Bayern - Österreich B.O.C. - O.B.C.

Hallo liebe Sammlerfreunde,

ich möchte auch einen Nürnberger hier einstellen und zwar vom 20.12.1842, nicht so früh wie der von columbus, aber auch recht nett.

Er wurden zuerst 20 Kr. rh. Gemeinschaftsfranko angeschrieben, die der Absender zwar bezahlt hatte, aber das war falsch, denn dann hätte Bayern an Österreich ja 10 Kr. rh. = 8 Kr. CM vergüten müssen. Dann wurde dies annulliert und korrekt in 15 Kr. rh. = 12 Kr. CM angeschrieben, die hälftig geteilt wurden und den allein Bayern zustehenden Zuschlag von 5 Kr. rh..

Dies scheint beim Kartierungspostamt vorgenommen worden zu sein, denn der BOC - Stempel Nürnbergs war immer schwarz, also in der Stempelfarbe der Aufgabepost, während er hier rot abgeschlagen wurde. Vertrauen ist gut, bayerische Kontrolle ist besser!

Ein eingeschriebener Frankobrief aus Wien vom 2.8.1845 nach Hofheim in Mittelfranken zeigt uns die vom Absender getragenen Gebühren für die Einschreibung von 6 Kr. CM und 18 Kr. CM für Briefe des 2. Rayons über 1/2 bis 1 Loth inklusive. Alle Stempel sind Wiener Ursprungs und nur Franco ragt farblich hervor (in Österreich wurde aber im Postverein regelmäßig Schwarz für bezahlte Briefe und Rot für unbezahlte Briefe gestempelt, das aber nur am Rande).

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Hallo columbus,

schöne Stücke - alle Achtung!

Vor allem der letzte weiß eine Geschichte zu erzählen.

Heute zeige ich mal einen Brief, der "harmlos" aussieht, es aber nicht wirklich ist.

Von außen ein gewöhnlicher Brief aus Bayreuth vom 18.9.1846 nach Königsaal in Böhmen, wurde er mit "nur" 12 Kr. CM taxiert.

Der Inhalt ist aber hier interessanter, als das Äußere. Es war nämlich eine Drucksache aus Frankfurt am Main vom Anfang September 1846, die ein Banquier hatte nach Bayern schleusen lassen, um sie von dort aus verschlossen nach Österreich befördern zu lassen.

Warum er sie hatte verschließen lassen, ist unzweifelhaft: Der Inhalt bestand aus Angeboten für (s)eine Lotterie in den Größenordnungen 1 ganzes, ein halbes, ein drittel und ein viertel Los. Das ganze Los, gewinnberechtigt für alle Klassen, kostete übrigens 90 Gulden!

Für Arme war das Angebot offensichtlich nicht gedacht.

Lotterien waren ursprünglich zum Gelderwerb des Staates eingeführt worden und der Staat achtete stets sehr darauf, dass die Einnahmen derselben in die eigene (Staats-)Kasse flossen, und nicht in die eines fremden Frankfurter Banquiers, hier J. Klambeck.

Auch eine kleine Postgeschichte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Liebe Sammlerfreunde,

wie uns VorphilaBayern hier wunderbar veranschaulicht hat, wurde die vorgeschriebene BOC bzw. OBC - Stempelung von den Aufgabeposten oft genug vergessen.

Beim 1. Brief aus Lindau vom 22.12.1845 nach Steyr holte das Kartenschlußpostamt die BOC - Stempelung nach, obwohl Lindau todsicher einen BOC - Stempel führte.

Den Beweis tritt ein Brief aus Lindau vom 24.5.1844 nach Wien an, bei dem Lindau seinen Zweizeiler und den unteren BOC - Stempel in orangeroter Farbe abschlug.

Über Lindau wurde jetzt aber ein roter BOC vom Kartenschlußpostamt abgeschlagen, für dessen Existenz sich kein Grund findet. Oder man dachte doppelt gemoppelt hält besser.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Liebe Sammlerfreunde,

meinen letzten bilateralen, den ich zeigen möchte, habe ich vor vielen Jahren gekauft, ohne den Inhalt gelesen zu haben. Nachdem ich ihn erworben hatte, stellte ich fest, dass es ein Brief war, der von meinen Ur-Ur-Ur-Ur - Großeltern initiiert worden war, weil ein Verwandter in Wien verstorben war und es über dessen Erbe Streitigkeiten gab.

Nun zur postgeschichtlichen Betrachtung:

Der königliche Friedensrichter des Cantons Speyer schrieb dem K. K. Civilgericht in Wien eine Regierungs - Sache, die portofrei war. Der Aufgabestempel von Speyer am 5.4.1845 wurde angebracht, eine Einschreibung ist aber nicht zu erkennen, obwohl man von Hand Chargé links oben notierte (keine Rekonummer). Eventuell schnürte man ihn versehentlich den Chargébriefen bei, was aber nicht beweisbar ist.

Da in der Pfalz keine Poststelle einen BOC - Stempel führte, und nicht zu erkennen ist, über welchen Kartenschluß der Brief lief, hat man beim kartierenden Postamt in Bayern diesen abzuschlagen vergessen.
Der Transit über Baden und Württemberg war gratis für Dienstbriefe.

Am 14.4. traf er in Wien ein und wurde mit 6 Kr. Gebühr (für die Austragung eingeschriebener Briefe?) belastet und zugestellt.

Briefe aus der Pfalz während der Gültigkeit des Vertrages von 1842 sind sehr selten - ich kenne nur eine Handvoll. Eingeschriebene sonst gar nicht, jedenfalls nicht "so" eingeschrieben.

Auch Briefe aus Österreich in die Pfalz sind handverlesen - ich kenne nur 3 Stück.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Hallo Nils,

nein, es ist keine 12, sondern das Zeichen "abgehakt" und es wurde zweimal (auch innen) angebracht. Wofür auch immer.

Was die Rötelschrift oben bedeuten soll, frage ich mich seit 15 Jahren ...

Als Geheimschrift würde es gut taugen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Lieber VorphilaBayern,

so aus der Hüfte weiß ich gar nicht, ob der BOC bzw. OBC auch auf Fahrpoststücken abzuschlagen war. Da ich keine Fahrpost sammle, bin ich da etwas überfragt. Ich werde das nochmals nachlesen müssen.

Jedenfalls hat der Brief 1 Loth (oben links) gewogen und wurde mit den Manualnummern "2" und "1" oben rechts versehen, so dass ihn neben der Aufgabepost in Aschaffenburg noch ein kartierendes Postamt in den Fingern gehabt haben muss.

Als Regierungssache hätte er eigentlich portofrei sein müssen, weißt aber 7 Kr. CM auf (kann nur von Österreich sein, da Bayern keine R.S. taxiert hätte).

Die 16/1 sollten das Ankunftsdatum von der Post sein - 16.1.1847. Bist du mit Juli sicher? Wenn ja, dann müsste es 16.7. sein.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

... da hab ich ja mal wieder Glück gehabt mit meiner These.

Laut meinen Unterlagen galt dieser Vertrag bzgl. der Stempelung von BOC und OBC nur für die Briefpost, von daher ist es erklärlich, dass der von 2 Poststellen nicht mit dem BOC bedruckte Brief jungfräulich aussieht.

Ich denke, dass Fahrpostbriefe wesentlich seltener sind, als Briefpostgegenstände. Das Verhältnis schätze ich mal auf 1 zu 20.

Allein von daher ist es schon etwas besonderes, solch ein Stück zu besitzen.

Der Hammer wäre natürlich, wenn wir einen Fahrpostbrief fänden, auf dem man den BOC oder OBC - Stempel doch abgeschlagen hat. Bayern machte ja alles möglich ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Lieber VorphilaBayern,

ich habe sicher eine gut 4stellige Zahl an Briefen des Postvertrages von 1842 zwischen beiden Staaten gesehen - aber einer ohne Aufgabestempel war nicht dabei.

Glückwunsch zu dem herrlichen Brief - wenn die Aufgabepost nicht schon 7 Kr. Porto notiert hätte, wäre die richtige Taxierung schwierig geworden, denn öffnen durfte man den Brief ja nicht.

Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch