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Druck der bayerischen Quadratausgaben

  • mikrokern
  • 9. Januar 2010 um 18:08
  • mikrokern
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    13. Juli 1962 (63)
    • 9. Januar 2010 um 18:08
    • #1

    Hallo,

    schlage vor, die Beiträge zur Herstellung und Druckplattenzusammenfassung der Druckstöckel der bayerischen Quadratausgaben in einem eigenen thread zu diskutieren. posts gibt es ja bereits hier

    Konkret würden mich Meinungen/Hypothesen - noch besser Fakten - zum "Aufbau" eines Druckstöckels interessieren, also der Zusammenstellung von geprägtem (druckendem) Messingplättchen, dessen Schriftmetallhinterguss und evtl. weiterer Metallunterlage.
    Nehmen wir exemplarisch mal die MiNr 2, 3 Kr. blau.
    Zeige im Anhang einen Ausschnitt aus einem Halbbogen der MiNr 2 Pl. 5, wie er anlässlich der 4. Boker-Auktion 1986 in Wiesbaden versteigert wurde. Man sieht sehr schön die Verkantung der Stöckel, die alle etwas nach rechts gekippt erscheinen und deshalb in ihrer Oberkante keine gerade durchgehende Linie aufweisen.
    Wenn ein Druckstöckel nur aus Messingplättchen und einem einige mm hohen Schriftnetallunterbau bestand, wie sollten diese Stöckel dann alle verkantet zusammengesetzt werden können? Oder waren diese "kleinen Quader" jeweils nochmals auf einem höheren Metallblock aufgelötet, möglicherweise mit einer etwas grösseren Höhe und Breite, was dann auch den Stöckelabstand erklären würde (eine zu den Kanten nicht exakt parallel ausgerichtete Applikation der kleinen Quader auf diese Metallblöcke könnte dann auch die schräge versatzartige Druckwiedergabe erklären).
    Und noch etwas: wie erklären sich die z.T. deutlich unterschiedlich dicken äusseren Einfassungslinien bei Marken der 4. und 5. Platte? Wenn die Matrize, über die die Stöckel angefertigt wurden, eine prägende Aussenkante zur Begrenzung der druckenden äusseren Einfassungslinien hatte, müssten eigentlich alle blauen Einfassungslinien der Druckerzeugnisse gleichdick sein, da man wohl annehmen kann, dass die Einprägungen in der Matrize geometrisch exakt waren.
    Daher erscheint mir wahrscheinlicher, dass die dünnen weissen Einfassungslinien vor (innerhalb) der blau gedruckten Aussenlinien das am weitesten aussen liegende prägende Detail der Matrize gewesen sein muss, und somit die dickeren blauen Aussenlinien der Druckstöckel keine noch weiter aussen liegende Begrenzung mehr hatten und daher unterschiedlich dick ausfallen konnten.
    Alles hypothetisch, daher bitte ich um eure Meinungen!

    Bilder

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    Gruss

    µkern

  • Luitpold
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    • 9. Januar 2010 um 19:55
    • #2

    Hi mikrokern,

    herzlichen Dank für die Eröffnung dieses Themas.

    @Alle:
    Bei SEM steht zu lesen - Zitat: "Schnittlinien: Zwischen die Druckstöckel u.a. der Quadratausgaben setze man Metall-Leisten ein, die zum Druck von Schnittlinien in Markenfarbe führten. Teils nahmen die Leisten die Druckfarbe nicht an, weswegen Blindprägungen vorkommen. Durch Höherrutschen nicht druckende Linien sind ebenfalls bekannt. Wegen der hohen Kräfte, die bei Einspannung der Stöckel in die Druckplatte- bzw. beim Markendruck selbst auftraten, sind auch verformte Schnittlinien zu beobachten.- Zitat Ende.

    Deine Abbildung zeigt diese Druckbesonderheiten - 2. senkrechte Reihe oben Zwischenlinie fehlt (sogenannter Bayernbruch?) und linke Ecke.

    Offenbar hat allerdings noch keiner die Frage gestellt, warum die Leisen keine Farbe annahmen. Bei Bayernbruch würde ja die Leiste hauch-mm-höher stehen, und durch den Pressdruck stärker in das Papier gedrückt werden, was dieses "brechen" lies?

    Allein an diesem Beispiel sieht der geneigte Leser, dass dieses Thema schon lange überfällig ist. Allerdings habe ich keine Hoffnung auf Aufklärung, da wir alle keine mit archiv-wissenschaftlicher Arbeit vertraute Druckfachleute sind. Jedoch sind wir noch nicht so vertrocknet, dass wir nicht immer die ach so wichtige jahrzehntealte Fachliteratur hinterfragen.

    Luitpold


    PS
    Die abgeschrägten Ecken - sogenannte "Austauschstöckel" - gehören gleich mit zu der von mikrokern aufgeworfenen Theorie. Wo ist doch gleich das Hämmerchen ?(

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    2 Mal editiert, zuletzt von Luitpold (9. Januar 2010 um 19:58)

  • soaha
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    • 9. Januar 2010 um 21:46
    • #3

    Hallo,

    eine Frage.

    Wenn man Original Drückstöckel hätten und ND herstellen würden, wären dies Reproduktionen?

    MfG
    soaha

    Verstehen heißt verstehen wollen.

  • VorphilaBayern
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    • 9. Januar 2010 um 22:33
    • #4

    Hallo soaha,

    eine Reproduktion ist eine Kopie.

    Mit dem Original-Druckstöckel wurden 1961
    zur Ausstellung "Der Brief" in Nürnberg und
    zur IBRA '99, der Briefmarken-Weltausstellung
    in Nürnberg Neudrucke in limitierter Auflage
    gedruckt und zwar die 3 Kreuzer blau,
    "Platte 2".

    Diese beiden Neudrucke sind somit keine Reproduktionen.

    Beste Grüße,
    VorphilaBayern

  • bayes
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    • 10. Januar 2010 um 18:03
    • #5

    Hallo zusammen
    Ich freue mich, dass Ihr ein Thema aufgreift, von dem jeder glaubt, es sei längst aufgearbeitet. Fangen wir mal bei microkern an : Die (400) Druckstöckel wurden auf galvanischem Weg erzeugt. Das heisst, vom Stahl-Urstöckel wurden 400 (negative) GIPS-Abdrücke erzeugt. Diese hat man mit Graphit bestäubt und in einem Kupfervitriolbad am Minuspol einer Gleichspannung aungeschlossen, dann wandert das Kupfer von der am Plus-Pol hängenden Kupferplatte auf das Gipsstereo. Dieses Kupferbild wurde dann abgezgen und mit Blei ( Letternmetall ?? ) hintergossen. Es war sicher kein Messing-Relief.
    Die grosse Frage ist jetzt : Wie ging es weiter ? Die einzelnen Druckstöckel kamen in einen Holzkasten mit flachen Rändern. Die senkrechten Markenreihen wurden durch einen durchgehenden, dünnen Metallstreifen getrennt, während man waagrecht kurze Metallstreifen einsetzte, die sich leicht verformten. Die äussere Randleiste bestand aus dickeren Leisten. Vermutlich war die Druckebene für die Marken-Stöckel und die Trennstreifen nicht immer die gleiche. Gehen wir mal von immer gleichen Trennstreifen aus- waren die Markenstöckel etwas dicker, rutschten die Streifen nach unten und druckten nicht. Im Gegensatz dazu - waren sie über der Markendruckebene, dann konnten sie leicht verbogen werden. Ich habe im Anhang einen Druckbogen, bei dem fast gar keine Trennlinien sichtbar sind.
    Viele Grüsse an alle von bayes

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  • mikrokern
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    • 10. Januar 2010 um 18:35
    • #6

    Hallo bayes,

    vielen Dank für den Beitrag.
    Woher stammt die Aussage über die galvanische Herstellung der Druckstöckel? Habe meine "Weisheiten" über die geprägten Messingplättchen von Sem sowie Doberer ("Rauten und gekrönte Löwen"), die das so beschreiben.

    Gruss

    µkern

  • bayes
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    • 10. Januar 2010 um 22:30
    • #7

    Hallo Microkern
    Sesar und Bungerz nennen für die erste Auflage Kupfer-Galvanos. Brunner spricht auf Seite 21 von einem Auftrag der Postverwaltung vom vom 8.2.1850, eine Patritze herzustellen und davon " Messingplättchen zum hintergiessen mit Blei " herzustellen. Meine Aussage fusst auf der Forschung an der # 1, ( Helbig/Vogel ), nach der die reinen Bleiplatten ( Auflage 1) durch eine 2. Auflage mir Galvanoplatte ersetzt wurde. Wegen dieser Aussagen glaube ich, dass die Nummern 1 II, 2 I , 4 I, mit galvanisierten Klischees und die folgenden Auflagen ab 1850 mit Messingklischees gedruckt wurden. Das sagt auch Sem (1- Aufl.8 Seite 52.)
    Auf jeden Fall ist ist es toll, dass Ihr Dinge zur Diskussion stellt, die eigentlich jeder für erledigt hält.
    Viele Grüsse von bayes

    ( Ein Beispiel, das zwar nicht hierher gehört, aber die Situation gut beschreibt:: bei Michel steht bei den NR. 22 bis 53 Zähnung K 11 1/2.
    Das wäre eine KAMM-zähnung. Wie wir alle wissen, war es aber bis 1888 eine KASTENzähnug . Diese Fehlinformation feiert bald 100.en Geburstag. )

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  • mikrokern
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    • 11. Januar 2010 um 07:38
    • #8
    Zitat

    Original von bayes
    ...
    Wegen dieser Aussagen glaube ich, dass die Nummern 1 II, 2 I , 4 I, mit galvanisierten Klischees und die folgenden Auflagen ab 1850 mit Messingklischees gedruckt wurden. Das sagt auch Sem (1- Aufl.8 Seite 52.)

    Hallo bayes,

    aber genau das meine ich doch auch!
    Habe mich nicht über den Druck der Erstauflage von 1849 ausgelassen, sondern auf die Majorität der Quadratmarken bezogen, wie sie von 1850 bis 1862 gedruckt wurden (die Abbildung im ersten posting zeigt ja auch eine MiNr 2, Pl. 5).
    Und da ist in der Literatur - auch im von Dir zitierten Sem - die Rede von "geprägten Messingplättchen".

    Gruss

    µkern

  • soaha
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    • 11. Januar 2010 um 21:38
    • #9

    Hallo VorphilaBayern,

    danke für die Info.

    Leider kann ich in diese Problematik, im moment zu mindestens nicht mit einsteigen, da um ehrlich zu sein, ich noch keine bewuste Erkenntnis dessen erlangt habe.

    MfG
    soaha

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  • bayes
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    • 11. Januar 2010 um 22:28
    • #10

    Hallo Sammlerfreunde
    zu dem Thema Neudruck der 3-Kreuzer-Marke hat Altmeister Doberer in dem Taschenbuch " Philatelie für Kenner" auf 3 Seiten interessantes geschrieben. Wenn gewünscht, scanne ich das Zeug ein und stelle es ins Forum.
    MfG Bayes

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  • mr920
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    • 12. Januar 2010 um 01:39
    • #11

    Hallo Bayes,
    Das würde ich an deiner Stelle nicht tun. Denk an das Copyright! Urheberrechtsverletzung!

  • bayes
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    • 12. Januar 2010 um 08:58
    • #12

    an mr920

    Danke für den Tip !!!

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  • mikrokern
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    • 12. Januar 2010 um 17:11
    • #13
    Zitat

    Original von VorphilaBayern
    Hallo soaha,

    eine Reproduktion ist eine Kopie.

    Mit dem Original-Druckstöckel wurden 1961
    zur Ausstellung "Der Brief" in Nürnberg und
    zur IBRA '99, der Briefmarken-Weltausstellung
    in Nürnberg Neudrucke in limitierter Auflage
    gedruckt und zwar die 3 Kreuzer blau,
    "Platte 2".

    Diese beiden Neudrucke sind somit keine Reproduktionen.

    Beste Grüße,
    VorphilaBayern

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    Hallo,

    der Vollständigkeit halber hier ein scan des besagten Neudruckes von 1961.

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    Gruss

    µkern

  • mikrokern
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    • 7. Februar 2010 um 11:09
    • #14

    Hallo,

    möchte hier mal meine Ansichten zum Druck der bayrischen Quadratausgaben am Beispiel der Mi.Nr. 2 etwas näher erläutern. Dies ist auch als Antwort zu Luitpolds posting im „3 Kreuzer blau“-thread gedacht, wobei ich denke, dass die Diskussion besser hierher passt.
    Wenn man mal die Erstausgabe von 1849/50 der 2I (Pl. 1), gedruckt von Schriftmetallstöckeln, ausser acht lässt, werden heute 4 Platten für insgesamt 10 Auflagen von über 70 Millionen Marken (nach Sem) über einen Zeitraum von ca. 10 Jahren unterschieden. Eine ungefähre zeitliche Einteilung der Verwendung der Platten sehe ich so:
    1850 – 54 (Pl. 2), 1854 – 56 (Pl. 3), 1856 – 58 (Pl. 4), 1858-62 (Pl. 5).
    Eine der kritischen Fragen von Luitpold betraf das Problem einer klaren zeitlichen Einordnung der Marken der verschiedenen Platten. Wie konnte es bereits 1856 Pl. 4, aber 1858 noch Pl. 3-Marken geben? Und warum findet man Exemplare, die vom Lebensende einer Druckplatte stammen, aber bessere Druckqualität aufweisen als früher gedruckte?
    Wenn man mal das sporadische Auftreten von „Liegenbleibern“ aussen vor lässt (habe einen Brief mit einem Exemplar der Pl. 2, verwendet in 1857), so spricht m.E. viel für die Hypothese, dass nicht nur von einer Plattenzusammenstellung (also 90 Stöckel) zu einem Zeitpunkt gedruckt wurde. Bei gemittelten 7 Millionen Marken pro Jahr und Auflage sind das über 75‘000 Bögen. Ob die bestellte Auflage innerhalb einiger weniger oder mehrerer Wochen gedruckt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Geht man – nur mal hypothetisch – von einem Monat Druckzeit für eine Auflage von 75000 Bögen aus, so wären das 2500 Bögen pro Tag.
    Jedenfalls darf man annehmen, dass aus Logistikgründen ein Druckauftrag für das Postministerium am Stück durchgezogen wurde, um den technischen Aufwand überschaubar und die Kosten in Grenzen zu halten. Die Umsetzung eines Auftrages, in kurzer Zeit eine grosse Bogenmenge zu drucken, muss für damalige Verhältnisse ein echter „challenge“ gewesen sein.
    Daher liegt es nahe, eine grössere Menge an Druckstöckeln für den Druck im Einsatz gehabt zu haben. Die Produktion von messinggeprägten Druckplättchen über eine Matrize war einfach, und es konnten jederzeit beliebig viele weitere (Ersatzstöckel) hergestellt werde. Lediglich der Verschleiss der „Mutter aller Stöckel“, i.e. Matrize, bedeutete das natürliche Ende einer Serie.
    Aus diesen Gründen halte ich es für wahrscheinlich, dass parallel mit (mindestens) 2 Platten zu 90 Druckstöckeln gearbeitet wurde, wobei gleichzeitig „frischere“ neben schon verschlisseneren Stöckeln zum Einsatz gekommen sein mögen. Nach Abarbeitung von 2 oder max. 3 Auflagen war auch die Matrize entsprechend beansprucht worden, dass diese ihrerseits überarbeitet werden musste. Das Ergebnis zeigt sich z.B. im Jahr 1854, als sehr detaillierte Druckerzeugnisse mit allen Feinheiten des Reliefs auftreten. Hierzu wird die Matrize überarbeitet worden sein, von der daraufhin wieder „schöner“ geprägte Stöckel gezogen wurden.
    Das Phänomen der an der unteren Schlinge offenen kleinen 3 im linken oberen Wertkästchen hatte ich ja schon mal irgendwo im „3 Kr. Blau“-thread angesprochen :

    Bei der Klischierung von der Matrize hat diese (relativ früh) Schaden genommen, sodass die untn offene 3 bei den Druckstöckeln entstand. Auch die folgenden Auffrischungen/Überarbeitungen der Matrize haben den Schaden nicht beheben können, da auch die zuvor angesprochenen „schönen“ Exemplare der 1854-Auflage diesen Fehler aufweisen. Und auch Marken der als Platte 3 bezeichneten Auflage(n) bis 1856, deren Stöckel sich lediglich durch spitze, nicht mehr abgefeilte Ecken von den vorherigen Pl.2-Stöckeln unterscheiden, tragen dieses Merkmal.
    Erst ab 1856 findet man Marken mit unten geschlossenen Eckquadrat-Dreiern, die von einer offensichtlich neuen Matrize stammen. Daher erscheint mir der Unterschied innerhalb dieser immer noch Pl. 3 genannten Serie grösser als der vom Wechsel der runden zu den spitzen Ecken, ansonsten aber nicht veränderten Details der Zeichnung. Für mich unterscheide ich daher nach Pl. 2a (runde Ecken), Pl. 2b (spitze Ecken) und Pl. 3 (spitze Ecken, aber unten geschlossenen Dreier).
    Und damit zurück zu den beiden Fragen von Luitpold:
    Der Grund für die eben nicht stetig nachlassende Druckqualität innerhalb „einer Platte“ liegt m.E. an den permanent vorgenommenen „Auffrischungen“ einzelner Stöckel sowie der Matrize an sich, sodass z.B. Exemplare mit deutlicher Detailzeichnung am Ende der Druckzeit von Pl. 3 zu finden sind, wohingegen an ihrem Anfang ältere Pl. 2-Stöckel mit nicht mehr abgerundeten Ecken zur Verwendung kamen.
    Und die Sache mit der Pl. 4 aus dem Jahr 1856 erkläre ich mir so, dass aufgrund der parallelen Verwendung von mindestens zwei Platten im gleichen Zeitraum sowohl (noch) Stöckel der Pl. 3, wie auch schon solche der neuen Pl. 4 im Einsatz waren.
    Dass die Platte 4 (nach der Erstauflage der Pl. 2 im Jahr 1850) die einzige wirkliche neue Platte von einer eigens neu hergestellten Matrize ist, erkennt man auch an der völlig neuen, überaus detailgetreuen Zeichnung der Ornamente, ohne der ominösen Fleck und mit schön ausgeprägter Raute links unten. Alle anderen „Platten“ (3, 5) betrachte ich als „degenerierte“ Nachfolger ihrer Originale aus den Jahren 1850 (Pl. 2) bzw. 1856 (Pl. 4), die fortlaufenden verschleiss- und Auffrischungsveränderungen unterworfen waren, letztendlich aber auf die jeweils selben Matrizen zurückzuführen sind.
    Abschliessend gebe ich zu bedenken, dass die vorgenannten Überlegungen meine private Meinung wiedergeben, mithin Hypothesen sind, da leider Originalliteratur sowie Primärquellen fehlen.

    Gruss

    µkern

  • Luitpold
    erfahrenes Mitglied
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    • 7. Februar 2010 um 12:49
    • #15
    Zitat

    Original von mikrokern
    Daher liegt es nahe, eine grössere Menge an Druckstöckeln für den Druck im Einsatz gehabt zu haben. Die Produktion von messinggeprägten Druckplättchen über eine Matrize war einfach, und es konnten jederzeit beliebig viele weitere (Ersatzstöckel) hergestellt werde. Lediglich der Verschleiss der „Mutter aller Stöckel“, i.e. Matrize, bedeutete das natürliche Ende einer Serie.


    Hallo mikrokern,

    gleich vorab ein herzliches Dankeschön für die mutige Offenheit, hier Deine Meinung kund zu tun. Deinen Beitrag muss ich noch mehrmals lesen und mit meinen wenigen Belegen vergleichen, damit ich das dann auch verstehe und wie wir heutzutage sagen, nachvollziehen kann.

    Sei deshalb nicht enttäuscht, wenn ich mich dazu also erstmal nicht äußere.

    Doch zu Deiner Aussage - siehe Zitat - möchte ich aus dem Archiv für Postgeschichte in Bayern Nr. 1/56 S. 10 zitieren:

    Die Stereotypie
    Geschieht beim Hochdruck der Postwertzeichendruck nicht direkt, sondern mittels einer über eine Matrize gewonnenen Druckstockes, so spricht man von Stereotypie.
    Wird das Urstöckel, als Patrize, in eine weiche Masse z.b. Gips, Wachs, Blei eingedrückt, so entsteht ein negativer Abdruck, Matrize genannt.”

    Galvanoplastik
    In ein galvanisches Kupferbad hängt man die aus Wachs oder Metall bestehende Matrize, welche durch Prägung oder Guss gewonnen wurde und die mit Graphit überpinselt, leitend gemacht wird. Durch Kupferniederschlag bildet sich eine Kupferhaut (Galvanos - Klischee), von der man dann die Matrize löste, nachdem man die Kupferhaut mit Blei ausgegossen hatte. ....
    Stereos und Galvanos werden entweder auf Holz oder Blei montiert und so zu der gewünschten Druckform zusammengestellt.”
    ----------------------------------------------------

    Wenn also für die Ziffernausgabe ab 1850 die Druckformen mittels Galvanoplastik angefertigt wurden so stellt sich mir die Frage:
    Warum hat man die Matrizen überarbeitet und nicht einfach neue verwendet?

    Denn die Galvanos konnten doch ohne große Verschleißeinwirkung auf die Matrizen und in großer Stückzahl angefertigt werden? Oder war das Ablösen der Galvanos von der Matrize nicht ohne Beschädigung der Matrizen möglich?

    Leider ist in dem erwähnten Beitrag keine Antwort darauf zu finden.

    Beste Grüße
    Luitpold


    PS

    Der Verfasser des Beitrages "Der Druck der Bayrischen Postwertzeichen" - Julius Sesar, München gitbt als Schrifttum auch an:

    F. Pfenninger - Rundbrief 3/April 1952 der Arbeitsgemeinschaft I/6 Bayern im Bund deutscher Philatelisten.
    Wer hat in seinem Archiv dieses Heft? Darin soll Herr Pfenninger zur Herstellung der 3 Kr. blau einen Beitrag verfasst haben.

    2 Mal editiert, zuletzt von Luitpold (7. Februar 2010 um 12:58)

  • mikrokern
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    • 7. Februar 2010 um 16:01
    • #16
    Zitat

    Original von Luitpold

    Die Stereotypie
    Geschieht beim Hochdruck der Postwertzeichendruck nicht direkt, sondern mittels einer über eine Matrize gewonnenen Druckstockes, so spricht man von Stereotypie.
    Wird das Urstöckel, als Patrize, in eine weiche Masse z.b. Gips, Wachs, Blei eingedrückt, so entsteht ein negativer Abdruck, Matrize genannt.”

    Galvanoplastik
    In ein galvanisches Kupferbad hängt man die aus Wachs oder Metall bestehende Matrize, welche durch Prägung oder Guss gewonnen wurde und die mit Graphit überpinselt, leitend gemacht wird. Durch Kupferniederschlag bildet sich eine Kupferhaut (Galvanos - Klischee), von der man dann die Matrize löste, nachdem man die Kupferhaut mit Blei ausgegossen hatte. ....
    Stereos und Galvanos werden entweder auf Holz oder Blei montiert und so zu der gewünschten Druckform zusammengestellt.”
    ----------------------------------------------------

    Wenn also für die Ziffernausgabe ab 1850 die Druckformen mittels Galvanoplastik angefertigt wurden so stellt sich mir die Frage:
    Warum hat man die Matrizen überarbeitet und nicht einfach neue verwendet?

    ...

    Alles anzeigen

    Lieber Luitpold,

    wie bei Doberer und Sem zu lesen, wurden die Druckstöckel eben nicht auf galvanischem Wege hergestellt, sondern mittels Prägung von Messingplättchen. Meiner Meinung nach wollte man für das wiederholte Herstellen (i.e. mechanisches Prägen mit hohem Pressdruck!) neuer Druckstöckel eben nicht immer wieder neue Matrizen vom Stahlstempel abnehmen, sondern versuchte, um diesen zu schonen, die Arbeitsmatrize solange zu überarbeiten, bis sie wirklich unbrauchbar war. Erst danach wurde eine neue Matrize hergestellt (z.B. für die Pl. 4).
    Eine galvanische Stöckelherstellung wäre sicherlich matrizenschonend gewesen, da stimme ich Dir absolut zu.

    Gruss

    µkern

  • bayern klassisch
    Gast
    • 7. Februar 2010 um 16:54
    • #17

    Liebe Sammlerfreunde,

    ich denke auch, dass es sich so verhielt, wie es mikrokern schreibt.

    Noch etwas zu der 9II - ich halte es für keinen großen Zufall, dass ausgerechnet 1865 die ersten sog. 8II und 9II nachgewiesen werden konnten.

    Es gibt bei beiden Marken welche mit einer, zwei, drei und vier runden Ecken.

    An die Stöckeltheorie der 8II glaubt der ein oder andere, ich nicht.

    Ein Beweis hierfür wäre das Vorkommen eines Stöckels in rosaner und gelber Version. Dies ist bisher nicht bewiesen worden, weil es nicht so war. Die 8II ist für mich eine Mär. Das schlecht gemachte Heftchen eines dilettierenden Möchtegern - Forschers, der noch nie gewußt hat, wovon er schrieb, ändert hieran nichts. :D

    Da sich bei Bayern Mären lange halten, dürfte sie so schnell nicht aus den Katalogen verschwinden.

    Die 9II (ich erspare mir hier die permanenten Anführungszeichen) von mikrokern ist auf Brief fast so selten wie eine 8II. Halbierte man die Preise, die für schöne 8II auf Brief gezahlt werden, für Briefe der 9II, so kann jeder von uns mikrokern nur herzlich gratulieren, denn es wird für ihn bereits im Januar das Schnäppchen des Jahres gewesen sein. :)

    Falls ich zu sehr off topic argumentiert haben sollte, bitte ich um Verschiebung in einen passenderen Thread.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • mikrokern
    erfahrenes Mitglied
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    Geburtstag
    13. Juli 1962 (63)
    • 7. Februar 2010 um 17:10
    • #18

    Hallo bayern klassisch,

    vielen Dank für Zustimmung und Teilen der Freude über den erworbenen 9II-Brief... :)
    Dennoch habe ich, was Seltenheit der 9II betrifft, den Eindruck, dass die Marke vielleicht doch häufiger ist, als man annehmen mag. In den letzten Wochen wurden ja einige Exemplare im "3 Kr. rot"-thread gezeigt, und das dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein, da Kollege kreuzer das Phänomen ja erst kürzlich wirklich thematisiert hat:

    Zuvor dürften die wenigsten - ich auch nicht :ups: - darauf geachtet haben.
    Bin mal gespannt, wie's hier weitergeht...

    Gruss

    µkern

  • bayern klassisch
    Gast
    • 7. Februar 2010 um 17:22
    • #19

    Hallo mikrokern,

    sicher tauchen immer wieder mal ein paar auf - hier im Forum schauen ja fast 2 Dutzend Bayernsammler in ihre Alben, wenn so etwas thematisiert wird.

    Das ist nicht die Welt, aber unterschätzen sollte man das nicht.

    Wenn der Katalogwert erst einmal angepaßt wird, werden sicher noch mehr schauen, ob sie nicht so ein Rosinchen besitzen. Und der ein oder andere wird sicher ein Stück heraus kramen. auch sieht man die runden Ecken bei der dunkel gedruckten Marke besser, als bei der sehr hellen gelben.

    Trotzdem glaube ich, dass man als Spezialist nichts falsch macht, sich ein Stück wie deines hinzulegen - viele habe ich nicht in über 30 Jahren gesehen und einen fünfstelligen Erfahrungsschatz dürfte man mir schon zutrauen ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • kreuzer
    erfahrenes Mitglied
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    10. September 1983 (42)
    • 7. Februar 2010 um 17:31
    • #20

    Hallo zusammen!

    Halte die Ausführungen, die mikrokern zum Druck der Quadratausgaben gemacht hat ebenfalls für sehr plausibel.

    Auch von meiner Seite kurz zur "9 II": Bin auch mal gespannt, was da noch auftaucht. Denke aber, dass die Tatsache, dass in letzter Zeit so "viele" (wir sind noch im einstelligen Bereich) aufgetaucht sind gerade daran liegt, dass bislang kaum jemand darauf geachtet hat und man deshalb auch noch welche entdecken kann. Ich beschäftige mich ja jetzt doch schon ein paar Monate mit dem Thema und kann berichten, dass man durchschnittlich schon ein paar tausend Nr. 9 durchsuchen muss, um eine "9 II" zu entdecken.

    Viele Grüße

    kreuzer

    Einmal editiert, zuletzt von kreuzer (7. Februar 2010 um 17:34)

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