Hallo Joachim,
kann das sein, daß du dich hier im Sujet geirrt hast? :D:D
Unser Hobby hat teilweise auch mit Platten- aber Plattenfehlern (PLF)- zu tun. Diese würden eurem Hörgenuss aber absolut abträglich sein ;).
Nun ja Käuze gibt es überall, z.B. sammle ich diese auch als Vogelmotiv-Sammler, jedoch nur zweidimensional.
Aber im Ernst: natürlich hat ein Sammler, egal welches Metier er sammelt, einen Spleen- einen Sammelspleen, den ich durchaus positiv sehe. Denn es kann ja nicht jeder an der Börse spekulieren & damit die Erwartungen der heutigen Eliten erfüllen.
Mit ironischem Gruß SB
Warum sind so viele Briefmarkenhändler unfreundlich ?
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Hey SammlerBernd, ich glaube das ist es!
Ornithologie, die Lehre vom Sammlerkauz, um die sollte es mir gehen. Und da habe ich glatt gewagt Birdwatching jenseits des Zackenrandes zu betreiben, um zu schauen, was der Kauz an sich so hergibt, so ganz allgemein gesprochen. Wenn der denn was hergibt. Ich habe es schon erlebt das so einer was zeigte um Gier zu erwecken, um dann zu verkünden: nee, das verkaufe ich nicht.
Grade kommt es mir in den Sinn, dass es spannen wäre Käuze beim Käuzesammeln zu beobachten, ein Dimensionswechsel sozusagen. Ich sammle leider keine Käuze, sonst könnte ich mich selbst sogar selbst dabei beobachten. Aber wie wäre es einen Briefmarkenladen unter diesem Gesichtspunkt zu besuchen, also den Überraschungseffekt beim betreten des Ladens für sich spielen zu lassen und einen Moment die Unklarheit und Verlegenheit zu geniessen, ob der Besuch den Käuzen und Kauzstudien oder den Marken und ihren Bildern und Stempeln gelten wird, oder beiden, und ob der Kautz der die Marken verkauft zur Geschichte der Marken gehören wird, die im Album schlummern, und die es genaus zu erzählen gelte wie die vom Vogel und vom Stempel, den man ihm aufdrückt.
Ansonsten: ich habe einen Spleen für Boulevardnachrichten und höre den ganzen Tag Inforadio. Und die Geschichten, die der Wirtschaftsfachman erzählt, sind immer gleich: Wenn der Wirtschaftsaufschwung alle gleich treffen soll, müssen auch alle Aktien kaufen, auch die armen Aber wie gesagt, ich liebe Boulevardnachrichten, verschwende gerne das wenige Geld das ich habe und erfülle gerne Erwartungen nicht.
Und ich Sammle Briefmarken. Wenn ich Vögel finde schicke ich sie Dir. Habe grade ne Kiste mit lauter Tüten vor mir, die ich neu entdecke. Gruß, Joachim
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Was ist denn in den Tüten ´drin?
Also Vogelmotive- nur postfrisch & ohne unseriöse Länder nehme ich immer gern.
Gruß SB -
Hallo, erstmal!
Ich glaube, ich habe in diesem Forum noch nie geschrieben, obwohl ich hier schon lange lese, darum möchte ich mich vorstellen: Ich bin Briefmarkenhändlerin, spezialisiert auf Neuheiten, mit Ladengeschäft und Versand. Ich sage bewußt nicht, wer ich bin, ich will gar nicht für mich werben, will mich nur austauschen, so von Mensch zu Mensch.
Der Thread hier hat sich zwar schon ein wenig in eine andere Richtung entwicklet ich will die Frage, warum so viele Briefmarkenhändler so unfreundlich sind, aber gerne einmal aus meiner Sicht beantworten, obwohl ich mich selbst überhaupt nicht angesprochen fühle, weil ich im Gegenteil überzeugt bin, daß der Großteil meiner Kunden sich von mir freundlich betreut fühlt. Weil ich nämlich gerne lebe, gerne arbeite, gerne gut arbeite, gerne lache, gerne freundlich bin. Und natürlich spreche ich nicht für alle Händler, und mein Profil paßt auch sicher nicht auf den Händler, der Hochpreisiges anbietet. Aber trotzdem ...
Neben der meiner Meinung nach also gar nicht branchenspezifischen Unfreundlichkeit, sprich: Menschen, denen ihr eigenes Leben zuwider ist, die sich selbst zuwider sind, sind natürlich auch zu Kunden unfreundlich, und ich glaube, daß viel der beschriebenen Unzufriedenheit einfach daher kommt, gibt es, glaube ich, sehr wohl auch eine Unfreundlichkeit, die genau aus den unterschiedlichen Interessen von Händler und Kunde im Briefmarkenhandel kommt, und nur auf die will ich eingehen.
Natürlich ist der Kunde der, der mein täglich Brot bezahlt und von daher theoretisch der wichtigste Mensch meines Geschäftes. Und trotzdem, ich gestehe es, gibt es Momente, da stört mich der Kunde massiv, wenn er kommt, anruft etc. und zwar ganz einfach deshalb, weil im Briefmarkengeschäft enorm, und ich meine: enorm viel Arbeit drinsteckt. Ich könnte rund um die Uhr arbeiten, um alleine die Dinge in den Griff zu bekommen, die in diesem Thread auch als negativ angesprochen wurden: Unaktuelle Auslagen, Chaos im Kundenraum (und auch und vor allem dort, wo's der Kunde nicht sieht - das wollt Ihr gar nicht wissen!), wohlgefüllte Lagerbücher und Beleg-Lagerkartons, Rückschlichten der retournierten oder nur besichtigten Ware, Informationsbeschaffung über Neuheiten sowohl was die Sammelobjekte als auch das Zubehör angeht, und, und und.
Dann noch die Arbeit, die die Erledigung der Kundenwünsche bedeutet: Da ich ja eben eher nicht mit hochpreisigen klassischen Sammlerstücken handle sondern mit - bei aller Jammerei über die hohen Nominale - eher niedrigpreisigen Stücken, ist bei vielen Aufträgen die Arbeit fast nicht bezahlt. Gerade bei Bestellungen von Motivsammlern: 1 Marke aus Australien, zwei aus Kirgistan, eine halbe aus Deutschland, drei aus Papua Neuguinea. Das bedeutet 4 x aufstehen, das Album aus dem Regal holen, Marke raussuchen, Album zurückstellen, das nächste Album holen. Nach 1/4 Stunde ist die Bestellung erledigt und macht EUR 4,95 aus. Bitte sich meinen Stundenlohn auszurechnen, wenn alle Bestellungen so aussähen (was sie gottseidank nicht tun!) Und trotzdem gehören auch diese Bestellungen erledigt, und ich überlege mir seltenst, daß ich jetzt gerade eigentlich umsonst arbeite. Aber dann nervt es leider wirklich, wenn gerade jetzt ein Kunde reinkommt und mir eine Frage stellt (Beispiel von gestern): Haben Sie auch Briefmarken mit Pfadfindermotiven. Antwort: Ja, habe ich, von welchem Land hätten Sie gerne. Antwort: Egal, kann ich ein bißchen etwas sehen.
Tut mir leid, wenn das dann als unfreundlich rüberkommt, wenn ich antworte, daß das so bei mir nicht geht. Ja, klar, theoretisch habe ich an mich den Anspruch, daß ich freundlich und hilfsbereit sein will und daß jeder Kunde mein Geschäft glücklich verläßt. Aber in diesem Fall kann ich ihm nur meine Pfadfinderliste in die Hand drücken und sagen, er soll bitte darin schmökern und mir dann sagen, was er will, und, nein, ich kann ihm leider nicht jede einzelne Marke zeigen, weil ich nämlich gar nicht alle lagernd habe, sondern sie bei Bedarf beschaffe.
Da prallen halt unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander: Der Kunde hat eine gewisse Vorstellung, wie das Geschäft organisiert sein müßte, damit genau sein Bedürfnis optimal befriedigt wird. Der meint dann: Na, dann lagern Sie Ihre Marken halt nach Motiven sortiert und nicht nach Ländern. Und das IST tatsächlich eine Möglichkeit. Nur muß er mir auch zugestehen, daß ich - aus meiner Erfahrung heraus - mein Geschäft anders organisiert habe. Und so wie er entscheiden kann, ob er in mein Geschäft tritt oder nicht, so kann ich dann auch entscheiden, je nach Tagesverfassung und überhaupt, ob ich mir heute oder grundsätzlich antue, Kopfstände für ihn zu machen oder ob ich, und hier bin ich trotz allem immer um Freundlichkeit bemüht, ihm erkläre, daß ich schlicht nicht bereit bin, meine Zeit, die ich, siehe oben, für so vieles einsetzen kann, für sein Bedürfnis zu opfern.
Ich kann aus meiner Erfahrung vermelden, daß es tatsächlich sehr, sehr oft vorkommt, daß Kunden nicht verstehen wollen, warum gerade ihr Bedürfnis nicht abgedeckt wird und geradezu penetrant darauf bestehen, daß sie viel besser wüßten, wie ich mein Geschäft führen müßte, wie es "richtig" ist. Und ich gestehe, dagegen entwickle ich eine Allergie. Denn genauso wenig wie ich dem Kunden erkläre, wie er "richtig" zu sammeln und zu kaufen hat, genauso wenig möchte ich hören, wie ich "richtig" zu verkaufen habe. Und ich rede hier nicht von berechtiger Kritik, berechtiger Reklamation oder Anregungen mit Hand und Fuß. Denn ich lebe immerhin seit mehr als einem Jahrzehnt davon (gehöre also noch zu den Jüngeren der Branche), ich kann also nicht alles falsch machen. Und ich gestehe, ich HABE Kunden dann auch schon gesagt, und das ist wahrscheinlich nicht sehr freundlich, daß es ihnen freisteht, ihr eigenes Briefmarkengeschäft zu eröffnen und genauso zu organisieren wie sie glauben, daß es besser wäre. Oder wieder zu dem Briefmarkenhändler zu gehen, bei dem sie immer x % kriegen.
Und zur Beratung von "Anfängern": Ich berate an sich durchaus gerne. Aber auch hier gilt: Manchmal steht mir die Arbeit mehr als bis zum Hals, und dann wird die Beratung ein wenig kürzer ausfallen, werde ich auf Geschriebenes verweisen - wie z.B. auf den HAWID-Prospekt, in dem tatsächlich alles Wissenswerte drinnensteht. Und ich stehe nicht auf dem Standpunkt, daß ich jeden händchenhaltend an das Basiswissen heranführen muß, ich glaube, daß Hilfe zur Selbsthilfe durchaus auch schon sehr viel ist; die Beantwortung konkreter Fragen statt ein: Erzählen Sie mir 'mal alles, was ich wissen muß. Und ich bitte zu bedenken: Ich weiß, wenn ich mit einer Beratung beginne, im Vorhinein nicht, wohin die führen wird: Wie lange sie dauern wird, und ob der Kunde dann etwas kauft oder nicht. Bei einer Beratung gehe ich in eine Vorleistung, und oft genug erhalte ich danach keine Gegenleistung. Sondern nach einer Viertelstunde, in der ich einer Kundin 8 verschieden Euro-Sammelalben vorgelegt habe, die zwischen EUR 5,95 und EUR 19,95 kosten, also ohnehin nicht die Welt, zum Abschluß nur die Frage, ob ich weiß, ob große Kaufhäuser auch Münzalben verkaufen. Und bei allen Schreien von wegen "Servicewüste" bitte ich zu bedenken: Ich bin nicht primär die Dienstleisterin Briefmarkenhändlerin, sondern ich bin ein Mensch, der sich selbst am wichtigsten ist, und verdiene mein Geld damit, Sammlerwünsche zu erfüllen. Dies ist nicht mein Lebensinhalt, so gerne ich es tue. Und da gibt es einfach Momente, da steht auch bei mir die Frage im Vordergrund, ob die nackten Zahlen stimmen. Da kann es sein, daß meine Priorität gerade nicht darin liegt, vielleicht einen neuen Sammler heranzuziehen, sondern einfach zu schauen, daß ganz konkret jetzt Geld hereinkommt. Oder daß ich schlicht diese Woche schon genügend unentgeltliche oder schlecht bezahlte Beratungsleistungen erbracht habe und es mir gerade reicht.
Und auch mit dem beliebten "Tratsch" ist das so eine Sache: Ich verstehe, daß der Sammler gerne mit mir tratschen möchte, er ist ja zumeist in der Freizeit und hat Zeit. Ich hingegen bin in der Arbeit und habe u.U. zu tun. Außerdem führe ich u.U. mehrmals täglich das Gespräch darüber, daß die Neuheitenflut und die Nominale ein Wahnsinn sind, wohingegen der Sammler dieses Gespräch nur mit mir führt. Und dann sind manche Kunden absolut nicht abzustellen, wenn ein Gespräch erstmal begonnen hat, dann geht's zurück bis zu den goldenen xyz-Jahren, als das Sammeln ja noch Hand und Fuß hatte und überhaupt alles viel besser war. Auch hier bitte ich um Verständnis, daß ich je nach Sympathie, Zeit und momentaner Verfassung entscheide, auf wieviel Gespräch ich mich einlassen will.
Ich glaube also schon, daß hier sehr viel mehr Wechselspiel stattfindet, als vielen Kunden überhaupt bewußt ist; ich wage zu behaupten, daß ich selten zu jemandem unfreundlich war, der mir freundlich begegnet ist und mich auch in meiner Eigenschaft als Mensch akzeptiert. Daß mir aber Unfreundlichkeit tatsächlich passiert, wenn ich auf meine Funktion als den Kunden als König zu behandeln habende Briefmarkenhändlerin reduziert werde.
Ich hoffe, daß mein Elaborat die eine oder andere Information beinhaltet, die vielleicht ein ganz klein wenig Verständnis für "die Briefmarkenhändler" im Allgemeinen, die es natürlich gar nicht gibt, weckt.
Lieben Sammlergruß,
MP
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An
dem langen, informativen Beitrag der BM-Händlerin sieht man die 2.Seite der Medaille.
"Wie man in den Wald hereinruft, so schallt es heraus." :j
Und die geheuchelte "Geiz ist Geil"- Haltung mancher Sammler; siehe: das sammle ich schon ´zig Jahre habe aber noch (immer) keinen Katalog- kann mir einer den Wert meiner Sammlung sagen, möglichst exakt & mit Dank (wenn überhaupt) voraus, trägt auch nicht gerade zur Entwicklung einer gegenseitigen positiven Beziehung über unser Hobby bei.
Das meint mit Gruß SB -
Hallo MissPig
Vielen Dank für Deine sehr ehrliche und informative Darstellung, ich würde mir auch wünschen dass sich noch weitere Händler zu Wort melden.
Mir wurde durch Deinen Beitrag mal wieder bewusst wie sehr sich doch die Sammelgebiete unterscheiden (wer irgendwie nur noch an Bayern denkt vergisst manchmal die Marktsituation auf anderen Gebieten )Wie jetzt eine rentable Kundenbehandlung bei Motivsammlern und Bund-Neuheiten-Sammlern aussehen kann, wage ich nicht zu beurteilen. Wenn nach 20 Minuten Beratung ein Kaufbetrage von EUR 4,95 zusammenkommt ist mir klar dass sowas nicht rentabel sein kann.
Hier bietet sich dann evtl. für den Händler an sein Angebot bei gewinnbringenderen Gebieten zu verstärken.
Ich jedenfalls kann nur von meiner Person ausgehen, und ich habe die beschriebenen schlechten Erfahrungen gemacht obwohl in meinem Gebiet eigentlich schon höherpreisige Marken gehandelt werden wo ich dann eben auch bessere Behandlung erwarte. Bei einem Händler mit vernünftigem Angebot gehe ich in der Regel nicht unter einem dreistelligen Betrag raus, da erwarte ich ein anderes Verhalten als wenn ich nur über den neuesten Saurierblock diskutieren will und ihn dann nach 15 Minuten für rund EUR 4 kaufe.Ich denke auch die Händler sind ja in einer wahnsinnigen Konkurrenzsituation durch das Internet und sollten dieser Bedrohung vor allem Ihre Stärken entgegensetzen, sonst bleiben Sie auf der Strecke. Und die stärken der Händler wären nun mal :
-Freundliche Fachkundige Beratung
-Ware kann ausgiebig besichtigt werden
-Gespräch von Mensch zu Mensch
-Gemütliches Stöbern im Laden
-Direkter Vergleich von Artikeln der verschiedenen Hersteller (mit Kommentaren des Händlers)Alles andere bekomme ich sowieso im Internet, wenn ich z.B. von vornherein weiss welche noch erhältliche Motivmarke ich will kann ich mir die auch ohne Händler besorgen.
Soweit mal meine gedanken dazu.
Schönes Wochenende
Michael -
MissPig
Du sprichst mir aus der Seele.
Bin auch selbstständig, allerdings in einer ganz andern Branche. Doch die Bilder gleichen sich. Die Rufe nach Service kann auch ich manches mal nicht mehr hören. Komplette Beratung und zum Schluß, mit dem nun erworbenen Wissen, zum Preiskampf. Die Zeit, die man (gern) investiert, bekommt man schon lange nicht mehr vergütet.
Ich wünsche mir auch, offene, ehrlich interessierte Kunden, welche mich auch als Partner und Helfer sehen.
Auch hier im Forum, wie schon angesprochen, gehts oft nur um Dienstleistungen, die von den meisten gerne erteilt werden, wo jedoch oft schon das kleines "Dankeschön" fehlt. Das sind diese "Selbstverständlichkeiten" die nicht mehr selbstverständlich sein sollten.
Dir MissPig wünsche ich viele interessierte Kunden, die auch den einen oder anderen Euro im Geschäft lassen und die gerne wieder kommen.
cu -
@ MissPig
Sehr guter Beitrag. Das musste auch mal gesagt werden, um beide Seiten verstehen zu können.
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Hallo,
den langen, aber anschaulichen Beitrag von MissPig aus Sicht des Fachhandels fand ich auch sehr erhellend. Vor allem der angesprochene Interessengegensatz zwischen Händler und Sammler scheint wohl für das - zumindest nach dem Zuspruch in dieser Diskussion offenbar von vielen wahrgenommene - Phänomen "Unfreundlichkeit" eine Rolle zu spielen. Ob Briefmarkenhändler nun von Natur aus eher mürrische Menschen sind oder ob sie nicht angesichts immer weniger werdender Käufer, damit sinkender Umsätze bei allgemein steigenden Kosten zunehmend resignieren, darüber kann man nur mutmaßen.
Was aber einen Briefmarkenhändler mehr als jeden anderen Beruf charakterisieren sollte, ist das Interesse für Philatelie und als Händler natürlich für die verschiedenen Bedürfnisse von Sammlern. Hoher Arbeits- und Beratungsaufwand gehen damit zwangsläufig einher, aber dessen sollte sich ein Briefmarkenhändler bewusst sein, bevor er diesen Job ergreift, und bei aller (hoffentlich vorübergehender) Frustration über die viele Arbeit, das schlecht laufende Geschäft usw. gibt es immer auch die Möglichkeit aufzuhören. Dass manche alteingesessene Laden- oder Versandhändler diesen Schritt lange scheuen, stattdessen mit Hilfe "stiller Reserven" versuchen "bis zum bitteren Ende" durchzuhalten (biologische Lösung oder finanzielle Pleite), erklärt vielleicht auch so manche andauernde "Unfreundlichkeit".
Auf den Strukturwandel im Einzelhandel allgemein wie auch die Strukturkrise in der Phila-Branche speziell richtig zu reagieren, verlangt dann sicher auch einiges ab: Der zu verteilende Kuchen wird immer kleiner, auf der einen Seite hat das Internet bzw. der Direktbezug (Neuheiten im Abonnement von Postverwaltungen statt über Händler) im Billigpreissegment vermehrt das Wasser abgegraben und auf der anderen Seite stoßen die kleinen und nicht ganz so großen Auktionshäuser zunehmend in das mittelpreisige Standard-Segment vor, was vormals doch das Metier der Händler war. Nun versuch(t)en Händler, einen Teil ihres Absatzes ebenfalls ins Internet zu verlagern, allerdings zu Preisen, die ihre Handelsspanne auf ein kaum noch kostendeckendes Niveau schrumpfen lässt. Sicher leidet die Motivation, wenn jemand gewohnt war, Spitzenwerte, teures Zubehör usw. zu verkaufen und nun zusehen muss, wie seine Artikel bei eBay für wenige Euro verramscht werden.
Andererseits sind dann die wenigen verbliebenen gut situierten, kaufkräftigen Kunden anspruchsvoll, kritisch, erwarten beste Qualität und Fachkompetenz in jedem Spezialgebiet, was ein Aller-Welts-Händler einfach nicht zu leisten vermag. Was früher zu Höchstpreisen mit dubiosesten Stempeln oder Gummierungen problemlos über den Ladentisch ging, wird heutzutage vom Kunden als einwandfrei geprüft oder mit Rückgaberecht verlangt. Prüfgebühren, Rücknahme gefälschter Marken schmälern wiederum den so mühselig erzielten Verdienst. Und da soll man auch noch immer gute Miene zu bösem Spiel machen?
Was aber bei all dem Negativen nicht übersehen werden darf: Viele Briefmarkenhändler konnten ihr Hobby zum Beruf machen, sind ihr eigener Chef, haben keine körperlich schwere oder anstrengende Arbeit zu verrichten. Ab und zu machen sie bei angekauften Sammlungen ein "Schnäppchen", sei es durch "kaufmännisches Geschick" (man könnte es auch gekonntes "Über-den-Tisch-Ziehen" nennen), sei es durch einen ungeahnten Fund eines wertvollen Stückes. In welchem Beruf kann man das alles haben?
Beste Sammlergrüße
philnum
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In Berlin war ich mal vor gut 1 Jahr in einem Geschäft drin, der auch Münzen anbot. Als ich den Laden ( 12m² ) betrat wurde ich erstmal von einem sehr reizenden Geruch überascht. Nach ca. 2min kam dann ein kleiner dicker Mann der kaum über die Theke schauen konnte ( weil dort ein riesen Berg Münzen lag )...und fragte mich was ich will.
Ich würde gerne ein paar Münzalben kaufen sagte ich zu Ihm. Dann bat er mir gebrauchte Blister und alte Holzschatullen an für einen Preis an der doppelt so hoch war wie bei ebay ( und dort sind die neu ).
Als ich dankend Nein sagte wollte er schon gleich wieder zurück in seine kleine Kammer, aber zum Gkück sah ich in der Ecke 3 kleine Münzschatullen wo 7€ stand. 7 € war genau 21€ weniger als die anderen Schatullen. Er stöhnend zurück und zeigte mit die Teile. Am Ende habe ich die 3 gekauft. Wegen Briefmarken habe ich erst gar nicht mehr gefragt ( hatte zu der Zeit auch nicht so das icke Interesse daran. -
Meine Erfahrungen über Briefmarkenhändler sind solche und solche. Einer kam mit einer Bratwurst in den fettigen Fingern hinter die Ladentheke. Da ich auf sein Ankauf-Angebot kam, war mir das ebenfalls Wurst.
Bei einem anderen bekam ich einen gepolsterten Sitzplatz und ein Tässchen Kaffee. Dafür nahm er 50% vom alten Brutto-Michel für Papua Neuguinea (nicht für den Kaffee).
Ein anderer begrabschte eine Kundin und wurde dann vom Ehemann fürchterlich verprügelt. Er behauptete später, beim Ölholen die Kellertreppe unterschätzt zu haben.
Anderswo bekam ich ein sehr nettes Willkommen, Sitzplatz, Kaffee und gute Beratung. Wer wissen will wo, dem sag' ich's gern.
Mit freundlichen Sammlergrüßen,
Rabaul -
Hab heute das erste mal Erfahrungen mit einem Händler machen dürfen.
Direkt unfreundlich war er nicht, allerdings die Zubehörpreise ganz schön gepfeffert.
Nachdem ich dann ca. 10 bis 20 Minuten damit verbracht hatte in den Belege-Kartons nach Hettstedtbelegen für Braunbär zu suchen und mich im Rest des Ladens umsehen wollte, stellte sich herraus, dass das alles garnicht zum Verkauf steht. Auch das Zubehör, das er mir vorher noch verkaufen wollte, stellte sich plötzlich als "Ladendekoration" (und das meine ich nicht zynischerweise, das war wirklich die Wortwahl) herraus und ich dürfe das nicht kaufenIch meine ok, andere Geschäfte leben normalerweise vom Verkauf, wenn er das anders kann solls mir recht sein. Hab ein paar Belege gefunden gehabt (sorry, kein Hettstedt), die ich dann gnädigerweise kaufen durfte.
Aber mehr als diesen einen Euro, den ich dortgelassen habe, wird der Laden von mir jedenfalls nicht sehen. Schade um meine Zeit. -