P.S. Bei dem für 99 Euro angebotenen Brief vom 9.7.1863 halte ich die Druckfarbe nicht für die originale. Da reisst es das Rand- und Bogenrandstück auch nicht mehr raus ...
Liebe Grüsse von bayern klassisch
P.S. Bei dem für 99 Euro angebotenen Brief vom 9.7.1863 halte ich die Druckfarbe nicht für die originale. Da reisst es das Rand- und Bogenrandstück auch nicht mehr raus ...
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Nach meinen Beobachtungen ist von Bleisulfidschäden in der Regel die Bayern Michel-Nummer 9 b betroffen, soweit man das bei geschädigten Marken feststellen kann, d.h., befinden sich beispielsweise auf einer Albenseite 9a und 9b zusammen, kommen die 9a offenbar in der Regel ungeschoren davon. Auf dem gezeigten Brief befinden sich wohl 9a und 9b zusammen als Mischfrankatur, wobei die 9b schon sehr deutlich nachgedunkelt ist (verfärbt).
Fast immer tendieren karmine bzw. rosakarmine Farben unter Bleisulfideinfluss zu weinroten Tönen in verschiedenen Abstufungen. So ist eine weinrote/lilarote Preußen 16b (unsinnigerweise neuerdings als eigene Michelfarbe gelistet; eine 16b ist immer verfärbt!!) oder eine weinrote Sachsen 16, NDP 16, Dt. Reich 19 immer bleisulfidgeschädigt und müssten zwangsläufig als 2. Wahl gelten, da sie ihre Originalfarbe eingebüßt haben.
Das gleiche Phänomen findet sich bei späten Dt. Reich Dienstmarken (z.B. Dienst 161) und Alliierte Besetzung 12 Pfg. Auch hier listet MICHEL mit All. Besetzung 919F (** 1000,-; gestp. 800,- €) eine Farbabart auf, die ihre Existenz den Bleisulfidschäden verdankt und wohl jederzeit mit normalen Marken herstellbar ist. Warum hier seitens der zuständigen Prüfer nicht eingegriffen und bei MICHEL interveniert wird, ist mir schleierhaft.
Hallo PALAISS,
vielen Dank für deine wie immer sehr aufschlussreichen Erklärungen.
Was Michel da macht ist ein Witz - Altsax hat es glaube ich ähnlich mal formuliert.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Hallo,
wie lickle in seinem posting vom 12.05. 19:42 schreibt, wurden aufgrund spektroskopischer Analysen bei der Bayern 9 verschiedene Druckauflagen identifiziert, die sich hinsichtlich der verwendeten Farben (bleihaltige mineralische bzw. synthetische schwermetallfreie Farben) voneinander unterscheiden. Da die industrielle Herstellung synthetischer Farben in den 60-ziger Jahren des 19. Jahrhunderts einsetzte, liegt die Vermutung nahe, dass die auf bleihaltige Mineralfarben zurückzuführenden Schäden lediglich bei den "frühen" Auflagen der Nr. 9 - aufgrund der gezeigten Beispiele bis etwa 1864 - auftreten können. Später gedruckte Marken wurden bereits mit synthetischen Farben hergestellt und sollten demnach "BSS-resistent" sein ???
Nur eine Hypothese, die mit geeigneten Beispielen zu untermauern bzw. zu wiederlegen wäre
Oisch
@ oisch: Dein Versuch mit dem Bleiacetatpapier war äußerst aufschlussreich.
Bleihaltige Farben wurden bis in die Neuzeit verwendet, aber lt. Auskunft von Farbenherstellern gut "ummantelt", d.h. wohl, das Blei konnte nicht mehr austreten bzw. mit anderen Stoffen reagieren. Siehe auch Eröffnungsposting im BDPh-Thread in "Tipps und Tricks".
Gelbe bzw. orangefarbige Marken, die mit Chromgelb hergestellt wurden, sind stark bleisulfidgefährdet. Wurden sie mit dem teuren kadmiumgelb hergestellt, besteht wohl keine Gefahr. Wohl deshalb gibt es keine bleisulfidgeschädigten Dt. Reich Nr. 14, 15 oder 18 und 24 (1/2 Groschen bzw. 2 Kr.orange), während die "ziegelroten" Nr. 3 und Nr. 8 in den Hart-PVC-Folien furchtbar leiden und oft schon nach sehr kurzer Zeit ihre Farbe ruiniert haben.
ZitatOriginal von PALAISS
........ und Alliierte Besetzung 12 Pfg. Auch hier listet MICHEL mit All. Besetzung 919F (** 1000,-; gestp. 800,- €) eine Farbabart auf, die ihre Existenz den Bleisulfidschäden verdankt und wohl jederzeit mit normalen Marken herstellbar ist. Warum hier seitens der zuständigen Prüfer nicht eingegriffen und bei MICHEL interveniert wird, ist mir schleierhaft.
Dazu noch eine kleine Anmerkung von mir:
Auf die Problematik mit der Mi.Nr. 919 F habe ich die Standbesatzung der ARGE Kontrollrat auf der Messe angesprochen.
Auf der letzten Versammlung der Arge wurde das Problem bereits thematisiert und der damalige Stand war, daß man sich über die Marke noch Gedanken machen wollte, auch mit dem zuständigen Vertreter des BPP.
Es stand durchaus im Raume, diese Marken aus dem Katalog wieder zu entfernen.
Nun ist es aber so, daß diese 919 F weiterhin im Spezial gelistet werden wird und neuerdings wohl auch wieder geprüft wird.
Die Entstehung dieser Variante habe ich schon seinerzeit nicht nachvollziehen können. Offensichtlich ist man sich da aber einer Meinung, die nicht meiner eigenen entspricht. Pech gehabt.
Jedenfalls werde ich dafür kein Geld ausgeben und lieber eine Lücke in der Farbsammlung entstehen lassen.
Sollte ich mir vielleicht selbst ein paar Stück herstellen ?
Gruß
KJ
@ kj
Die "Entstehung" dieser "Farbfehldrucke" hatte ich postschild einmal anhand einer Karte mit verschiedenen Bleisulfidstadien einer Dienst Dt. Reich 12 Pfg. demonstriert. Ich meine, er hat diese Marken auch einmal abgebildet im Forum, aber ich kann sie auf Anhieb nicht mehr finden.
Meine Meinung betr. der 919F wird von zahlreichen Prüfern, auch Christian Geigle, geteilt. Karmine Marken, die längere Zeit unter Hart-PVC aufbewahrt wurden, haben häufig die "falsche" weinrote (oft tiefe bordeauxrote) Farbe. Das reicht von Baden Nr. 18 bis Dt. Reich 33.
Ist solch ein Unsinn erst mal im MICHEL, dann tut man sich dort und auch bei den ArGe-Spezialisten und Prüfern schwer, ihn wieder zu entfernen. Bei der sog. NDP 16F (wohlgemerkt "F" für Fehldruck!!) hat das geklappt, bei anderen Marken nicht. Käufern solcher Marken entsteht ja durch die Entfernung aus dem Katalog ein Schaden, für den niemand geradestehen möchte. Schicksal.
Bei Thurn und Taxis findet sich im MICHEL 2009 die 15F und 21F (1 Sgr. bzw. 3 Kr. blau, teilweise Schwarzdruck). Das sind schwer bleisulfidgeschädigte Marken, wie man sie heute hundertfach antreffen kann und auf jeder Briefmarkenmesse sieht. Für eine solche Ruine auf Brief liegt mir ein Attest eines Bundesprüfers aus dem Jahre 1996 vor, in dem steht: "Der Farbfehldruck der 1 Sgr. (15F) ist auf Brief selten." Man beachte das Wort Farbfehldruck!
Nun habe ich durchaus Verständnis für Blackouts, die einem Prüfer genauso wie mir passieren können. Aber muss man solche Atteste bis zum Sankt-Nimmerleinstag zirkulieren lassen? Und vor allem: warum steht ein derartiger Unfug jahrzehntelang im MICHEL?
da ich die Bilder mit den Dienstmarken und der 919F in diesem Thread auch nicht auf Anhieb finde, einfach hier noch einmal.....
Gruß
1. Bild die besagte Studie der Dienstmarke 12 Pfg.
2. Bild eine "Farbstudie" der 919F aus einem Auktionsangebot
3. Bild eine weitere 919 F mit Anmerkungen
Danke postschild.
Alleine diese Fotos geben eindeutige Hinweise auf das Vorliegen einer Bleisulfidschädigung:
Die sog. dunkelbräunlichrote Farbe findet sich bei der dritten Kontrollrat 12 Pfg. nur außen! Die Farbe des Mittelstücks ist noch annähernd die Ursprungsfarbe. Bei der 919F auf Karte die gleiche Situation. Die Spezialisten der ArGe mögen mir doch einmal erklären, wie so etwas drucktechnisch mit einem Druckgang möglich sein soll. Der Vergleich mit den bleisulfidgeschädigten Dt. Reich Dienst 12 Pfg. spricht Bände. Die abgebildeten Marken und weitere postfrische 919F in anderen Auktionen wurden selbstverständlich zugeschlagen, es gab ja eine Farbbestimmung der ArGe mit Fotobefund, und die Spezialisten blieben auch nach meiner Intervention beim befreundeten Auktionator bei ihrer bekannten Position.
Nein, hier hilft nur eines: sofort Kommando zurück und die 919F so schnell wie möglich aus dem MICHEL.
Leider war es nicht möglich, mit dem Chef des Schwaneberger Verlags zu dem Thema Bleisulfidschäden ein paar Worte zu wechseln. Er war ja Sprecher der Verlegergruppe im APHV und hatte die Interessen der Albenhersteller zu vertreten. Auch der BDPh-Vorstand, der die Interessen der Sammler vertreten sollte, wollte nicht mit mir reden. Was will man machen?
@ kj
Die Dt. Reich Dienstmarken habe ich noch im Original und kann Sie Dir gerne leihweise überlassen. Angesichts dieser Marken sollten die ArGe-Spezialisten wohl einlenken.
ZitatWurden sie mit dem teuren kadmiumgelb hergestellt, besteht wohl keine Gefahr.
macht Sinn
Beim Cadmiumgelb - auch als Postkutschengelb bezeichnet (warum wohl ?) - handelt es sich bereits um Cadmiumsulfid und das reagiert mit Schwefelwasserstoff bzw. Sulfiden (woher die auch immer stammen mögen) nicht mehr bzw. im schlimmsten Fall wieder zu Cadmiumgelb.
Gruß oisch
Vielen Dank an PALAISS und postschild für die erläuternden Worte zur 919 F.
Es ist wohl leider so, daß ein Zurückrudern oftmals schwerfällt. Angesichts der m.E. eindeutigen Indizien, die im Übrigen nicht erst seit gestern bekannt sind, wundere ich mich umso mehr über die Haltung des zuständigen Mitgliedes des BPP.
Im Nachhinein ärgere ich mich, in Essen das Thema beim BPP - Stand nicht angesprochen zu haben.
Bei nächster Gelegenheit werde ich noch einmal mit Herrn Bernhöft über die Sache sprechen. Wenn dazu die Studie nötig ist, komme ich sehr gerne auf Dein Angebot zurück, vielen Dank !
Gruß
KJ
mit keinem Wort wird erwähnt das die Marke einen schon heftigen Bleisulfidschaden hat, warum auch, kostet ja nur 1,99 €
Gruß
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Den Bleisulfidschaden gibt es kostenlos dazu
Gruß
PS. aber wie sagte mir einmal vor einiger zeit ein Anbieter bei ebay...........die marke gibt es doch gar nicht ohne Bleisulfidschaden..... so kann man es auch sehen
Bei der Besichtigung einer sehr umfangreichen Sammlung Vorphilateliebriefe und Postformulare konnte ich folgende Feststellungen machen:
Die ab Mitte der 1980er-Jahre angelegte, sehr umfangreiche Sammlung wurde auf selbstbeschrifteten Blancoblättern (ca. DIN-A 4) aus herkömmlichem Karton aufgezogen und anschließend in Hart-PVC-Blattschutzhüllen und Ringalben eines namhaften Albumherstellers untergebracht. D.h., die Kartonblätter haben keine eigene Lochung, sondern nur die oben geöffneten Blattschutzhüllen.
Die Sammlung wurde unter normalen Umständen gelagert. Bei der Besichtigung hatte ein sehr großer Teil (viele hundert Belege) bräunliche Flecken bzw. war durchgehend gebräunt, allerdings nur die Belege, die im oberen Drittel der Albumblätter untergebracht waren. War nur ein Beleg auf dem Albumblatt untergebracht, beschränkte sich die Verfärbung auf den oberen Teil des Beleges. Waren zwei Belege auf einem Albumblatt vorhanden, war lediglich der obere Beleg (teilweise) verfärbt, der untere in gutem Zustand. Bei Albumblättern, die noch nicht unter Blattschutzhüllen aufgezogen waren, konnten keine Schäden festgestellt werden.
Es ist äußerst wahrscheinlich, dass die Verfärbungen während der Aufbewahrung in den Blattschutzhüllen entstanden sind, denn im Bereich der Fotoecken beeinträchtigter Belege hatten diese markante und störende "Lichtränder" (innerhalb des Fotoeckenbereichs war noch die helle Originalfarbe vorhanden).
Derartige Bräunungen bei ungefärbten Papieren von Vorphilateliebelegen und Postformularen hatte ich bisher nicht mit den bekannten Bleisulfidschäden in Verbindung gebracht, da die bleihaltigen Bestandteile bislang in den Druckfarben und eingefärbten Markenpapieren vermutet und festgestellt wurden.
Deshalb die Frage an chemisch versierte Mitglieder im Forum:
Ist bekannt, ob die alten Papiere bleihaltig sind? Handelt es sich bei den Verfärbungen überhaupt um typische Bleisulfidschäden oder kann es eine andere Ursache bzw. chemische Erklärung für die Bräunungen, die an die bräunlichen Verfärbungen beim Bleiacetatpapierversuch von Oisch erinnern, geben? Die Schäden entstehen unmittelbar an der geöffneten Seite der Blattschutzhülle, also in der Nähe der Sauerstoffzufuhr! Kann es sein, dass ausgerechnet hier das zur Bleisulfidbildung notwendige Binnenklima entsteht (möglicherweise Druckbildung durch die Besonderheiten von Lochung und aufgezogenen Belegen)? Kann der verwendete Karton der Albumblätter (in Verbindung mit den Hart-PVC-Folien) eine Rolle spielen? Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit Vorphilateliebelegen und Postscheinen gemacht?
Diese neuen Beobachtungen erscheinen mir äußerst bedrohlich, wird doch der Bereich der mutmaßlich innerhalb der Hart-PVC-Folien entstandenen und noch entstehenden Schäden, über deren Ursache es nach wie vor keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt, erheblich ausgeweitet.
Was ich hier vermute ist eine Oxydierung des Papiers bedingt/verursacht durch ein entstandenes Mikroklima während der Lagerung. Lediglich dürften Farbige Umschläge Blei beinhalten (je nach Farbe).
Eine andere Möglichkeit bestünde darin das die Wasserrohre aus Blei geschafft waren. Solche sind seit eine ganze Weile nicht mehr erlaubt, weil sie zu Bleivergiftung geführt haben. Es hiesse demzufolge das Wasser würde damit verseucht.
mfG
Nigel
ZitatOriginal von postschild
Den Bleisulfidschaden gibt es kostenlos dazu
"Es handelt sich bei dieser Abbildung um ein repräsentatives Musterbild, das original gelieferte kann unwesentlich davon abweichen."
Darf es ein bißchen mehr oder weniger Bleisulfid sein?
Selbst bei Auktionshäuser sieht man ab und zu Stücke die ein bißchen zu hell gescant worden sind so dass man Flecken eigentlich erst nach dem kauf sieht! Es gibt natürlich Rückgaberecht, aber doch ...
Güssie!
kaikai99.
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Hier gibt es weitere Fakten:
Als PDF file (English).
Grüssie!
Kaikai99.
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Hier sei auch noch erwähnt:
Obwohl hier das meiste wohl bekannt ist, denke ich
Interessant Punkt 5, über Sulphurabgabe:
Prevent .... "Constant contact with your hands. Human bodies give off sulphur. Fingerprints on the gum of mint stamps or even covers is like a little time bomb slowly releasing stain-forming sulphur. Use lintless lightweight white gloves, as worn by conservators and professionals whenever practical. "
Vielleicht überlege ich mir mal die Ankauf von Handschuhe
Sulphur: also, ein Fürz wird Ihre Sammlung tüchtig beschädigen!!
Ob es aber eine Relation gibt zwischen Sulphurabgabe durch Handkontakt und BleiSULFIDschaden weiss ich nicht?? Ein Sammler in 1890 die mit seine fette Fingern die briefmarken angefast hat, verursacht also heutzutage Bleisuflidschaden?? Darum können wir die Urasche nicht finden! Sie war schon vor 100 Jahre unsichtbar da!
Grüssie!
Kaikai99.
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Auf einer großen Internet-Auktionsplattform entdeckt - diverse Lübeck MiNr. 9. Auffällig ist, dass die Bleisulfidschäden sogar schon auf die Rückseiten durchschlagen: