Von Ebay verbannt

doktorstamp:

Nette Polemik. Warum muss ich mit Nazidevotionalien handeln, um die deutsche Geschichte zu verstehen? Oh, ich vergass, an Gesetze muss man sich auch nicht halten, wenn sie einem nicht passen.

Kernpunkt: Es gibt Regeln, auch und gerade auf eBay, die teilweise absurd erscheinen. Man kann sich darüber aufregen. Ich lass mich aber nur ungerne als dumm und unwissend bezeichnen. Gerade als Briefmarkensammler setzt man sich mit dieser Zeit sehr stark auseinander. Feldpost, Kriegsgefangenenpost, Holocaustpost, wen das unberührt lässt, den verstehe ich nicht. Um das sachlich beurteilen zu können, brauch ich aber keine Nazipropaganda. Und offensichtlich wurde das Buch so eingestuft. Und dass hier Werbung dafür gemacht wird, macht die Sache auch nicht besser.

@laclepsis:

Es gibt genügend europäische Länder, die Bücher verboten haben, die das Dritte Reich verherrlichen. Nichts gegen die grösstmögliche Bürgerfreiheit, aber der Gedanke, dass Hitlers "Mein Kampf" straffrei auf dem Schulhof verteilt wird, macht mich nicht gerade glücklich.

Ausserdem ist es ein Irrglauben, dass diese Schriften zur Aufklärung beitragen. Dazu muss man intelektuell in der Lage sein. Und diese Fähigkeit sehe ich bei vielen Zeitgenossen nicht. Ich erinner mich mit Schrecken daran, wie mir ein Freund mit Begeisterung von einer antisemitischen Hetzschrift erzählt hat, die sich über die zionistische Weltverschwörung auslässt ("Die Protokolle der Weisen von Zion"). Der hat das durchaus für bare Münze genommen. Und nein, ich rechne ihn nicht der rechtsradikalen Szene zu.

@all:
Es ist übrigens ein Irrglaube, daß die bunten Bücher mit den vielen HKs darauf besonders informativ sind. Wer wirklich Informationen sucht, sollte sich mal mit Leuten wie Fest, Bullock, Steinert u.ä. auseinandersetzen. deren Bücher sind zum größten Teil zwar nicht mit HKs bedruckt, haben aber dafür Substanz. Danach lassen sich auch die ganzen alten Propagandadinger besser verstehen und einordnen.

PS: Gibt's eigentlich auch gute Militaria-Literatur?? So ganz ohne blödsinnige Gewaltverherrlichung??

Lacplesis:

Mein Problem besteht darin, dass sich ein Engländer darüber aufregt, dass wir Deutsche darauf bestehen, kein zweites "Drittes Reich" zu wollen. Und aus diesem Grund Gesetze geschaffen worden sind, die eben auch für's Internet gelten.

Warum gibt es Jugendschutz oder Geschwindigkeitsbegrenzungen? Ist doch auch total unnötig. Der mündige Bürger geht doch souverän damit um. Oder nicht?

"Geschichte unverfälscht wiedergeben" - ich warte noch auf das Buch und den Film, dem das gelingt. Sobald Du anfängst, tiefer zu bohren, lösen sich viele "Fakten" in "Hörensagen" auf. Um zurück auf das Briefmarkensammeln zu kommen, wer dem Katalog glaubt, hat schon verloren.

Lacplesis:
Ich bin zwar nicht @Gagrakacka, dafür bin ich aber genau dieser Meinung. Allerdings habe ich dieses negative Bild nicht nur von uns Deutschen, sondern von fast allen Menschen.
Die Menschen lernen nichts aus Militaria-Büchern gleich welcher Art, außer evtl. techn. Details, die zur Deutung der Geschichte irrelevant sind. Deswegen ist Hitler ein Thema für die Schule, der strategische Wert der Panzerwaffe im Zweiten Weltkrieg aber nicht.
Die von dir genannten Bücher sind übrigens sehr wohl was für schlichte Gemüter, alle anderen können darüber nur kotzen (wenn man sie auch zur Quellenanalyse braucht).
Zum Thema Luftwaffe und Volksverhetzung: Dir ist aber schon klar, wer der Chef der luftwaffe war??

Zitat: "Gut sind alle Bücher in denen die Geschichte unverfälscht wiedergegeben wird."

Na ja, das ist eine These. Ich glaube allerdings, das die unverfälschte Darstellung von Geschichte völlig unmöglich ist und daß immer die Haltung des Autors zu seinem Objekt mit in den Text einfließt. Und da Militaria-Bücher nun mal meistens von Militaristen verfasst werden... Muß ich mehr sagen? Eine zumindest, vorsichtig ausgedrückt, unkritische Haltung habe ich bisher in allen diesen Büchern entdecken können...

concordus:
Da liegt der hase schon im Pfeffer. Neutralität wird bei "Erlebnisberichten" kaum zu erwarten sein. Außerdem muß die Frage gestattet sein (grade wieder ganz aktuell), ob denn die Nation (USA) wirklich im Irak verteidigt wird? Oder ob es überhaupt Aufgabe der USA ist, Freiheit, Demokratie und die Achtung der Menschenrechte in andere Völker zu prügeln, während in Guantanamo beides mit Füßen getreten wird? Oder ob nicht viele der Terroisten und Staatsfeinde von heute ehemalige Verbündete der USA sind? Und wenn wir schon dabei sind, warum werden wir westl. Nationen, besonders aber die USA von der islamischen Welt so gehaßt/gefürchtet? Und wer bitteschön sind denn die Besten? Oder meinst du vielleivcht einfach: harte Jungs? Das sind normalerweise nicht unbedingt die Besten, eher sind das die Leute, die der Welt die richtig große Scheiße gebracht haben. Die Besten? Für mich sind das nicht irgendwelche Soldaten sondern eher so Leute wie Gandhi, Kant, Beethoven, Schiller uvm. Und besonders für dich bestimmt sehr wertvoll: Remarque! Denn "Im Westen nichts neues" ist beser als "in Stahlgewittern"!
Ich bestreite nicht, daß diese Form der Literatur spannend sein kann, aber wirklich informativ?
Aber ich bin offen für Argumente. Nenn mir doch mal einen Krieg/Einsatz, der die Welt grundlegend zum besseren verändert hat.
Das soll übrigens kein Angriff auf dich sein, nur ein paar Denkanstöße.
Beste Grüße vom
reichswolf

Lacplesis:
Ich will weder Militaria allgemein verbieten noch die Widergabe von Nazipropaganda im allgemeinen. Zensur sollte so wenig wie möglich stattfinden. Aber ich denke dennoch, daß ein Unterschied besteht zwischen der kritikfreien Berichterstattung über "den heldenhaften Abwehrkampf der tapferen und ehrenhaften Wehrmacht" und einer Auflistung von Stempeln mit Naziemblemen u.ä. Auch denke ich, daß tatsächlich ein Bedarf an Literatur zum Thema Militärgeschichte (Technik, Taktik, Strategie etc.) besteht. Allerdings erfüllen die wenigsten Bücher zu diesen Themen die Kriterien der Wissenschaft. Das meiste ist Propaganda, nicht unbedingt NS-Propaganda, aber es wird doch ein Weltbild vermittelt, das ein weing mittelalterlich anmutet. Männlichkeitswahn, der den Krieg zur Bewährung braucht, spielt da m.M. nach eine Rolle. Vielleicht taugen deswegen so viele Waffen als Phallussymbol (ich sag nur Dicke Berta). In diesen Büchern gibt es bis heute klar definierte Böse und Gute. Dabei ist das ja inzwischen selbst in Hollywood überholtes Gedankengut.
Aber jeder soll ruhig lesen, was er mag...