Einige von Euch haben ja schon bemerkt, daß ein paar hier im Forum GB sammeln. Vielleicht hat es Euch auch schon ´mal gejuckt, diesen komplizierten Marken auf den Leib zu rücken. Nun muß man leider sagen, daß zumindest das Plattieren der GB Line-engraved eine lange Einarbeitungszeit, sauteure Literatur und viel Geduld erfordert. Nicht gerade eine einfache Sache, obwohl die nötigen Marken durchaus erschwinglich sind....zumindest wenn die Erhaltung nicht Luxus ist.
Um es kurz zu machen: Asmodeus und ich werden Euch das Gebiet ein bisschen näher bringen versuchen. Vielleicht bekommt ja einer Lust darauf, sich ´mal mit einer einzigen Marke einen Nachmittag lang hinzusetzen, anstatt Kat-Nummern zu sortieren. Wir versuchen die Herangehensweise zu klar wie möglich zu gestalten. Wenn wir Fehler machen, oder etwas unklar ist, bitte melden.
Hier ist unser Einstiegsobjekt: eine GB Nr. 3 Platte 23.
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Diese Marke als GB Nr. 3 nach Michel-Katalog zu bestimmen (Stanley Gibbons katalogisiert sie anders, eh klar) ist ja nicht allzu schwierig. Geschnitten, oben Sternenecken, unten Buchstaben).
Zu allererst benötigt Ihr Literatur: und zwar fünf Bände dieser Reihe bzw. die darin beigelegte Schablone. Die Bände IV und V sind relativ leicht zu bekommen und kosten nicht die Welt (ca. 10 bis 20 Pfund) und beschreiben die Platten 132-175, sowie 176-204 (inkludiert die späteren, gezähnten Marken). Die Bände mit den Platten 1-45, 46-91 und 92-131 sind ungleich schwieriger aufzutreiben (Antiquariate, Great Britain Philatelic Society, e-bay,...) und kosten auch nicht gerade wenig.
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Achtet darauf, daß zumindest eine Schablone beigelegt ist. Ohne, ist eine Plattierung fast unmöglich, wiewohl es noch andere Literatur gibt, welche eine grobe, oder sehr, sehr umständliche Einteilung zuläßt.
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Wenn ihr diese Utensilien habt (und einen Schwung Penny Black, oder Penny Red), dann kann´s losgehen. Achtet darauf, daß ihr sogn. "4-margin" Material kauft (also alle vier Ränder möglichst nicht angeschnitten). Der Grund ist, daß sich die Plattierung an genau diesen Rändern und Eck-Quadraten orientiert. Eine Messung ist zwar bei angeschnittenem Material teilweise noch möglich, schließt jedoch unter Umständen Merkmale wie eine dünne Hilfslinie, einen Rahmenbruch, usw. aus.
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Die Messung erfolgt anhand der Position der Ziffern zum Rand. Zuerst ermitteln wir den "a", dann den "b", dann den "c" und zuletzt den "d" Wert, indem die Schablone auf ~ fast ~ Zehntelmilimeter angeglichen wird.
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Es ist dabei zu beachten, "wie" die Ziffern gemessen werden. Hierzu liefern Euch die Bücher Auskunft. Im Beispiel "J I" legen wir die Hilfslinie an den gezeigten Positionen an.
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Mit den erhaltenen Werten rufen wir nun die Webseite
http://philately.ttrr.org/gb/plates/begin.html auf und tippen die gemessenen Zahlen ein. Desto genauer die Messung, desto sicherer die Platte. Bei Zwischenwerten wird die Näherung durch -, oder + angegeben.
Wichtig ist, zunächst die korrekten Buchstaben (Checkletters) in der Webseite einzugeben (was wiederum voraussetzt, daß diese nicht überstempelt sind)...dannach kann das Web-Interface auf die entsprechenden Daten zugreifen.
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Wenn wir gut gemessen haben, erhalten wir eine Auswahl an möglichen Platten, welche wir noch eingrenzen können. Im Normalfall, benötigt man aber mehrere Messungen, um das richtige Ergebnis zu bekommen. Ich empfehle Euch schon ´mal einen "Fadenzähler" als Lupe und viel Geduld. Mehr als fünf Marken in einer Stunde zu plattieren ist schon extrem anstrengend. Oft benötigt man auch sehr viel länger für eine einzige Marke.
Hier ist nun das Ergebnis der Messung:
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Wir sind aber noch nicht am Ende!
Nun heißt es dieses Ergebnis zu verifizieren. Dafür benötigen wir die Bücher mit den Plattencharakteristika. Die Verschlüsselung ist gewöhnungsbedürftig, wird sich aber im Laufe der Zeit selbst erklären. In den Büchern sind auch immer alle Kürzel erklärt.
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Die Bedeutung der Kürzel zur Platte 23 ist nun folgende: SE bedeutet South east, SW hingegen South west. Wk bedeutet weak (schwach) und ´J´ Df, daß der Buchstabe J einen Defekt aufweist. Stimmt dies nun alles mit der Marke zusammen, dann wird´s wohl die korrekte Platte sein.
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Noch eine kleine Anmerkung: empfehlenswert ist auch der GB Michel-Spezial um einige Gruppen von Marken vorzusortieren. Ein Malteserkreuz kann etwa nur auf Platte 1b bis 45 vorkommen. Zudem kann man auch gleich den hier handelsüblichen Wert der Platten nachschlagen. In GB werten schöne, korrekt plattierte Stücke ein Vielfaches. Was hier um 6.-- Euro zu haben ist, kann im Londoner Handel schon ´mal über 100 Pfund gehen.