Mit dem Postvertrag Bayerns und Frankreichs vom 1.7.1858 sollten, um die Manipulation der Briefe zu erleichtern, die bayerischen Postbediensteten in schwarzer Tusche die Gewichtsstufe jedes Briefes oben links vormerken, also 1p oder 1P für das 1. Porto, oder 2p bzw. 2P für einen Doppelbrief.
Diese Vorschrift wurde in der Regel missachtet.
Auch als man später generell alles in rot notierte, was bezahlt war, und in blau, was nicht bezahlt war, kamen nur vereinzelt Briefe mit diesen Notationen vor.
Ich möchte hier 5 Briefe vorstellen, die zu diesem Thema passen.
Der 1. Brief aus Fürth nach Lyon vom 6.4.1861 zeigt alles, was ein Brief haben musste.
1) Die Marke wurde mit dem Mühlradstempel 145 entwertet.
2) Der Aufgabestempel Fürth wurde beigesetzt.
3) Der P.D. - Stempel als Zeichen der vollständigen Bezahlung wurde in rot abgeschlagen.
4) Das Gewicht, hier die 1. Gewichtsstufe bis 10g, wurde mit "1Pt" links oben neben der Marke notiert.
Dies ist aber der Idealfall. Wie bei Bayern üblich, gibt es vergleichbare Briefe, aber auch etwas anders behandelte.
Ein Brief vom 25.10.1865 aus Kaiserslautern nach Reims zeigt uns, dass alles beachtet wurde, nur die Gewichtsangabe wurde vergessen. Natürlich wurde er deshalb nicht nachtaxiert, aber der Vorschrift entsprach das nicht.
Besser machte es die Hauptbriefpostexpedition Nürnberg am 22.2.1870 bei einem Brief nach Strasbourg, hier jedoch wurde "1 P" in rot mittig notiert.
Ein unterfrankierte Brief aus dem selben Büro, der völlig falsch behandelt wurde, datiert vom 7.12.1869. Nürnberg schrieb in Blau "1P" und stempelte bei dem mit 12 Kr. um 12 Kr. unterfrankierten Brief folgerichtig P.D..
In Forbach sah man dies einen Tag später aber ganz anders, so dass man
1) die Notation 1 (P) mit 2 überschrieb,
2) den Vermerk "affr(anchissement) insuff(issant)", also Freimachung ungenügend, anbrachte,
3) den P.D. Stempel von Nürnberg annullierte und
4) den Brief mit 8 Decimes nachtaxierte (= 24 Kreuzer).
So war es richtig!
Als letzten Brief stelle ich einen Portobrief aus München vom 22.8.1865 nach Paris vor, der in Bayern, außer dem Aufgabestempel, nur die Angabe der Gewichtsstufe tragen durfte, hier in der linken oberen Ecke "1" für die erste.
Über die Bahnpost Forbach lief er nach Paris, wo er den Taxstempel 6 für 6 Decimes bekam.
Ich hoffe, ich konnte aufzeigen, dass auch kleine Vermerke dazu beitragen, die Postgeschichte interessant zu finden.
Liebe Grüsse von bayern klassisch