Daß es nach mehr als 100 Jahren nach dem die ersten Germania-Marken gedruckt wurden noch unbekannte Abarten zu finden sind möchte ich Euch heute mal zeigen. Weder der Arge-Germania noch Herrn Jäschke-Lantelme (BPP) ist diese Abart jemals aufgefallen. Ich hab mir lange überlegt ob ich diese Funde die ich hier im Forum schon mal als "Druckabweichungen" vorgestellt habe noch mals gesondert vorstellen soll. Ich hab mich dazu entschlossen da wie ich schon öfter erwähnt habe meiner Meinung nach Geheimniskrämerei kontraproduktiv ist, auch wenn ich mir damit vielleicht ins eigene Knie schieße.
Daß es sich bei der vorgestellten Abart (ich bezeichne diese vorläufig mal so da noch keine weiteren Forschungsergebnisse vorliegen) höcht wahrscheinlich nicht um einen Plattenfehler handelt war mir relativ schnell klar da die gezeigte Wertziffer an sich vollständig anderst dimensioniert ist. (Schmäler und höher)
Um die Bedeutung dieses Fundes richtig einzuschätzen ist das Wissen über die Herstellung der Germania-Reichspostausgabe erforderlich die ich hier mal kurz vorstellen möchte.
Nach der Darstellung im Kohl-Handbuch wurde der Original-Entwurf (mit blanken Wertziffer-Schldern) fotografisch auf das vorgesehene Markenformat verkleinert und in Stahl geschnitten. Von diesem "Urstempel", bei dem die später zum Druck bestimmten Linien, Ornamente und das Bild der Germania eingeschnitten waren, wurden vermutlich Arbeitsstempel angefertigt und mit einstzbaren Wertziffern versehen. Davon wurden dann je Wertangabe 25 Bleiabprägungen gemacht, zu Fünfreihen-Blöcken zusammengesetzt und galvanisiert. Das Ergebnis waren 25er Urklischees, von denen mit Hilfe von Matritzen Duplikat-Druckplatten (Stereos) angefertigt wurden und davon schließlich die bei der Briefmarkenproduktion verwendeten Druck-Galvanos. Aus je vier solcher Druck - Galvanos wurde eine Hunderterplatte montiert. (Quelle: Die Plattenfehler der Reichspost Ausgabe A.Knop)
Sollte es sich bei der gezeigten Abart um einen Fehler bei der Vervielfältigung handeln müßte dieser mindestens 4 mal auf jeder Druckplatte vorhanden sein. Davon kann aber sicherlich nicht die Rede sein da ich gerade mal 4 Marken unter ca. 8000 durchsuchten Exemplaren gefunden habe.
Nach Rücksprache mit Herrn Jäschke Lantelme gab er mir mit meinen Einschätzungen recht. Eine nachträglich eingesetzte andere Wertziffer hält er für ausgeschlossen. So nun die große Frage ans Phila-Forum Publikum. Was ist es dann ?? Auffällig ist daß alle gefundenen Marken aus dem Jahr 1902 Februar/März stammen, also zu einer Zeit als die nachfolgenden Marken mir Inschrift "Deutsches Reich" (Erstausgabe 1.4.1902) schon in Planung bzw. in der Produktion waren. Könnte es vielleicht sein daß es sich bei dieser abweichenden Wertziffer doch um eine provisorische Maßname (Auswechslung) handelt ? Die Drucker hatten ja sicher schon die neu erscheinenden Marken im Hinterkopf ?
Um weitere Erkenntnisse über diesen Fund zu bekommen ist es unabdingbar weitere Exemplare bzw. das Bogenfeld dieser Abart zu finden. Also liebe Philaforum Freunde stürzt Euch auf Eure Alben und schaut mal ob Ihr was findet. Sollte dies der Fall sein könnt Ihr Euch glücklich schätzen habt Ihr doch dann eine seit über 100 Jahren unerkannte, Abart in Eurer Sammlung. Bitte seid aber dann auch so fair und zeigt mir die gefundene Marke.
Viel Glück beim suchen.
Nun zur abweichenden linken Wertziffer. Bei dieser steht die linke 1 mm höher im Wertzifferkasten und ist schmaler, auch der Abstand zwischen der 1 und der 0 ist enger. Die Bogenlinie unter der 10 verläuft fast gerade während sie bei den "normal Marken" etwas nach oben gebogen ist. Der Wertzifferkasten ist in sich wenn auch nu minimal höher und in etwas schmäler. Die 1 zeigt unter der Fahne eine kleine Einkerbung und im inneren der 0 links unten eine kleine nach innen gerichtete Beule.
scan 1 Marke mit enger abweichender Wertziffer
scan 2 Marke im direkten Vergleich mit einer "normal Marke"
Schöne Grüße
Guido