Hallo Nils,
da dieses System sehr hohe Einnahmen generierte, hielt es sich recht lange.
Bei Bayern wurde es erst zum 1.7.1847 ersetzt durch ein tatsächliches und individuelles Taxsystem.
Bei Taxis, Baden oder Preußen könnte es aber andere Daten gegeben haben.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Hallo Nils, Bayern klassisch und alle anderen,
sehr schöne Transitbriefe nach Frankreich finden sich hier. 
Wie ihr schon festgestellt habt rechnete Taxis mit Frankreich im pauschalen Rayonsystem ab. Dieses wurde mit Taxis bis 1845 verwendet.
Für die beiden hier gezeigten Briefe galt der Vertrag Frankreich-Taxis vom 20.5.1818. Frankreich zahlt an Taxis für alle Briefe aus dem 4. Rayon, gestempelt mit T.T.R.4, 70 Kreuzer für ein Gewicht von 30 Gramm. Wobei 1 Kreuzer = 3,597 Centimes als Umrechnung vereinbart wurden. Also vergütete Frankreich etwa 25 Decimes für 30 Gramm. Der einfache Brief wog in Frankreich bis 1827 6 Gramm, ab 1828 7,5 Gramm.
Das Porto wurde in Frankreich ebenfalls nach Rayons gestaffelt erhoben. Der Auslandsanteil aus dem 4. deutschen Rayon wurde dem Empfänger mit 9 Decimes für den einfachen Brief berechnet. Damit könnt ihr euch ausrechnen wie extrem lukrativ dieses Geschäft für Frankreich war. Taxis erhielt bei etwa 5 Briefen auf 30 Gramm 5 Decimes pro Brief und Frankreich erhob diese und 4 Decimes zusätzlich beim Empfänger nur für den Auslandsanteil!
Zu den Briefen selbst:
Christiania - Bordeaux 1826
Auch wenn es nicht eindeutig auf dem Brief notiert ist, handelt es sich um einen Teilfrankobrief. Für Norwegen/Schweden über Taxis nach Frankreich bestand Grenzfrankozwang. Frankreich durfte das Porto nur ab Hamburg erheben.
Der Brief mußte also bis Hamburg bezahlt worden sein. Die Zahlen rechts oben sind Kartiernummern. Die sind von Schweden angebracht. Der Brief mußte im Januar auf dem Landweg durch Schweden laufen. Und ist dort zweimal (vermutlich beim Eingang in Strömstadt und für den geschlossenen Transit durch Dänemark nach Hamburg) kartiert worden.
Taxis erhielt den Brief in Hamburg vom schwedisch-norwegischen Postamt und stempelte ihn mit dem Herkunftsstempel "SUEDE" und für die Weiterleitung nach Frankreich mit dem Vertragsrayonstempel "T.T.R.4".
Der einfache Brief von Hamburg nach Bordeaux kostete 19 Decimes Porto. Davon 9 Decimes Auslandsanteil und 10 Decimes Inlandsanteil für die Strecke Givet-Bordeaux. Diese 19 (es ist keine 12) sind rückseitig im gleichen Blau wie das Gesamtporto notiert. Für 8 Gramm Gewicht wurde in der 3. Gewichtstufe 1,5fach progressiert. Also 19 x 1,5 = 28,5 bzw. 29 Decimes.
Der zweite Brief ist direkt in Hamburg aufgegeben worden und wie oben beschrieben einfach mit 19 Decimes Porto berechnet worden.
Viele Grüße
solid611
Hallo an Alle,
als Ergänzung hier ein Teilfrankobrief aus Fredrikshald nach Bordeaux, der auf der gleichen Route wie der von Nils gelaufen ist, nur im November 1825.
Dieser trägt den Teilfrankovermerk "franco Hamborg". Von Frankreich wurde er identisch behandelt.
Viele Grüße
solid611
Hallo Nils,
du hast einen Rechenfehler eingebaut:
30g Briefe = 70 Kreuzer Vergütung.
Ob es ein Brief mit 30g war, oder 10 Briefe mit jeweils 3g, ist für die vertragliche Vergütung unerheblich. Auch auf den Briefen kam das nie zum Ausdruck.
1 Decime entsprach 3,597 Kreuzer.
Also würde in Relation des Gewichts ein Brief von 6g = 14 Kr. = 3,9 Decimes, gerundet 4 Dec. Vergütung nach sich ziehen.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Hallo Bayern-Klassisch
Rechenfehler, ja ganz gross eigentlich. 
Viele Grüsse
Bayern-Nils
Hallo Nils,
der Rechenfehler ist ja schon berichtigt.
Du nimmst richtig an, dass Frankreich zu der Zeit keinen Postvertag mit Schweden/Norwegen hatte. Den gab es erst am 1.9.1854 (gültig ab 1.1.1855). Damals war es selten, dass Länder die keine gemeinsame Grenze hatten, Postverträge schlossen. Ausnahmen sind natürlich Überseegebiete und die Taxis, die ja überhaupt kein Staatsgebiet hatten. Man konnte ja keine Verträge schließen, wenn ein oder mehrere andere Länder im Transit passiert werden mußten. Das war nur möglich, wenn das Transitland einen geschlossenen Transit durch sein Gebiet zuließ und nur eine Pauschale vergütet bekam. Das gestattete Preußen ab 1853 Schweden/Norwegen auf der einen und Frankreich auf der anderen Seite. Was dazu führte, dass
1854 ein Vertag zwischen diesen Ländern geschlossen wurde.
Viele Grüße
solid611
Hallo Nils,
das Transitland kann natürlich machen was es will. Aber ein geschlossener Transit bedeutet ja, dass die Post, dass heißt der einzelne Brief, im Transitland überhaupt nicht bearbeitet wird. Es werden nur geschlossene Postsäcke "durchgereicht". Die Abrechnung dieser Postsäcke funktioniert dann nur Pauschal nach Gewicht. Und nur wenn z.B. Frankreich und Schweden wissen dass sie ihre Post so durch Preußen befördern können, mit den immer gleichen Pauschalen, können sie selbst einen Vertrag schließen und die Gebühren festlegen.
Viele Grüße
solid611
Hallo Nils,
solid611 hat es richtig geschildert, vielleicht sollte ich es mal veranschaulichen, damit du erkennst, wie Transite im 19. Jahrhundert abliefen.
Der Normalfall war, wenn keine Verträge etwas anderes bestimmten, dass Sendungen einzeln transitierten. Diese Regelung wurde später sukzessive ersetzt, greift aber noch im 19. Jahrhundert vor allem zu Beginn regelmäßig.
Nehmen wir fiktiv einen Brief aus Land A über Land B nach Land C.
Da jedes Land eigene Gewichte und Währungen hatte, erfolgt jede Tarifierung des Briefes auf unterschiedliche Art und Weise.
Da die Masse der Postsendungen, wenn es keinen Franko- oder Grenzfrankzwang gab, unfrankiert, also porto, abgesandt wurden, unterstellen wir mal diesen Fall.
Die Aufgabepost im Land A musste ihn wiegen und bis zum Grenzpunkt vorderseitig taxieren. Nun kam er mit anderen Briefen, die auch über Land B nach C oder darüber hinaus laufen sollten, in einen Postsack, dem die Briefkarte mit einer Attestkarte (Gegenstück) beigefügt wurden. In dieser Briefkarte waren alle Sendungen summarisch erfaßt, gewogen nach a) individuell und b) zusammen und unterschieden in Drucksachen, Briefe, Einschreiben, Muster ohne Wert, Retoursendungen, Portofreiheiten, Abzugsbriefe usw. usw..
Die Grenzeingangspost des Landes B hatte nun die Versiegelung dieses Sackes zu prüfen, ihn zu öffnen und den Inhalt 1 : 1 mit der Briefkarte zu vergleichen. Abweichungen, und die gab es oft, waren in der Attestkarte zu vermerken und der Aufgabepost in Land A umgehend zuzuleiten.
Alle Poststücke mussten nun verwogen und taxiert werden, die Daten der eingehenden Briefkarte in die eigene Briefkarte übertragen und aufsummiert werden. Wie lange das für, sagen wir mal 100 Poststücke, gedauert hat, kannst du dir ja vorstellen.
Nun war die neue Kartierung abzuschließen und die Postsendungen weiterzuleiten.
Den Sack mit der neuen Brief- und Attestkarte sandte man der Eingangspost dem Land C zu, wo diese Prozeduren wiederholt und um die eigenen Portosätze erhöht wurden, bis letztendlich die Abgabepost die Summe dreier Einzelbeträge in verschiedenen Währungen in die eigene Währung korrekt zu reduzieren und auf jedem Poststück einzeln anzubringen hatte.
Der große Vorteil des geschlossenen Trasits lag in der wesentlichen Beschleunigung der Manipulation aller Poststücke. Wog ein Postsack z. B. 2 kg leer, und empfing man einen Postsack mit 2,6 kg, so hatte man mit 20 Unzen à 30g je Faktor X in Handumdrehen die eigene Vergütung ausgerechnet.
Das umständliche aufmachen, überprüfen, ausrechnen, gegenrechnen, in Rechnung stellen, zukartieren, neu verpacken etc. etc. war entfallen. Die Bearbeitung war zigmal schneller und kostete auch von daher die Postverwaltung viel weniger Mittel, also Personal.
Gleichzeitig konnte man dadurch noch frühen Züge oder Postkutschen die Postsäcke mitgeben und hatte nicht, wegen der umständlichen Manipulation, einen halben Tag oder mehr verschenkt. Durch die so erlangte Schnelligkeit war diese Leitung bei den Korrespondenten beliebt, wodurch sie häufiger frequentiert wurde, woraus wieder höhrere Einnahmen resultierten. Eine win - win - Situation also.
Auf Grund dieser zahllosen Vorteile wurde der Einzeltransit immer mehr in den Hintergrund gedrängt und in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts praktisch abgeschafft, jedenfalls gilt dies für die deutschen Verhältnisse.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Hallo Nils,
wäre schön wenn du das Circularie einstellst. Aus meinen Unterlagen ergibt sich der 1.1.1855. Aber das sind keine Primärquellen wie ein Circularie.
Viele Grüße
solid611
Hallo Nils,
vielen Dank für den link! Das ist sehr interessant.
Ja in Norwegen ist der Vertrag dann wohl erst zum 1.4.1855 gültig gewesen. Ich hatte aus einem Handbuch den 1.1.1855 entnommen. Wieder was neues gelehrnt.
Viele Grüße
solid611
Hallo Alle
Ein dänische Sammler suchen Hilfe mit dieser Brief Sendet von Kopenhagen nach Jakobsstad, Finnland. in Juli 1862.
Er fragt mit dem Porto ausrechnung, es muss ein dänisches, ein preußisches und ein russisches sein. Kann Jemand er hilfen.
Viele Grüße aus DK
Jørgen
Über das Porto lasse ich noch andere zu Wort kommen.
Der Russische Stempel sagt einfach
Polucheno Utro= Eingegangen morgens. 8 Jul 1862
Dieser dürfte der Adressat
mfG
Nigel
Hallo Nigel
Besten Dank für Antwort und übersetzung von der russische Stempel und hinweis nach Ph. U. Strengberg.
Viele Grüße
Jørgen
Auch ein Transitbrief diesmal aus der Markenzeit und Portogerecht.
Aufgegeben am 5 Apr 1873 Julianischer Kalendar, Transitstempel Warschauer Hauptbahnhofspostamt am 6.4.73
Ich vermute er ging von Warschau über Eydtkühnen, dort erhielt er den Franco/ Aus Russland über Eisenb(ahn Post Bür(o) XI nach Berlin, 18.4 .73 (mit der Bemerkung 18 ist verstellt auf 81).
Wer setzte den FRANCO Nierenstempel auf? Berlin
Sicher nachdem sie 2½sgr erhoben und dann entlastet haben. Der Franco-Stempel ist schwer zu lesen hier, aber lesen kann man ihn trotzdem.
Hinten Aunkunftsstempel St Gallen 20.4.73. Laufzeit 4 Tage.
Und ob er die Qualitätsansprüche welche erfullt oder nicht ist mir völlig würsch. Ich liebe diesen zierlichen kleinen Brief.
mfG
Nigel
Hallo Nigel,
hübsches Stück - zeigst du mal die Rückseite?
Liebe Grüsse von bayern klassisch
