Hallo Nordlicht,
da hast du eine feine Kombination - zuerst kam der Brief aus dem hohen Norden zu unserem Schwaben, und dieser hat dann kurze Zeit später sich genötigt gesehen, dem Schleswiger ein Päckchen zuzusenden, für das er diesen Postschein gelöst hat.
Da das eine Brief- und das andere Fahrpost ist, können die Taxen nicht reziprok gewesen sein (s. Scheingebühr nur 2 Kreuzer).
Postal History at its best 
.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Hallo bayern klassisch,
danke für die prompte Antwort!
Dann war aber das Päckchen mit 27 Kreuzer sogar billiger als der Brief !?
Leider kann ich die alte Schrift kaum lesen, aber falls du Spaß daran hast, habe ich den Inhalt des Briefes gescannt.
Wäre spannend zu wissen, ob es darin einen Hinweis auf das nachfolgende Päckchen gibt 
Viele Grüße
Nordlicht
PS: Mit meiner Taxinterpretation des Briefes stimmst du überein?
Im Sinne von "Schweigen ist Zustimmung" 
Hallo Nordlicht,
zu allererst: Mein Schweigen zu deiner Taxinterpretation des Briefes war, wie richtig vermutet, concludentes Verhalten.
Der Briefinhalt, den ich mir zu transkribieren erlaube, steht, wie du richtig geahnt hast, in direktem Zusammenhang zu dem Postschein.
Er lautet:
"Lieber Pflegevater,
Schreiber dieser Zeilen hat mit betrübtem Herz an die Feder gefaßt weil Ihr Pflegesohn unter meiner Aufwartung ist. Wahr ist es, daß er sehr krank ist, und zwar im Nerven- und Faulfieber; jedoch ist die Gefahr fürs Sterben überstanden, was seyn innigster Wunsch anlangt ihm etwas Geld zu senden, und zwar mit umgehender Post;
Während der Krankheit kann ja nichts verdient werden und wird mehr verbraucht, wie bei gesunden Tagen; haben Sie die Güte und senden mir das Ehestens unter der addresse H(er)r Schmidth im Freimaurer Hospital etwas Geld weil ich es durch meine Krankheit wirklich bedürftig geworden bin;
mit vieler Hochachtung und beständiger Liebe verbleibe ich stets
Ihr ganz gehorsamer
Johann Glinck".
Kleiner Hinweis am Rande: Auf dem Postschein hatte man bei der Aufgabe der Sendung "Klenk" geschrieben. Hätte man nicht diesen Brief, würde man nicht unbedingt auf den personellen Zusammenhang schließen müssen.
Wie du siehst, ist es nicht nur ein postgeschichtliches Schmankerl von außen, sondern auch ein historisch interessanter Brief von innen - da kommt die passende Quittung als i - Tüpfelchen gerade recht!
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Hallo Nordlicht
Das ist doch ein Spitzenstück. Ich nehme an dass es nicht viele solche gibt.
Viele Grüsse
Bayern-Nils
Hallo Nordlicht,
gratuliere ebenfalls für diese schönen Stücke und Danke fürs zeigen.
Möchte einen weiteren Brief vorstellen, der auch über Lübeck lief:
Portobrief von Kopenhagen (Königreich Dänemark) nach Gera (Fürstentum Reuß jüngere Linie im Thurn & Taxisschen Postgebiet) vom 21.5.1853.
Die Gebühren berechneten sich nach dem Postvertrag vom 13. August 1852. Es waren nur noch ganz frankierte Postsendungen und Portobriefe möglich. Die dänische Gebühr betrug von jeden dänischen Ort je Loth 3 Silbergroschen. Dazu kam die Vereinstaxe bei unfrankierten Briefen pro Loth von 3 Silbergroschen. (Die beiden Fürstentümer Reuß (jüngere und ältere Linie) traten dem Deutsch-Österreichischen Post-Verein am 1.4.1851 bei.
Beste Grüße,
VorphilaBayern
Liebe Sammlerfreunde,
möchte folgenden Brief zeigen:
Brief von Heidelberg (Baden) nach Husum (Herzogtum Schleswig im Königreich Dänemark) vom 27. März 1834.
Beste Grüße,
VorphilaBayern
Hallo VorphilaBayern
Schöner Brief
Kannst du auch etwas über die Taxierung sagen?
Und wer ist der Empfänger in Husum? Kann es nicht richtig lesen.
Viele Grüsse
Bayern-Nils
Hallo Bayern-Nils,
vielen Dank für Ihre Fragen.
Die Anschrift würde ich so lesen:
"An die königlich dänische ...löbliche Ober Justizbehörde Husum im Holsteinischen"
Es ist ein Teilfrankobrief, bezahlt bis Hamburg (Rückseite 4 Kreuzer - für Baden - und 35 Kreuzer - für Thurn und Taxis - bis Hamburg.
Die ""4" auf der Rückseite links, sowie ich denke, daß rechts "24" steht, kann ich nicht deuten, desweiteren die "4" durchstrichen und die "3" danebengeschrieben (links), sowie die "1" in der Mitte.
Beste Grüße,
VorphilaBayern
Liebe Sammlerfreunde,
möchte noch einen Teilfrankobrief von Fürth (Bayern) nach Altona (Herzogtum Holstein im Königreich Dänemark) vom 2. September 1839 vorstellen:
Bar mit 6 Kreuzer frankiert bis zur Grenze (Hamburg).
Beim Empfänger wurden 7 Schilling Courant, dies entsprach 1 3/4 Silbergroschen (Hamburg bis Altona) Porto eingezogen.
Beste Grüße,
VorphilaBayern
Hallo VorphilaBayern
Bist du sicher dass Franco Grenze bis Hamburg ist? Ich dachte dass Franco Grenze hier die bayerische Grenze war. 6 Kreuzer von Fürth nach Hamburg ist meiner meinung nach viel zu wenig. Und falls bis grenze Hamburg, dann nicht Kreuzer.
Ich weiss nicht welche Vertrag es hier gibt, aber Th & T hat der Brief nach Hamburg gebracht, oder sogar nach Altona gebracht. Und wo hat Th & T der Brief übernommen?
Normalerweise wollte die dänen den Brief stempeln, aber hier sehe ich keine Spur davon. Der Brief ist eine kleine Rätsel. Vielleicht hat sollid611 mal Zeit es alles zu Erklären.
Viele Grüsse
Nils
Lieber VorphilaBayern,
der Brief wurde von Fürth für 6 Kr. bis zur bayer. Ausgangsgrenze frankiert, nicht bis Hamburg.
Ab der bayer. Grenze bis Hamburg kamen 7 HShC in Ansatz, die etwa 6 Sgr. entsprachen.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Lieber bayern klassisch,
herzlichen Dank für die Korrektur.
Da habe ich mich ganz schön verhaut.
Liebe Grüße,
VorphilaBayern
Hallo VorphilaBayern,
das sind zwei sehr schöne Briefe nach Holstein.
Beim Brief von Heidelberg nach Husum (Hzgt. Schleswig) von 1834 denke ich, dass es ein Frankobrief ist, der nicht nur teilweise bis Hamburg sondern mit 39 Kr ganz bezahlt wurde.
Die siegelseitig angeschriebenen 35 Kr Auslandsanteil sind das Franko von der badischen Grenze bis Husum, 24 Kr für Taxis und 4 HSch = 11 Kr für Dänemark. Der dänische Anteil ist neben dem "franco"-Vermerk noch mal als Weiterfranko in Rötel notiert 4 ß (= das Zeichen für Schilling). Dann war vermutlich noch ein Zustell-/Botenlohn von 1 Schilling vom Empfänger zu zahlen, der angeschrieben wurde. Zusätzlich ist das Weiterfranko gestrichen worden, um zu signalisieren, dass dieser Betrag nicht zu zahlen ist.
Die 24 auf der Rückseite könnten der taxissche Anteil sein (s.o.) oder die dänische Kartiernummer. Die blaue "4"? hat wohl nichts mit der Taxe zu tun.
Beim Brief Fürth - Altona (Hzgt. Holstein) 1839 fehlt - wie Nils bereits festgestellt hat - in der Tat etwas und zwar die dänische Taxe. Einen Stempel führte das dänische Postamt zwar bereits, der wurde aber nur auf ganz wenigen Transitbriefen (ins dänische Königreich, nach Norwegen und Finnland) verwendet. Aber für den Transport von Hamburg nach Altona hätte 1 HSch Porto erhoben werden müssen. Die Taxe ist aber wie von bayern klassisch erläutert nur bis Hamburg mit 7 HSch angeschrieben.
Ich vermute der Empfänger (G.Gosling & Walter, eine Feuerglashandlung, en gros) hat den Brief beim taxischen Postamt in Hamburg abholen lassen. Viele Altonaer Kaufleute haben zur Portoeinsparung ihre Post in Hamburg aufgegeben. Da wird es möglich gewesen sein, die Briefe auch von den Boten dort abholen zu lassen.
Viele Grüße
solid611
Hallo solid611,
herzlichen Dank für Ihre umfassende
und detaillierte Beschreibung der beiden Briefe.
Beste Grüße,
VorphilaBayern
Liebe Sammlerfreunde,
möchte folgende Brief zeigen:
Teilfrankobrief (handschriftlich "franco Hamburg) von Kiel (Herzogtum Holstein) nach Württemberg vom 10. Juli 1834.
Aufgabestempel Einzeiler "Kiel" und Stempel "DANEMARCK PAR HAMBOURG" .
Beste Grüße,
VorphilaBayern
Hallo VorphilaBayern,
wieder ein schöner Brief - mit sehr klarem "Kiel"-Stempel, den es in verschiedenen Typen gibt, die jeweils nur wenige Jahre im Gebrauch waren (und daher relativ selten sind).
@alle
Habe einen Brief herausgesucht, der mir noch nicht gänzlich klar ist, aber den sich vielleicht hier jemand besser erklären kann.
Sieht nach einem einfachen Brief (1862) aus, von Grabow (Mecklenburg-Schwerin) nach Meldorf (dänisches Holstein).
Das mecklenburgische Porto betrug 1 Sgr. und das dänische 2 Sgr., d.h. gesamt 3 Sgr. (= 13 dänische Skilling).
Die blaue "1" ist zwar nicht gestrichen, aber ich gehe davon aus, dass der Empfänger die roten "13" in dänischen Skilling als Gesamtporto bezahlt hat.
Nun war der Brief aber eigentlich eine Dienstsache ("K.D.S. m.A."= Königliche Dienstsache mit Attest). Bei Dienstbriefen "mit Attest" bin ich davon ausgegangen, dass es damit belegt ist, dass es sich auch tatsächlich um eine Dienstsache handelt!? Oder was sagt "mit Attest" aus?
Als Dienstsache hätte aber zumindest nicht die ganze Strecke bezahlt werden müssen. Oder wie wurden Dienstsachen im grenzüberschreitenden Verkehr behandelt? Vielleicht nur im Inland portofrei? Bei diesem Brief scheint die Dienstsache gar nicht anerkannt worden zu sein ...
Was meint ihr?
Viele Grüße
Nordlicht
Hallo Nordlicht,
interessanter Brief, zweifelsohne.
Ich würde aber m. A. als mit Akten interpretieren, auch wenn ich es nicht sicher weiß.
Soweit ich weiß, waren reine Dienstbriefe bei der Aufgabe portofrei belassen.
Wenn die Aufgabepost, wie hier, ihn mit einem Sgr. taxiert, ihn also eben nicht portofrei annimmt, dann braucht ihn auch die ausländische Postverwaltung logischer weise nicht portofrei weiter zu befördern, so dass die Gesamtgebühr von 13 Schillingen nachvollziehbar ist.
Um zu eruieren, warum man ihn trotz K.D.S. - Vermerk taxiert hatte, müsste man wissen, welche Kriterien vorliegen mussten, um ihn portofrei abzuspedieren. Wenn auch nur ein Kriterium nicht gegeben war, war die Portofreiheit hinfällig.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Hallo bayern klassisch,
danke für deine Antwort.
Wie muß man sich denn eine Dienstsache mit Akten vorstellen?
Lagen diese Akten dann IN dem Brief oder begleitete diese Dienstsache einen separaten Stapel Akten?
Im Zweifel hört sich nämlich "mit Akten" nach einem schweren Brief (oder Paket) an - während meiner ja zum einfachen Gewicht taxiert wurde ...
Viele Grüße
Nordlicht
Hallo Nordlicht,
die Vermerke: mit Akten, cum act(um), mit Beilage, mit Anlage(n), mit Einband, mit Unterbund usw. usw. bedeuteten alle das gleiche:
Passte etwas nicht in den Brief, oder durfte es nicht gefaltet oder geknickt werden (z. B. gesiegelte Urkunden, die auch nur aus einem Blatt bestehen konnten), dann wurden sie dem eigentlichen Brief durch Bindfaden "angehängt", also "untergebunden". Daher auch der Ausdruck "Unterbund".
Bei der Versendung waren immer der Brief mit dem Unterbund zusammen zu verwiegen.
Du hast Recht, wenn du unterstellst, dass dadurch natürlich oft höhere als einfache Gewichte die Folge waren. Aber dies war nicht zwangsweise der Fall!
Der Vermerk war primär für die Post und den Empfänger gedacht, damit diese sahen und wissen sollten, dass mehr versandt wurde, als nur ein einfacher Brief ohne Anlage(n).
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Liebe Sammlerfreunde,
möchte folgenden Brief zeigen:
Brief zwischen dem wieder dänischen Herzogtum Holstein und dem Postvereinsgebiet Bayern. Der Zeitraum war vom 15.4.1852 bis 31.1.1854.
Unfrankierter Brief von Segeberg (handschriftlich "Segeberg 7/12") nach Nürnberg im bayerischen Postvereinsgebiet (über 20 Meilen bis 1 Loth). Blaue Taxziffer "12" (= 12 Kreuzer) zur Kennzeichnung des Postvereinsportos für einen unfrankierten Brief innerhalb des Postvereins. Anwendung der Postvereinstaxe noch im Dezember 1853 für einen Brief aus dem Herzogtum Holstein, als die Postverwaltung Holsteins schon seit dem 15.4.1852 wieder zum dänischen Postbezirk gehörte. Rückseite Durchgangsstempel "KDOP HAMBURG = Königlich Dänisches Oberpostamt Hamburg, sowie ein bayerischer Bahnpoststempel.
Hallo Nordlicht,
vielen Dank für Ihre Kommentierung des Briefes aus Kiel.
Beste Grüße,
VorphilaBayern
