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  4. Lexikon / Philatelie Geschichte

Posthistorie

  • Kramix
  • 19. September 2008 um 21:41
  • Kramix
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    • 3. November 2008 um 18:17
    • #61

    Na, dann ziehen wir mal zum Geburtstag von frank65 diesen Beitrag etwas vor, obwohl in der zeitlichen Reigenfolge sich dieser noch im Tiefschlaf befinden müsste:

    Franz von Taxis ( 1459 - 1517 )

    Auch in beliebten und bekannten Suchmaschinen und Infodiensten wie Google, Wikipedia u.ä werden heute immer noch historische Hintergründe zur Person von Franz von Taxis falsch dargestellt.
    1. Fehler: Es wird gerne geschrieben " Thurn und Thaxis ", geht ja auch leichter von der Hand, stiimmt aber einfach nicht. Immer noch Taxis. Er ist auch nicht der Gründer der gleichgenannten Beförderungsmittel -Kbenso wenig wie Albert Hammond der Erfinder der " Hammondorgel " ist. - obwohl Beförderung sein Lebenswerk war.
    Vorab eins: Die Geschichte des Hause Thurn und Taxis und deren Bedeutung für das Postwesen sind unzertrennbart mit dem Aufstieg und Schicksal der Habsburger verbunden. Angehörige der Familie Taxis aus Cornello bei Bergamo waren schon im 15. Jhdt. als päpstliche Boten tätig. Kaiser Maximilian I. vereinbarte um 1488 in Innsbruck mit Janetto von Taxis die Errichtung von Postkursen. In den Tiroler Rait- ( Rechnungsbüchern ) ist " Johannetn Daxen Obristen Postmaister " erstmals 1489 genannt, nicht wie in einigen anderen Publikationen im Jahr 1499.
    Maximilian I. hatte durch seine Heirat mit Maria, Tochter Karls des Kühnen von Burgund, zu den habsburgischen Besitzungen auch noch die reichen Niederlande erworben. Dieser Herrscher war im Gegensatz zu einigen anderen europäischen Fürsten für alles Neue empfänglich, und so stimmte er einem Kurierdienst zwischen den beiden Gebietsteilen zu, wie auch aus einem Brief Maximilians an die Stadt Speyer aus dem Jahre 1490 zu entnehmen ist. Jetzt kommt das Wichtige: Mit dem Aufbau dieses Dienstes betreuete er Franz von Taxis, nicht ahnend, dass er sich damit praktisch einen Kuckuck - nämlich einen nur auf das monetäre achtenden Menschen - ins Netz gesetzt hatte.
    Die Nachrichtenbeförderung vollzog sich zunächst nur unregelmässig, doch es wurden schon postmässige Betriebsformen angewendet. Alten Stundenpässen aus den Jahren 1495 bis 1500 ist zu entnehmen, dass von Innsbruck aus ( mit Anschluss an die damalige Weltstadt Mailand ) Briefbeförderungen durch reitende Boten über den Fernpaß, Füssen, das Illertaal, Württemberg, Pforzheim, Rheinhausen bei Speyer und Worms nach den Niederlanden ( Mecheln oder Brüssel ) und umgekehrt unterhalten wurden. Der erste fest eingerichtete Postkurs von Innsbruck nach Mecheln lässt sich definitiv an Hand von Unterlagen für das Jahr 1489 nachweisen.
    Franz von Taxis war insbesondere bemüht, den Ausbau der Post in den Niederlanden voran zu treiben. Auf Grund seiner Bemühungen und Verdienste wurde er von König Philipp I. am 1. März 1500 zum " Capitaine et maitre de nos postes " ernannt. Philipp vereinbarte am 18. Janmuar 1505 mit Franz von Taxis zusätzlich, dass dieser gegen jährliche Vergütung auf seine Kosten ( also des Königs ) durch reitende Boten Postverbindungen zwischen den Niederlanden einerseits, dem Hof Maximilians in Deutschland, dem jeweiligen Sitz des französischen Königs und dem spanischen Hof unterhalten sollte.
    Geburtsstunde eines über jahrhunderte dauernden Postmonopols und Postimperiums, demgegenüber unsere heutige BP eine " Peanut " ist, um es mit den allseits bekannten Worten von Hilmar Kopper zu sagen.
    Nur, den gewünschten Einrichtungen fehlte jedoch die Regelmässigkeit und allgemeine Benutzbarkeit, wie sie für die von " Taxis " angewandte Bezeichnung " Post " als merkliche Eigenschaften Voraussetzung gewesen wäre. Dennoch, Franz von Taxis störte das nicht, er war quasi kraft Dekrets im Besitz des Postmonopols, der Rubel rollte auch trotz allen Schwierigkeiten und Unzulänglichkeiten, Einschränkungen gingen halt vor allem zu Lasten seiner Privatkunden.
    Allerdings versuchte Karl der I. ( von 1519 an Karl der V. ) durch einen Vertrag vom 12. November 1516 mit Franz von Taxis und dessen Neffen Johann Baptista diese Mängel zu beseitigen, nach denen die Beförderungsleistungen verbessert und erweitert werden sollten. Die Beförderung privater Post war in diesem Vertrag nicht ausdrücklich gestattet, aber auch nicht untersagt, und so wurde der Postdienst mehr und mehr zur Nutzung der " allgemeinen Bevölkerung " ausgebaut, die dann natürlich für diese Dienstleistung kräftig zur Ader gelassen wurde.
    Mit dm planmässigen Ausbau der Taxischen Post - im vollen Bewusstsein, welche immensen Verdienstmöglichkeiten gegeben waren - begann nun eine länderübergreifende, monopolistische Tätigkeit, die sich unter Karl dem V. zu einer Verkehrsanstalt von weltweiter Bedeutung entwickelte.
    Nach dem Tod von Franz von Taxis wurde dieser Postdienst und die Monopolstellung von seinen Nachkommen bis ins Jahr 1867 weitergeführt. ( Spötter sagen sogar: Bis heute noch )
    Aber das ist ein anderes Thema, das ich demnächst abhandeln werde.
    Ich hoffe, dass ich einigen Lesern etwas an neuen Informationen vermitteln konnte, bis zur nächsten Abhandlung wünscht allen einen schönen Abend

    Kramix

    Geld kann Leben nicht kaufen ( Bob Marley )

  • bayern klassisch
    Gast
    • 3. November 2008 um 18:38
    • #62

    Hallo Gert,

    Klasse, bitte weitermachen :) :) :).

    Ein süchtiger bayern klassisch

  • Braunbear
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    23. Juni 1982 (43)
    • 3. November 2008 um 19:43
    • #63

    Wau, sehr lehrreiche und schöne Post-Geschichtsbeiträge!!
    Hut ab und mach weiter so, ich freue mich auf deine nächsten Beiträge! :]

    :cool: Sei wie eine Briefmarke: Halte dich an irgendwas fest, bis du am Ziel bist.
    (Josh Billings, amerik. Schriftsteller, 1818-1885)

  • muemmel
    Gast
    • 3. November 2008 um 19:53
    • #64

    Einfach große Klasse!!!

    Chapeau

  • doktorstamp
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    • 3. November 2008 um 19:55
    • #65

    Hut ab Gert

    Danke

    Bitte weitermachen

    Nigel

    Sammeln wie es einem Spaß macht

  • Bernd HL
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    • 4. November 2008 um 06:51
    • #66

    :goodjob: :dankeschoen: :] :] :]

    Zackige Sammlergrüsse aus Lübeck sendet Bernd HL ;)!

  • frank65
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    • 4. November 2008 um 08:07
    • #67

    super Beitrag und ein schönes Geburtstagsgeschenk von dir.
    Dankeschön!!!

    Viele Grüße
    Frank

  • Kramix
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    • 5. November 2008 um 20:32
    • #68

    Bevor ich mich daran mache, allen Freunden und Unterstützern für mein anderes Anliegen persönlich zu antworten, noch ein kleiner Beitrag zur Posthistorie:

    Heute das Thema: Die schwedische Post in Deutschland:
    Bekannt ist, dass das relativ kleine Land Schweden im Mittelalter einen sehr grossen Einfluss in der europäischen Politik hatte. Vor allem unter Gustav Adolf II. wurde der Einfluss auf die europäische Machtpolitik immer stärker, zwangsläuifig ergab sich dadurch für die schwedische Regierung das Bedürfnis, sich über die politischen Vorgänge in Europa - besonders aber in Deutschland - auf dem Laufenden zu halten. Dafür war natürlich Hamburg der am besten geeignete Standort, da in dieser mächtigen Handelsstadt kommerzielle und wirtschaftliche Nachrichtenströme zusammen kamen. Von hier aus gingen schon damals regelmässige Postverbindungen in die wichtigsten Länder Europas.
    Auf Anregeung des schwedischen Reichskanzlers Axel Oxenstierna ( für so einen Namen würde mann heute wahrscheinlich noch gesteinigt ) und des schwedischen Agenten in Hamburg, des Holländers " van Sorrgen " wurde 1620 die zwischen Hamburg und Stoclholm durch Dänemark verkehrende unregelmässige Post in eine regelmässige Einrichtung umgewandelt. Jedoch richtete man eine selbständige schwedische Postanstalt damals noch nicht ein, die Geschäfte wurden von den Vorstehern des Taxisschen Postamts wahrgenommen - von wem auch sonst ???.
    Im Juni 1630 landete Gustav Adolf mit seinen Truppen auf der Insel Usedom und besetzte von hier aus zunächst die pommersche Küste, drang dann bis Frankfurt/Oder vor und beherrschte letztendlich ganz Norddeutschland und setzte im folgenden Jahr seinen Siegeszug durch ganz Deutschland fort. Nun galt es, auch geeignete Post - und Nachrichtenverbindungen zwischen Schweden, den im Land eingerichteten Garnisonen und seinem jeweiligen Hauptquartier aufzubauen. Gustav Adolf schrieb an den sächsischen Kurfürsten und bat ihn um Schutz für seinen damaligen Postmeister Andreas Wechel. Mit Zustimmung des Kurfürsten richtete Wechel dann in Leipzig ein schwedisches Postamt ein. Wechel, der auch in Hamburg für die schwedische Post tätig war, gab dann in Leipzig eine " Königlich-Schwedische - Postordnung heraus und veröffentlichte die von ihm festgelegten Botengänge, eine Massnahme, die in der Bevölkerung jedoch auf wenig Gegenliebe stiess. Er nahm allerdings- um die Bevölkerung für sein Anliegen etwas gnädiger zu stimmen - nicht nur Briefe an die schwedischen Truppen an, sondern vermittelte auch Privatbriefe zu allen Orten und liess ankommende Sendungen zustellen- schon hatte man wieder ein paar Pluspunkte gesammelt. In den folgenden Jahren gab Wechel gedruckte Zeitungen sowie verschiedene Postordnungen heraus, reiste im Lande umher und organisierte das Nachrichtenwesen - sehr zum Unwillen des Hauses Taxis. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er schliesslich nach Stockholm berufen und baute im Auftrag des schwedischen Reichskanzlers das gesamte Postwesen auf.
    Auch in Frankfurt/M bestand seit 1631 ein schwedisches Postamt, welches sich in dieser Zeit dadurch auszeichnete, dass es zahlreiche neue Postverbindungen, besonders in den süddeutschen Raum, erschloss.
    In Hamburg waren bis zum Anfang des 18. Jhdts. Hamburger Bürger mit der Verwaltung des schwedischen Postamts betraut, danach übernahmen nur noch schwedische Staatsbürger diese Aufgabe. 1869 wurde dann das schwedische Postamt auf Grund eines Vertrages zwischen Schweden und dem Norddeutschen Bund aufgehoben.. Damit verschwand dann der letzte Rest fremder Landespost aus Hamburg und überhaupt aus Deutschland.

    Das ist aber wiederum Thema eines gesonderten Kapitels.

    Schönen Abend wünscht

    Kraamix

    Geld kann Leben nicht kaufen ( Bob Marley )

  • Germaniafan
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    • 5. November 2008 um 20:49
    • #69

    Danke Gert für Deine tollen Beiträge. Sehr unterhaltsam und informativ, da kann ich nur sagen. Bitte weiter machen. :goodpost:
    Schöne Grüße
    Guido

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  • Kramix
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    • 8. November 2008 um 10:16
    • #70

    Bevor Kramix sich bei bestem Fussballwetter auf den Weg nach Schalke macht, um den Bayern mal wieder " die Lederhose " auszuziehen, noch ein kleiner Beitrag zum Haus Thurn und Taxis.

    Nur zur Info: Ich weiss natürlich, dass das Spiel erst morgen ist. Ist aber immer wieder schön, sich einmal im Jahr - einen Tag vorher - mit alten Fussballfreunden-und bekannten treffen zu können.

    Auf Grund der Spaltung der habsburgischen Dynastie nach der Abdankung Kaiser Karls V. im Jahre 1556 - es bildete sich eine deutsche und eine spanische Linie - geriet die Taxische Post in eine jahrzehntelanglang dauernde Krise, die bis an den Bereich des Existenzminimums des Hauses ging. Schliesslich gelang es dann Leonhard von Taxis, die angefallenen Geldschwierigkeiten mit Hilfe der reichen Augsburger Handelshäuser zu beheben - in erster Linie dank der Monopolisten aus dem Haus der Fugger und der Welser. Kaiser Rudolf I. ernannte schliesslich Leonhard von Taxis im Jahre 1595 zum Generalpostmeister des Reichs und erliess zwei Jahre später ein kaiserliches Dekret, dass das Postwesen ein " kasierliches Regal " sei, also absolute Priorität geniesse . Viele Reichsstände widersetzten sich dem Vorgehen des Kaisers und derer von Taxis, so dass es zu Streitigkeiten von grosser Schärfe kam, die sich durch Jahrhunderte fortsetzten.
    Die Kaiser förderten die gesellschaftliche Stellung der Taxis in jeder Weise. So durfte das Haus ab dem Jahr 1650 mit Genehmigung von Ferdinand II. den Namen von Thurn und Taxis führen. Allerdings brachten die Folgen des 30-jährigen Krieges wieder grosse Schäden für die Taxissche Post, da sie in den Ländern mit eigener Landespost stark an Einfluss verlor. Dagegen gelang es dem Haus Taxis, in Süddeutschland die Auflösung der Botenanstalten zu erreichen und ihre eigenen Posteinrichtungen auszubauen. Dadurch wuchs die privatwirtschaftlich geleitete Anstalt mehr und mehr in die Aufgaben einer allgemeinen Verkehrseinrichtung hinein, der in der geschichtlichen Entwicklung der Post eine weitgehende und grundlegende Bedeutung zukommt.
    Allerdings, durch den spanischen Erbfolgekrieg ( 1701 - 1714 ) verlor das Haus Taxis den Postdienst in den spanischen Niederlanden - bis zu diesem Zeitpunkt eine verlässliche Einnahmequelle-. Die Zentralverwaltung des Postimperiums wurde von Brüssel nach Frankfurt/M. verlegt, von nun an Mittelpunkt eines neuen deutschen Postnetzes. Im Jahr 1747 nahm die Familie Thurn und Taxis ihren Wohnsitz in Regensburg, die zentrale Verwaltung verblieb jedoch in Frankfurt. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts erstreckte sich der Wirkungskreis der taxischen Post dann auf den Ssüden und Westen Deutschlands, einen Teil Mitteldeutschlands, auf die Länder des Rheins, auf die Reichsstädte und Bistümmer Westfalens und war damit die grösste aller deutschen Postverwaltungen.

    so, mehr Zeit bleibt nicht, Teil 2 der Abhandlung zum Haus Thurn und Taxis in Kürze.
    Auf in den Kampf, pack mers.

    Gruss an alle

    Kramix

    Geld kann Leben nicht kaufen ( Bob Marley )

    2 Mal editiert, zuletzt von Kramix (8. November 2008 um 10:53)

  • Kramix
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    • 17. November 2008 um 20:47
    • #71

    So, mal wieder ein weiterer Beitrag zur Postgeschichte

    Geschichte des Gauses Thurn und Taxis - Teil II.

    Die in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts dann stärker zunehmende innere Auflösung des Reichs brachte letztendlich auch die kaiserlichen Reichsposten in allmählichen Verfall. Gewisse Zusicherungen im Reichsdeputationshauptausschuss ( das Wort könnte aus einer Finanzverordnung der heutigen Zeit stammen ) aus dem Jahr 1803 konnten diese Verluste nicht wettmachen. Weit grössere Erschütterungen erfolgten dann 1806, nachdem Franz II. die Kaiserwürde niedergelegt hatte. Das Amt des Reichsgeneralpostmeisters wurde gestrichen, die Posthoheitsrechte gingen an die Rheinbundfürsten über.
    Nach den Freiheitskriegen und dem Wiener Kongress gelang es dem Fürsten Karl Alexander von Thurn und Taxis in den folgenden Jahren aber, die Posten einzelner Länder - allerdings zum Teil nur als Lehen - wieder in seinen Besitz zu bringen. In Süd- und Mitteldeutschland vermochte er auch noch ein zusammenhängendes Postgebiet zu retten, welches auch Postverbindungen mit den Hansestädten einbezog.
    Die staatlichen Zusammenschlüsse und die politischen Ereignisse liessen dann aber keinen Raum mehr für eine Postverwaltung als Privatunternehmen. So brachte schliesslich der Krieg von 1866 das Ende der Thurn-und-Taxischen-Post. Am 1. Juli 1867 übernahm Preußen die Thurn-und-Taxische Postverwaltung und gewährte dafür eine Abfindung von 3 Millionen Talern.
    1 preussischer Taler von 1867 entsprach z.B. im Jahre 1967 einer Kaufkraft von 9.- DM, man kann sich also ausrechnen, welche immense Abfindung das Haus Taxis damals vereinnahmte.
    Der Thurn-und-Taxischen Post gebührt der unstreitbare Verdienst, in 350 Jahren eine postalische Einheit gebildet und erhalten zu haben. Unter schwierigsten Bedingungen und Verhältnissen hat diese Verwaltung den Aufschwung des öffentlichen Verkehrs- und Nachrichtenwesens gefördert und zum Wohle des Ganzen gewirkt.

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    Geld kann Leben nicht kaufen ( Bob Marley )

  • muemmel
    Gast
    • 17. November 2008 um 20:55
    • #72

    N´ahmt Kramix,

    wieder ne runde Sache, die Du da eingebracht hast. Nicht nur aus philatelistischer Sicht sondern auch mit dem Hintergrund der historischen Umstände.

    Chapeau!!!!!!!!

    Mümmel

  • Kramix
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    • 17. November 2008 um 21:21
    • #73

    Und da ich gerade so gut in Schwung bin, gleich noch eine Abhandlung hinterher.

    Beförderung städtischer Post im Mittelalter

    Bis ins späte Mittelalter hatten die Bewohner der Städte nur die Möglichkeit, ihre Waren und Nachrichten durch eigene Boten oder durch private Einrichtungen befördern zu lassen. Egal wie, es war eine sehr unsichere Angelegenheit, denn es war schwer in dieser Zeit, vetrauenswürdige Boten oder Unternehmen zu finden. Die Städte selbst bedienten sich zur Übermittlung ihres amtlichen Schriftverkehrs der Stadtschreiber oder angesehener Bürger. Aber auch bei diesen Bürgern konnte von Zuverlässigkeit keine Rede sein, denn je höher der Stand, desto niedriger der Mut. Deshalb kam es in schöner Regelmässigkeit vor, dass diese sogenannten Botengänger ihre Unterlagen dem Feuer überliessen - sie also verbrannten - als sich in diesen unsicheren Zeiten auf gefährliche Pfade zu begeben. Im Zug der weiteren Entwicklung begannen die Städte dann einen eigenen Botendienst mit Städteboten einzurichten. Hierbei musste man unterscheiden zwischen Kanzlei- oder Amtsboten, die den Nachrichtenverkehr des Rats oder der Behörden wahrnahmen, gelegentlich auch wohlhabenden Bürgern zur Verfügung standen und den privilegierten Stadt- und Ordinariboten, die für die Allgemeinheit zu Botendiensten bereit waren. Die Entstehung der städtischen Botenanstalten geht bis ins 13. Jahrhundert zurück, im 15. und 16. Jahrhundert überzog ein grosses Netz städtischer Botenkurse die Länder Mitteleuropas.
    Die Städteboten mussten bei ihrem Amtsantritt einen Eid leisten und sich verpflichten, den Botendienst treu und ehrlich zu erfüllen. Aus zeitgenössischen Berichten geht jedoch hervor, dass man häufig gezwungen war, die Boten zu ermahnen, Briefe nicht zu erbrechen, den Inhalt zu verraten, Siegel zu verfälschen, Päckchen mit Geld zu öffnen und das Geld zu vertrinken oder zu verspielen - all das kommt bei der heutigen Post Gott sei Dank ja nicht mehr vor !!! Bald wurden den Boten auch aus diesen Gründen Botenmeister ( Oberboten ) vor die Nase gesetzt, die für die Überwachung der Boten und für die pünktliche Abwicklung des Dienstes zu sorgen hatten. Die Löhne waren damals im allgemeinen nach der Länge des Weges bemessen, Rechte und Pflichte der Boten waren in der sog. Botenordnung festgelegt. Die Städteboten trugen meist eine zweifarbige Dienstkleidung oder Uniform in den Wappenfarben der Stadt und auf der linken Brustseite ein Botenabzeichen mit dem Stadtwappen. Ein Botenspieß mit eiserner Spitze diente als Waffe, aber auch als Stütze beim Überspringen der Gräben und Hindernisse. Die Sendungen wurden in einer Botentasche oder Botenbüchse - meist in Rollenform - untergebracht. Unterwegs führten die Boten einen Paß mit, in dem jedermann ersucht wurde, dem Boten Schutz und Hilfe zu gewähren.

    Als Anhang ein Bild des Frankfurter Stadtboten Henchin Hanauwe etwa um das Jahr 1440

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    Geld kann Leben nicht kaufen ( Bob Marley )

  • bayern klassisch
    Gast
    • 17. November 2008 um 21:23
    • #74

    Hallo Kramix,

    auch von mir ein großes Dankeschön, wie immer für deine feinen Artikel.

    Bitte noch viele weitere folgen lassen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Afredolino
    Philatelie Experte
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    2.923
    • 17. November 2008 um 23:16
    • #75

    Hallo Kramix

    Früher hab ich mich eigentlich fast nie für die Postgeschichte im allgemeinen interessiert, da waren vor allem nur die Briefmarken wichtig. Aber je mehr ich hier mitlese, desto faszinierter bin ich. Bitte mach weiter in dieser Art !!! Auch von mir ein grosses Dankeschön :] :goodpost:

    Gruss
    Afredolino

    Beginn den Tag mit einem lächeln und du hast ihn schon gewonnen

  • VorphilaBayern
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    7. August 1955 (70)
    • 18. November 2008 um 05:57
    • #76

    Hallo Kramix,

    vielen Dank für Ihre immer wieder interessanten Artikel.

    Machen Sie weiter so.

    Beste Grüße,
    VorphilaBayern

  • Kramix
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    • 18. November 2008 um 19:55
    • #77

    Na, da haben mich meine " Doppelkopfgrufties " ganz schön hängen lassen ( allerdings wegen Krankheit ).

    Ein Grund mehr, heute noch ein Kapitel zur Postgeschichte aufzuschlagen.

    Post an Universitäten und bei Kaufleuten

    Auch wenn man an die Aktivitäten de APO Bewegung der 60/70 er Jahre denkt - jeder kennt den Spruch: Unter den Talaren, Muff von 1000 Jahren -. Es stimmt einfach nicht: Denn die ersten anerkannten Universitäten wurden erst im 12. Jahrhundert gegründet, ausgehend von dem Wunsch weltlicher Fürsten, den eigenen Kindern eine möglichst gründliche Ausbildung und einen gewissen Wissensvorsprung zu geben, um damit natürlich die eigene Machtposition bzw. die Nachfolge gegenüber anderen Widersachern zu stärken..
    An den seit dem 12. Jahrhundert gegründeten Universitäten konnten aber alle jungen Menschen aus allen Ländern Europas studieren - vorausgesetzt, sie brachten das nötige Kleingeld für die Studiengebühren mit -, demzufolge war das Studium an diesen Universitäten natürlich nur wieder einem gewissen " Elitestand " möglich.
    Durch diese - heute würde man sagen " globale Einrichtung " - war natürlich der Postverkehr in alle Länder Europas eine Heraussforderung für diese Universitäten.
    Besondere Universitätsboten waren daher beauftragt, die Verbindung und Kommunikation zwischen den Studenten und Ihren Angehörigen aufrecht zu erhalten - wichtig waren vor allem die monatlichen Wechsel - , ohne die ein Studiosus auch zur damaligen Zeit ein absoluter Aussenseiter in diesem elitären Kreis gewesen wäre. ( Man merke: auch damals war BAFÖG nicht für alle zugänglich ).
    Diese Universitätsboten brachten Briefe, Geld und Kleider, teilweise sogar Personen mit Pferd und Wagen von einer Universität zur anderen. Nach dem Vorbild der Universität Paris, an der eine gut organisierte und nach Landsmannschaften gegliederte Botenanstalt bestand, weiteten auch die Universitäten in anderen europäischen Ländern ihren Botendienst aus.
    Bei der Botenanstalt der Universität Paris z. Bsp. hatten die Oberboten besondere Rechte, wie z. Bsp. Befreiung von Zollgebühren und Steuern. Da es als Auszeichnung galt, ein Oberbote zu sein, bewarben sich auch angesehene Bürger um dieses Amt, meist aber " verkrachte Existenzen ". die in dieser Aufgabe glaubten, ohne grossen Aufwand an schnelles Geld zu kommen. Jedoch, bei dem äusserst strengen Auswahlverfahren von Seiten der Universitätsleitung, scheiterten diese Bemühungen meist schon mit dem Eingang des Bewerbungsschreibens.
    Von den Vergütungen, die diese Oberboten erhielten, mussten sie dann jedoch die sog. Unterboten besolden und gewisse Leistungen für die Landsmannschaft bestreiten.
    Die Universitätsboten vermittelten Aufträge überall hin und übernahmen ebenfalls den Nachrichtenverkehr zwischen den Professoren der einzelnen Universitäten und Fakultäten. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurden die Botenanstalten der Universitäten mehr und mehr durch andere Einrichtungen verdrängt - mit der relativ kostengünstigen Beförderung wie z. Bsp. des Hauses Thurn und Taxis konnten diese doch auf einen kleinen Kreis begrenzten Institutionen nicht mehr mithalten. Auch damals war schon Konkurrenzkampf und Verdrängungswettbewerb angesagt, leider musste eine 300 Jahre alte bewährt Einrichtung dem Kommerz weichen.

    Nächsste Folge: Postbeförderung durch Kaufleute

    noch einen schönen Abend wünscht allen

    Kramix

    Geld kann Leben nicht kaufen ( Bob Marley )

  • Bernd HL
    Stamm Mitglied
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    • 18. November 2008 um 20:46
    • #78

    :goodpost: :dankeschoen: :goodjob: :] :] :]

    Zackige Sammlergrüsse aus Lübeck sendet Bernd HL ;)!

  • bayern klassisch
    Gast
    • 19. November 2008 um 08:30
    • #79

    Hallo Kramix,

    wunderbar geschrieben - ich wusste gar nicht, dass es solche Einrichtungen gab. Wieder etwas dazu gelernt von dir - wie so oft!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch - und bitte weiter machen ...

  • Kramix
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    • 19. November 2008 um 18:37
    • #80

    Bevor ich mich nachher - zum hoffentlich interessanten Länderspiel der " Erzfeinde " verabschiede, noch ein weiterer Beitrag.
    Übrigens, bevor weitere Diskussionen über das sog. " Wembley-Tor " aufkommen, ein Kommentar unseres ehemaligenm Bundespräsidenten Heinrich Lübke ( war zur damaligen Zeit fast mein Nachbar in der Stadt Sundern)
    " Der Ball war drin, das hat jeder gesehen, meine Frau Wilhelmine hat es mir bestätigt ". Damit sind aus so einem berufenen Mund also alle Diskussionen abgeschlossen.

    Postbeförderung durch Kaufleute

    Der stark zunehmende Handel im Mittelalter brachte logischerweise auch einen verstärkten Nachrichtenverkehrt mit sich. Die zu den Messen und Märkten reisenden Kaufleute besorgten ihre eigenen Briefe und nahmen Mitteilungen ihrer Geschäftsfreunde, mitunter auch die ihrer Konkurrenten mit - konnten es sich natürlich nicht verkneifen, die Siegel zu erbrechen, um eventuell wichtige Nachrichten zum persönlichen Vorteil auszunutzen. Es wurden daher eigens angestellte " Spezialisten " beschäftigt, die diese Briefe dann wieder so verschlossen, dass eine Beschädigung absolut nicht festzustellen war ( Vorläufer der bekannten Fälscher Sperati, Diestel, Kleine etc. - den Namen Winter möchte ich ausschliessen, da diese plumpen Fälschungen jedem einigermassen versierten Philatelisten sofort auffallen. Jedenfalls, als Operettenclown war er besser).
    In den grösseren Handelsstädten waren besondere Kaufmannsboten angestellt, die zunächst bei Bedarf, später aber dann regelmässig die Nachrichten ihrer Auftraggeber beförderten.. Wenn es nötig war, schlossen sich in einem grösseren Ort sogar konkurrierende Kaufleute zusammen und gründeten eine Botenanstalt, da sie den Vorteil einer schnellen und sicheren Beförderung erkannten. Den einzelnen Boten wurden immer bestimmte Strecken zugeteilt, sie waren dadurch in der Lage, durch genauere Kenntnisse der Verkehrswege, der Ünterkünfte und durch persönliche Bekanntschaften mit den Empfängern der Briefsendungen für ihr eigenes Handelshaus manche Vorteile heraus zu holen. Im Bereich der Hanse und mit verschiedenen europäischen Ländern enststanden regelmässige Verbindungen durch Vermittlung der Kaufleute und ihrer Botenanstalten. Grosse Handelshäuser, wie z.Bsp. die Fugger und Welser in Augsburg, unterhielten jedoch eigene Botenanstalten zu den wichtigsten Plätzen des Weltverkehrs, um unabhängig und nicht auf andere Boten angewiesen zu sein.
    Nach einwandfrei bestätigten Dokumenten aus dieser Zeit betrug beispielsweise der Etat der Fugger für ihre Botenanstalt 8 % des gesamten Umsatzes, man sieht also, welchen Wert man schon damals auf eine schnelle Informationsbeförderung legte. Infolge der grossen Geschwindigkeit ihrer Boten erfuhren die Fugger Nachrichten von politischer Bedeutung oft Tage oder Wochen vor dem Kaiser. In solchen Fällen gaben sie diese Nachrichten sofort an den Kaiser weiter - oder auch nicht -, je nachdem wie es am besten in ihre kaufmännische Konzeptzion bzw. in das politische Ränkespiel passte.
    Man merke: Auch damals war Informationsvorsprung schon eine wichtige Grundlage für geschäftlichen Erfolg.
    Jedoch, der vorübergehende Rückgang des Handels durch die politische und militärische Situation bracht später die Botenanstalten der Kaufleute zum Erliegen, sehr zum Vorteil des Hauses Thurn und Taxis, welches quasi das gesamte Botengeschäft in diesem Bereich für sich vereinnahmte, natürlich dann auch die Konditionen festsetzte, - die als Monopolist ziemlich happig waren - alles war also eine der tragenden Säulen für den wirtschftlichen Erfolg dieses Hauses.

    Nächste Folge: Die preussische Staatspost

    einen schönen Abend an alle Leser wünscht

    Kramix

    Anmerkung: Die Unterlagen für die Interessenten werden im lauf der nächsten Woche verschickt !!

    Geld kann Leben nicht kaufen ( Bob Marley )

    Einmal editiert, zuletzt von Kramix (19. November 2008 um 18:55)

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