Hallo Roda127,
das sind zwei nicht alltägliche Briefe, die du uns da zeigst.
Der 1. Brief war über 10 bis 20g schwer und fiel daher in die 2. Gewichtsstufe (oben mittig "P 2" für Ports deux). Bayerische Portobriefe nach Frankreich waren nur mit dem Aufgabestempel zu bedrucken und durften nicht taxiert werden.
Die franz. Eingangspost in Strasbourg taxierte ihn mit 12 Decimes, dem Porto für Doppelbriefe. Das Verhältnis von einfachen Portobriefen (6 Decimes) zu Doppelbriefen (12 Decimes) ist ca. 40 zu 1 nach meiner Ansicht und über 20 jährigen Marktbeobachtung.
Die Weiterleitung in Frankreich war prinzipiell gratis, so dass die Nachsendung am Folgetag nichts kostete und die 12 Decimes immer noch das Gesamtporto darstellten. Portoteilung: 40% für Bayern und 60% für Frankreich. 12 Decimes entsprachen 48 Kreuzern, doch bei der gegenseitigen Verrechnung der Gebühren gab es auch Bruchkreuzer.
Der 2. Brief wurde oben links mit dem ermittelten Gewicht in Lichtenfels von 2 Loth beschriftet. 2 Loth entsprachen 2 mal 15,625g, so dass dein Brief genau 31,25g wog. Du kannst ihn ja mal nachwiegen, ob er das heute noch hat.
Weil in dem Postvertrag festgelegt worden war, dass je 10g eine neue Portostufe begann, lag er in der 4. Gewichtsstufe, so dass der Expeditor "4 Ports" oben notierte.
Als solcher kostete er 4 mal 6 Decimes = 24 Decimes, wofür man in Strasbourg keinen Taxstempel mehr hatte (mir nur bis 18 Decimes für Briefe der 3. Gewichtsstufe bekannt). Überhaupt sind Briefe der 4. Gewichtsstufe handverlesen und ich kann keine sinnvolle Relation zu normal gewichtigen Briefen herstellen, weil ich nur sehr wenige Briefe dieses Vertrages in hohen Gewichtssätzen kenne (etwa 15).
Auch hier war die Weiterleitung gratis - bei der hohen Gebühr ein wahrer Segen ... 24 Decimes entsprachen postalisch 1 Gulden 12 Kr..
Ich hoffe, ich konnte dir deine beiden Briefe etwas näher bringen.
Liebe Grüsse von bayern klassisch