Hallihallo,
ein portogerecht frankierter Brief (bis 15 g 7½ Heller = 10 Pf.) + Einschreiben (15 Heller = 20 Pf.) der Ostafrikanischen Gesellschaft, abgeschickt Muansa 27.2.1907.
Mi 32 + 33
Der Empfänger Hermann Kuntz war mit Helene geb. Ausfeld verheiratet und auch noch 1928 als Pfarrer von Thörey tätig (Quelle: Schnepfenthäler Nachrichten, 1928).
Der Absender war der Bergingenieur und Geologe Julius Kuntz.
Er wurde am 18. Feb. 1865 in Apfelstädt bei Gotha geboren. 1891 machte er sein Examen in Freiberg/Sachsen. Auf Vermittlung der Deutschen Bank arbeitete er von 1904 bis 1906 für eine deutsche Bergbaugesellschaft in Johannesburg/Südafrika, wo er geologische Gutachten bei fast allen Goldgruben am Witwatersrand erstellte.
„Der Bergingenieur Julius Kuntz untersuchte i. d. Jahren 1907/08 und 1912/13 diese Lagerstätten [Goldbergwerke im nördlichen Deutsch-Ostafrika] und stellte bei einer Probeverarbeitung von 100 Tonnen Gestein der Mine von Sekenke einen Goldgehalt von 60g/t fest“ (Money Trend, 7-8 2008, S. 144). Seine Erkenntnisse fasste er 1909 in einem „Beitrag zur Geologie der Hochländer Deutsch-Ostafrikas unter besonderer Berücksichtigung der Goldvorkommen“ zusammen. Im selben Jahr schrieb er außerdem eine Abhandlung über die „Aussichten für den Bergbau in den deutschen Kolonien“. Kuntz untersuchte ferner die Diamant- und Erzvorkommen in Deutsch-Südwestafrika und bereiste weiterhin Französisch-Madagaskar, Kleinasien und Siebenbürgen. Als Beauftragter des österreichischen Kaiserhauses kam er sogar bis zum russischen Altai-Gebirge. Während des 1. Weltkrieges arbeitete er als Sachverständiger für Bergbau der Rohstoffabteilung des Kriegsministeriums in den Balkanländern. 1920 folgte er dem Ruf des chilenischen Industrieministeriums, um seine Arbeit in dem Andenland fortzusetzen. Sein Weg führte ihn auch nach Argentinien und Bolivien. Seit 1929 war Kuntz als Gutachter in Mexiko, Spanien, Portugal, Marokko, Sardinien und Abessinien tätig. Zuletzt untersuchte er 1936/37 für die Shantung Handels AG die Erzgruben in Niederländisch-Indien. Kuntz starb im Okt. 1940 in Klein-Machnow bei Berlin.
Julius Kuntz ist als hervorragender Repräsentant der deutschen Bergingenieure anzusehen. Er hat dazu beigetragen, dass bis heute in Deutschland ausgebildete Geologen und Bergingenieure eine wichtige Rolle im internationalen Montangeschäft spielen.
Sehr interessant finde ich die rückseitigen Beförderungsstempel.
Mit dem Bau der englischen Uganda-Bahn wurde 1896 begonnen. Sie verband den Hafen Mombasa mit dem Hinterland von British East Africa am nördlichen Victoria-See. Endpunkt der Bahn war 1904 Kisumu (747 km), wo man zusätzlich eine Hafen- und Werftanlage für den Dampfschiffsverkehr auf dem Victoria-See errichte. Mit dem Bau der Uganda-Bahn reduzierten sich die Kosten für Warentransporte von Uganda an die ostafrikanische Küste um sagenhafte 97 %.
Da die Deutschen mit ihrem Eisenbahnbau hinterher hinkten, wurde der Brief aus Muansa zur bereits fertiggestellten Bahnstation Kisumu befördert. Im Gegenzug begannen man auf deutscher Seite erst spät mit dem Bau einer eigenen Eisenbahn in Deutsch-Ostafrika. Das Projekt der Ostafrikanischen Zentralbahn startete 1905 in der Hafenstadt Daressalam. 1907 erreichte man Morogoro, 1909 Kilosa und erst am 1. Feb. 1914 den Endpunkt Kigoma am Tanganjika-See (1.245 km).
Das andere Bahnprojekt der Deutschen, die Usambara-Bahn, war bereits Juni 1893 in der Hafenstadt Tanga begonnen worden, doch konnte erst Ende Sep. 1911 der Endpunkt Moshi am Kilimandscharo (351 km) erreicht werden.
Die Ruanda-Bahn war das dritte Bahnprojekt der Deutschen. Ende 1913 begonnen, musste die Fortführung mit Beginn des 1. Weltkrieges 1914 eingestellt werden. Nachdem die Briten 1919 Deutsch-Ostafrika als Mandatsgebiet übernommen hatten ergänzten sie lediglich die Strecke von Tabora nach Muansa (379 km).