Zunächst allen ein frohes und glückliches neues Jahr. Da der befürchtete Neujahrskater ausgeblieben ist, heute noch einen Artikel zur Postgeschichte.
Thema heute: Briefbücher
Heute Briefe schreiben ist nun wahrlich kein Problem. Jeder, der die Grundschule einigermassen erfolgreich abgeschlossen hat, ist wohl dazu in der Lage. Das war früher wahrlich schwieriger, denn vor allem bei Briefen an hochgestellte Personen und an Behörden mussten bestimmte Vorschriften wie korrekte Anreden und vorgeschriebener Stil peinlichst genau eingehalten werden. Aber man wusste sich zu helfen in Form von “ Briefbüchern, Kanzleibüchlein und anderer Briefsteller “, quasi ein Knigge für gepflegtes und korrektes Schreiben. Schon im Jahre 1531 erschien in Frankfurt ein Ratgeber, der beispielsweise in einem besonderen Kapitel folgenden Inhalt hatte: “ Wie man einem ieden Hohen und Nidern Stands / Geburt oder Ampts halben Schreiben / Seinen gebührlichen Titel geben kann und Brieff und Verschreibungen stellen soll. “ Aber diese Briefbücher gaben auch allgemeine Ratschläge, beispielsweise findet sich in einem Buch aus dem Jahre 1708 der Hinweis, dass die besten Federkiele von den Flügeln der Gänse im Frühjahr genommen werden sollten, denn zu dieser Zeit seien diese durchsichtiger, härter , magerer und vollkommener. Sogar ein Rezept für “ köstliche Schreib-Dinten “ findet sich hier wieder und sieht die folgenden Zutaten vor: Drey Kannen Essig, eine Kanne voll lauteres Wasser, eine Kanne voll lauteren Knabenharns, 1 Pfd. Trocken Vitriol, 10 Loth Gummi Arabicum, 1 Pfd. Guten Gallus, 4 Loth Alaun und eine gute Hand voll Salz. Ja, damals gab es noch keine Firma Pelikan, alles müsste mühsam nach Anleitung und von Hand hergestellt werden. Das zu dem unteren gezeigten Titelblatt gehörende Buch enthält aber nicht nur eine Stillehre, sondern beispielsweise auch ein Verzeichnis von Fremdwörtern, Ortsnamen, Berufsbezeichnungen und vieles mehr. Zahlreiche Musterbriefe sollten dem Benutzer helfen, so zum Beispiel auch die Abfassung eines “ Billets an ein Frauenzimmer so man zu einer Schlittenfahrt “ bittet. Selbstverständlich sind dann auch sofort 2 Muster abgedruckt für eine zusagende und eine ablehnende Haltung des “ Frauenzimmers “. Heute alles viel einfacher, da sagt man einfach: “ Hey Alte, willst Du mit mir Schlittenfahren? “ Manchmal fragt man sich dann schon, was zu welcher Zeit denn wohl mehr Stil und Erfindungsreichtum hatte.
So viel zu dem kleinen Exkurs in die heute kaum noch bekannte Welt der Briefbücher, in der nächsten Folge dann eine Abhandlung über Wegekarten und Poststraßen.
Das Original des unten abgebildeten Briefbuchs befindet sich im übrigen im Bundespostmuseum in Frankfurt / M.
Also, bis zum nächsten Mal
Kramix