Die Briefmarkensammlung des einstigen Nazi-Jägers Simon Wiesenthal kommt fast genau ein Jahr nach dessen Tod morgen in Wiesbaden unter den Hammer. Das philatelistische Vermächtnis des Österreichers umfasst etliche Tausend Stücke, die im Auktionshaus Köhler versteigert werden.
Wiesenthal hat über Jahrzehnte hinweg Briefmarken mit der selben Gründlichkeit zusammengetragen wie die Informationen über Nazi-Verbrecher. Begonnen hatte er mit dem Sammeln in den 1950er Jahren auf Anraten seines Arztes. Der aus Osteuropa stammende Jude, der 1945 bei seiner Befreiung zwölf Konzentrationslager erlebt und alle Familienangehörigen außer seiner Frau verloren hatte, litt unter Schlafstörungen. Sein Arzt empfahl ihm ein Hobby statt Tabletten.
Der Sammlung schreibt Karl Louis vom Auktionshaus Köhler vor allem kulturhistorische und ästhetische Bedeutung zu. Neben Briefmarken und Stempeln aus Wiesenthals osteuropäischer Heimat Galizien finden sich auch philatelistische Kostbarkeiten anderer Länder im Katalog. Der Taxwert der Sammlung beläuft sich auf 350 000 Euro, eine Summe, die unter Philatelisten nicht gerade als rekordverdächtig gilt. Für die morgige Auktion rechnet das Auktionshaus jedoch mit einem deutlich höheren Zuschlag bei insgesamt mehr als 500 000 Euro. Aufgeteilt ist die Sammlung in 191 Positionen, die zum Teil einzelne Marken, aber auch größere Kollektionen mit mehreren Tausend Stücken umfassen.
Noch zu Lebzeiten hatte Wiesenthal selbst das Wiesbadener Unternehmen für die Versteigerung ausgewählt. Es habe ihm gefallen, wie das Haus in den 80er Jahren die Versteigerung der Sammlung des US-Industriellen John R. Boker gehandhabt hatte.
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