Hallo in die Runde,
kleine Raritäten sind nicht immer spektakulär - oft kommen sie auf leisen Sohlen daher.
Wer findet das Besondere eines Briefes aus Mühlhausen bei Erfurt in Preußen vom 8.12.1854 in die Schweiz?
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Hallo in die Runde,
kleine Raritäten sind nicht immer spektakulär - oft kommen sie auf leisen Sohlen daher.
Wer findet das Besondere eines Briefes aus Mühlhausen bei Erfurt in Preußen vom 8.12.1854 in die Schweiz?
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Lieber Bayern Klassisch
ich denke das der Brief über Erfurt - Kassel - Frankfurt - Mannheim - Basel gelaufen ist, also ohne Bayern.
9 Kreuzer Vereintaxe und 3 Kreuzer wurden für Schweiz angegeben, was eigentlich 40 Rappen und für den 1. Taxrayon ist - jedoch "berappte" der Empfänger 50, was für den 2. spricht.
Wenn Du jedoch nach etwas besonderes fragst, keine Ahnung und ohne PV ist auch alles nur geraten...
Zum "blauen Stempel" habe ich Langnau im Emmental gefunden - aber ob dies richtig ist?
Sich auf die Lösung freuen
Ulf
Lieber Magdeburger,
du hast alles richtig gemacht - taxiert mit 3 Kr. (10 Rappen) für den 1. CH - Rayon, wurden 20 Rappen = 6 Kr. für den 2. Rayon kassiert. Das ist selten.
Das Besondere ist aber die Leitung über Frankfurt (TT), was unüblich war, denn entweder liefen die Briefe über Bayern - Lindau in die Schweiz, oder, wenn es nicht gerade die Ostschweiz betraf, über Bayern und Baden Richtung Basel und dann weiter.
Diese Briefe liefen offen über Baden und dies seit den Postverträgen mit Baden von 1834, daher hätte dieser bei der üblichen Leitung einen badischen Bahnpoststempel erhalten.
Wurden Briefe aber nach Frankfurt kartiert, so wie hier, dann liefen sie im geschlossenen Transit über Baden zum Kartenschlußpostamt Basel, wodurch Baden wenig verdiente, weil nicht individuell, sondern pauschal nach Gewicht abgerechnet wurde.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Lieber Bayern Klassisch
zum Laufweg habe ich folgendes gefunden:
Mit freundlichem Sammlergruss
Ulf
Lieber Magdeburger,
wenn ich es nicht überlesen habe, steht da nicht von Taxis, oder habe ich etwas überlesen?
Die Taxe nach Langnau von 3 Kr. war falsch, weil, wie aus den Unterlagen hervor geht, 2 Sgr. dafür anzusetzen waren.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Lieber Bayern Klassisch
zu diesem Artikel habe ich mir das Eisenbahnnetz zu Zeitpunkt des Briefes angeschaut.
Danach liegt es für Mühlhausen nahe, dass Sendungen in die Schweiz über Taxis liefen.
Ob es irgendwann auch anders war, ist immer möglich. Eine durchgehende Bahnverbindung über Eisennach - Coburg - Bamberg - Nürnberg - Lindau war Ende 1859 vorhanden, aber ob diese von dort aus genutzt wurde...
Mehr kann ich leider nicht sagen.
Mit freundlichem Sammlergruss
Ulf
Lieber Magdeburger,
ich sammle Transite durch Bayern u. a. seit 15 Jahren recht intensiv.
Die Abmachungen der Postverwaltungen Preußens, Bayerns und Badens (teils auch Sachsens) zu Sendungen von und nach der CH waren eindeutig.
Du wirst aber sicher Recht haben, dass man von Teilen Preußens, wenn sie anderweitig günstig gelegen waren, diese Korrespondenzen abzog und über andere Gebiete, hier TT, leitete, weil die Schnelligkeit das A und O des Postvereins war.
Schön wäre es, einen Brief aus der CH nach Mühlhausen zu finden, der in dieser Zeit spediert wurde, um zu sehen, welchen Weg er eingeschlagen hatte.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Hallo bayern klassisch
Ein interessanter Brief
Ich habe leider kein Brief wie dieser, und auch nicht in die Gegenrichtung. Aber wie behauptest du dass der Gegenrichtungbrief sein sollte? Reicht es dass der Brief von Baden kommt, um die gewünschte Antwort zu bekommen?
Viele Grüsse
Nils
Hallo Nils,
ein Brief von der CH nach Mühlhausen hatte im Falle des Einzeltransits über Baden z. B. den Stempel "Schweiz über Baden" oder zumindest einen Bahnpoststempel Badens erhalten. In diesem Falle hätte ihn Baden auf der Eisenbahn in einem Paket verschlossen und über Bayern spediert.
Wenn die CH ihn in Basel verschlossen hätte, wäre kein badischer Stempel zu sehen, dafür ein Frankfurter, wo das CH - Briefpaket geöffnet worden wäre.
Alternativ könnte er auch einen Lindauer, Kemptener oder Augsburger Stempel haben, wenn er aus der Ostschweiz angeliefert worden wäre.
Die Masse der Briefe aus der CH liefen aber über Baden und ab den frühen 60er Jahren auch über Friedrichshafen (Württemberg).
Der Möglichkeiten gibt es viele - nur die Beschaffung aller Varianten ist nicht so leicht. Ich bin auch erst seit 15 Jahren dran und habe noch ein wenig Zeit ...
Liebe Grüsse von bayern klassisch
ZitatOriginal von bayern klassisch
Lieber Magdeburger,Schön wäre es, einen Brief aus der CH nach Mühlhausen zu finden, der in dieser Zeit spediert wurde, um zu sehen, welchen Weg er eingeschlagen hatte.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Hallo bayern klassisch
Ich weiss nicht ob du meine Frage missverstanden habe, oder ob ich diese die oben zitierte Frage und deine Antwort an meine Frage missverstanden habe.
Oder meinst du dass ein Brief von Mühlhausen nach Erfurt in 1854 alle diese Laufwege laufen könnte? (Ausser der Württemberger.)
Viele Grüsse
Nils
Hallo Nils,
ich war mir auch nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden hatte.
Theoretisch könnten alle diese Laufwege (bis auf Württemberg) möglich sein.
Es gibt aber Dank der Isler - Korrespondenz nach Wohlen viel mehr Briefe nach der Schweiz, als von der Schweiz.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Hallo zusammen !
Da habe ich es leichter: meine Briefe in die Schweiz kommen immer aus Heidelberg. Da waren die möglichen Leitwege recht übersichtlich. Zunächst ging es grundsätzlich auf die Bahnlinie Heidelberg–Basel; die war schon zu Beginn der Markenzeit weitgehend fertig.
Bei allen meinen bisher gezeigten Briefen übernahm die Schweizer Post in Basel die Weiterbeförderung und schlug einen entsprechenden Durchgangsstempel ab.
Bei meiner diesjährigen „fetten Beute“ aus Sindelfingen, einem kleinen Trauerbrief nach Schaffhausen vom 5. Juni 1867, war das anders: er wechselte im Badischen Bahnhof in Basel den Zug und wurde auf der Bahnlinie Basel–Konstanz weiterbefördert.
Schaffhausen liegt direkt an dieser Bahnlinie. Einen Schweizer Grenzübergangsstempel sehe ich nicht, aber der mir unbekannte Einringstempel „D 1 6 / 6“ (evt. „D I 67 / 6“?) wurde offensichtlich über dem blauen Bahnpoststempel Basel–Constanz abgeschlagen. Sem erwähnt bei Schaffhausen einen Zugstempel.
Einfach ist das Porto: ein einfacher Brief - 9 Kreuzer für Baden, 3 Kreuzer für die Schweiz – der 1. Rayon steht außer Frage.
Frau Brettl schreibt zu dem Paar der Nummer 19: „6 Kr. ultramarin, dunkle Nuance“, testiert aber „nur“ 19 a (19 ab hätte mir noch besser gefallen, aber das Problemthema „Farben“ haben wir schon anderswo vertieft ...)
Viele Grüße
balf_de
Lieber balf_de,
wundervolles Stück - wie nicht anders gewohnt bei dir.
Aus dem Fenster lehn: Taxis hatte Distributionsstempel. Schaffhausen hatte lange Zeit sein Postregal an Taxis verpachtet. Daher wäre es möglich, dass man dort "taxische" Distributionsstempel führte, auch wenn die Taxiszeit dort schon lange vorbei war.
D1 = Distribution 1, also die erste Bestellung des 6.6., was perfekt zur Zeittafel des Briefes passen würde.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Lieber bayern klassisch !
ZitatOriginal von bayern klassisch
Aus dem Fenster lehn: Taxis hatte Distributionsstempel.
Bitte, lieber bk, komm wieder weg vom Fenster! Natürlich - das ist es! Eigentlich hätte ich das auch selbst herausfinden müssen - letzten Endes habe ich schon genug Taxis-Stempel auf der Siegelseite gesehen.
Spannend ist natürlich, wie es einer Schweizer Stadt möglich war, das Postregal an Taxis abzugeben.
Danke für Deine Hilfe!
Viele Grüße
balf_de
Lieber balf_de,
in der VMZ hat Taxis, um den Feind Baden auszuspielen, das Postregal des Kantons Schaffhausen gepachtet, um über das ebenfalls taxische Württemberg seine Transitkorrespondenzen leiten zu können.
Historisch gesehen war die CH ja bis 1648 Reichsgebiet und hatte von daher enge Verbindungen mit der kayserlichen Reichspost (Taxis).
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Hallo balf_de,
Rudolf C. Rehm hat eine Zuordnung der Distributionsstempel zu den Postwagen-Routen vorgenommen. Danach wurde der D1 auf den ankommenden Briefen aus Richtung Freiburg oder Waldshut gestempelt. Bekannte Verwendungszeit 1846 – 1863. Ab 1863 "verschwindet" der Stempel. Seine Erklärung dafür ist die Erschliessung Schaffhausens durch die badische Eisenbahn ab Sommer 1863 und die damit verbundene Ablösung der Kutschenkurse. Mit deinem Brief von 1867 hast du eine schöne späte Verwendung.
(Quelle: Postgeschichte und klassische Philatelie des Kantons Schaffhausen)
Viele Grüße
v-r
Hallo Vorphila-Rheineck !
Vielen Dank für diese tolle Information. Da dachte ich doch, ich hätte Frau Brettl ein hübsches kleines Heidelberger Briefchen mit Rabatt "abgeschwatzt", und da stellt sich heraus, dass es garnicht so trivial ist.
Was @bayern klassisch und von vor allem Du, lieber v-r, mir anhand von ein paar Stempeln auf der Siegelseite über das historische "Umfeld" dieses Briefchens erzählen könnt, das ist schon Postgeschichte at it's best!
Dass die Badener mit dem Bau ihrer Eisenbahn von Basel nach Konstanz den bösen Taxis-Monopolisten das Transit-Wasser abgraben konnten, das geschieht denen ganz recht! Und dass sie vergessen haben, in Schaffhausen ihre Stempel einzusammeln, das erst recht!
Spaß beiseite: ich habe mit euerer Hilfe einen Beleg für meine Sammlung dazugewonnen, den ich wie wenige andere überzeugend und spannend beschreiben kann.
Nochmals: ganz herzlichen Dank dafür
Viele Grüße
balf_de
Anbei mal was aus meiner Sammlung...
eine hab ich noch...
schweiz ist eigendlich eine dankbare destination,... anbei noch 2 belege nach dem postvertrag mit dem 2g frankiert...