Preußen

Hallo Zusammen

ich möchte mal 2 Briefe vorstellen, welche am gleichen Tag in Eichenbarleben (12.06.1854) aufgegeben wurden und beide liefen nach Wolmirstedt. In beiden Fällen handelt es sich um Post-Insinuation-Dokumente und beide tragen das gleiche Aktenzeichen.

Jedoch gibt es auch einige Unterschiede. Wer kann diese entziffern?

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf

Liebe Sammlerfreunde,

hier ein Brief, bei dem ich längere Zeit überlegte, ob ich gerade dabei bin, auf eine Fälschung reinzufallen.

Frankiert mit 3 Sgr. von Magdeburg nach Thorn aus dem Jahre 1855.
Der Brief wurde in Magdeburg direkt am Zug aufgegeben, ein sogenannter Übernahmebrief. Die Entwertung erfolgte mit dem Nummernstempel 104 des Post-Speditions-Amtes Nr. 1 von Berlin, rückseitig ist der Kursstempel Minden-Berlin zu sehen.
Bei dem Nummernstempel handelt es sich um die Type VI mit großen Ziffern.
Was ich bis dahin noch nie gesehen hatte, war dieser Teilabschlag nur auf die untere Markenecke.
Preußische Nummernstempel wurden immer (!) mittig auf die Marke gesetzt. So war auch die explizite Vorgabe bei der preußischen Post.
Krauß schreibt noch 2009 in seinem neuen Nummernstempel-Handbuch zu Fälschungen ... bei Preußen nicht vorkommender Entwertung ... mit halbem Stempelabschlag.
Die Ausnahmen (Nr.-Stempel auf Bogenrand, Formular, etc.) sind weithin bekannt.

Unikat oder Unikum ? (ich habe mich für ersteres entschieden)

Viele Grüße
Michael

Lieber bayern klassisch,

Taxierung, Stempelung, plausibler Laufweg - passt alles.

Preußische Postbeamte waren gerade im Umgang mit den Nummernstempeln so was von akurat. Schon die Abweichung, dass ein Markenpaar nur 1x und nicht 2x (wie vorgeschrieben) gestempelt wurde, findet man nicht oft.

Zeige mir nur mal eine weitere preußische Entwertung mit Nummernstempel, die die Marke nur zu einem Viertel trifft !
Wäre mir eine gute Flasche Rotwein von bekannten südfranz. Adressen wert ..

Viele Grüße
Michael

Hallo Michael

wie sieht die Rückseite hinter der Marke aus?
Persönlich glaube ich nicht an einer Fälschung, schon alleine wegen der Brieffaltung. Wie sollte da vorschriftsmäßig gestempelt werden?

Gerade von Magdeburg sind die einzeiligen Stationsstempel bekannt. Auch diese wurden für die Markenentwertung genutzt und nicht unbedingt vorschriftsgerecht.

Leider nicht mein Beleg - deshalb kann ich nicht sagen von wann dieser Beleg war.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf

Hallo Ulf,

auch die Innenseite des Briefes sieht gut aus, habe mich einige Zeit vor dem Kauf damit beschäftigt. Bin ja auch überzeugt, dass es kein Fake ist.
Bei den nachfolgenden Aufgabe- und Entwertungsstempeln sieht die Sache schon entspannter aus, ich rede hier ausdrücklich nur über die Nummernstempel-Entwertung.

Alles sieht gut aus - bin halt nur skeptisch, wenn ich über Raritäten stolper. Super-Stempelung + seltener Nummernstempel + Übernahmebrief !
War ja auch nicht gerade die 2 Euro-Wühlkiste ...

Wie gesagt, wer kennt eine ähnliche Nummernstempel-Entwertung ?
Eine Entwertung, bei der die Nummer die Marke fast nicht berührt.

@bayern klassisch

vermutlich sind das jetzt die üblichen Eulen, die ich gegen Süden trage.
So eine vorschriftswidrige Entwertung bezahlt man bei preußischen Nummernstempeln schon mit einem (kleinen) Aufschlag.
Jede Marke war laut Vorschrift zentrisch zu stempeln.

Viele Grüße
Michael

Lieber bayern klassisch,

interessante Frage, ob sie es selber bezahlen mussten.

Der Unterschied zu Bayern war, dass in Preußen aus dem großen stehenden Heer ausscheidende Soldaten versorgt werden mussten. Die unteren Beamtenlaufbahnen wurden mit Soldaten und die oberen mit Offizieren bestückt. Daher die Eigenheit, Vorschriften rigoros zu befolgen.
Soldaten, die dagegen verstießen, durften Spießrutenlaufen (was übrigens, entgegen dem heutigen Bild davon, nur wenige überlebten !).

Aber ich sehe schon, dass meine Begeisterung nur teilweise auf Verständnis trifft.

Viele Grüße
Michael

Hallo Michael,

Gratulation !!!. Ein extrem seltenes Stück

Ich habe so eine Form der Entwertung in 30 Jahren noch nicht gesehen.

Er wird auch mit ziemlicher Sicherheit echt sein. Warum sollte jemand ein Brief mit einer einfachen Frankatur der Nr. 4 fälschen. Wenn es ein sehr seltenerer Nummernstempel gewesen wäre, dann vielleicht. Aber auch dann hätte der Fälscher den Stempel mittig gesetzt.

Die Vorschrift der zentrischen Entwertung wurde in Preußen sehr genau befolgt. Mir sind Belege und Briefstücke bekannt wo, wenn der erste Stempelabschlag nicht so genau war, ein zweiter zentrischer dazu kam.
In Gegensatz zu unseren Bayrischen Freunde kommt so eine Form der Entwertung wie Du sie hier zeigst bei Preußen einfach nicht vor. Oder sehr,sehr selten!!!
Die ausgelobte Flasche Rotwein kannst Du schon mal öffnen und selber genießen. Ich habe selber auch keinen Brief dieser Art und werde wahrscheinlich auch keinen finden.

Das Pärchen der Nr. 1 was du zeigst, wird auch wegen der vorschriftswidrigen Entwertung nicht nur 50€ gekostet haben.
Derzeitig wird auf einer Westdeutschen Auktion ein Brief mit einem Pärchen der Nr.3 angeboten was auch nur mit einem Nummerstempel entwertet wurde. Der Ausrufpreis ist statt der üblichen ~60-80€ aufgrund der vorschriftswidrigen Entwertung 600€.

schöne Grüsse

Peter

Hallo Peter,

man muß wahrscheinlich Preußen-Sammler sein und unzählige Nummernstempel-Entwertungen durchgesehen haben, um sich über so eine Fehlentwertung zu freuen.

Da ich gerade das diesbezügliche Albumblatt hier liegen habe, zitiere ich mal die passende Stelle aus der Instruction wegen einführung der Marken zum Frankiren der Briefe von 1850 (Du wirst sie kennen):

VI. Entwerthungsstempel
...
Sind auf einem Briefe mehrere Marken angebracht, so muß jede Marke einzeln durch Bedruckung des Stempels entwerthet werden.
Dabei darf eine Marke nur dann als entwerthet angesehen werden, wenn die Nummer des Stempels deutlich und vollständig auf der Marke selbst abgedruckt ist.
Für die vorschriftsmäßige Entwerthung der Marken bleibt der encartirende Beamte verantwortlich.
...
Dem decartirenden Beamten liegt es dagegen ob, die von inländischen Post-Anstalten eingehende Franko-Correspondenz dahin sorgfältig zu prüfen,
a) ob die darauf befindlichen Marken sämmtlich nach Vorschrift entwerthet sind;
...
Jede wahrgenommene Unterlassung einer Marken-Entwerthung ist übrigend nicht allein der absendenden Post-Anstalt sofort zurückzumelden, sondern gleichzeitig auch bei der dieser Post-Anstalt vorgesetzten Ober-Post-Direction unter Namhaftmachung des betreffenden encartirenden Beamten zur Anzeige zu bringen. Die Königl. Ober-Post-Directionen haben jede ihnen angezeigte Unterlassung dieser Art unnachsichtlich mit einer Ordnungsstrafe von 15 Sgr. zu rügen, welche im Wiederholungsfalle zu verdoppeln ist.
...

Viele Grüße
Michael

Dieser Stempel ist mir aufgefallen: Ein spiegelverkehrtes "N" in Freienwalde.

Hallo asmodeus

diese Stempeltype gab es ab 1862?, wenn ich mich recht erinnere.

Ob hier auch eventuell Stundenstempel vorliegen? Sollte es so sein, müsste gerade diese Merkmal immer bei dieser Uhrzeit vorkommen, oder kommt es auch bei einer anderen Stundenangabe vor.

Ob es in "Reservestempel" in Preussen gab, kann ich ebenfalls nicht sagen.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf

Hallo,

Münzberg zeigt in seinem Stationskatalog diesen Stempel mit gleichem gedrehten N und gleicher Uhrzeit.
Er gibt als Verwendungszeit 1864 bis NDP-Zeit an.

Ob es tatsächlich Stundenstempel in Freienwalde gabe, weiß ich nicht. Es handelte sich um ein Postamt II.Klasse.

Viele Grüße
Michael

Zitat

Es handelte sich um ein Postamt II.Klasse.

Was ist ein Postamt II. Klasse? Vielen Dank für die Aufklärung!

hallo Asmodeus

schau hier zur Frage : was ist ein Postamt II.Klasse, das sollte Aufklärung genug sein.

Gruß der Gernesammler

Hallo asmodeus,

die Klassifizierung der preußischen Postämter erfolgte nach Bedeutung und betraf mehr die Besoldung und Rechnungslegung der einzelnen Ämter. Funktional waren sie gleich.
Postämter I. Klasse waren also in größeren Orten zu finden, die II. Klasse in kleineren. Darunter gab es dann noch die Post-Expeditionen (deren Vorsteher z.B. nicht pensionsbrechtigt waren), ebenfalls unterteilt in I. und II.Klasse.

Aus der Klassifizierung kann man ganz grob die Bedeutung des Postamtes und auch in etwa das Postaufkommen ableiten.
Stundenstempel - also ein Satz Stempel gleichen Typs mit feststehenden Uhrzeiten - gab es natürlich nur dort, wo ein entsprechendes Briefaufkommen war.

Viele Grüße
Michael

Hallo an alle,

heute ein Brief von Köln nach Dillenburg mit einem Pärchen der Nr. 16 frankiert.

Eigentlich nichts besonderes, wenn nicht der gute Kölner Postbeamte einen Stempel vergessen hätte.

Kann schon mal bei den ansonsten akkuraten Preußen vorkommen.

Nicht schlimm, aber heute freuen wir uns darüber.

schöne Grüsse

Peterhz

Hallo,

Dank des Hinweises eines Forummitglieds habe ich endlich mal wieder einen Beleg meiner Heimatstadt bekommen.

Einen Paketbegleitbrief vom 14.05.1862 von Ratingen nach Hückeswagen.
Es ist auch der einzige Paketbegleitbrief den ich kenne.

Wenn man bedenkt das vielleicht einmal im Jahr ein Beleg von Ratingen auf dem Markt kommt, bin ich sehr glücklich ihn bekommen zu haben.

Vielen Dank Ulf für den Hinweis

schöne Grüsse

Peter

Hallo Peter

bei der Entfernung beider Orte - geschätzte 4 Meilen, war die Mindesttaxe von 2 Sgr zu erheben. Nach Gewichttaxe wären es nur (8Pfund * 1,5 Pfennige je Pfund = 12 Pfennige).

Da der Paketaufkleber eine relativ hohe Nummer trägt, würde ich die Hoffnung nicht aufgeben nochmals eine Paketbegleitung zu finden.

Ich werde weiter mein "Augen" für Dich offen halten.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulfi

Hallo zusammen,

heute ein Brief wo ich die Adresse nicht genau lesen kann. Falls es jemand kann, wäre ich dankbar.
Der Brief ist eigentlich nur eine einfach Frankatur der Nr. 16 , aber das Porto war nicht ausreichend ( Aus dem BriefKasten?)

@ Ulf
vielen Dank das Du die Augen offen hältst.

Schöne Grüsse

Peter