Der Altkanzler bekommt keine Sonderbriefmarke. So sagt es "sein Mädchen" Angela Merkel. Begründung: Nur Toten wird diese Ehre zuteil. Kohls Fans trauern.
Die gute alte Briefmarke ist aus der Mode gekommen. Vorbei die Zeiten, als Kinderaugen leuchteten, wenn der Vater stolz seine philatelistischen Schätze präsentierte. Oder wenn man die Angebetete mit dem Versprechen bezirzte, ihr noch schnell die berüchtigte Briefmarkensammlung zeigen zu wollen. Da ging es ja ohnehin meist schon um Anderes. Aber in Zeiten von E-Mail und Twitter scheint das gute alte Postwertzeichen endgültig ausgedient zu haben. So schien es jedenfalls.
Doch nun tobt ein politischer Sturm, in dem es buchstäblich um Leben und Tod geht und in dessen Zentrum - wer hätte es gedacht - die viel geschmähte Briefmarke steht. Auslöser dieser unglaublichen Affäre ist der CSU-Abgeordnete Ernst Hinsken, seines Zeichens Tourismusbeauftragter der Bundesregierung und insofern mit den angenehmen Seiten des Lebens beschäftigt. Aber nun hat Hinsken eine neue Mission: Helmut Kohl, der Kanzler der Einheit, soll auf einer Sonderbriefmarke verewigt werden. Zu Lebzeiten, versteht sich.