Jona, fast 42, Briefmarkensammler. 1986 habe ich mit 13 Jahren begonnen. Erstes Sammelgebiet: Industrie und Technik. Die 160 Pfennig suchte ich ewig und drei Wochen lang. In Rheinbach fand ich sie auf meinem ersten Großtauschtag. Zweites Sammelgebiet: Bund Postfrisch. Das ganze schöne Taschengeld ging dafür drauf. Der Preis für die Greifvögel fiel, der Preis für die Fahrräder stieg. Drittes Sammelgebiet: Nepal. Die älteren Herren auf den Tauschtagen der Voreifel schüttelten den Kopf. Messe in Köln, Ende der 80er Jahre: Endlich, China, Macau und Hongkong, direkt von der Quelle. Fünftes Sammelgebiet: Portugiesische Kolonien in Bonn. Aus Portugal bestelle ich Timor. Die Uni bricht durch, die Briefmarken werden eingelagert. Natürlich bei den Eltern. Sechstes Sammelgebiet: Alle Welt in Berlin. Ebay sei dank mache ich schnell Fortschritte. Ich schleppe Kiloweise Groschenalben durch die Stadt. Ein wenig Thailand und St. Helena bleibt hängen. Siebentes Sammelgebiet: Britische Kolonien. ich erinnerte mich an die Händler auf der Börse in London, die waren cool drauf. Doch Berlin ist nicht London und die Kasse stimmt auch nicht. Die Briefmarken werden eingelagert, diesmal im Zwischenboden im Flur. Jahrelang sitze ich in einem der winzigen Berliner Vereine und sehe Auswahlsendungen durch. Jahrelang lese ich jeden Monat die Philatelie, sehe Bilder von Woma auf Dienstreise und vergleiche die Krawatten der Philatelisten aus der Chefetage - Nachrichten aus einer anderen Welt, die jedes mal ein sonderbar wohliges Gefühl erzeugen. Ende 2014 werde ich nervös und räume auf. Die Alben landen auf dem Fußboden. ich stecke die paar Marken, die ich in den letzten Jahren aus den Auswahlheften gefischt habe, in ein kleines Album. ich werde ruhig. Ich sehe mir die Stempel an. Achtes Sammelgebiet: Deutschland bis 33 mit Luxusstempel. Ich bestelle Literatur: Hufeisenstempel, Nummernstempel, Müller Mark, Klaucke, Stempelkatalog Kolonien. Die Bücher sind schön - aber teuer. Neuntes Sammelgebiet: Warum nicht französische Kolonien nach Stempeln sammeln? Der Stanley Gibbons Commonwealth Katalog landet auf dem Tisch: ich bekomme Angst und fühle mich mit meinen paar Marken wie ein Wattwurm an Englands Ostküste. In meinen Träumen sehe ich die sonst so höflichen Herren aus britischen Vereinen lustige Scherze mit meinen Marken treiben. Die Trotzreaktion: neuntes Sammelgebiet: Groschenmarken mit Luxusstempel aus aller Welt, bis 1940. Zehntes Sammelgebiet: Postkarten aus genau diesem Stempelort, aus aller Welt. Ich vermesse mein Zimmer - und überlege, wie ich für die Welt Platz schaffen kann. Währenddessen baue ich neue Groschenalben - das beruhigt. Erst jetzt, mit fast 42, merke ich, wie beruhigend es ist, kleine Zettel vorsichtig zu behandeln. Ob doch ein großes Glück in der Pedanterie schlummert? Elftes Sammelgebiet: Noch offen.
Wiedereinstieg mit fast 42 - Sammelgebiet gesucht
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Hallo lujowe und herzlich Willkommen zurück ,
Eine sehr nette Vorstellung ,vielen Dank dafür.
Das mit dem elften Sammelgebiet ,das klappt
auch noch ,dranbleiben .Winnir
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Moin Achim,
willkommen im Alle-Welt-Club ;-))
Vielleicht kannst Du ja auch in die Höhe ausweichen und so die Welt unterbringen?Schönen Abend,
miasmatic
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Hallo Achim,
welcome back in der Papierschnipselwelt der kleinen Kunstwerke
Als 11. Sammelgebiet empfehle ich Dir DDR Plattenfehler, da brauchst Du weniger Literatur, die Marken sind billiger und bis zum Rentenalter hast Du genug mit suchen zu tun, da gibt es noch genug zu erforschen
Da könnte ich Dir auch helfenAber egal was Du sammelst, wenn es Spaß macht, hat das Hobby seinen Sinn erfüllt.
Weiterhin viel Spaß dabei wünscht Dir
Wolle -
Hallo miasmatic
Vielen Dank, ich glaube der Alle Welt Club ist mir recht sympatisch.Kennst Du eventuell die "International society of world wide stamp collectors" (ISWSC)?
Auf diesen Verein bin ich durch einen Blog eines Alle Welt Sammlers aufmerksam geworden, der versucht ein "Scott Blue" Vordruckalbum voll zu sammeln. Sein Blog heißt "Filling Spaces". Das Scott Blue Album kann man eventuell mit einer Victoria Ausgabe von Schaubeck vergleichen. Die teuren Marken fehlen. Ein schönes Projekt - nur sind eben grade die in diesen Alben fehlenden Marken die spannenden, wie ich finde. Dennoch, dieses philatelistisch auf den ersten Blick simpel erscheine Projekt des Lückenfüllens hat etwas, was ich noch nicht genau beschreiben kann.
Dein Alle Welt Turm macht Appetit auf mehr. Vierer auf Fünfer Expedit - Alle Achtung. Nur: Wo ist die Leiter? Oder das Kletterset ... Also die Expeditionsausrüstung zur Erkundung der Welt ... Pinzette und Eispickel für die oberen Ränge ... -
Hallo Wolle,
von den DDR Plattenfehlern habe ich schon aus nächster Nähe gehört - denn ich kenne jemanden, der diese Wüste der Abo-Philateilie mit seiner Lupe durchwandert. Er hat so eine fast würfelförmige Standlupe, mit der er die Seiten der DDR Alben nach bestimmten Marken durchsucht, ab und an seine Lupe auf eine Marke setzt, sich dann mit dem ganzen Kopf und einem Auge über das Album beugt und ganz genau hinsieht - um den Fehler zu finden. Er macht das so gut und mit so vielen Jahrzehnten Erfahrung, dass ich ihm dabei nicht in die Quere kommen will. Was mich allerdings reizt sind die Köpfe - denn so am Rande habe ich mal in den Foren einen Disput verfolgt, in dem die Köpfe ordentlich Qualmten - da schien es um sehr grundsätzliche Dinge zu gehen, nämlich um die Farbe der Köpfe, eventuell auch die Drucktechnik, das habe ich vergessen. Jedenfalls bin ich neugierig geworden. Da die DDR Marken ja auch im Dienste von Sozialismus und Klassenkampf standen finde ich diese Art, ganz genau hin zu sehen, natürlich sehr reizvoll. Aus der Ferne betrachtet finde ich die Erforschung der Pigmente in Farbe und Druck spannender als die Fehler in der Druckplatte - denn die Pigmente scheinen mir mit Bedacht gewählt zu sein. Ich würde zu gerne mal durch ein Mikroskop sehen und mir die Verschiedenheit der Köpfe und ihrer Farben zeigen lassen.
Beste Grüße
Achim -
Hallo Achim,
danke für Deinen Beitag.
man sieht, dass das Thema so vielseitig und interessant sein kann, dass nur eine Serie aus einem Sammelgebiet bereits eigene Spezialisten und Sammlerfreunde hervorruft
Ich bekenne mich zu Deinem benannten Freund, allerdings ohne mich zu verrenken und mit Elektronenmikroskop eine Mückenschißß wie einen Kieselstein zu sehen
Eine gute Lupe muss genug sein, alles was darunter nicht eindeutig zu sehen ist, kannst Du vergessenAndereseits bin ich nicht der Farbentyp der ohne Vergleichsstück zwischen dunkelviolett, violettgrau, gräulich violett, dunkelviolettgrau, etc. entscheiden will.
Auch da gilt für mich die Regel:
Blau, hellblau, dunkelblau, die Differenzen zu entscheiden überlasse ich bei höherwertigen Marken meinen Forumsfreunden, oder einem Prüfer
( Letzteres habe ich noch nie in Anspruch genommen, denn bei enem PF ist die Farbe sowieso meist uninteressant, wenn ich iden PF habe ganügt mir das, ich brauche den Fehler dann nur noch in den Verschiedenen Eraltungsgraden.So sammelt Jeder was ihm Spaß macht und die Aussage von unserem Forumsfreund Nigel erfüllt und bewahrheitet sich wieder einmal !!!
Sammlergrüße von
Wolle -
Moin Achim,
die vom gleichen schwedischen Möbelhaus angebotene Regalleiter machte auf mich einen labilen Eindruck (war auch nicht lang genug), so daß ich mir eine Teleskopleiter zugelegt habe (steht vor den anderen Regalen, die nicht im Bild sind ;-))
Bei einer Gipfelhöhe von etwa 3,30 m benötige ich noch kein Sauerstoffgerät (es handelt sich schließlich nur um 2 x Expedit, nicht Elke).
Die "International society of world wide stamp collectors" (ISWSC) kannte ich vorher noch nicht, liest sich aber äußerst interessant, danke für den Tip.Schönen Abend,
miasmatic
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Hallo und willkommen von einem Westdeutschland Sammler.
Versuch es doch mal mit einem Exot wie Brd odet DDR Einheiten
lg Torsten
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Hallo Torsten
Danke für Deine Nachricht. Ich befürchte Einheiten können mich nicht so sehr reizen. Bund und Berlin sonderbarerweise schon. Vor ein paar Wochen habe ich ein paar Einsteckbücher für je 10 Euro gekauft. Eigentlich brauchte ich nur die Alben, aber es waren noch ganz nette Restsammlungen Bund Berlin drinn, die vor 20 Jahren noch richtig Geld gebracht hätten. In einem der Alben waren sehr schön gestempelte billge Werte Bund der Jahre 55 bis 62 und noch weiter enthalten. Wirklich nichts teures, aber die Marken waren schön anzusehen und zu stecken, das Wasserzeichenpapier und der Druck machten was her, die Themen sind vornehm, schlicht, so ein wenig wie die Nullpunktliteratur die sich ganz vorsichtig wieder besinnt. Und ich musste immer wieder daran denken wie meine Eltern als Kinder genau diese Marken mit Begeisterung gesammelt und getauscht haben, und wie sie auf den Briefen nach dem Krieg klebten und vielleicht für schöne und wichtige Nachrichten standen. Jedenfalls sind mir schön gestempelte Marken aus dieser Zeit, die Ort und Datum gut zeigen, ein wenig heilig. Ich hebe sie auf. Auf dem Stempel steht nur "Hagen 12.7.54" oder ähnlich wenig - und doch löst das irgend etwas in mir aus. Die meisten gestempelten Marken zeigen allerdings gar nicht sauber Ort und Datum - man muss sie aus diesen billigen Sammlungen rausfischen und sich ihnen ein wenig widmen, in welcher Form und Intensität auch immer. Bei postfrischen Marken dieser Zeit denke ich immer nur an Briefmarkensammler und daran, dass sie das Geld am Schalter gelassen haben und dann zu Hause die Marken gebunkert haben, und ich weiß noch nicht mal an welchem Schalter das war. Postfrische Viererblock potenzieren diesen Eindruck, und gestempelte Viererblocks verstärken die Faszination kaum. Mich würde aber Interessieren was Dich an diesen Einheiten reizt. Sie haben ja einen ganz anderen Charakter als Einheiten aus den altdeutschen Staaten.
Gruß, Achim -
Zwischenzeitlich hatte ich noch kurz ein weiteres Sammelgebiet. Mit 16 wollte ich Färöer sammeln. Vor einer Woche habe ich dieses Sammelgebiet glücklich abschließen können. Zum Preis von 1 Apfel, 1 Ei kaufte ich die Jahrgänge bis 1995 komplett. Grade habe ich die Marken aus der Kobra gerettet und im normalen Einsteckbuch untergebracht. Das schien mir irre sinnlos zu sein, obgleich die Marken hübsch sind. Ob es irgend jemanden auf der Welt gibt, der diese Marken echt gelaufen gestempelt besitzt? Wilde bunte Pferde waren auch dabei. Ich musste laut lachen! Jetzt bin ich fertig und voller Kraft für neue Taten.
Und im nächsten Jahr will ich mich Frankreich und den Kolonien zuwenden, dabei auf Stempel achten, eventuell ein paar Postkarten aus den Kolonien dazu stecken. Dabei wird sicherlich viel Potenzial für Spezialisierung sichtbar. Erstmal wollte ich bis 1960 ein wenig das gute alte Spiel mit den Katalognummern spielen, um ein Gefühl für die Marken zu bekommen. Wenn jemand schon ganz tief drin in Frankreich steckt würde ich mich über eine Nachricht freuen.
Gruß
Achim -
Zuletzt online vor über 6 Jahren.
So ein Wunder, die Zettel mit Zacken bleiben treu.
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Na, dann "Welcome back "
Und jetzt rein ins Eingemachte, Fragen stellen, bzw. interessante Beiträge liefern, wir freuen uns über beides !
Gruß von
Wolle