Bayern 3 Kreuzer blau, welcher Typ?

Hallo,

nachdem uns dreiKreuzer diese unglaubliche Pretiose gezeigt hat, hoffe ich mit einem eher postgeschichtlichen Background ein ganz klein wenig dagegenhalten zu können (was ich natürlich nicht kann, ist doch klar ;)).

Manchmal schaut der Verkäufer eines alten Briefes auf die Marke und freut sich, wenn es ein Randstück ist, wie bei dieser 5. Platte. Dann setzt er geschwind den Preis um 50% hoch und wittert ein gutes Geschäft.

Als ich ihn kaufte, ohne Weiterverkaufsinteresse, witterte ich auch ein gutes Geschäft.

Er wurde in Wiersberg am 17.3.1861 geschrieben. Die Adresse lautet:

"Herrn Michael Claumüntzer Herrn Schmied - Meister auf Knopfhammer bei Gefrees

d(urch) Güte".

Vielleicht kann sich jemand zu dem Laufweg des Stücks äußern? Jede Meinung ist willkommen ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Danke für eure Vorschläge, aber das Besondere des Briefes ist die unterschiedliche Transportart, auch wenn er nicht weit lief.

Der Absender schrieb am 17.3.1861 in Wiersberg den Brief. Wiersberg bekam erst am 1.7.1861 eine Postablage, hatte also keine reguläre Postverbindung damals.

Daher notierte der Absender auf der Adress - Seite "durch Güte". Er konnte also nicht selbst zur Postexpedition nach Neuenmarkt gehen, sondern bediente sich eines Privaten (Freund, Verwandter oder Dörfler), dem er wohl 3 Kreuzer und den Brief mitgab. Dieser gab ihn am selben Tag bei der Postexpediton auf und ließ ihn frankieren.

Dann wurde er über Marktschorgast nach Gefrees gefahren. Wir haben noch immer den 17.3.! Schließlich brachte ihn der Landpostbote von Gefrees nach Knopfhammer, wo er dann am 18.3. eintraf.

Die Besonderheit liegt in dem Transport:

1. Strecke durch Güte, also einen Privaten.
2. Strecke durch die Briefpost im Einzeltransit.
3. Strecke durch die Landpost.

Wer einen ähnlichen Brief zeigen kann, darf das gerne tun. Die Marke spielt dabei auch keine Rolle.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Hallo Nils,

durch Güte ist immer eine Beförderung durch einen Privaten, der kein Bote ist, also nichts mir der Post oder der Beförderung von Briefen zu tun hat.

Dieser kann einen oder mehrere Briefe zu Fuß, mit dem Zugpferd, dem Reitpferd, mit der Bahn, mit der Postkutsche (!) oder per Schiff mitnehmen; das ist ganz egal, wenngleich unterschiedlich häufig.

Die Post sah das nicht gerne, denn oft gingen ihr Gewinne bzw. Umsatz verloren. Aber wenn es nicht eilig war, dann war man froh über die gesparten Gebühren.

Briefe durch Güte kann man immer kaufen, auch wenn keine blaue 3 Kreuzer darauf klebt.

Dann kommen wir zur Interpretation von Brief Nr. 2. Mal sehen, wer aus den Daten (1859), Stempeln (Lindau) und Taxen die richtige Beschreibung hin bekommt ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Hallo,

der Absender in Langenargen (Württemberg) hat den Brief per Schiff nach Lindau transportiert und dann bei der Post mit 3 Kr. frankiert (es gibt auch Briefe dieses Absenders, in denen er das explizit schreibt).

Von Lindau bis Oberstaufen übernahm in die bayerische Briefpost.

Ab Oberstaufen lief ein konzessionierter Bote für 2 Kreuzer bis Thalkirchdorf.

Im Gegensatz zu dem vorigen Brief, der ja durchaus vergleichbar ist, nicht nur, was die Frankatur angeht, haben wir hier

a) einen Postvereinsbrief,
b) eine private Seebeförderung und
c) den Einsatz eines privaten Boten, statt ab 1.10.1860 der Landpost.

Was ich mit den beiden Briefen zeigen wollte ist die Tatsache, dass auch vergleichsweise simple Briefe, wenn man sich mit ihnen beschäftigt, viel Freude machen können. Ihre Interpretation ist nicht immer einfach, gewährt jedoch brauchbare Einblicke in die Postgeschichte vergangener Tage.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Hallo Nils,

du zeigst eine qualitativ sehr druckschlechte Platte 4 - schlechter geht es kaum noch. Glückwunsch hierzu. Fast eine Platte 5 in üblicher Qualität, aber es ist eine 4. Platte (links sind die Ecken noch spitz, rechts bearbeitet, späte helle Farbe, Fleck kommt durch).

Die Adresse lautet:

Herr Lyceisten Baptist Cammerer Wohlgeboren Bamberg

bei Herrn Bankbeistand Munnich Am Marktplatze (?) frei Marke

Die Schrift war schon damals schlecht zu lesen. Ein Lyceist war jemand, der ein Lyceum besuchte - das Wort kennt heute niemand mehr.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Hallo Nils,

auch nach 10 Minuten kann ich keine namentliche Zuweisung treffen.

Vielleicht gab es einen Ort, Weiler oder Ortsteil, den es heute nicht mehr gibt.
Ich lese bei dieser Sauklaue etwas wie Denwetz - aber das kann auch anders heißen.

Nicht umsonst ist die Nr. 2 Bayerns mit die schwierigste Marke Altdeutschlands in ihrer Zuordnung.

Liebe Grüsse von bayern klassisch