Transitland Deutschland

    Hallo Nigel,

    ohne es 100%ig zu wissen: Der Frankostempel kam wohl schon in Russland auf den Brief. Für einen Reichspoststempel halte ich ihn nicht.

    Die 2 1/2 bedeuteten das Weiterfranko, das mit Sicherheit die Reichs- bzw. Bahnpost notiert hatte (rot = Weiterfranko, blau = Porto noch zu zahlen vom Empfänger). Daher, man kann es kaum lesen, ist der Eisenbahnübernahmestempel auch ein "FRANCO" - Stempel. Den gibt es auch mit "PORTO", also hat die Reichspost nur bestätigt, was schon vorher in Russland gestempelt worden war.

    14 Kopeken entsprachen 4 Groschen = 14 Kreuzern rheinisch.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Hallo Nigel und Alle.

    Leider kann ich bei deinem Brief nichts sagen. Der "Franco" Stempel ist nicht in Feuser erwähnt (das weisst du wahrscheinlich auch schon). Deswegen denke ich auch dass es ein russischer Stempel ist.

    Aber du hast vielleicht etwas zu meinem Brief zu sagen.
    Der Brief ist 30. Mai 1850 geschrieben. Die zwei englische Stempeln kenne ich nicht, aber ein ist auf jeden Fall ein Einzeiler Kennsington da. Der Brief ist über Ostende geleitet und 31. Mai in Aachen angekommen. Auf die Rückseite ist es ein Riga Ankunftstempel.

    Von der Taxierungen habe ich keine Ahnung.
    Kann jemand helfen?

    Viele Grüsse
    Bayern-Nils

    NEH

    Hallo Nils,

    Hammerbrief - ich versuche mal mit meinen geringen Kenntnissen eine Klärung herbei zu führen:

    Portobrief von Kensington (London) über Niederlande/Belgien und Preußen nach Riga in Russland nach dem Vertrag vom 1.1.1847 von GB und Preußen.

    Die in schwarz notierten 6 stellten das Porto für GB bis zur Küste da und waren 6 Silbergroschen. Die darunter notierten 2 stellen das Transitporto für Belgien/Niederlande in Silbergroschen dar. Eine Stempelung dort entfiel, da das Briefpaket in GB verschlossen und in Aachen erstmalig auf dem Kontinent geöffnet wurde.

    Daher fungierte der Aachener Grenzeingangsstempel (ab dem 1.7.1850) als Postvereinsaufgabestempel (hier noch nicht!).

    Zu diesen verauslagten 8 Sgr. addierte Preußen seine Transitgebühr von 10 Sgr., so dass der russischen Postvewaltung total 18 Sgr. in Rechnung gestellt wurden.

    Diese 18 Sgr. wurden in Silberkopeken reduziert (etwa 58 SK) und mit dem russischen Inlandsporto siegelseitig auf 68 Silberkopeken festgesetzt. 10 Silberkopeken entsprachen etwas mehr als 3 Sgr., so dass der Empfänger rund 21 Sgr. zu zahlen hatte.

    Traumbrief und nur der Himmel weiß, wie du an den gekommen bist! :P :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Kensington ist der Aufgabeort, damals wenn ich mich entsinne Zweigpostamt.
    Der K2 Stempel ist vermutlich Bond Street. Es gibt hierfür ein Auflistung, habe ich aber nicht. Wird wohl am selben Tag erfolgt haben.

    Von hier wird der Brief in ein Beutel/Postsack mit anderen Briefen für Ostende getan. Ostende war für die Verteilung von Briefen verantwortlich. Hier ist er ausgepackt und dann mit den anderen in die Richtung nach Aachen verschickt, dort erhält er den Transitstempel.

    1850 bestand kein regulärer Dampfschiffverkehr mit Rüßland, kam so 8 Jahre später. Und auf das was man vorher eingerichtet hat, konnte man sich nicht darauf verlassen.

    Leitweg daher Aachen-Berlin-Eydtkühnen-Warschau-St PB-Riga.

    Aus und nach Riga bestand regelrechter Briefverkehr mit dem Westen Europas. verschiedene Korrespondenzen sind bekannt.

    In England hat der Absender 6d. (pence) bezahlen mussen. Nehme an diese bezahlte die Grenzfranko bis Eydtkühnen.

    Der Empfänger hätte anscheinend 18 Kopeken zu berappen.

    Ohne Gewahr. Allerdings die Schrift ist keineswegs die eines Engländers, daher vermutlich ein Brief eines Kaufmannes

    Empfänger ist; For/ Joseph Earle/ Poste Restante/ Riga/ Russia

    Sammeln wie es einem Spaß macht

    Hallo Nigel und Bayern Klassisch

    Sehr schöne Beschreibungen. Danke, danke, danke.
    Aber es ist eine kleine unterschied hier, aber ich nehme an dass Bayern Klassisch recht hat wenn er sagt dass es ein Portobrief ist.

    Nigel, die Schrift ist eine Engländers, die Anna Earl. Sie schreibt an "my dearest husband".

    Bayern Klassisch, stimmt nur der Himmel weiss, ich kann es nicht länger Erinnern.

    Viele Grüsse
    Bayern-Nils

    NEH

    Hallo Nils

    Das sie mit ihm verheiratet war heisst schon lange nicht das sie selbe Engländerin war. Auch ihr Namen läßt heraufschliessen da die Schreibweise für eine Engländerin Ann oder Anne wäre, ist heute auch noch so. Aber über ihre Ausbildung u. Herkunft wissen wir garnichts. Aber der Aussage zu Folge wäre ich Deutscher, da ich Deutsch schreibe.

    mfG

    Nigel

    Sammeln wie es einem Spaß macht

    Liebe Sammlerfreunde,

    möchte folgenden Brief vorstellen, der erst innerhalb von England gelaufen ist. Er ging dann von London über Augsburg (schwarzer Stempel AUSLAGE VON AUGSBURG) in dem 1 Gulden und 4 Kreuzer in Auslage genommen wurden, nach Innsbruck "Postlagernd" von 1817.


    Beste Grüße,
    VorphilaBayern

    Zum Person


    So die Anschrift

    The Right Hon(ourable) Earl of Breadalbane
    Care of Arch(ibald) Campbell
    Suffolk Street
    Charing Cross
    London

    Weitergeleitet nach

    a la Post Restante
    at Inspruch
    in the Tyroll


    mfG

    Nigel

    Sammeln wie es einem Spaß macht

    England hat erst 1906 das NN wesen eingeführt, und dies nur nach verzögerten Handlungen.

    Ab 1906 entwickelten sich zwei NN Systeme, die mehr oder minder einander nicht überschneiden Ägypten bildet hier eine Ausnahme, sowie meine ich die Türkei.
    Ein Europäisches, und GB und Commonwealth.

    Ich meine der Brief ist ein Frankobrief und im voraus hatte der Absender 3/10 bezahlen mussen.

    Was das schlecht zu lesende Rötel angeht handelt es sich um Groschen, Kreuzer und da nach Österreich sogar Konventionsmunze.

    Aber da lassen wir BK zu Wort kommen

    mfG

    Nigel

    Sammeln wie es einem Spaß macht

    Hallo VorphilaBayern,

    da mich der liebe Nigel nun schon mal ins Boot genommen hat, versuche ich es mal ohne Literatur im Büro mit aller Vorsicht:

    Nach meinem Ermessen hätte der Laufweg nach der nicht erfolgten Zustellung in London sein müssen:

    Bremen, Frankfurt, Aschaffenburg, Augsburg, München, Innsbruck.

    Da es den sog. Küstenfrankozwang gab, also Post von dem Kontinent nach GB et vice versa nur frankiert bis zum Kanal überhaupt zur Weiterbeförderung angenommen wurde, musste der Absender bis Bremen 3 Shilling 10 Pence (oben links 3 / 10 und oben rechts) bezahlen, was auf einen schweren Brief hindeutet.

    Für den Transit erhielten Taxis und Hannover 1 Gulden und 4 Kr., die das (36 + 28 Kr. mittig groß in Rötel notiert) Kartenschlußpostamt in Augsburg in Auslage nahmen.

    An innerbayerischer Taxe wurde 1 Gulden unten rechts (1 f--) notiert, so dass der Brief mit 2 Gulden und 4 Kr. rheinisch belastet zur bayer. - österreichischen Grenze verbracht wurde.

    In Österreich selbst wurden noch einmal 32 Kr. CM unten rechts angesetzt, jedoch der Gesamtbetrag nicht errechnet (zumindest sehe ich ihn nicht) und der Brief als poste restante in Verwahrung genommen. Wie hoch die österreichische Restantegebühr war, kann ich leider nicht sagen, da mag uns ein Austria - Experte weiterhelfen.

    Jedenfalls ein Klasse - Stück, wie nicht anders gewohnt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Nachtrag nach dem Posting von Nordlicht:

    Der Stempel E.p.B. = England par Bremen ist im van der Linden Nr. 1029 ab 1816 gelistet. Auf einem Brief nach und über Bayern habe ich ihn noch nie gesehen.

    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (22. Oktober 2008 um 16:54)

    Hallo Nordlicht,

    das ist aber schon etwas sonderbar, dass man GB - Post über Bremen nach Österreich instradierte ... Ich kenne das aus der Zeit nur über die NL bzw. das spätere Belgien und über Frankreich.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Lieber BK

    Dieser Leitweg nach Europa ist ein Überbleibsel der Kontinentalsperre.

    Aufgehort hat er ein und für sich nie, aber nach 1823 stark abgenommen.

    Sehe hierzu die Literatur von Vivian Sussex

    mfG

    Nigel

    Sammeln wie es einem Spaß macht

    Lieber Nigel,

    mein vorvoriges Posting habe ich geändert.

    Die Leitung von GB über Bremen nach und über Bayern ist ganz außergewöhnlich, da historisch dafür die Niederlande (über Preußen ab 1816) und Frankreich zur Verfügung standen.

    Vielleicht war es Standard, dass die Post nach den norddeutschen Gebieten über Bremen lief, auf Briefen nach den süddeutschen Staaten oder gar Österreich wirst du den Stempel lange suchen müssen ...

    Danke für den Tipp - wie immer klasse von dir. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Hallo VorphilaBayern

    Schöner Brief, danke fürs Zeigen. Durch dein Brief habe ich sehr viel gelernt.


    @ Bayern Klassisch. Du sagst der Leitweg geht durch die drei bayerische Städte Aschaffenburg, Augsburg und München. Aschaffenburg ist der Grenzübergang (aber hat kein Stempel). Augsburg ist der Auslageort. Aber warum ist München in dieser Zusammenhang erwähnt?


    Viele Grüsse
    Bayern-Nils

    NEH

    Hallo Nils,

    ich denke, dass er nicht direkt über Füssen lief, sondern erst die Landeshauptstadt transitierte. Nur deshalb habe ich es erwähnt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Hallo Bayern Klassisch

    Also, es gab damals zwei verschiedene Leitwege zwischen Augsburg und Innsbruck. Gibt es irgendwo ein Übersicht über die verschiedene Leitwege?

    Viele Grüsse
    Bayern-Nils

    NEH

    Hallo Nils,

    Leitweg ist ein hohes Wort - in Bayern waren Straßen Mangelware, da hat die Post mit ihren Postwagen keine große Wahl gehabt. Ich wollte damit nur sagen, dass es später andere (mehr) Straßen gab und dadurch in der Regel Beschleunigungen durch andere Routenführungen erzielt wurden.

    Diese internen Laufwege (Straßen) sind in der Primärliteratur beschrieben, aber so gut wie nie in der Sekundärliteratur. Eine Aufzählung würde jeden Rahmen sprengen, leider. Es sind viele hundert Seiten über 70 Jahre der Kreuzerzeit verteilt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch