Sammlerverband klagt über Nachwuchssorgen
Schwarzenbek - Den Vereinen der Briefmarkensammler im Norden fehlt der Nachwuchs. Sie kämpfen gegen die Überalterung ihrer Mitglieder und ein verstaubtes Image. "Wir haben ein echtes Nachwuchsproblem", sagte der Vorsitzende des Philatelistenverbands Norddeutschland, Rüdiger Martienß, in einem dpa-Gespräch in Schwarzenbek (Kreis Herzogtum Lauenburg). In dem Verband zusammengeschlossen sind Vereine aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Nordniedersachsen.
Im vergangenen Jahr gehörten dem Verband 57 Vereine mit rund 3000 Mitgliedern an, im Jahr 2000 waren es noch 62 Vereine mit fast 3700 Mitgliedern. Es gebe nur noch wenige Vereinsmitglieder im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, erklärte Martienß. Das Durchschnittsalter liege bei 62 Jahren. Das Sammeln von Postwertzeichen begeistere nach wie vor überwiegend Männer. "Weniger als zehn Prozent unserer Mitglieder sind Frauen."
Viele Kinder interessierten sich etwa bis zum Alter von 15 Jahren für das Briefmarkensammeln, sagte Martienß. "In der Pubertät aber gehen die Briefmarkeninteressen häufig verloren." Sport und Computer fänden viele dann interessanter. Problematisch sei es auch, jüngere Jugendgruppenleiter zu finden. "Wenn ein Gruppenleiter schon 75 Jahre alt ist, dann ist das für die Jugend nicht besonders anziehend", sagte der Verbandsvorsitzende. Um neuen Nachwuchs zu gewinnen, wollten die Briefmarkensammler stärker mit Schulen zusammenarbeiten.
Die Briefmarke sei längst nicht mehr die "Aktie des kleinen Mannes", sagte Martienß. "Man muß sich davon trennen, das als Wertanlage zu betrachten." Wenn Kinder oder Enkel von verstorbenen Sammlern zu den Experten kämen und die Marken schätzen ließen, seien sie häufig enttäuscht. Nicht jede Briefmarke sei automatisch wertvoll. Zudem gebe es ein Überangebot, das zu fallenden Preisen führe. Deshalb seien viele Sammlungen heute weniger wert als das Geld, das dafür einst investiert wurde. In den Vereinen werde bei solchen Anfragen deshalb den Angehörigen häufig geraten, die Sammlungen erst einmal zu behalten. Martienß: "Vielleicht gibt es ja mal einen Enkel, der Interesse am Sammeln hat."
ZitatQuelle / Artikel: http://www.welt.de/data/2006/04/24/877903.html