Moin,
Briefmarken haben mich eigentlich noch nie interessiert. Ich fand das Thema total langweilig. Mein Großvater war auch der einzige, der sich in unserer Familie dafür interessiert hatte. Eigentlich konnte ich den alten Herrn gut leiden, nur wenn's um seine Briefmarken, Geldscheine und Münzen ging, war er etwas eigen. Weshalb mich diese Sammelleidenschaft umso mehr abgeschreckt hat.
Nachdem ihn Gevatter Tod vor einigen Jahren von seiner Sammlung trennte, hatte ich den Kram auf'm Tisch. Und wusste überhaupt nicht, was ich damit soll. Vieles war völlig durcheinander, unsortiert, unzählige Tütchen, Kistchen, etc.
Aber weil er immer so geheimnsivoll tat, wollte ich wenigstens mal durchstöbern und habe versucht die Erbmasse ein wenig zu sortieren, wenigstens nach Ländern. Aber irgend eine Art Bazillus scheint in manchen dieser kleinen Papierfetzen zu leben. Irgendwie muss ich mich beim sortieren damit angesteckt haben. Ich werd' auch immer komischer was die Sammlung betrifft.
Ein Großteil ist geschlossen zum nächsten Händler gewandert. Vorsteckalben, Bund. Andere Marken haben's mir irgendwie angetan. Weniger die Werte, da erwarte ich nicht meine Rente mit aufbessern zu können. Aber da steckt Zeitgeist drin. Es sind kleine handwerkliche Kunstwerke. Spiegel ihrer Epoche, genauso wie Mode, Architektur, Musik, etc. Und geschichtlich schon immer interessiert, lebt mein Großvater, seine Leidenschaft und sein kleines Lebenswerk bei mir weiter. Und mittlerweile nicht nur der. Dann kam die andere Oma mit Opas kleinen Schätzen, der Großonkel verstarb und so weiter.
Jetzt bin ich der komische Kauz in der Familie. Und alle kommen an und meinen "hier du sammelst doch..."
Aber nein, ich sammel nicht. Ich sortiere nur.
Vorerst. Bis ich weiß, was mir Spaß macht weiterzuführen.
Die DDR wird's schonmal nicht. Devisenabzocker mit Stempelmanie. Abstempelungen für philatelistische Zwecke. Phila-phob ist sowas - und nicht auseinander zu halten, für mich.
Ich weiß noch nicht welche Bereich ich mal konsequent weiterführen möchte. Dazu müsste ich erstmal genauer wissen, was ich habe. Derzeit werden die Länder nach Jahren sortiert. Ein Irrsinn. "Alle Welt" ist wohl kaum noch ein zeitgemäßes Betätigungsfeld. Gibt's noch Übersee-Kataloge? Ich denke eher nicht. Ich müsste für alle Länder einen eigenen Katalog kaufen. Und da kommt das nächste Problem des Sammlers?
Das Kartell aus Händlern und Zubehör-Herstellern. Wenn ich etwas haben möchte, höre ich Katalogpreise. Wenn ich etwas loswerden will, höre ich nur Bruchteile davon. Ich habe bislang keinen Cent für Marken ausgegeben, aber Unmengen an Kohle für Zubehör gelassen. Und ich werde immer seltsam angeschaut, wenn ich mit meinen Steckkarten daherkomme. Aber die Alben haben mich in den Wahnsinn getrieben. Ich wusste ja nie was in der nächsten Schachtel auf mich wartet - und schon durfte ich wieder umstecken. Das tut den Marken bestimmt nicht gut, soweit sind meine Kenntnisse mittlweile gediehen. Ansonsten bin ich eher ein unwissender Briefmarken-Tölpel - auch wenn die Steckkarten nach ebay-Profi aussehen.
So, jetzt kennt ihr mich ein wenig und insbesondere meine Art mich auszudrücken
Danke an alle, die sich die Zeit nehmen und die Mühe machen meine Posts zu lesen und mir weiterzuhelfen. Ich werde auf absehbare Zeit wohl niemand sein, der gute Ratschläge geben oder sonderlich Wissen beisteuern kann. Dafür jemand, der das gerne und dankend annimmt.
Mein einziger Rat:
Die alten Falzalben habe ich in der newb-Übersicht vermisst, aber auch schon an entsprechender Stelle angemerkt. Ohne diese pfeffrig riechenden Urahnen der Vorsteckalben hätte ich den Zugang zu dieser Materie genauso wenig gefunden, wie ohne meine unzähligen Schächtelchen mit losen Marken, in denen n.m.E. durchaus die eine oder andere Besonderheit schlummern kann. Sicher, sie werden nicht höchsten Güteansprüchen gerecht. Aber Generationen von Sammlern hatten bestimmt auch ohne teures Zubehör ihre Freude an ihrem Hobby und konnten oder wollten nicht nur Luxusprachtausgaben repräsentativ konservieren. Als Platzhalter und Vergleichstücke finde ich unleserliche, verquetschte Stempel und nicht mehr ganz einwandfreie Stücke immer noch ausreichend. Ganz besonders stehe ich auf meine leicht gerösteten Stücke. Hier hat's eine Zeit lang heftig Eisen vom Himmel geregnet und dabei nicht nur Marken zerstört. Für mich sind Briefmarken Zeitdokumente, die ihren Reiz gerade im Widerspruch zu unserer heutigen hochglanzgewöhnten Optik entwickeln. Und selbst Museen und Restauratoren weichen davon ab alles auf neu zu polieren und schämen sich nicht mehr wenn der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen hat.
Quot homines, tot sententiae