Hallo,
kann mir jemand das Porto auf dem Paketbegleitbrief erläutern?
Von Weilburg nach Rennerod (ehem. TuT).
Vielen Dank!
Andreas
Hallo,
kann mir jemand das Porto auf dem Paketbegleitbrief erläutern?
Von Weilburg nach Rennerod (ehem. TuT).
Vielen Dank!
Andreas
Hallo Andreas44
die Entfernung zwischen beiden Orten beträgt 20 km, also etwas mehr als 2,5 Meilen. Dies entspricht der 1. Progressionsstufe (0 - 5 Meilen).
Die Gewichtstaxe berechnet sich mit 2 Pfennige * Pfund * Progressionsstufe. Ein angefangenes Pfund wird als volles Pfund berechnet. Der Gesamtbetrag ist auf ein Vielfaches eines 1/4 Sgr zu erhöhen.
Bei Deinem Brief:
2 Pfennige * 22 Pfund * 1. Progressionsstufe = 44 Pfennige = 3 2/3 Sgr - aufgerundet 3 3/4 Sgr.
Wie siegelseitig notiert kam noch 1/2 Sgr Bestellgeld für den Brief hinzu. Der Empfänger zahlte also insgesamt 4 1/4 Sgr.
Die Mindestfahrposttaxe betrug hier 2 Sgr und da diese niedriger ausfiel als nach Gewicht, ist letztere anzuwenden.
Mit freundlichem Sammlergruss
Ulf
Hallo Andreas
Die von Magdeburger angestellte Berechnung würde ich so stehen lassen.
Anzumerken ist lediglich dass wir uns am 09.11.1868 bereits im Norddeutschen Bund befinden. Weilburg als ehemaliges Thurn und Taxis Postort bekam am 01.01.1868 eine neue Währung. 1 Thaler = 30 Groschen / 1 Groschen = 12 Pfennig.
Vorderseitig wurde der Paketnummernzettel weiterverwendet.
Hallo Magdeburger und guy69,
vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort. Jetzt habe ich es verstanden.
Jedoch habe ich noch folgende Zusatzfragen:
Wieso ist der (Paketbegleit-)Brief nicht mit Freimarken frankiert?
Mit Groschen und Sgr (Silbergroschen) ist immer dasselbe gemeint?
Die 1/2 Sgr Bestellgeld sind für den Brief oder für das Paket?
Wurde das Porto immer in Sgr und nie in Pfennige ausgezeichnet? Weshalb?
Abermals vielen Dank für die Antwort.
Mit freundlichem Gruß Andreas
Hallo Andreas44
im Norddeutschen Postbezirk, galten grob 2 Währungen. Einerseits den Thaler und andererseits den rheinische Gulden. In Sachsen war z.B. ein Thaler 30 Neugroschen = 300 Neupfennige, in Preussen 30 Silbergroschen = 360 Silberpfennige.
Den Taxbestimmungen wurde der Thaler in Silbergroschenstückelung zu grunde gelegt, bzw. den Gulden dann in Kreuzerstückelung. Damit lassen sich für Sendungen zwischen alle deutschen Orte des Norddeutschen Bundes, jedoch auch von / nach / durch / innerhalb Badens, Bayern usw. die Taxen bestimmen.
Dies galt sowohl für die Brief- als auch für die Fahrpost! Bei letztern mit Annahmen in den Nichtmitgliedstaaten wie Bayern.
Für Paketsendungen galt in der Thalerwährung 2 Pfennige je Pfund je Entfernungsprogression, in der Guldenwährung sind die 2 Pfennige durch 7/12 Kreuzer zu ersetzen. Es war immer auf ein Vielfaches eines 1/4 Sgr bzw. ganzen Kreuzer zu ergänzen.
Weiterhin war es so, dass entweder frankiert oder eben nicht möglich war. Bei der Fahrpost gab es auch keinen Zuschlag, so dass es wertmäßig gleich bleibt.
Dein Brief + Paket ist Porto aufgegeben worden und mußte somit vom Empfänger bezahlt werden.
Theoretisch hätte der Absender auch die Gebühr hierfür bezahlen können und das ist sowohl bar als auch Freimarken möglich.
Das Bestellgeld war allgemein nur für den Brief - leichte Pakete wurden allgemein mit zugestellt. Hier galten weitesgehend noch die Bestimmungen der "alten" Posthoheiten und sind entsprechend auch nicht überall gleich.
Die Gesamtsumme ist (meistens) in Sgr in den Thalergebieten ausgeworfen worden, jedoch lassen sich 1/4 und 3/4 Sgr z.B. nicht in Sachsen darstellen. Ein Silbergroschen = 12 Silberpfennige - dort 1 Neugroschen = 10 Neupfennige, so dass 1/4 Sgr 3 Neupfennige, 1/2 Sgr 5 Neupfennige und 3/4 Sgr 8 Neupfennigen entsprechen.
Du siehst, es ist alles nicht ganz so einfach...
Mit freundlichem Sammlergruss
Ulf
P.S. Die Zeiten ab 01.01.1868 sind nicht mehr so mein Ding....
Bei Thurn und Taxis waren die Begleitbriefe bis 1 Loth frei. Wäre das hier vor dem 30.06.1867 stammt die siegelseitige Notierung für die Bestellung des Paketes. Desgleichen gilt für die Freimachung auf dem Brief. Bei Taxis war das erlaubt (ab 01.11.1866).
Leider fehlen mir die Unterlagen für die spätere Zeit. Wie ich schon schrieb befinden wir uns hier im Norddeutschen Bund. Offiziell sollte in Thaler und Groschen gerechnet werden. Wie gesagt ab 01.01.1868 gab es die neue Währung. Wie lange haben wir noch Mark zum Euro gesagt.
Hallo guy69
Preussen übernahm die thurn- und taxische Post zum 01.07.1867 und teilweise kam es zu einer Angleichung der Gebührensätze. Laut den mir bekannten Informationen kostet bis 30 Pfund die Bestellung incl. Paket 1/2 Sgr in Taxis - in Preussen wäre 1 Sgr angefallen. Diese jedoch nur für die Ortsbestellung und nicht für die Landbestellung.
Allerdings bleibt fraglich, ob überall auch tatsächlich eine Bestellung der Pakete möglich war und wenn wie.
In Preussen und später auch im Norddeutschen Postbezirk kostete die Bestellung des Begleitbriefes im Orte 1/2 Sgr - ohne das ein Paket mit bestellt wurde. Hierzu habe ich auf die Schnelle nicht gefunden...
Noch etwas zu den Kosten des Begleitbriefes bei der Aufgabe.
Allgemein war es üblich, diesen kostenfrei zu befördern. Nur wenn er gleich bzw. mehr als ein Zoll-Loth wog, wurde er mit der Fahrposttaxe belegt. Er sollte auch immer unbeschwert sein, also selbst kein Geld enthalten, denn dies gehörte in das Paket.
Mit freundlichem Sammlergruss
Ulf
Hallo Magdeburger und guy69,
nochmals vielen Dank für die ausführliche Info.
Größtenteils habe ich es verstanden und kann den Beleg jetzt beschriften.
Mit freundlichem Sammlergruß
Andreas