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Postablagestempel (nicht nur aus Bayern)

  • balf_de
  • 3. April 2010 um 18:27
  • balf_de
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    • 3. April 2010 um 18:27
    • #1

    Hallo zusammen !

    Einige Zeit habe ich jetzt damit verbracht, einen Thread zu suchen, an den ich mich mit meinen Heidelberger Postablagestempeln halbwegs passend anschließen kann, weil sie alleine ganz sicher nicht ausreichen, einen einigermaßen nachhaltigen Thread zu beginnen. Aber der „Uhrradstempel-Thread“, der sich nach anfänglichen Schwierigkeiten überraschend positiv entwickelt hat, macht mir Mut, es doch mit einem neuen Thread zu versuchen. Zumal – ich habe mich schlau gemacht – es von den meisten altdeutschen Staaten Landpost und Postablagen oder ähnliches gab.

    Dass mir als „Badener“ ein gewisses Vorrecht zusteht, mit einem meiner Belege zu beginnen, leite ich einfach aus der Tatsache ab, dass jedes Vordruckalbum, jeder Katalog, auch fast jeder Auktionskatalog seinen Altdeutschland-Abschnitt mit BADEN beginnt (bis auf Deider, natürlich :D ...)

    Deshalb ohne weitere Vorrede zu meinem ersten Postablagestempel (das posthistorische Fundament für die Einführung und Entwicklung der badischen Postablagen will ich gerne später nachliefern, wenn sich das Ganze entsprechend entwickelt)

    Ein 6-Kreuzer-Briefumschlag (U10) wurde auffrankiert mit einer 3 Kreuzer-Marke (Nr. 18), um das 9 Kreuzer Porto für einen Postvereinsbrief aus dem Landort Schönau bei Heidelberg ins preußische Bonn – mehr als 20 Meilen entfernt – abzudecken.

    Die Postablage in Schönau war von den insgesamt 11 Postablagen im Bereich der Expedition Heidelberg diejenige mit dem größten Postaufkommen – meine Beobachtung deckt sich hier mit der Kataolgbewertung des Stempels.

    Viele Grüße
    balf_de

  • balf_de
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    • 5. April 2010 um 10:26
    • #2

    ... Das habe ich jetzt davon, dass ich mich hier vorgedrängt habe! Ganz sicher habe ich die Bayern schwer gekränkt – von den Württembergern ganz zu schweigen (wann ist im Altdeutschland-Album eigentlich Württemberg an er Reihe ?). ;)

    Oder ihr wartet hier geduldig, bis ich mein Pulver verschossen habe – weil man den Badenern ja den Vortritt lassen muss.

    So war das aber nicht gemeint – gerade die Vielfalt der unterschiedlichen Landpost-Stempel könnte den Thread reizvoll machen. Und natürlich sollten hier nicht nur Belege gezeigt werden sondern auch lose Briefmarken:

    Eine Baden Nr. 18 aus der Postablage Schönau, die wohl zu einem Brief gehörte, der an einen Empfänger außerhalb der Postexpedition Heidelberg adressiert war. Deshalb hätte der Postablagestempel eigentlich als Nebenstempel abgeschlagen werden müssen (wie in meinem ersten Beitrag). In Heidelberg „korrigierte“ man den Fehler und schlug den Nummernstempel 57 zusätzlich ab.

    Viele Grüße
    balf_de

  • Schnulli
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    • 5. April 2010 um 10:59
    • #3

    Hier von der Rückseite meines hier im Beitrag Württembergbriefe mit 2 Marken frankierten gezeigten Briefes der Postablagestempel Eppingen und Richen.

    Bilder

    • A_WttbgPostablEppingenRichen.jpg
      • 82,05 kB
      • 957 × 680
      • 393

    Es grüßt alle Leser der Schnulli

  • Nordlicht
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    • 5. April 2010 um 12:19
    • #4

    Hallo allerseits,

    einen einsamen Brief aus Baden kann ich auch beisteuern:

    Meersburg - Postablage Mimmenhausen.

    Zum "posthistorischen Fundament für die Einführung und Entwicklung der badischen Postablagen" kann ich leider nichts beitragen, werde das aber mit großem Interesse weiter verfolgen ...

    Viele Grüße
    Nordlicht

  • bayern klassisch
    Gast
    • 5. April 2010 um 12:22
    • #5

    Hallo Nordlicht,

    das ist ja ein wunderschöner Brief. :P

    Als Einschreiben würde der von Bayern 100 Euro mehr kosten als normal, weil es von Postablagen nur ganz wenige eingeschriebene Briefe gibt.

    Trifft das auf Baden auch zu?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch, der hier auch gerne mitliest ... :)

  • Nordlicht
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    • 5. April 2010 um 12:56
    • #6

    Hallo bayern klassisch,

    danke, diesen Brief habe ich schon seit etlichen Jahren - und hier bot sich eine gute Gelegenheit, ihn zu zeigen und balf_de bzw. die Baden-Fraktion zu unterstützen :).
    Mit dem Preisniveau bzw. der Seltenheit von Baden-Briefen kenne ich mich allerdings nicht aus ...

    Viele Grüße
    Nordlicht

  • balf_de
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    • 5. April 2010 um 15:03
    • #7
    Zitat

    Original von Nordlicht
    und hier bot sich eine gute Gelegenheit, ihn zu zeigen und balf_de bzw. die Baden-Fraktion zu unterstützen :).


    Hallo Nordlicht !
    Das nenne ich eine Unterstützung - vielen Dank dafür, dass Du uns diesen Brief nicht vorenthalten hast - @bayern klassisch's Analyse ist nichts hinzuzufügen! Zur Seltenheit von eingeschriebenen Sendungen aus Postablagen in Baden kann ich nur sagen, dass ich noch keine gesehen habe; auch z.B. in Rainer Brack's über 500 Seiten starker Landpost-Broschüre nicht.
    Schade, schade, dass der Brief nicht aus Heidelberg kommt - wir kämen bestimmt ins Geschäft ....

    Lieber bayern klassisch, hallo zusammen !

    Versprochen ist versprochen: ich wollte etwas zur Entwicklung der Postablagen in Baden sagen.

    Beginnen möchte ich mit der Beschreibung des Zustands vor der Einführung der Landpost in Baden im Jahr 1859, das Kaspar Löffler in seiner "Geschichte des Verkehrs in Baden" wie folgt beschreibt:

    "Entwicklung des Landpostdienstes bis 1859

    VERSORGUNG DER LANDORTE BIS 1859

    Die Bestellung der nach den Landorten bestimmten Briefschaften geschah bis zum Jahre 1859 größtenteils durch die in jedem Amtsbezirk angestellten Amts- oder Gemeindeboten, an den Orten mit nicht ärarischen Postanstalten durch die Postboten.

    Die Amtsboten befanden sich teilweise in den Amtsstädten selbst und unternahmen von hier aus Rundgänge durch die einzelnen Gemeinden, teilweise waren sie in den Gemeindeorten und kamen an bestimmten Tagen der Woche in die Amtsstadt, um die Amtsschreiben an die Gemeinden beim vorgesetzten Amt und den übrigen Behörden in Empfang zu nehmen.

    Bei einzelnen Ämtern war die Zahl der Amtsboten beträchtlich, so hatte das Amt "Waldshut" 6, "St. Blasien" 11, "Freiburg" und "Ettenheim" je 15, "Kenzingen" 16 und "Triberg" sogar 21 Amtsboten, für die die Gemeinden Beiträge, die zwischen 249 und 1.080 Gulden schwankten, beizusteuern hatten.

    Die Bestellgänge der Amtsboten erfolgte in der Regel zwei - in wenigen Amtsbezirken dreimal, diejenigen der Postboten, soweit überhaupt solche vorhanden waren, nur an wenigen Orten mehr als einmal wöchentlich.

    Es konnte bisher der Fall sein, dass ein Brief für die ersten 100 Stunden, die er zurückzulegen hatte, kaum die Hälfte der Zeit brauchte als für die letzte Stunde, weil die Boten in der Regel nur zweimal wöchentlich die Briefe von der Poststation auf die Landorte trugen.

    MISSSTANDE

    Für die von den Landortbewohnern zu versendenden Briefschaften war keinerlei besondere Fürsorge getroffen; an manchen Orten mit geringerem Postverkehr, wo besondere Gänge für die Boten nicht lohnten, waren diese sozusagen dem Schicksal überlassen; die Briefschaften konnten nur dann ausgeliefert oder in der Amtsstadt bestellt werden, wenn zufällig ein Einwohner in dem Postort zu tun hatte und aus Gefälligkeit die Briefe besorgen wollte.

    Fahrpoststücke vollends durften den Amts- wie den Postboten nur bis zum Wert von 15 Fl. übergeben werden; bei höherem Wert hatte sie der Absender selbst zur Post zu bringen, und der Empfänger dort selbst abzuholen!

    Dazu kam noch, dass der Amts- und Gemeindebotendienst vielfach durch alte gebrechliche Männer, durch Frauen und Kinder besorgt wurde, und keine Sicherheit für Wahrung des Briefgeheimnisses sowie pünktliche Zustellung, ebenso wenig Gewissheit der Ersatzleistung bei Beschädigungen und Verlusten geboten war.

    In manchen Gemeinden war der Amtsbotendienst mit dem Polizeidienerdienst vereinigt und für beide Dienste ein gemeinsames Gehalt ausgeworfen; vielfach waren die Amtsboten zugleich Postboten.

    Den wesentlichen Übelstand bildete indes die geringe Zahl der wöchentlichen Botengänge, die zu den meist täglichen Postkursen in einem eklatanten Missverhältnis standen; es war gang und gäbe, dass die Briefe nach Landorten bei der Postexpedition des Bestellpostortes drei bis vier Tage liegen blieben! Die Bewohner in den Landorten sahen sich daher gegenüber den mit Postanstalten versehenen Orten im Genusse einer vielbegehrten Staatseinrichtung benachteiligt und hatten vollauf Grund zu Beschwerden, die denn auch vielfach in öffentlichen Blättern, wie in den landeständischen Kammern vorgebracht worden sind."

    Soweit Löffler; bei den "Bayrischen Landbriefträgern" habe ich die Situation aus Sicht der Gemeindeämter ebenfalls mit einem Zitat aus diesem Buch beschrieben.

    Die Lösung der Probleme erfolgte am 29. März 1859. Schreibfaul, wie ich bin, möchte ich die der Landbevölkerung erwiesene Wohltat des Souveräns in der Anlage zeigen.

    Fortsetzung folgt!

    Viele Grüße
    balf_de

  • bayern klassisch
    Gast
    • 5. April 2010 um 15:53
    • #8

    Lieber balf_de,

    vielen Dank für alles - das ist PO, wie sie es sein soll. :) :P

    Wird gleich gespeichert und studiert. :) Sollte jeder so machen ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • balf_de
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    • 5. April 2010 um 16:59
    • #9
    Zitat

    Original von bayern klassisch
    ... Sollte jeder so machen ...


    Lieber bayern klassisch !
    Ich fürchte, dann brauchen wir hier bald wieder einen neuen Server ..
    Du hast Dich nämlich zu früh gefreut; ich habe noch etwas vorbereitet:

    Hallo zusammen !

    Es geht weiter – ihr habt es so gewollt.

    Aus dem Text des Großherzoglichen Erlasses gehen die Funktionen der Postablagen hervor:

    In der Postablage konnten Briefe frankiert und eingeschrieben, auch Pakete und Wertsendungen, aufgegeben werden. Ersteres wurde postalisch als "Briefpost" bezeichnet, während Briefe mit Wertangabe, Pakete aller Art und Nachnahmen (je nach Höhe) der Fahrpost unterlagen. Postablagen waren ,,halbamtlich", sie standen also zwischen den ganz privaten Postennehmern für die abseits der Botenstrecke Wohnenden, und den Postämtern. Auf Grund der Eingaben der einzelnen Gemeinden wurden die Postablagen errichtet.

    Aus der öffentlichen Verordnung zur Einrichtung der Postablagen ist zu entnehmen, dass es Differenzierungen bezüglich der zulässigen Poststücke gab:

    „In wichtigeren Landorten oder wo besondere Verhältnisse es erfordern, werden Postablagen errichtet, deren Dienst durch eigens aufgestellte Postabnehmer versehen wird und welche mit der nächsten Postanstalt entweder durch Postkurse und andere geeignete Fuhrwerke oder durch Fußboten in Verbindung gesetzt werden. Bei denjenigen Postablagen, welche mit der nächsten Großherzoglichen Poststelle durch einen Postkurs in Verbindung stehen, können Pakete und Wertsendungen ohne Beschränkung des Gewichts und Werts gegen Bescheinigung aufgegeben werden. Bei den übrigen Postablagen ist diese Aufgabe nur bis zu 5 Pfund Gewicht und bis zu 100 fl. Wert im einzelnen Fall zulässig.“

    Im Gegensatz zu unseren heutigen so sehr geschätzten Postagenturen – mit denen sich ein Vergleich zunächst aufdrängen könnte – waren die in den Postablagen tätigen Beschäftigten aber nicht selbstständig sondern beamtete Mitarbeiter. Die „Postabnehmer“ bezogen ein festes Gehalt:

    „Die angegebenen fixen Gehalte der Postabnehmer begreifen die Vergütungen in sich für die Annahme und Expedierung der bei der Postablage zur Aufgabe kommenden Postalien und je nach den in dem anliegenden Verzeichnisse getroffene Bestimmungen, in so fern nämlich die Bestellung nicht durch den Landpostboten zu geschehen hat, für die täglich ein- oder zweimalige Zustellung der ankommenden Postalien am Orte der Postablage selbst, sowie endlich für die Zustellung der ankommenden Postalien in den der Postablage etwa zugeteilten Bestellungsorten. Außerdem bleibt den Postabnehmern der Bezug der Scheingebühren für die bei ihnen aufgegebenen Sendungen, für welche Postscheine genommen werden, überlassen, wogegen sie die dazu benötigten Impressen von ihrer vorgesetzten Poststelle gegen Barzahlung zu beziehen haben.“

    Die Postablagen erhielten von den zuständigen Postanstalten die dorthin adressierten Postsachen täglich zugestellt. Aus praktischen Gründen wurde eine Postablage auch von zwei und sogar vier verschiedenen Postämtern bedient, z.B. die Postablage Vordertodtmoos wurde über die Zeit von 1863 bis 1871 im Wechsel versorgt von den Postämtern Brennet, St. Blasien, Wehr und Schopfheim. Ähnlich verhält es sich bei den Postablagen Birkendorf und Grafenhausen, welche beide sowohl von Bonndorf wie auch von Thiengen über längere Zeit versorgt wurden.

    Eine wesentliche Änderung, die besonders für uns Philatelisten von Bedeutung ist, ergab sich im Jahr 1864: nachdem bisher in den Postablagen der gleiche Nummernstempel (= Uhrradstempel) wie in der Brieflade der jeweiligen Gemeinde Verwendung fand, erhielten jetzt die Postablagen besondere Stempel. Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Uhrradstempel also auch als Postablagestempel zu bezeichnen.

    Die nachstehende Verfügung vom 23.12.1863 der Generaldirektion der Verkehrsanstalten zitiere ich aus Rainer Brack’s „Landpost im Großherzogtum Baden“ von 2005. (wie auch die beiden obigen Zitate):

    „Direktion der Großherzoglichen Verkehrsanstalten Verfügung No. 44418.
    Die Einführung von Ortsstempeln bei den Postablagen betreffend

    Für die Gr. Postablagen sind besondere Ortsstempel von ovaler Form angefertigt worden, welche in größerer Schrift den Namen der Gr. Postexpedition (Posthalterei, Postverwaltung, Postamt), in deren Taxbezirk die Postablage liegt und darunter in kleinerer Schrift den Namen des Postablageortes enthalten. Diese Stempel werden den Gr. Postämtern bzw. Post- und Eisenbahnämtern zur Abgabe an die Postablagen ihres Bezirks von der Postmaterialverwaltung unverweilt zugesandt werden und über deren Gebrauch wird hiermit folgendes zum Vollzuge vom 1. Januar kommenden Jahres an (1864) bestimmt:

    Die Gr. Postablagen haben auf die im Postablageorte zur Aufgabe kommenden Postsendungen nicht mehr den Nummernstempel, sondern den neuen Ortsstempel und zwar bei Briefen auf die obere linke Ecke der Adressseite und bei Fahrpostsendungen auf eine geeignete freie Stelle der Adresse der Sendung bzw. des Begleitbriefes aufzudrücken.

    Die bestehende Vorschrift, wonach sämtliche in Landorten aufgegebene Postsendungen mit dem betr. Nummernstempel versehen werden sollen, tritt daher bezüglich der Postablageorte außer Kraft.

    Für die in gewöhnlichen Landorten aufgegebenen Postsendungen bleibt die vorgeschriebene Verwendung der Nummernstempel auch fernerhin beibehalten. Die Gr. Postablagen haben jedoch auf diejenigen dieser Sendungen, welche ihnen von ihren Briefträgern bzw. von den bei ihnen stationierten Landpostboten zur Weiterbeförderung eingeliefert werden, neben den Abdruck des betr. Nummernstempels auch noch ihren Ortsstempel aufzudrücken.

    Die Gr. Postablagen haben ferner auf die ihnen von den Gr. Postexpeditionen zur Bestellung im Postablageorte und in den ihnen zugeteilten anderen Bestellungsorten zukommenden Postsendungen einen Abdruck ihres Ortsstempels auf der Siegel- bzw. Rückseite anzubringen. Soweit den Gr. Postablagen nach Maßgabe des § 23 ihrer Dienstinstruktion die Entwertung der Freimarken obliegt, haben dieselben dazu gleichfalls den Ortsstempel zu verwenden.

    Zum Abdruck der Ortsstempel ist wie bei den Nummernstempeln durchweg gute Schwärze zu benutzen. Auf die deutliche Stempelung ist besondere Sorgfalt zu verwenden. Die künftig entbehrlichen Nummernstempel der Postablageorte sind von den Postablagen in der ersten Hälfte des kommenden Monats Januar an das vorgesetzte Gr. Postamt bzw. Post- und Eisenbahnamt einzuliefern.

    Die im Absatz 2 des § 30 der Landpostboteninstruktion angeordnete Entwertung der Freimarken durch die Landpostboten wird in Übereinstimmung mit dem desfalls für die Gr. Postablagen vorgeschriebenen Verfahren gleichzeitig dahin beschränkt, dass die Landpostboten künftig nur noch die Freimarken von solchen unterwegs erhobenen Briefen etc. (mittels eines Abdrucks des betr. Nummernstempels) entwerten dürfen, welche sie entweder selbst sofort zu bestellen oder die sie nach § 26 ihrer Dienstinstruktion einem anderen Boten zur sofortigen Bestellung unmittelbar zu übergeben haben.

    Die Gr. Postexpeditionen sind auch fernerhin gehalten, die ihnen in den unmittelbaren Ausweisstellungen von den Postablagen zukommenden Postsendungen hinsichtlich der Stempelung und Entwertung so zu behandeln, als wären sie bei ihnen selbst aufgegeben worden. Sie haben daher auf diese Sendungen, tunlichst neben oder unter den Abdruck des Postablagestempels, wie bisher ihren Ortsdatumstempel aufzudrücken, und die darauf befindlichen Freimarken vorschriftsmäßig zu entwerten.

    Dieselben haben ferner beim Eintrag der ihnen von den Postablagen eines andern Taxbezirks in unmittelbarer Ausweisstellung zur Weiterbeförderung zukommenden Fahrpoststücke in die Fahrpost - Manuale und Karten den Namen der Postexpedition ect. zu deren Taxbezirk die Postablage gehört, als Aufgabeort anzugeben und im Frankofalle zur Begründung der Verrechnung des bad. Frankos die nähere Bezeichnung: L. P. (Landpost) unter den Namen des Aufgabeorts zu setzen. Die Instruktionen für die Landpostboten und Postablagen sind entsprechend zu berichtigen.

    Die Gr. Postexpeditionen ect. haben die Ortsstempel der in ihrem Taxbezirk liegenden Postablagen mit dem Werte von 2 fl. 12 Kr. das Stück unter Berufung auf gegenwärtige Generalverfügung in ihrem Postinventar in Zugang zu schreiben. Karlsruhe, den 23. Dezember 1863.“

    Soweit der Text, bei dem sich Brack auf C.Lindenberg “Die Briefmarken in Baden“ bezieht.

    Hoffentlich haben wir jetzt ein genügend umfangreiches posthistorisches Fundament für die badischen Postablagenstempel aufgebaut – (hoffentlich gibt es nicht für alle altdeutschen Staaten so viel Theorie ...)

    Zur Erholung und Belohnung für euere Ausdauer möchte ich wenigstens noch meinen schönsten Postablagestempel zeigen – aber ohne weiteren Kommentar – einen Bahnpostbrief aus dem „Filialbureau Carlsthor“ nach Karlsruhe.

    Viele Grüße
    balf_de

  • bayern klassisch
    Gast
    • 5. April 2010 um 17:11
    • #10

    Lieber balf_de,

    toller Beitrag, erstklassige Infos und ein Schmankerl zum Abschluß - ach könnte nicht jeden Tag Ostern sein? :)

    Vielen Dank und liebe Grüsse von bayern klassisch

  • balf_de
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    • 6. April 2010 um 16:53
    • #11

    Hallo zusammen !

    Wenn ich „leider“ sagen würde, wäre es gelogen: ich habe Nordlicht und auch @bayern klassisch eine falsche Auskunft gegeben: zwar bin ich nach wie vor überzeugt, dass Einschreiben, die bei Postablagen abgegeben wurden, selten sind; aber es ist unrichtig, dass ich so etwas noch nicht gesehen habe. :ups:

    Bei meinen Briefumschlägen habe ich einen Chargé-Brief gefunden: :D
    ein 6-Kreuzer-Briefumschlag (U 10) aus der Postablage HD-Ziegelhausen nach Frankfurt; leider nicht weiter datierbar.

    Auffallend ist, dass sowohl bei Nordlicht’s als auch diesem Brief die Rekonummer fehlt. Es ist davon auszugehen, dass die Postabnehmer in den Postablagen mangels Praxis wenig Ahnung von der richtigen Behandlung einer Einschreibesendung hatten.

    Viele Grüße
    balf_de

  • bayern klassisch
    Gast
    • 6. April 2010 um 17:08
    • #12

    Lieber balf_de,

    wenn du Flüchtigkeitsfehler so konterst, darfst du ruhig mehr davon begehen ... ;)

    Ich habe im Rahmen meiner eher flüchtigen Beobachtungen über die badischen Briefe recht viele Chargébriefe sehen können, die keine Reko - Nummer aufwiesen.

    Mir ist schleierhaft, da ich das Verfahren damals gut kenne, wie man bei einem Verlust eine Rekobriefes ohne Nummer den Laufweg hätte nachverfolgen wollen.

    In allen mir bekannten Briefkarten waren Chargébriefe einzeln auszuweisen und mit ihrer alten (und ggfls. neuen) Rekonummer versehen gegen Unterschrift zu überstellen.

    Aber bei Baden bin ich noch ein großer Laie und komme vlt. irgendwann einmal hinter das Geheimnis der Manipulation dieses qualifizierten Postsonderdienstes.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • balf_de
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    • 9. April 2010 um 19:32
    • #13
    Zitat

    Original von bayern klassisch
    Mir ist schleierhaft, da ich das Verfahren damals gut kenne, wie man bei einem Verlust eine Rekobriefes ohne Nummer den Laufweg hätte nachverfolgen wollen.


    Lieber bayern klassisch !

    Leider bin ich diesbezüglich kein bisschen schlauer als Du. Deine Beobachtung, dass die Nummer häufig fehlt, kann ich aber bestätigen.

    Beim Blättern in Brack's Landpost-Handbuch bin ich bei seiner Beschreibung der Karlsruher Situation über den folgeneden abgebildeten Text gestolpert: Es handelt sich um einen Auszug eines öffentlichen Anschlags mit dem Titel: "Übersicht der in Karlsruhe ankommenden und abgehenden Postkurse für den Sommerdienst ab dem 1.6.1864 anfangend"

    Im ersten Abschnitt ist von einer Brieflade die Rede, die wohl im Bahnhofs-Bereich installiert war.
    Offensichtlich konnte man optional entscheiden, ob man einen "Postschein" brauchte. Aber - wie gesagt - ganz klar ist mir dann nicht, was "eingeschrieben" überhaupt bedeutete. (Abgesehen davon, dass die Chargé-Gebühr erst ab 1868 mitfrankiert werden konnte) ?(

    Aber ich denke, das Rätsel sollte zu klären sein!
    Viele Grüße
    balf_de

  • balf_de
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    • 9. April 2010 um 20:07
    • #14

    Hallo zusammen !

    Es sieht ganz so aus, als wartet ihr nur darauf, dass ich mein Pulver bald verschossen habe, bevor ihr euere Postablagestempel hier zeigt ...
    Keine Sorge - bald geht mir die Puste aus ...

    Vielleicht kann ich mit diesem Brief aus der Heidelberger Postablage Kirchheim in bayerische Würzburg aus dem Jahr 1871 jemanden aus der Reserve locken :)

    Viele Grüße
    balf_de

  • Magdeburger
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    • 10. April 2010 um 11:04
    • #15

    Hallo Zusammen

    ich kann zwar nichts direktes beitragen.
    Die Frage, ob es ohne die "Nummern" irgendeine Möglichkeit gibt, einen solche "Sendung" wiederzufinden, bin ich auf folgenden interessanten Paragraphen aus dem Gesetz zum Postwesen von 1860 (Preussen) gestossen.

    Er handelt zwar nicht direkt davon - jedoch indirekt beinhaltet er eine Möglichkeit.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    Suche Belege von Magdeburg bis 31.12.1867 sowie Belege mit Packkammerstempel

  • bayern klassisch
    Gast
    • 10. April 2010 um 13:58
    • #16

    Lieber Magdeburger,

    danke fürs Einstellen dieser hoch interessanten Passage, die es auch in bayer. Instruktionen fast wörtlich gibt. :)

    Es sind aber m. E. zwei paar Stiefel.

    Bei dieser Vorschrift ging es um "frische" Briefe, die noch auf der Post lagen bzw. gerade kurz zuvor abgesandt worden waren, bei dem von mir angesprochenen Problem der Nachforschung vermeintlich nicht ausgelieferter Einschreiben lagen aber oft Wochen, teils Monate zwischen Absende- und Nachforschungsdatum.

    Meine Frage ist daher: Wie sollte eine Transitpoststelle herausfinden, welche Sendung vor 3 oder 4 Monaten eingeschrieben zu ihr gelangt und dann weitergesandt worden war. Wenn mir dann meine zukartierende Poststelle keine Nummer benennen konnte, nach der ich suchen konnte, und ich wiederum meiner nachfolgenden Poststelle keine Nummer mitteilen konnte, wie sollte dann dieser eine Brief aus den Tausenden herausgefunden werden können?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • balf_de
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    • 11. April 2010 um 20:06
    • #17

    Hallo zusammen !

    Ich denke, hzu dem Einschreiben-Thema - mit oder ohne Auflieferung in einer Postablage - müssen wir Expertenmeinungen einholen. Ich bin mir sicher, das wird uns in nächster Zeit gelingen, zumal nicht nur ich das Thema gespeichert habe.

    Zurück zu den Postablagen: darf ich ganz zaghaft daran erinnern, dass ich gerne auch andere - nicht aus Heidelberg - kennen lernen möchte? Inzwischen verstehe ich mich hier etwas als "Bremser", der den Zug "Potablagen" anzuhalten versucht, damit noch jemand aufspringen kann, bevor er im Nirwana des Forums verschwindet.
    Deshalb schnell noch einen aus meiner Heidelberg-Sammlung:

    Ein später Briefumschlag U12 vom 23. April 187? nach Karlsruhe aus der Postablage Heidelberg-Wieblingen.

    Viele Grüße
    balf_de

    Einmal editiert, zuletzt von balf_de (11. April 2010 um 20:07)

  • balf_de
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    • 13. April 2010 um 16:06
    • #18

    Hallo zusammen !

    Ganz am Ende sind wir noch nicht mit den Heidelberger Postablagen:
    Ins hessische Taxis-Gebiet ging ein Brief aus der Postablage St. Ilgen im Juni 1864. Dillenburg ist zwischen 10 und 20 Meilen entfernt; demnach betrug das Porto 6 Kr. - portorichtig mit einem Paar Nr. 18.

    Auch hier "korrigierte" der Postbeamte in Heidelberg seinen Kollegen in St. Ilgen, der den Postablagestempel nicht als Entwerter sondern als Nebenstempel hätte abschlagen sollen, da der Brief nicht im Bereich der Heidelberger Landpost blieb. Der Nummernstempel 57 wurde zusätzlich abgeschlagen.

    Viele Grüße
    balf_de

  • balf_de
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    • 15. April 2010 um 14:40
    • #19

    Hallo zusammen !

    Einen frühen Postablagestempel kann ich noch zeigen:

    Im März 1864 ging ein Brief aus der Heidelberger Postablage St. Ilgen nach (Bad) Langenbrücken. Offenbar war der Posthalter in St. Ilgen so stolz auf seinen neuen Stempel, dass er ihn gleich doppelt abschlug. Oder er kannte die Vorschriften nicht so genau – auf dem Wertstempel der Ganzsache hatte sein Stempel nichts zu suchen.

    Auffallend: der Briefumschlag verließ den Heidelberger Landpostbereich und ging zur Postexpedition Langenbrücken. Korrekt wäre demnach gewesen, ihn zunächst zum Postamt Heidelberg zu bringen und von dort aus – sicher per Bahnpost - weiter zu befördern. In Heidelberg hätte er auch den Durchgangsstempel der Postexpedition erhalten – im Jahr 1864 vermutlich noch den Nummernstempel 57.

    Dass dieser Stempel fehlt, erkläre ich mir dadurch, dass man bei der Landpost auch pragmatische Entscheidungen traf. In einem anderen Beitrag habe ich eine ähnliche Beförderung gezeigt; auch in der Literatur werden solche Fälle beschrieben. Der Ort St. Ilgen liegt zwischen Leimen und Sandhausen an der Bahnlinie Heidelberg-Basel. Da auch der Ort Langenbrücken etwas weiter südlich an der gleichen Bahnlinie liegt, lag es sicher nahe, dass der Landbriefträger den Brief direkt zur Bahn brachte - und zwar ohne den zeitraubenden Umweg über Heidelberg. Der Briefumschlag (U9) erreichte die Postexpedition Langenbrücken noch am gleichen Tag.

    Viele Grüße
    balf_de

  • Wolffi 14. September 2021 um 09:00

    Hat den Titel des Themas von „Postablagestampel (nicht nur aus Bayern)“ zu „Postablagestempel (nicht nur aus Bayern)“ geändert.
  • Wolffi 14. September 2021 um 09:01

    Hat das Thema aus dem Forum Altdeutschland nach Stempelanalytik verschoben.

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