Hallo allerseits,
als Ergänzung zum dem von Bayern klassisch gestarteten Thread
über die Zierstempel Bayerns möchte ich hier den "älteren Bruder"
dieser Stempeltype, nämlich den Fingerhutstempel mit 17- 18mm
Durchmesser (Winkler Typen 9 und 16) kurz vorstellen:
Mit der Forderung nach Stempeln mit Datumseinsatz wurden um 1832
als Ersatz für den bis dahin überwiegend verwendeten Einzeiler
neben anderen Stempeltypen auch die sog. Fingerhutstempel eingeführt.
Von den etwa 120 Orten, die in den 1830er Jahren diesen Stempel verwendeten,
blieben bis zur Einführung der Briefmarken in Bayern nur 41 Orte übrig.
Als Entwerter auf Briefmarken konnte dieser Stempel vor dem Einsatz der Mühlradstempel
nur vom 01.11.1849 bis 31.07.1850 und in der Umtauschzeit
vom 20.11.1856 bis 30.11.1856 verwendet werden.
Als Beispiele für den Zeitraum 1849/1850 seien hier der Stempel von Murnau
auf der 3 Kr. blau Type 2Ia und der Stempel von Altötting auf der 6 Kr.
braun Type 4I gezeigt.
Ab dem 01.08.1850 wurden diese Stempel auf Briefen als Ortsstempel
neben der Marke abgeschlagen.
Als Beispiele hier zwei Briefe mit der 3 Kr. blau von Lauf nach Stadtamhof
bei Regensburg vom 16.Oktober 1851 und von Rötz in der Oberpfalz nach
Regensburg vom 14.August 1853 sowie eine 6 Kr. Nachsendefranktur vom
11.Mai 1851 von Neuhaus am Inn nach Baumgarten bei Pfarrkirchen mit
Weiterleitung über Vilsbiburg nach Adldorf,Post Eichendorf.
Bis zum Anfang der 1860er Jahre wurden die noch verwendeten Fingerhutstempel
nach und nach durch die besser lesbaren Halbkreisstempel ersetzt.
Ab ca. 1865 kam jedoch eine 2.Generation von Fingerhutstempeln
zum Einsatz, die sich hauptsächlich durch die Schrifttype
von der 1. Generation unterschieden:
Waren die Stempel der ersten Generation in Antiqua gehalten
so wurde jetzt (mit drei Ausnahmen) die Schriftart Grotesk verwendet.
Als Beispiele hier eine der Ausnahmen, nämlich Feldafing in Antiqua
auf der 7 Kr. Wappen Mi.21a; die Stempel von Gefrees und Staltach
auf der 3 Kr Wappen Mi.15 und von Kulmbach auf der 3 Kr. Wappen gezähnt, Mi. 23X.
Von der 2. Generation sind auch einige farbige Abschläge in blau und violett bekannt.
Vor dem Ende der Kreuzermarken wurden auch die meisten Fingerhutstempel
wieder eingezogen; es sind laut Katalog von Herrn Sem
nur die Stempel von Kulmbach, Peissenberg und Selb
in der Pfennigzeit weiterverwendet worden.
Wegen der attraktiven Optik der Abschläge
bin ich an weiteren Beispielen von Sammlerkollegen sehr interessiert.
Quellen:
Peter Sem: Bayern Spezialkatalog Band 1 + 2
A.Schmidt: Die bayerischen Fingerhutstempel und ihre Bewertung
Karl Winkler: Handbuch der Bayerischen Poststempel
Grüße
Wilfried/Sys1849