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hier die ersten Kapitel zum Buch.....
Farbige Briefmarkenträume von Friedensreich Hundertwasser
Die Hundertwasser – Kollektion - ein Künstler gestaltet Briefmarken
Peter Zimmermann
Hundertwasser liebte Briefmarken. Er wünschte sich, dass jede Briefmarke ein Kunst-werk sein soll. Wie kein anderer Gegenstand des modernen Lebens schien sie ihm dazu prädestiniert, denn sie ist dazu bestimmt, Botschaften von Mensch zu Mensch zu brin-gen. Sie kann jeden erreichen, und jeder kann sie sammeln. Aber sie soll erst einer Sammlung eingefügt werden, wenn sie ihre Funktion erfüllt hat, wenn sie unterwegs war und so ihr Schicksal mitbringt. „Die Briefmarke, die nicht auf einem Brief verschickt wurde, ist keine Briefmarke“, sagte Hundertwasser. „Sie hat niemals gelebt, sie ist eine Attrappe. Sie ist wie ein Fisch, der nie geschwommen ist. Sie ist wie ein Vogel, der nie-mals geflogen ist. Eine Briefmarke Muss als Briefmarke gelebt haben.“ Eine Briefmarke Muss den Poststempel tragen, im Innern des Briefkastens und des Postsacks gelegen haben, Muss mit Bahn, Auto, Flugzeug gereist sein und so Absender und Empfänger miteinander verbinden, um wirklich den Namen Briefmarke zu verdienen.
Schon in seiner Jugend hat Hundertwasser Briefmarken geliebt und gesammelt. Als 14jähriger Realschüler schrieb er ein langes Gedicht über die Schönheit der Briefmar-ke. Und er schrieb Briefe „An einen unbekannten Briefsammler“ in verschiedenen eu-ropäischen und außereuropäischen Städten und Ländern, und auf etwa drei Briefe, die er losschickte, so erinnerte er sich, kam eine Antwort. Damit begann ein lebhafter Aus-tausch von Marken, es kam Post aus Indien und Irland, aus Marokko, Schweiz, Ameri-ka und vielen anderen Ländern. „Es war ein Vorspiel zu meiner heutigen Aktivität als Maler mit Ausstellungen in der ganzen Welt. Tatsächlich haben die Briefmarken in mir den Wunsch geweckt, Maler zu werden.
Ich wollte auch so kleine Bilder malen, so bunt, so voll Leben, so schön wie die Brief-marken, und damit die Welt erobern.
Und lange war ich unglücklich und unzufrieden, weil die Bilder, die ich malte, den Ver-gleich mit den Briefmarken nicht aushielten.“
„Die Briefmarke war für mich ein heiliger Gegenstand. Die Menschen die sie machten, waren für mich Halbgötter, viel unerreichbarer als die Könige dieser Erde.
Die Briefmarken und ihre Schöpfer waren für mich die wahren Botschafter dieser Erde, die wahren Abgeordneten eines Weltparlamentes.“
„Die kleinen Bilder kann man bei sich tragen, in kleinen Büchern. Sie sind wie Kultob-jekte, wie Ikonen. Man stellt sich phantastische Weiten vor und träumt.
Man tauscht Briefmarken, die man doppelt hat und die, die einem weniger gefallen, ge-gen andere, die in allen Farben leuchten. Man kann jedes Detail mit der Lupe sehen.
Deshalb bin ich stolz, dass ich Briefmarken für Senegal machen darf, ein fernes und exo-tisches land, das ich liebe.
Und noch dazu kann ich all die wunderbaren Landschaften, die ich ein Leben lang als Maler entdeckt habe, in den Briefmarken auferstehen lassen.
So werden die wunderschönen Träume meiner Jugend zu einer noch wunderbareren Wirklichkeit, weil es zu Kristall gewordene Träume sind, Bilder einer jenseitigen Welt, die sich realisiert haben, erstarrt in kleinen Bildern, die man richtig sehen und berühren kann und aufkleben auf Briefe und von einem fernen Land in ein anderes fernes Land senden kann.“
„Und die allergrößte Freude für mich ist die, dass ich selbst Hundertwasser-Briefmarken sammeln und neben die anderen schönen, die ich besitze, einreihen kann.“ (Hundertwasser, am 23. März 1979)
Fortsetzung folgt...
retep