antworte.

    Von Neuhaus ist der Stempel sicher nicht. Wenn du die Buchstaben siehst, sind die alle perfekt über das Datum platziert. Fall noch einige Buchstaben dazu kommen sollte, müssen die beiderseitig platziert werden. Aber danke für ein guten versuch.
    Wenn es zu den Laufweg kommt, habe ich keine gute Antworte. Aber es ist eine sehr gute Frage. Ein Brief zwischen zwei Länder sind nicht immer der schnellste Weg gerade aus gelaufen. Nur ausgewählte Ämter sind für Umkartierung zuständig. Wie es bei Briefe von Nuern nach Bayern gelaufen ist, oder nach andere Orte in westliche Österreich oder Tirol weiss ich nicht.

    Vielleicht meldet sich hier jemand mit Wissen?

    Viele Grüsse
    Nils

    NEH

    Hallo Freunde,
    so weit ich mich erinnern kann, wurde dieser Stempel schon einmal besprochen. Der Artikel in unserem Ausstellungskatalog ist nicht mehr ganz aktuell. Zwischenzeitlich sind schon mehrere Exemplare aufgetaucht. Der Stempel war nicht zur Entwertung der Marken vorgesehen. Es war ja ein österreichisches Postamt auf bayerischen Boden. Die beiden benannten Briefe mit Entwertung gingen nach Österreich, also kann man annehmen, dass diese Briefe dort eingeliefert wurden. Das Postamt am Bahnhof war anfangs auch nicht für den Publikumsverkehr vorgesehen, es lag ja auch zur damaligen Zeit weit weg vom Zentrum. Den Stempel können nur Briefe tragen, die nicht in einen Kartenschluss aufgenommen werden konnten, sondern unterwegs abgeliefert wurden. Der erste Kartenschluß in Österreich war Wels. Also kam auf die Rückseite dieser Stempel als Transitstempel. Das schreibt auch Zollner. Ich habe auch so einen Brief der nach Obernberg ging, also sicher am Bahnhof in Schärding wieder aus der Bahnpost ausgeladen wurde. Laut Inhalt stammt der Brief vom 14. Januar 1863. Abgestempelt am Postamt 1 am Domplatz, befördert zum Postamt am Bahnhof, Österreichischer Stempel 15.1. 2 Uhr Eingangstempel Obernberg 16.1.

    Hallo Belgiensammler

    Danke fürs Zeigen. Hoffentlich tauchen noch mehrere Briefe auf.

    @ Alle
    Meiner Meinung nach ist mein Brief von Passau über Bayern mit dem Bahnpost nach Innsbruck. Nach die Eröffnung von die Strecken von Passau über München nach Kufstein war dieser Weg die schnellste Strecke zu dieser Zeit. Passau 5 Uhr Abends in Passau 30. Januar und Innsbruck schon 31. Januar im Winter kann nur Bahnpost sein. Also ist der Stempel auch für den Weg durch Bayern benutzt.
    Vielleicht finden wir auch andere Briefe von Österreich nach Tirol mit diesem Stempel, die in Transit über Bayern lief. Sicher ein geschlossene Transit. Ein Voraussetzung ist wohl dann Briefe die sich dieser Postweg erst in Passau anschliessen.
    Meine Studien hier ist ganz kürzlich angefangen, und Rundbrief Nr 48 habe ich noch nicht. Vielleicht gibt es auch da Antworte.

    Viele Grüsse
    Nils

    NEH

    Hallo Bayern-Nils,
    Der Brief musste wohl oder Übel über München nach Innsbruck.
    Die Strecke war damals Passau - Regensburg - München.
    Die direkte Verbindung Passau München war erst an 1890 in Betrieb.
    Viele Grüße aus Passau
    Karl

    Hallo Belgiensammler

    Danke für deine Antwort (verspätet)

    Dass der Zug über Regensburg lief und dass es noch keine Direktverbindung gab war mir klar. Eine grosse Umweg war es auf jeden Fall nicht.

    Aber du schreibst dass es übel die Briefe nach Innsbruck über München zu schicken waren. Hier meinst du wohl nachdem die Bahnstrecken hier eröffnet waren? Welche Briefe meinst du - alle die von Ost und Nord? Als Passauer hast du hier vielleicht eine Ahnung? ;)

    Viele Grüsse
    Nils

    NEH

    Hallo Bayern-Nils,
    Wo liegt hier der Denkfehler? Brief abgestempelt Neuern heute Nyrsko,
    am 31.1. Passau österr. Postamt an 30.1. abends. Innsbruck an 31. 1.
    Also Passau nach Innsbruck ein Tag das war damals normal. Aber was soll der Stempel Neuern mit der Marke vom 31.1.??? und auch noch Rags?? ich lese deutlich 29. Wegen der Verbindungen in Österreich werde ich noch nachsehen. Jedenfalls wurden mit Eröffnung der Eisenbahnstrecken alle Postlinien eingestellt. Einstellung der Eilwagenverbindung Passau-Wels am Tage des Anschlusses 1.Sept.1861 lt. Verfügung vom 16.8.1861
    Ich suche weiter.
    Ein gutes Neues Jahr
    Karl

    Hallo Karl

    Besten Dank für deine Antwort :)
    Und ein gutes neues Jahr!!

    Der Weg von Neuern/Nyrsko nach Passau könnte ja etwas dauern wegen ein harte Winter. Oder vielleicht wegen eine Fehlleitung. Hier gibt es sicher mehrere Möglichkeiten.

    Ich bin gespannt was du eventuell rausfinden kann. Und ich bin auch sehr geduldig, so keine Eile ;)

    Viele Grüsse
    Nils

    NEH

    Hallo Bayern-Nils,
    Ich glaube ich habe es begriffen. Der Brief wurde ja am 27.1. aufgegeben. Wenn man nicht genau hinsieht, scheint es wie 31. Also die drei Tage non Neuern nach Passau dürften ok sein. Der Brief nahm folgenden Weg: Neuern - Klattau (Klatovy) - Tabor - Budweis (Ceske Budejovice) - Linz - Passau - Regensburg - München - Innsbruck. Der Kartenschluss muss in Passau geöffnet worden sein, warum? Gab es von Linz nach München keinen Kartenschluß, oder wurde der Brief offen beigepackt?
    Beste Grüße
    Karl