Hallo vorphilaBayern!
Vielen Dank für die Aufklärung. Wie kommen denn dann die 4 Kreuzer auf meinem Schein zustande. Ein Irrtum?
schöne Grüße,
Nacktnasenwombat
Hallo vorphilaBayern!
Vielen Dank für die Aufklärung. Wie kommen denn dann die 4 Kreuzer auf meinem Schein zustande. Ein Irrtum?
schöne Grüße,
Nacktnasenwombat
Hallo Nacktnasenwombat,
wie kommen Sie darauf, daß dieser Briefpostschein
für die Fahrpost umfunktioniert worden ist ?
Ich erkenne nichts, das auf eine Fahrpostsendung
hindeutet.
Warum der Postexpeditor 7 Jahre nach der
Gebührenerhöhung die "6" Kr durchgestrichen hat
und wieder die Gebühr von "4" Kr (bis 1848)
verlangt hat, kann ich nicht sagen.
Evtl. war er mit der bezahlten Gebühr von 4 Kr zufrieden.
Beste Grüße,
VorphilaBayern
Hallo Nacktnasenwombat, Lieber VorphilaBayern,
leider muss ich bei der Interpretation des Postscheins etwas richtig stellen:
die Reko - Gebühr bei der Briefpost betrug von Anbeginn bis zum 30.6.1850 4 Kr..
Die VO Nr. 6152 vom 24.5.1848, bekanntgegeben im VO- und Anzeige - Blatt Nr. XVI am 25.5.1848, S. 74, befaßt sich ausschließlich mit dem neuen Fahrposttarif. Daher sind in dieser ab dem 1.6.1848 gültigen Fassung auch nur die Scheingebühren für Fahrpostsendungen angegeben.
Unter der Nr. 2 steht dort:
"Die im §. 17 der erwähnten allgemeinen Bestimmungen zu 4 kr. normirte Gebühr für einen Aufgabeschein ist vom 1. Juni an auf 3 kr., sowie die Einschreibgebühr für Reisende §. 43 von 8 kr. auf 6 kr. ermässigt."
Zu deinem Schein selbst: Es war offensichtlich ein Briefpostschein, so steht es vorgedruckt und unter der manuellen 4 kannst du eine eingedruckte 6 lesen.
Die Änderung machte keinen Sinn, denn wenn man den Schein nicht bei der Briefpost, sondern bei der Fahrpost verwendet hätte, wäre 1855 die Scheingebühr nur noch 3 Kr. gewesen. Bei der Briefpost waren es immer noch die eingedruckten 6 Kr. (die älteren Sondertarife der Pfalz lassen wir mal außen vor, da es ja ein Schein des rechtsrheinischen Bayerns war).
Fazit: Hochinteressanter Schein, noch dazu an den Fürsten von Wrede in München, eine ganz hoch gestellte Persönlichkeit in Bayern, dem ein Briefpostgegenstand ("Schreiben" bezeichnete(n) immer einen normalen Brief) zugrunde lag, der tatsächlich 6 Kr. gekostet hätte.
Eine Fahrpostversendung scheidet aus, weil es auch 4 Kr. bei dieser nicht mehr gab und weder ein Wert noch ein Gewichts des Briefes erkennbar sind, welches für Fahrpostbriefe zwingend vorgeschrieben war.
Den Absender wird es gefreut haben, denn sein Sylvester - Chargébrief nach München war 2 Kr. billiger, als er es erwartet hatte.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
VorphilaBayern: Die Verwendung des Briefpostformulars habe ich angenommen da es die einzige Erklärung war die mir schlüssig erschien warum man die vorgedruckten 6Kr überschreiben sollte. Das "Schreiben" konnte ich nicht entziffern, und über die genauen Scheingebühren wusste ich nicht bescheid.
@bayernklassisch: Vielen Dank für die wie immer sehr informative und ausführliche Antwort!!
schöne Grüße,
Nacktnasenwombat
Hallo an alle,
ich habe vor kurzem den abgebildeten Postschein erworben.
Hierbei handelt es sich um eine Abschrift für einen Aufgabeschein zur Postanweisung. Rückseitig wurde die Richtigkeit dieser Abschrift vom Postbeamten handschriftlich und mit dem Postamtssiegel noch bestätigt. Warum war das notwendig bzw. wieso geschah dies ca. 1 Monat nach Ausstellung des Originals? War vieleicht der Originalbeleg abhanden gekommen?
Danke für Euere Hilfe.
Schöne Grüße
Roda127
Hallo Roda127,
zuerst einmal: Glückwunsch zu dem schönen Stück! Hat man nicht alle Tage, ob aus Kreuzer- oder Pfennigzeit.
Jetzt zu deinem Schein konkret:
Wenn eine Überweisung nicht ausgeführt wurde bzw. der gedachte Empfänger des Geldes keine Postanweisung (angeblich) erhalten hatte oder die Auszahlung des Geldbetrages unterschlagen wurde, dann konnte man sich von der Aufgabepost bei Vorlage des Original - Aufgabescheines eine Kopie anfertigen lassen und diese dem Empfänger zusenden als Beweis, dass man den geschuldeten Betrag rechtzeitig überwiesen hatte.
Das Original behielt immer der Absender, da man ohne dieses in Beweisnöte hätte kommen können und eine Ersatzleistung ohne Vorlage des Original - Scheines beim OPA aussichtslos gewesen wäre.
Anmerkung: Es gab Fälle von Unterschlagungen durch Postbedienstete, die bei der Aufgabe das Geld in ihr eigenes Säckel steckten. Auch kam es vor, dass Postbedienstete am Empfangsort die Postanweisung abfingen und das Geld für sich abzweigten.
Von Zweibrücken in der Pfalz sind Fälle gegen Ende der Kreuzerzeit aus den Akten (leider nicht als "Originale") bekannt, bei denen jemand einen falschen Halbkreisstempel anfertigen ließ und Blankovordrucke von Postanweisungen so damit bedruckte, so dass der Vorweisende am Zielort damit dann den eingetragenen Geldbetrag von der Post ausgezahlt bekam.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Lieber bayern klassisch,
zuerst einmal danke für die wie immer schnelle und ausführliche Antwort. Danke auch für die Glückwünsche zu dem Schein.
Gleich noch ein Schein:
Bei den Gebühren steht
1. Zeile 31 Kreuzer franco
2. Zeile 12 kreuzer Retour Recepisse (ist das so richtig?)
3. Zeile 4 Kreuzer Schein
Gesamt 47 Kreuzer
Schon jetzt vielen Dank für eine Antwort.
Liebe Grüße
Roda127
Lieber Roda127,
perfekt beschrieben. Lichtenfels und Cronach waren ja nur 3 Meilen voneinander entfernt - da kannst du dir ausrechnen, wie schwer der Brief gewesen sein musste ...
Der Empfänger war das dortige kgl. Landgericht. Es ist schon sonderbar, dass gerade von Oberfranken derartige Scheine für so schwere Briefe häufiger existieren.
Ich habe sicher Tausende Briefe und Postscheine von der Pfalz gesichtet - und die Pfalz dürfte ein höheres Postaufkommen als Oberfranken gehabt haben. Aber ich kenne keinen einzigen Postschein der Pfalz, der auch nur für annähernd so schwere Briefe erstellt wurde, wie ich sie dutzendfach von Oberfranken kenne.
Insofern bist du von ein Glücklicher - wie gerne würde ich dergleichen von der Pfalz zeigen können ... zumal ein in altdeutscher Kurrentschrift gedruckter Schein immer eine Augenweide ist.
Glückwunsch zu dem Traumschein - leider ist nicht jeder so atraktiv wie dieser.
Sähen sie alle so toll aus und hätten noch dazu diese seltenen Zusatzdienste, dann würden mehr Sammler diese Scheine sammeln, als es derzeit noch der Fall ist.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
ZitatSähen sie alle so toll aus und hätten noch dazu diese seltenen Zusatzdienste, dann würden mehr Sammler diese Scheine sammeln, als es derzeit noch der Fall ist.
Nun ja, es werden von Jahr zu Jahr mehr - jetzt, da wir schon Nacktnasenwombat mit dieser merkwürdigen Krankheit angesteckt haben!
Nicht ganz so attraktiv wie der Schein von Roda127 ist dieser typographisch gut gelungene und als Ortsdruck von Moosburg sicher nicht arg häufig zu findende Fahrpostschein von Moosburg:
[Blockierte Grafik: http://666kb.com/i/bav4sdsfz5goi7apv.jpg]
Ergänzung vom 4.9.2009: Quellenstudium macht klüger - immer! Die Geldsendung (Absender: Pfarrer Joseph Reitmayr von Fraunberg, Dekan des Landkapitels Erding) war nicht an einen Privatmann gerichtet, sondern an den Domvikar Johann Georg Steinkirchner. Dahinter stand eine vom Domkapitel des Erzbistums München-Freising im August 1846 angeregte, vertrauliche Kollekte unter den Priestern der Diözese zugunsten des Knaben- bzw. des Priesterseminars in Freising. Damit sollte Erzbischof Lothar Anselm am 1.11. anlässlich seines 25jährigen Amts- und 50jährigen Priesterjubiläums überrascht werden, weil er sich große Feiern verbeten hatte. Vier Tage, bevor dieser Schein ausgestellt wurde, starb der Erzbischof im 86. Lebensjahr am 1.10.1846 während einer Firmreise in Mühldorf. Die Sammlung wurde dennoch ein großer Erfolg, mehr als 8000 Gulden kamen zusammen und flossen in die neu gegründete Lothar-Anselm-Stiftung.
Wenn solche Werte auf dem Spiel standen, kann man auch verstehen, dass den Postexpeditoren bei der Bearbeitung dieser Sendungen möglichst kein Fehler unterlaufen durfte. In literarische Form gegossen liest sich das dann so:
[Blockierte Grafik: http://666kb.com/i/bav5hv5vq0i1fck5f.gif]
(Es ist mir leider nicht gelungen, einen Link störungsfrei zu setzen, ohne dass mir die Forensoftware die URL durch Smilies verstümmelt )
Zuguterletzt: Bei der letzten Rauhut-Auktion kam die Sammlung von Max Joel unter den Hammer. Im Auktionskatalog war davon die Rede, dass eine Neubearbeitung des Joel'schen Katalogwerks durch einen vom Altmeister selbst angelernten Nachfolger ansteht. Weiß jemand Näheres?
Viele Grüße vom
Erdinger
Hallo Erdinger!
Den Link anständig einzuarbeiten ist mir leider auch nicht gelungen, aber man kann das Bild direkt verlinken:
[Blockierte Grafik: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/56/Die_Gartenlaube_%281874%29_112.jpg]
schöne Grüße,
der infizierte Nacktnasenwombat
Nacktnasenwombat:
Danke für deine Mühe - bei der verlinkten URL wäre praktisch gewesen, dass man einfach weiterblättern kann! Es sind nämlich vier Seiten, die den Rahmen hier sicher sprengen würden ... schon weil die Geschichte aus Preußen stammt ...
Übrigens, die Infektion kann man leider nicht auf Krankenschein behandeln lassen ...
Viele Grüße vom
Erdinger
Hallo Bayernfreunde,
Postscheine habe ich bisher nur wenige. Aber jetzt ist ein schöner hinzugekommen (von der Rauhut-Auktion gestern). Aber bitte fragt mich nicht nach dem Preis.
Es ist ein Münchener Postschein. Er wurde am 22.2.1868 für ein Srb. (=Schreiben) an das Stadtgericht in Landshut ausgestellt.
Der Brief lief als Expressbrief und war zusätzlich eingeschrieben. Die Einschreibung war bei Expressbriefen ab dem 1.1.1868 nicht mehr zwingend vorgeschrieben.
Der Absender zahlte insgesamt 23 Kreuzer:
- 7 Kreuzer für einen Brief der 2. Gewichtsstufe (über 15g),
- 9 Kreuzer Expressgebühr und
- 7 Kreuzer für das Einschreiben
Bei dem Schein handelt es sich um ein Aufbrauchsprovisorium. Die Chargé-Gebühr war ab dem 1.1.1868 von 6 auf 7 Kreuzer erhöht worden. Deshalb überstempelte man die (6) mit einer roten (7).
Rechts sitzt dann sauber abgeschlagen der rote Fünfzeiler-Chargé-
Stempel von München.
Viele Grüße
bayern-kreuzer
Hallo zusammen!
@ Bayern-Kreuzer - schönes Stück
Mir fiel gestern dieser Aufgabeschein für eine Postanweisung in die Hände - fand ich schön, und nahm ihn mit
Schöne Grüße
Bayern-Nerv
Hallo Bayern-Kreuzer,
das ist ein sehr schöner Schein, dafür kann man auch mal alle fünfe gerade sein lassen.
Kleine Korrektur sei mir erlaubt: Das Gewicht von 15g wurde in Bayern erst zum 1.1.1872 eingeführt. Der Brief hier wog über 1 - 15 Loth.
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Hallo Bayern-Kreuzer,
ein sehr schöner und sehr seltener Postschein.
Gratuliere recht herzlich.
Beste Grüße,
VorphilaBayern
@Bayern-Kreuzer:
Wahrhaftig, ein schöner Schein, und dann auch noch per Express!
Für mich sieht es so aus, als hätte man sich zur Überstempelung des alten Tarifs einfach der Monatstype "(7)" aus dem ebenfalls abgeschlagenen "München/Chargé"-Stempel bedient.
Bayern-Nerv:
Irgendwo sagte ich es schon: Das Sammeln von Post- und Aufgabescheinen ist eine ansteckende Sache. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich diese Scheine nach und nach kräftig vermehren. Vielleicht sollte ich sie nicht eng aneinander geschmiegt und unbeaufsichtigt in einer dunklen Schachtel aufheben ...
Viele Grüße vom
Erdinger
Hallo Erdinger,
mit dem Überstempeln sieht das ganz so aus, wie Du festgestellt hast.
Habe ich bisher noch gar nicht drauf geachtet. So gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken.
Viele Grüße
bayern-kreuzer
Lieber Bayern-Kreuzer,
ich sehe das genauso. Immer wieder etwas Neues, auch nach über 140 Jahren.
Vielleicht ist dir das einen kleinen Artikel im Rundbrief wert?
Liebe Grüsse von bayern klassisch
Verehrte Freunde des schönen Scheins,
bei Rauhut gab es auch für mich etwas: Einen Schein, der hier schon einmal erwähnt wurde und den @bayern klassisch kennen dürfte.
[Blockierte Grafik: http://666kb.com/i/bc3om6zameehufhw0.jpg]
Das Besondere daran ist, dass er neben dem spätesten mir bekannten Abschlag des Formularstempels in Schreibschrift auch einen des Halbkreisers in Groteskschrift trägt - eine echte Ausnahme.
Der Schein (ex Sammlung Günter Smura) war m.W. zuletzt in der 26. Deider-Auktion 2001 im Angebot.
Man muss eben etwas Geduld haben ...
Viele Grüße vom
Erdinger
Hallo Erdinger
Glückwünsche.
Schöner Schein. Ja, Geduld muss man immer haben, es ist nur etwas schwierig
Viele Grüsse
Nils