Die Briefverschlußstempel der verschiedenen Eisenbahngesellschaften, insbesondere der Kleinspurbahnen zeigen oft den Stolz dieser Gesellschaften: deren aktuellste Lokomotiven.
Hier ein paar schöne Beispiele.
Die Briefverschlußstempel der verschiedenen Eisenbahngesellschaften, insbesondere der Kleinspurbahnen zeigen oft den Stolz dieser Gesellschaften: deren aktuellste Lokomotiven.
Hier ein paar schöne Beispiele.
und hier noch 9 weitere.
mimach Wirklich schön anzusehen! Hast du auch ganze Belege mit diesen Stempeln? Aus welchem Zeitraum stammen die Stempel?
Hallo Goldregen,
die Briefverschlußstempel habe ich von einer Sammlung Siegelmarken zum Thema Eisenbahnen übernommen. Die Stempel hatten im Prinzip den selben Zweck wie ein Siegel.
Der Sammler hat diese deswegen ausgeschnitten und als Bereicherung zu seiner Sammlung an thematischen Siegelmarken hinzugefügt.
Es war ein vollständiger Beleg dabei. Eine zeitliche Einordnung ist oft durch die Schreibweise möglich.
Die deutsche Rechtschreibung wurde Anfang des 20. Jahrhunderts standardisiert. Ab 1902 galten verbindliche neue Regeln. So wurde in vielen Wörtern der Buchstabe „C“ durch ein „K“ ersetzt, einem „T“ folgte zuvor oft ein „H“. Die Silben- und Worttrennungen sind durch das Setzen eines Bindestriches (-) anstelle eines Gleichheitszeichens (=) erkennbar:
vor 1902 ab 1902
Direction ...............................Direktion
Circular .................................Zirkular
Conto ....................................Konto
Landwirthschaft ..................Landwirtschaft
Thal .......................................Tal
Thor ......................................Tor
Geheimrath .........................Geheimrat
... Und man kann auch Wikipedia bemühen
Beleg Briefverschlußstempel auf Briefumschlag der
Meppen-Haselünner Eisenbahn
Avers:
"An die Königliche Eisenbahn-Direktion Cassel
über Rheine"
Stempel: R.D.S. mit Zug!
Revers mit Briefverschlußstempel:
Meppen-Haselünner Eisenbahn
Der Umschlag selbst trägt kein Datum.
Wegen der Schreibweise "Direktion" mit "k", die nach 1902 eingeführt wurde
und der alten Schreibweise von Kassel als "Cassel", die vor 1926 benutzt wurde,
ist ein Zuordnung zwischen 1902 und 1926 anzunehmen.
Mir fällt auf, dass sich einige Motive wiederholen und manche der dargestellten Bauarten gar nicht auf den im Siegeltext genannten Bahnen gefahren sind. Wahrscheinlich hatten die Stempelschneider - vor allem zum Ende des 19. Jahrhunderts hin - bereits eine Reihe von (idealisierten und bewährten) Standardmotiven, aus denen sich die geschätzte Kundschaft eins aussuchen durfte ... von den aktuellsten Maschinen kann jedenfalls nicht die Rede sein, eher von Inspiration durch die Klassiker
Nur bei Osterode-Kreiensen und Diedenhofen (Thionville) - Mondorf(f) vermute ich Darstellungen zeitgemäßer Lokomotiven. Gittelde-Grund hat wohl das Motiv der Nachbarbahn übernommen.
-jmh
Hallo jmh67 ,
vielen Dank für deine Rückmeldung. Ich freue mich soviel kundiges Feedback zu erhalten.
Bist du in der Eisenbahngeschichte bewandert?
Meine Info stammt aus dem "Sammler Journal Nr. 6" Jahrgang 1975.
H. Eitzen schreibt darin:
"Der Sammler von Eisenbahnerinnerungen bereichert seine Sammlung durch Siegelmarken von Eisenbahndienststellen, besonders aber durch die interessanten Marken vieler, damals noch selbständiger Eisenbahngesellschaften. Im vorigen Jahrhundert bildeten diese nämlich auf ihren Siegelmarken oft stolz ihre "modernste Lok" ab, so daß diese Marken einen Einblick in die Entwicklung der Lokomotiven geben."
Jetzt ist mir natürlich bewußt, dass Briefverschlußstempel keine Siegelmarken sind, beide aber zum Verschluß verwendet wurden. Die oben gezeigten Stempelabdrucke waren Teil einer Sammlung mit "Lok-Motiven". Der Stil der Marken und Stempel ist quasi nicht zu unterscheiden. Daher der Analogschluß.
Gibt es Möglichkeiten die abgebildeten Lokomotiven zu identifizieren?
Kann man zu den entsprechenden Eisenbahn-Gesellschaften oder -Strecken Informationen über die tatsächlich gefahrenen Triebwagen erhalten?
Es wäre äußerst spannend die Briefverschlußstempel und Siegelmarken (auch Briefverschlußmarken) mit diesen Informationen zu begleiten.
Vielen Dank im Voraus für deine Antwort!
Zunächst braucht man nur die dargestellten Lokomotiven zu vergleichen, da stellt man schon Ähnlichkeiten fest. Natürlich sind die auch dem Stand der Technik geschuldet, die hat sich aber rasch weiterentwickelt. Beispielsweise hat man Loks mit kuppelförmigen Stehkesseln wie auf dem Lenz-Stempel bei Gründung der Firma 1892 kaum noch gebaut.
Die oft dargestellten Loks mit mittlerer Treibachse oder mit Lauf- und zwei Kuppelachsen würden mit einem extra Tender gefahren sein (und Ende des 19. Jh. schon in untergeordnete Dienste abgewandert sein), ich sehe aber, dass die Stempel von Neben- Klein- und gar Schmalspurbahnen kommen. Die hätten praktischerweise sogenannte Tenderloks beschafft, die ihre Vorräte auf der Maschine mitführten. Daran sieht man, dass die Motivwahl oft wenig mit der Realität zu tun hatte.
Zu den meisten Bahngesellschaften und -strecken gibt es inzwischen Wikipedia-Artikel. Als Übersichtsbände kann ich das Schmalspurbahn-Archiv und die leider nicht vollendete Reihe "Archiv deutscher Klein-und Privatbahnen" von Transpress empfehlen. Sonst gibt es zu gefühlt jeder Bahnstrecke mindestens ein Buch, man muss nur mal im Katalog der Deutschen Bibliothek nachschlagen (http://www.dnb.de) ..
-jmh
Weil du nicht ohne Grund Mondorf(f) geschrieben hast, habe ich mal nachgesucht, ob die ehemalige Schmalspurbahn von Diedenhofen (Thionville) im damaligen Reichsland Lothringen nur bis ins lothringische Mondorff (mit zwei f wie Wolffi) oder bis über die Grenze ins benachbarte Bad Mondorf in Luxemburg fuhr. Tatsächlich stimmt das zweite und es handelte sich hiermit um eine internationale Zugverbindung !
Wie du zurecht schreibst, hat fast jede Eisenbahnstrecke einen Wikipedia-Artikel, so auch diese Nebenstrecke von Diedenhofen nach Bad Mondorf :
https://de.wikipedia.org/wiki/Schmalspurbahn_Diedenhofen–Mondorf
es handelte sich hiermit um eine internationale Zugverbindung !
Tatsächlich, ein "internationales Jangeli"! Auf https://rail.lu/lignesfr/lignethionvillemondorf.html findet man u.a. ein Foto einer Lokomotive und die Kopie eines Frachtbriefs, und bei genauer Betrachtung hat die Bahnverwaltung auf ihrem Stempel auch nur "die Klassiker zitiert". Was ich erst für einen Dreikuppler hielt, ist wie auf anderen Abschlägen bloß ein altes "Spinnrad". Dabei hätten sie mit ihren neuen Borsig-Loks durchaus ein wenig angeben können, andere Bahnen mussten sich damals schon mit zusammengewürfelter Gebrauchtware behelfen.
Aber die Lok der Osteroder Kreisbahn auf https://regiowiki.hna.de/Datei:Kreisbahn2.jpg oder http://www.gartetalbahn.com/50896099530c9d60e/index.html (sie musste mal in Göttingen aushelfen) sieht der im Stempelbild doch sehr ähnlich.
Vielleicht waren die gezeigten 1A1- und 1B-Loks auf einigen Bahnen, wenigstens den älteren Strecken, zur Zeit des Stempelentwurfs tatsächlich modern, und die Stempel haben die Loks überlebt, aber so pauschal kann man die Aussage von H. Eitzen doch nicht übernehmen. Jedenfalls finde ich es aber mal interessant, wie sich Aspekte der Verkehrsgeschichte überschneiden können.
-jmh
Aber die Lok der Osteroder Kreisbahn auf https://regiowiki.hna.de/Datei:Kreisbahn2.jpg oder http://www.gartetalbahn.com/50896099530c9d60e/index.html (sie musste mal in Göttingen aushelfen) sieht der im Stempelbild doch sehr ähnlich.
Das ist tatsächlich die abgebildete Bahn.
Vielen Dank jmh fürs Forschen.
Ich denke du würdest deine Freude an den Siegelmarken mit den Eisenbahnen haben.