Die Rekozettel von Wien ab deren Einführung bis zur Nummerierung der Postämter (15.03.1885 bis 10.01.1892)
Hintergründe
Bedingt durch die starke Zunahme des Postverkehrs war es das vordringlichste Ziel des "Allgemeinen Postvereines" (später Weltpostverein), Maßnahmen zur Vereinfachung und Beschleunigung des zwischenstaatlichen Postverkehrs zu setzen. Für den Bereich der Rekommandation wurde eine stärkere Vereinheitlichung der Einschreibevermerke bzw. eine auffällige Kennzeichnung der eingeschriebenen Poststücke angestrebt, indem die Verwendung von Rekostempeln mit großem "R" oder die Verwendung von Klebezetteln vorgeschrieben wurde.
Der Deutschen Reichspost gebührt der Verdienst, im Jahr 1875 als erste Postverwaltung der Welt Klebezettel zur Kennzeichnung der rekommandierten Briefe eingeführt zu haben. Es folgten 1880 Mexiko, 1883 die Niederlande und die USA sowie 1885 Belgien. In Kanada und Kolumbien wurden in dieser Zeit bereits Einschreibemarken verausgabt, die die Doppelfunktion von Wertzeichen und Einschreibevermerken erfüllten.
Entwicklung in Österreich
In Österreich kam man den Vorgaben des Weltpostvereines im Jahr 1883 nach und es wurden einheitliche "R"-Stempel (vorerst nur im Auslandsverkehr, im Fall der Neuanschaffung von R-Stempeln auch im Inlandsverkehr) eingeführt. Aber bereits 2 Jahre später entschloss sich die österreichische Postverwaltung – die ja zukunftsweisenden Innovationen gegenüber sehr aufgeschlossen war - ebenfalls zur Einführung von Klebezetteln zur Kennzeichnung rekommandierter Briefe. Dadurch konnte eine viel deutlichere und einheitlichere Kennzeichnung erreicht werden als mit den bisherigen Rekostempeln, die noch dazu öfters undeutlich abgeschlagen wurden.
Die Produktion dieser neuen Drucksorte war aber mit beträchtlichen Mehrkosten verbunden, mussten doch für jedes Postamt individuell Rekozettel gedruckt und an die Postämter verteilt werden. Daher hat sich die Postverwaltung nicht ohne weiteres zu dieser Maßnahme entschlossen, sondern vollzog diese in mehreren Schritten: Mit 15. März 1885 wurden bei den ärarischen Wiener Postämtern Rekozettel eingeführt, wobei in der diesbezüglichen Verordnung ausdrücklich festgehalten war, dass diese Einführung "versuchsweise" erfolge.
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An dieser Stelle ist ein kurzer Blick auf die Stadtgeschichte Wiens erforderlich. Wien hatte damals noch nicht die Ausdehnung wie heute, sondern bestand aus der "Inneren Stadt" und den im Zuge der ersten Stadterweiterung 1850 eingemeindeten Vorstädten (die heutigen Bezirke 2 bis 9). Favoriten als 10. Bezirk wurde 1874 aus Teilen des 3., 4. und 5. Bezirkes und einigen zu Niederösterreich gehörenden Gebieten geschaffen und dem Stadtgebiet angegliedert. Die Vororte (die heutigen Bezirke 11 bis 19) kamen erst im Zuge der zweiten Stadterweiterung mit 1.1.1892 zu Wien.
Fortsetzung folgt!
Quelle: Die Briefmarke Nr. 3/2007, Autor: Mag. Wolfgang SCHUBERT