Auf Anfrage einiger User, stelle ich Euch ein bisschen ´was zum Thema "Blaue Merkur-Zeitungsmarken" zusammen.
Die Marken wurden 1851 ausgebeben und waren sowohl in Österreich, wie auch in Lombardei & Venetien in Gebrauch. Das Nominale der blauen Merkure entspricht 0,6 Kreuzer bzw. 3 Centesimi. Die Marken selber tragen jedoch kein Nominale! Ebenso wurde eine bloße "Farbcodierung" für die höheren Nominale 6 Kreuzer / 30 Centesimi (gelbe Merkure) und 30 Kreuzer / 1 1/2 Lire (rosa Merkure) gewählt. Die Marken dienten dem Zweck ein vergünstigtes Porto für Zeitungen zu entrichten. Die Merkure wurden jedoch nicht an Privatpersonen abgegeben, sondern nur an Zeitungsverleger. Ein Bündel von Zeitungen wurde daher mit einer "Schleife" und den entsprechenden Merkuren versehen. Daraus erklärt sich auch, warum gelbe und rosa Merkure sehr seltene Marken sind. Die Zeitungsschleifen wurden einfach abgerissen und weggeworfen. Die blauen Merkure blieben hingegen auf den einzelnen Zeitungen erhalten.
Der berühmte rote (bzw. oft auch als zinnoberrot bezeichnete) Merkur hatte eine etwas andere Entstehungsgeschichte. Der Verbrauch der gelben und rosa Merkure war eher schleppend und die Farben (das matte Gelb bzw. Rosa) waren ebenfalls kritisiert worden. Ganz nebenbei bemerkte man auch, daß die blauen Merkure chemisch in gelbe Merkure verändert werden konnten. Die "zinnoberrote Merkur" wurde erst 1856 ausgegeben, von ihr existieren nur einige wenige Stücke. Sieht man von einigen Spezialitäten ab (z.B.: GB Nr. 16 Platte 77, Schweden Skilling Fehldruck, usw.), gelten die zinnoberroten Merkure als die seltenste Markenausgabe Europas.
Die blauen Merkure werden im ANK in Type I, Type IIa und Type IIb unterteilt. Müller beschrieb jedoch zudem die Untertypen Ia, Ib, IIa, IIb, IIc (alle zusammen im ANK als Type I) und die Typen IIIa (ANK Type IIa), sowie die häufige IIIb (ANK IIb).
Ob man manche der Typen tatsächlich so fein einteilen soll, wurde gelegentlich diskutiert. Als besonders selten gilt jedenfalls die Müller IIa. Wer sich weiter spezialisieren möchte findet auch Gelegenheit beim Papier, bei den Farben und bei Plattenfehlern. Schlußendlich darf man auch noch unterteilen, welchen Stempel die Merkure tragen (L&V sind z.B.: seltener).
Nachdem die Merkure in Holzstöckel geschnitten und diese nachher galvanoplastisch mit Metall überzogen bzw. in einem weiteren Schritt als Matrizen für Letternmetall-Stöckel (400 pro Bogen) Verwendung fanden, ist es auch klar, daß diverse Unzulänglichkeiten in Kauf genommen wurden. So erscheint der geplante Antiqua-Schriftzug eher als "Grotesk"-Schrift. Ähnliche Probleme ergaben sich mit ein paar weiteren sensitiven Stellen. Das Verfahren hatte auch zur Folge, daß eine Reihe von Plattenfehlern bekannt sind.
Typen-Unterschiede:
Type Ia:
Grotesk-Schrift, dünnes Z in "Zeitungs", Querstrich im Ä von "Stämpel".
Type Ib:
Grotesk-Schrift, dünnes Z in "Zeitungs", Querstrich im Ä von "Stämpel" fehlt, farbiger Fleck am Nasenrücken und manchmal im Kinnschatten.
Type IIa:
Grotesk-Schrift, verdicktes Z in "Zeitungs", Querstrich im Ä von "Stämpel", unterschiedlich große Punkte im Ä.
Type IIb:
Grotesk-Schrift, verdicktes Z in "Zeitungs", Querstrich im Ä von "Stämpel", gleichmäßige, leicht nach links verschobene Punkte im Ä
Type IIc:
Grotesk-Schrift, verdicktes Z in "Zeitungs", Querstrich im Ä von "Stämpel" fehlt, gleichmäßige, leicht nach links verschobene Punkte im Ä, farbiger Fleck am Nasenrücken und im Kinnschatten
Type IIIa:
Antiqua-Schrift, linke obere Eckrosette wie bei Type I und Type II
Type IIIb:
Antiqua-Schrift, rechtes oberes Blatt der linken obere Eckrosette beschädigt, Punkte im U und G von "Zeitungs"
Nebenmerkmale: Querbalken von T in "Zeitungs" kann gebrochen sein (insbesondere bei Type I), ebenso verhält es sich mit dem U. Bei Type II ist mir das gebrochene T noch nicht vor die Linse gekommen, das gebrochene U tritt jedoch auf. Die "Geheimzeichen" (Farbflecken in der Inschrift bei Type IIIb) sehen anders aus. Siehe Beitrag weiter unten.
Wert:
Originalgummierte * Merkure werten etwas besser, als gestempelte Stücke. Solche ohne Gummi (*), sind jedoch weit billiger als die gebrauchten Merkure. Ein gewisser Aspekt, dürfte dabei die große Verwechslungsgefahr mit ungummierten Neudrucken sein.
Gestempelte Merkure in absteigender Wertreihenfolge, ohne Rücksicht auf Besonderheiten (Papier, Farbe, usw.):
Type IIa
Type IIb
Type IIIa
Type Ia
Type Ib
Type IIc
Type IIIb
Gut geschnittene Merkure sind relativ selten. Die waagrechten Abstände der Type I betragen nur einen dreiviertel Millimeter, während jener der Type II und III immerhin 1 1/4 mm aufweist. Die senkrechten Abstände betragen etwa 3 bis 3 1/2 mm. Für Stücke von der Druckbogenmitte werden Lieberhaberpreise bezahlt. Der Grund hierfür erklärt sich auch dadurch, daß zwar 400 Marken auf einen Bogen gedruckt wurden (in 4 Einheiten), aber üblicherweise nur 1/4 Bogen (100 Stück) abgegeben wurden. Nur in Ausnahmefällen scheinen 200-Stück Teilbögen in den Verkauf gelangt zu sein.
Aufgrund der großen Seltenheit der gelben und rosa Merkure, sind vollrandige Stücke kaum zu bekommen. Von den roten Merkuren sind einige ungebrauchte und sehr wenige gestempelte Stücke erhalten geblieben. Stark angeschnittene blaue Merkure sind fast wertlos. Der Wert der Merkure berechnet sich meist aus einer Summe von Merkmalen wie Erhaltung der Farbe (insbesondere bei gelben und rosa Merkuren), Qualität der Entwertung, Schnitt und nicht zuletzt deren Position im Bogen (Randstücke und Marken von der Druckbogenmitte).
Farben:
Helleres Blau, manchmal auch grünstichig, findet man insbesondere bei den Type I Merkuren. Die Type II und III ist durchwegs etwas dunkler, wobei Type IIIb auch in hellblau und schwarzblau (selten) beschrieben wird.
Als erstes Beispiel die Type Ib auf geripptem Papier mit hellblauer (manchmal auch grünstichig wirkender Farbe) und eine IIb in dunkelblauer Farbe.
Papier:
Maschinenpapier unterschiedlicher Stärke. Das gerippte Papier ist bei Type I nicht allzu selten. Man erkennt es im schräg auffallenden Licht, oder anhand des teilweise unterbrochenen Stempel.